Schriftstellern sollte man aus dem Weg gehen

by Zeilenschwimmerin Ronja

„Diebe und Vam­pire“ erzählt die Geschichte einer Frau, die Schrift­stel­le­rin wer­den möchte, aber an ihrer Fähig­keit dazu zwei­felt. Auf der Suche nach sich selbst trifft sie in Mexiko „ihre Meis­te­rin“, eine erfolg­rei­che Schrift­stel­le­rin aus den USA. Die Wahl die­ses Vor­bilds macht Meis­te­rin und Schü­le­rin am Ende ähn­li­cher als beide gewollt hatten.

Mehr darf über den Inhalt gar nicht geschrie­ben wer­den, ohne zu viel zu ver­ra­ten. Der Roman ist schließ­lich nicht sehr lang. Allen, die sich durch den Titel viel­leicht abge­schreckt füh­len, sei jedoch gesagt: Es ist­we­der ein Krimi noch eine Fan­tasy-Geschichte mit blut­saugen­den Mons­tern – und auch keine Mischung aus bei­dem. Im Gegen­teil, es ist ein sehr rea­lis­ti­scher Roman.

Für Men­schen, die selbst gerne schrei­ben oder schrei­ben möch­ten, viel­leicht ein wenig zu rea­lis­tisch. Denn als ermu­ti­gend ist der Roman kaum zu bezeich­nen. Weder die Meis­te­rin noch ihre Schü­le­rin zeich­nen ein son­der­lich sym­pa­thi­sches Bild von Schrift­stel­lern und ihrem Leben. Am Ende hin­ter­lässt das Buch eine sehr melan­cho­li­sche, nach­denk­li­che Stim­mung und das dumpfe Gefühl der Unzu­frie­den­heit, als wäre man noch nicht rich­tig satt, aber auch nicht mehr hung­rig. Doris Dör­rie beweist mit die­sem Roman ihr gro­ßes Erzähl­ta­lent, denn sie schafft es den/die Leser/in in die Geschichte hin­ein­zu­zie­hen, obwohl man mit der Prot­ago­nis­tin nie wirk­lich warm wird. „Schrift­stel­lern sollte man aus dem Weg gehen. Sie sind Diebe und Vam­pire, alle­samt. Am Ende schreibt er nur noch über deine Verzweiflung.“

Zei­len­schwim­me­rin Ronja

Diebe und Vam­pire. Doris Dör­rie. Dio­ge­nes Ver­lag. 2015.

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