Lass uns über Literatur nachdenken

by Bücherstadt Kurier

Tim Parks ist Schrift­stel­ler, Lite­ra­tur­kri­ti­ker, Über­set­zer und Uni­ver­si­täts-Dozent zugleich. Die Beschäf­ti­gung mit Lite­ra­tur und dem Lite­ra­tur­be­trieb ist für ihn also unum­gäng­lich. Einen Teil sei­ner Gedan­ken dazu steckt in den Essays, die in „Wor­über wir spre­chen, wenn wir über Bücher spre­chen“ gesam­melt sind. – Von Zei­len­schwim­me­rin Ronja

wenn-wir-ueber-buecher-sprechenDie Fra­gen und The­sen, auf die Tim Parks ver­sucht zu ant­wor­ten, sind viel­sei­tig. Von der simp­len Frage, ob Bücher immer zu Ende gele­sen wer­den müs­sen, über die Vor- und Nach­teil von inter­na­tio­na­len Prei­sen und Best­sel­lern oder unge­liebte Leser­fra­gen, bis hin zu den Unter­schie­den ver­schie­de­ner Län­der in ihrer Art zu übersetzen.
Die Essays sind mit einer durch­schnitt­li­chen Länge von sechs oder sie­ben Sei­ten auch mal gut zwi­schen­durch zu lesen, in Bus oder Bahn oder vor dem nächs­ten Semi­nar. Parks bringt seine Gedan­ken sehr ver­ständ­lich auf Papier, gern auch mit Bei­spie­len aus sei­nem eige­nen Schaf­fen als Autor/Kritiker/Übersetzer/Dozent. Dabei sind auch ein paar nette Anek­do­ten dabei, die den eher wis­sen­schaft­li­chen Ton etwas auflockern.

Ins­be­son­dere in Bezug auf die (ver­meint­li­che) Inter­na­tio­na­li­tät bezie­hungs­weise Uni­ver­sa­li­tät ein­zel­ner Texte oder Werke bringt Parks viele Kri­tik­punkte an. Gerade diese Essays, aber auch andere, sind aus lite­ra­tur­wis­sen­schaft­li­cher Per­spek­tive sehr inter­es­sant. Es ist den Tex­ten anzu­mer­ken, dass Parks sich nicht nur aus einer Rich­tung dem Thema nähert und das auch nicht erst seit gestern.
Neben der Behand­lung von eher wis­sen­schaft­li­chen Fra­gen bie­ten die Texte aber auch einen Ein­blick in die Abläufe des Lite­ra­tur­be­triebs. Ein Bei­spiel aus dem Essay „Ame­ri­ka­nisch spre­chen ler­nen“ über die ame­ri­ka­ni­sche Art zu übersetzen:

„In Deutsch­land zum Bei­spiel, wo etwa fünf­zig Pro­zent der Romane auf dem Markt aus einer Fremd­spra­che über­setzt wer­den, müs­sen Roman­ge­stal­ten von [Philip] Roth und [Jona­than] Fran­zen Ent­fer­nun­gen nicht in Kilo­me­tern aus­drü­cken. Umge­kehrt impor­tiert Ame­rika sehr wenig […] und was impor­tiert wird, wird ten­den­zi­ell mög­lichst kom­plett ame­ri­ka­ni­schen Wen­dun­gen und Schreib­wei­sen anverwandelt […].“

„Wor­über wir spre­chen, wenn wir über Bücher spre­chen“ behan­delt weni­ger die Frage, was Bücher sind, als viel­mehr ver­schie­dene Fra­gen oder Pro­bleme, die momen­tan in der lite­ra­ri­schen Welt auf­ge­wor­fen wer­den. Die Essays sind dabei sowohl für das pri­vate Inter­esse als auch die lite­ra­tur­wis­sen­schaft­li­che Arbeit gut zu verwenden.

Wor­über wir spre­chen, wenn wir über Bücher spre­chen. Tim Parks. Über­set­zung: Ulrike Becker & Ruth Keen. Antje Kunst­mann Ver­lag. 2016.

Mehr von Tim Parks gefäl­lig? Bücher­horte­rin Clau­dia hat die Tri­lo­gie rund um Mr. Duck­worth gele­sen. Wel­chen Ein­druck sie erhal­ten hat, kannst Du hier nachlesen:

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