Lyrik für – wen?

by Zeichensetzerin Alexa

„Knack­wurst und Rakete“ – was für ein wit­zi­ger Titel, dachte Zei­chen­set­ze­rin Alexa, als sie das Buch von Mathias Jeschke und Maja Bohn ent­deckte. Wit­zi­ger wurde der Inhalt aber nicht.

„Gedichte für Kin­der und alle, die es wer­den wol­len“ lau­tet der Unter­ti­tel des Buches. Haben wir die Phrase „und alle, die es wer­den wol­len“ nicht mitt­ler­weile zur Genüge gele­sen oder gehört? Es tut mir schon etwas leid, dass ich diese Kri­tik aus­ge­rech­net hier anbringe – was kann denn das Buch dafür, dass es mit einer Phrase geschmückt wird, die ich so laaaaa­ang­sam nicht mehr sehen kann? Betrach­tet diese Kri­tik also gerne als gene­relle Kri­tik und nicht zwin­gend an das Buch gebunden.

Es geht in „Knack­wurst und Rakete“ also um Gedichte. Und davon gibt es in die­sem Band sehr viele zu den unter­schied­lichs­ten The­men: Tiere, Gefühle, Gegen­stände, Essen, Jah­res­zei­ten; also alles, was Kin­der anspre­chen könnte, wie bei­spiels­weise die Him­beer­brause: „He, Leute, war­tet, ich sause / und hole euch Him­beer­brause. […]“ Oder Fuß­ball: „Er ist ein Spie­ler vom bay­ri­schen Land, / die Eltern haben ihn Tho­mas genannt. […]“

Gedichte wie diese las­sen sich leich­ter vor­le­sen, weil der Rhyth­mus schnell gefun­den ist. Andere hin­ge­gen lesen sich wie Sprü­che, kurze Gedan­ken­fet­zen oder erzäh­lende Geschich­ten. Hier und da gibt es Stol­per­fal­len, weil die Verse nicht der glei­chen Metrik fol­gen, unreine Reime ent­hal­ten oder plötz­lich gar keine. Teils wir­ken die Zei­len und Reime sehr gewollt kon­stru­iert. Ins­ge­samt also ein Kud­del­mud­del aus Text­chen, die wit­zig daher­kom­men sol­len? Wobei „wit­zig“ tat­säch­lich sub­jek­tiv ist – ich musste beim Lesen zwar immer mal wie­der schmun­zeln, aber keins der Gedichte hat mich wirk­lich zum Lachen gebracht.

Auch wenn mich die Gedichte nicht sehr ange­spro­chen haben – die Illus­tra­tio­nen von Maja Bohn umso mehr! Mal sind es kleine Bil­der, mal große, die über eine Dop­pel­seite gehen; aber stets sind sie dezent gesetzt, sodass aus­rei­chend (wei­ßer) Raum bleibt für den Text.

„Lieb­lings­ly­rik für die ganze Fami­lie“, wie es auf dem Buch­rü­cken heißt, trifft hier zwar nicht zu, aber Kin­der ab dem Grund­schul­al­ter könn­ten ihre Freude daran haben. Die vom Ver­lag emp­foh­lene Alters­an­gabe ab 4 Jah­ren kann ich nicht nach­voll­zie­hen: Weder mit der Spra­che bezie­hungs­weise Wort­wahl noch der Art, wie bestimmte Inhalte trans­por­tiert wer­den, kön­nen Kin­der in die­sem Alter etwas anfan­gen. Damit der Witz der Gedichte wir­ken kann, braucht es einen ande­ren Zugang, eine ein­fa­chere Spra­che und eine flie­ßende Klang­me­lo­die. Die Gedichte in die­sem Band for­dern nicht nur mehr Sprach­kennt­nis, son­dern rich­ten sich auch an Kin­der mit einem ande­ren Lebens­welt­be­zug – das Thema Schule ist nur ein Bei­spiel davon.

Knack­wurst und Rakete. Text: Mathias Jeschke. Illus­tra­tio­nen: Maja Bohn. FISCHER Sauer­län­der. 2021.

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