Marco Ansing

by Zeichensetzerin Alexa

Du sitzt da als Autor des Skrip­tes und denkst: wow! Was pas­siert hier? Wie spre­chen die Figu­ren? Alles wird plötz­lich lebendig.

Foto © Ste­fan Zim­mer­mann; marco​-ansing​.de *Klick*

Marco Ansing besuchte uns in der Bücher­stadt und erzählte Bücher­städ­te­rin Alexa von sei­nem aktu­el­len Pro­jekt „Die letzte Instanz“.

BK: Marco Ansing, bitte stelle dich kurz unse­ren Lesern vor.

MA: In ers­ter Linie bin ich Autor. Ich habe viele Kurz­ge­schich­ten geschrie­ben und rela­tiv viele Hör­spiel­skripte ange­fer­tigt. Das ist der Bereich aus dem ich komme. Ich bin immer wie­der zu erle­ben gewe­sen auf ver­schie­de­nen Lesun­gen, meis­tens was in Rich­tung Humor und Gru­sel, wobei Humor mein Haupt­au­gen­merk ist. Dann bin ich mehr oder min­der in den Steam­punk­be­reich hin­ein geplumpst, weil ich auf dem Aether­cir­cus – das ist ein Steam­punk­fes­ti­val – eine Lesung gehal­ten habe. Ich habe mich schon immer für Steam­punk bzw. für die Zeit von Jules Verne inter­es­siert, und nach der Lesung hat es mich so sehr gepackt, dass ich ange­fan­gen habe, in dem Bereich zu schrei­ben. Momen­tan arbeite ich auch an einem Steam­punk­ro­man, aber der hängt jetzt ein biss­chen wegen des aktu­el­len Pro­jekts hinterher.

BK: Neben dem Schrei­ben von Geschich­ten, pro­du­zierst du auch gerne Hör­spiele. Wie kamst du zu die­sem Hobby? 

MA: Also erst­mal bin ich ein ganz gro­ßer Hör­spiel­fan. Ich habe die drei Fra­ge­zei­chen gehört, John Sin­c­lair, als ich noch klein war Ben­ja­min Blüm­chen, Bibi Blocks­berg und natür­lich ganz viel von Astrid Lind­gren. Ich war also schon immer Hör­spiel­fan und hatte Lust, eigene Hör­spiele zu pro­du­zie­ren und mal sel­ber zu spre­chen. Und so kam ich auf das Hör­spiel­pro­jekt, eine Seite im Netz, wo jeder quasi mit­ma­chen kann. Dafür braucht man nur tech­ni­sche Geräte, wie z.B. ein gutes Mikro, und ein biss­chen schau­spie­le­ri­sches Talent. Dann habe ich selbst ange­fan­gen zu pro­du­zie­ren. Ich habe eine Serie „Dr. Ernst Gar­ner“ – das ist eine Mys­te­rie­se­rie, die wir tat­säch­lich erst ab 16 frei­ge­ge­ben haben, weil wir dabei an einem Hor­ror arbei­ten, der etwas gru­se­li­ger ist. Und irgend­wann habe ich dann gesagt: so, jetzt möchte ich mal was ande­res aus­pro­bie­ren, ich möchte ein Live-Hör­spiel auf die Bühne bekommen.

BK: Die Live-Hör­spiel­in­sze­nie­rung „Die letzte Instanz“ hast du zusam­men mit Kris­tina Loh­feldt geschrie­ben – wie seid ihr auf die Idee gekom­men und wie ver­lief die Zusammenarbeit?

MA: Wir haben uns ken­nen­ge­lernt und hat­ten Lust, zusam­men ein Pro­jekt zu machen. Dabei woll­ten wir unsere Fähig­kei­ten ein­set­zen. Kris­tina ist mit ihrem Roman „Too bad to be god“ auch sehr auf Humor gedrillt, hatte aber noch nie ein Hör­spiel­skript geschrie­ben. Da ich das gelernt hatte, schlug ich vor, es mit ihr zusam­men zu machen. Und sie hat ein rich­tig gutes Händ­chen für Dia­loge! Zusam­men woll­ten wir Figu­ren erschaf­fen, die ein biss­chen Tief­gang haben, und doch humor­voll sind. Wir woll­ten eine Geschichte mit Witz und doch ein Krimi, so etwas wie eine Mys­te­rie-Intrige. Die Geschichte sollte so gestal­tet sein, dass der Zuschauer sich fragt: spukt es auf die­sem Luft­schiff? Und jede Figur hat seine klei­nen Geheim­nisse, die nach und nach auf­ge­deckt wer­den – aber wenn ich jetzt noch wei­ter­erzähle, ver­rate ich ja die Geschichte, und das will ich ja gar nicht!
Dezem­ber 2012 haben Kris­tina und ich ange­fan­gen uns ein­mal die Woche zu tref­fen, saßen dann stun­den­lang am Skript, haben uns eine Geschichte über­legt und geschrie­ben. Unser Ziel war es, das Skript bis Ende des Jah­res fer­tig zu haben. Am Ende hat­ten wir ein Skript von 60 Sei­ten und ein Hör­spiel von einer Stunde Länge.
Dann habe ich noch meh­rere Song­texte geschrie­ben und min­des­tens einer wird von Dra­chen­flug gespielt. Er han­delt von der Liebe und wird aus der Sicht einer Spiel­uhr erzählt. Sie singt dann zum Bei­spiel: „Sei so zärt­lich, zieh mich auf.“
Kris­tina selbst spielt auch eine Figur: Elsa Stahl, eine etwas ältere Dame, die in der Frau­en­be­we­gung ist. Das ist jetzt wirk­lich Steam­punk. Zu der Zeit um 1900, und wir spie­len ja 1888, gab es noch gar keine Frau­en­be­we­gung, aber wir haben ein biss­chen geschum­melt in der His­to­rie und woll­ten es rein­brin­gen, weil die Rechte der Frauen eins der gro­ßen Pro­bleme die­ser Zeit war. Ich finde es inter­es­sant so ein Pro­blem zum Thema zu machen und es dann gleich ein biss­chen humor­voll anzupacken.

BK: Wie kann man sich die Arbeit an einem sol­chen Pro­jekt vor­stel­len? Wel­che Vor­be­rei­tun­gen müs­sen getrof­fen wer­den? Was muss beach­tet werden?

MA: Ich fange erst­mal mit den schö­nen Din­gen an: Schau­spie­ler, die du fin­dest und die Lust auf das Pro­jekt haben, jemand, der ein Art-Work macht, ein Orga­ni­sa­ti­ons­team, das dich unter­stützt. Und dann geht’s los: die erste Probe. Man trifft sich, das Skript ist geschrie­ben und dann merkst du, dass du noch Dinge im Skript ändern musst, weil die Schau­spie­ler sagen: meine Figur ist ganz komisch hier! Das kann doch nicht sein!
Deine Figur wird dann ganz anders inter­pre­tiert. Du sitzt da als Autor des Skrip­tes und denkst: wow! Was pas­siert hier? Wie spre­chen die Figu­ren? Alles wird plötz­lich leben­dig. Das ist ganz toll, aber man muss als Regis­seur auch immer ein biss­chen Druck machen und sagen, was noch nicht passt. Wir haben uns auch dar­auf geei­nigt, zwei kleine Auf­füh­run­gen zu ver­an­stal­ten, um auf uns auf­merk­sam zu machen und even­tu­ell bes­ser über Start­next unter­stützt zu wer­den, damit die Haupt­auf­füh­rung über­haupt statt­fin­den kann.
Der harte Teil an so einem Pro­jekt ist: du musst jeden Tag dran arbei­ten, Wer­bung machen, damit die Com­mu­nity merkt, was für ein tol­les Pro­jekt das ist. Ich bringe in die­ses Pro­jekt sehr viel Herz­blut, arbeite hart dran, damit es auch klappt. Wir dre­hen kurze Videos, pla­nen Aktio­nen, z.B. das Steam­punk­pick­nick im Stadt­park. Dort habe ich auch eine Lesung gehal­ten, Fra­gen beant­wor­tet und Flyer verteilt.

BK: Zu „Die letzte Instanz“ soll es auch Mini-Comics geben. Kannst du uns etwas dar­über erzäh­len? Wann sol­len die Comics erscheinen?

MA: Über Start­next wer­den die Comics finan­ziert – dort kann man sie bekom­men. Es gibt zudem einen Satz Comics, der Euch zur Ver­fü­gung gestellt wird.

BK: Wie kann man das Pro­jekt unterstützen?

MA: Man kann uns über Start­next (http://​www​.start​next​.de/​l​e​t​z​t​e​-​i​n​s​t​a​n​z​-​l​ive) unter­stüt­zen, indem man ver­schie­dene Ange­bote kauft, z.B. eine Ein­tritts­karte, ein Mini-Comic, eine Mini­rolle auf der Bühne. Soll­ten wir das Pro­jekt nicht finan­ziert bekom­men, wird es lei­der nicht statt­fin­den und alle, die uns über Start­next unter­stützt haben, bekom­men ihr Geld zurück.

BK: Wann und wo kön­nen wir die Live-Hör­spiel­in­sze­nie­rung sehen?

MA: Wenn das Pro­jekt finan­ziert wer­den kann, dann wird es im Thea­ter An der Marsch­ner­strasse, Marsch­ner­straße 46, 22081 Ham­burg, am Sams­tag, den 10. August, statt­fin­den. Um 20 Uhr geht’s los, aber Ein­lass ist schon um 18 Uhr. Dort wird es auch ver­schie­dene Stände geben, wo man sich über das Pro­jekt infor­mie­ren und mit uns ins Gespräch kom­men kann. Man kann sich etwas zu Essen und zu Trin­ken holen. In der Pause wer­den wir dann auch 10 Steam­Noir-Comics des Cross Cult-Ver­lags unter den Start­next-Leu­ten verlosen.

BK: Gibt es noch etwas, das du unse­ren Lesern mit­tei­len möchtest?

MA: Oh ja! Unter­stützt diese Aktion! Schaut Euch die Videos an, infor­miert Euch, teilt unser Pro­jekt und erzählt es wei­ter. Wenn Ihr Fra­gen habt, dann schreibt mir, ich bin auf jeden Fall zu erreichen.

BK: Abschlie­ßend unsere berühm­ten Bücher­stadt Kurier-Fra­gen: Wenn du ein Buch wärst, wel­ches wärst du?

MA: Ich wäre ein Buch von Michael Ende. Ent­we­der „Momo“ oder „Die unend­li­che Geschichte“, weil ich beide Bücher schon immer unheim­lich fas­zi­nie­rend fand. Michael Ende ist mein abso­lu­ter Lieb­lings­au­tor, der es geschafft hat, Gegen­wart und Fan­tasy zu ver­mi­schen, Pro­bleme, die Kin­der haben, mit phi­lo­so­phi­schen Fra­gen zu unter­mau­ern. Ich denke, ich würde auch eher „Momo“ neh­men, denn es han­delt von „Zeit nut­zen und neh­men“. Es zeigt dir, dass dein Leben nicht nur aus dem besteht, was die Gesell­schaft von dir for­dert. Man muss nicht immer arbei­ten, sollte die Zeit auch mal genie­ßen. Das hat mir „Momo“ bei­gebracht, wes­halb ich die­ses Buch auch liebe.

BK: Wel­che Frage hast du dir in einem Inter­view schon immer mal gewünscht? Wie würde die Ant­wort auf diese Frage lauten?

MA: Oh, schwie­rig… viel­leicht die hier: Marco, warum hast du Geschichte stu­diert? Und die Ant­wort wäre: Ich finde es span­nend, geschicht­li­che Hin­ter­gründe her­aus­zu­fin­den, nach­zu­for­schen und Ereig­nisse in einen Kon­text zu set­zen. Das Stu­dium hat mir gehol­fen, mei­nen Geschich­ten einen star­ken Hin­ter­grund zu geben, der Hand und Fuß hat.

Vie­len Dank für das nette Interview!

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