Krimifestival Bremen: „Strandläufer“ am Tatort

by Zeichensetzerin Alexa

Bre­men – Ges­tern hat der Eröff­nungs­abend der 17. „Prime Time – Crime Time“ in der Stadt­bi­blio­thek Bre­men statt­ge­fun­den. Am Tat­ort konnte man Autorin Gisa Pauly mit ihrem Krimi „Strand­läu­fer“ vor­fin­den. Ver­dacht: Kunst­raub! Bücher­städ­te­rin Alexa hat für euch ermittelt.

Als ich den Tat­ort errei­che, glaube ich, bereits zu spät zu sein. Der Raum ist gefüllt mit Men­schen, viele sit­zen, einige lau­fen durch den Raum, schauen sich die­sen näher an. Eine junge Frau hat ihre rie­sige Kamera gezückt und macht Fotos von Gisa Pauly. Blitz­licht fun­kelt im schwach beleuch­te­ten Raum, dann wird die Kamera bei­seite gelegt. Die Anwe­sen­den unter­hal­ten sich ange­regt, bis Kom­mis­sa­rin Alexa Stein das Wort ergreift und anmerkt, das Ver­hör könne begin­nen. Abrupt wird es still im Raum. Ich nehme Stift und Papier zur Hand, um mir Noti­zen zu machen. Schließ­lich brau­che ich Informationen.

„Sie schrei­ben nicht nur Bücher, son­dern auch Arti­kel und Kurz­ge­schich­ten. Außer­dem sind sie für Hör- und Rund­funk tätig…“, beginnt Stein. Pauly stimmt ihr zu. Sie scheint das Ver­hör nicht ernst zu neh­men. Sie lächelt fröh­lich und ant­wor­tet mit leb­haf­ter Stimme, dass ihr die Abwechs­lung beim Schrei­ben gefalle. Dabei sei ihr die Recher­che wich­tig, alles müsse stim­men. Und dafür würde sie auch an den Ort des Gesche­hens fah­ren. Für ihren aktu­el­len Roman war sie auf Sylt, für den kom­men­den, der im April 2015 erschei­nen soll, hat sie eine Kreuz­fahrt gemacht. Am Anfang über­legt sie sich ihre Prot­ago­nis­ten, dann ent­steht die Geschichte. „Wäh­rend des Schrei­bens kom­men Fra­gen auf“, gibt Pauly zu. Und da sei es ihre Auf­gabe, Ant­wor­ten zu fin­den, damit am Ende alles rund sei. Manch­mal wür­den Ideen ein­fach im All­tag kom­men, beim Bügeln zum Bei­spiel, aber nicht alle seien umsetz­bar, sagt die Autorin. Die Idee mit dem „Kunst­raub“ fand sie eines Tages in ihrer „Ideen­kiste“ und setzte sie bald in die Tat um.

Kunst­raub also! Aber: fal­scher Alarm. Schon bald wird auf­ge­klärt, dass der Kunst­raub nur in ihrem Roman statt­ge­fun­den hat. Ich atme erleich­tert auf, mache mir wei­ter Noti­zen und lau­sche der Geschichte, die Pauly nun vor­liest. Ihre Stimme füllt den gesam­ten Raum, fes­selt die Zuhö­rer an ihre Stühle. Span­nend wird aus der Vogel­per­spek­tive, der des Strand­läu­fers, erzählt, dann eine Text­stelle, in der die Anwe­sen­den mehr über die Haupt­prot­ago­nis­ten erfah­ren und schließ­lich eine Pas­sage über einen Strip­per. Letz­tere bringt das Publi­kum so man­ches Mal zum Lachen und bil­det einen wun­der­vol­len Abschluss ihrer Lesung.

Aber nicht immer ist Gisa Pauly Autorin gewe­sen. Kom­mis­sa­rin Alexa Stein hakt etwas nach und fin­det her­aus, dass Pauly vor­her Leh­re­rin gewe­sen ist. Mit ihrem ers­ten Buch „Mir langt‘s! Eine Leh­re­rin steigt aus“ hat sie sich von ihrem Beruf ver­ab­schie­det. Auch wenn sie anfangs dachte, ihr würde der soziale Kon­takt feh­len, bereut sie es nicht. „Was ist die Schwie­rig­keit im Beruf eines Autors?“, fragt Stein wei­ter. „Das Allein­sein“, ant­wor­tet Pauly. Immer­hin säße sie viele Stun­den täg­lich am PC und würde schrei­ben. „Und was ist das Posi­tive an Ihrem Beruf?“ „Das Schrei­ben selbst.“ Pauly beschreibt ihren All­tag: Sie ist Früh­auf­ste­he­rin und beginnt ihre Arbeit bereits beim Früh­stück. Wäh­rend sie Müsli isst, kor­ri­giert sie ihre Texte. Anschlie­ßend geht sie in ihr Arbeits­zim­mer, um dort an ihrem Roman wei­ter­zu­schrei­ben. Da ihr das lange Sit­zen nicht gefällt, hat sie im Raum auch einen Steh­pult ste­hen, an dem sie wei­ter­schrei­ben kann, und vor die­sem einen Step­per, auf dem sie sich hin und wie­der bewe­gen kann.

Auch wenn viele Fra­gen beant­wor­tet wur­den, kom­men sei­tens der Zuhö­rer wei­tere. Was sie denn der­zeit lese („Weit weg und ganz nah“ von Jojo Moyes), wonach sie ihre Lek­türe aus­su­che (Best­sel­ler­lis­ten – ein­fach aus dem Grund, um selbst her­aus­zu­fin­den, ob der Rang gerecht­fer­tigt sei) und ob sie vom Schrei­ben leben könne. Letz­te­res Thema löst eine kleine Dis­kus­sion aus. Dabei wird auf die Bezah­lung der Autoren und den Unter­schied zwi­schen Buch und E‑Buch ein­ge­gan­gen, sowie auf das Urhe­ber­recht. Viele Autoren kön­nen allein von ihren Büchern nicht leben, sagt Pauly. Nach eini­gen abschlie­ßen­den Wor­ten von Alexa Stein, wird der Tat­ort ver­las­sen. Ich schaue noch nach eini­gen Hin­wei­sen, muss jedoch fest­stel­len, dass alles „sau­ber“ ist. Und ich hatte gedacht, es han­dele sich hier um „Kunst­raub“ – was für ein mör­de­ri­scher Witz! Da ist die Eröff­nungs­le­sung des dies­jäh­ri­gen Kri­mi­fes­ti­vals unter dem Motto „tot­ge­lacht“ doch sehr gelungen.

Für die Ermitt­ler unter euch:
www​.prime​time​-crime​time​.de
Zum Buch „Strand­läu­fer“

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