Schubjacks und Bagaluten auf der Spur

by Worteweberin Annika

Der Herbst hat in Som­merby Ein­zug gehal­ten und Mar­tha, Mikkel und Mats machen sich erneut auf in die Idylle an der Ost­see. Auch Worte­we­be­rin Annika ist „Zurück in Sommerby“.

Erst ist Mar­tha sich unsi­cher, ob man im Herbst Spaß bei Oma Inge auf dem Land haben kann oder sie die Herbst­fe­rien nicht doch lie­ber in der Sonne von Gomera ver­brin­gen soll­ten. Dann aber packen die drei Geschwis­ter ihre Gum­mi­stie­fel ein und star­ten in ein zwei­tes Aben­teuer in Som­merby. Wäh­rend Marthas größte Sorge anfangs nur der süße Enes ist, in den sie sich im Som­mer viel­leicht ein klei­nes biss­chen ver­liebt hat, ste­hen bald wei­tere Pro­bleme vor der Tür: Der Mak­ler, der Oma Inges Haus ver­kau­fen will, taucht wie­der auf, Mats beschließt aus­zu­rei­ßen und Mikkel ver­liert sein Herz an einen Hund. Noch dazu wird Oma Inge in ein paar Tagen 70 – ob noch recht­zei­tig Fei­er­laune aufkommt?

Gelun­gene Fortsetzung

Kirs­ten Boies „Zurück in Som­merby“ schließt an den ers­ten Teil „Ein Som­mer in Som­merby“ an. Der zweite Teil ver­strömt eine kusche­lige Herbst­at­mo­sphäre und macht Lust, beim Lesen selbst­ge­ba­cke­nen Pflau­men­ku­chen zu essen wie die Som­merby-Kin­der. Viele The­men wer­den auf­ge­grif­fen, die auch schon im ers­ten Teil ange­spro­chen wur­den: Der Kon­trast zwi­schen der Land­haus-Idylle, von der Groß­städ­ter träu­men, und Oma Inges ein­fa­chem Leben auf der Land­zunge fällt Mar­tha immer wie­der auf. An die Ferien fast ohne Inter­net und Han­dy­emp­fang hin­ge­gen hat sie sich schon gewöhnt und ihre Liebe für das Lesen – denn was sollte man sonst tun ohne Handy und Fern­se­her? – auch in der Zwi­schen­zeit wei­ter ausgebaut.

Immer wie­der wer­den außer­dem The­men wie Geschlech­ter­rol­len, Her­kunft und Armut ange­spro­chen. Die ver­schie­de­nen Per­spek­ti­ven der drei Kin­der lie­fern Denk­an­stöße und kon­tras­tie­ren teil­weise mit­ein­an­der. Ins­be­son­dere die Frage nach Ehr­lich­keit wird häu­fig durch­ge­spielt: Wann sind Not­lü­gen erlaubt? Wann sollte man sich bes­ser an die Wahr­heit hal­ten, um nicht als so ein „Bag­alut“ wie der gemeine Mak­ler zu enden? Kirs­ten Boie gelingt es, diese The­men und Fra­gen in eine lus­tige und span­nende Geschichte zu ver­pa­cken. Damit ist „Zurück in Som­merby“ eine gelun­gene Fort­set­zung, die sich für Lese­rin­nen und Lesern ab 10 Jah­ren eignet.

Sehn­sucht nach Sommerby

Natür­lich dür­fen die drei Geschwis­ter auch in die­sem Band wie­der Eier sam­meln, Bau­ern­früh­stück essen und noch dazu ent­deckt Mats eine Milch­tank­stelle und heu­ert als tüch­ti­ger Hilfs­mann beim Bau­ern um die Ecke an – Mist schau­feln ist aller­dings ziem­lich anstren­gend! Kirs­ten Boie macht ohne viel Kitsch Lust auf Land­le­ben. Das Platt­deut­sche, das im Nor­den vie­ler­orts immer noch dazu­ge­hört, darf darum in die­sem Band auch nicht feh­len. Die teils schwie­ri­gen Wör­ter und Sätze wer­den in einem Regis­ter am Ende des Buches über­setzt, zum Bei­spiel „Schub­jack“ (Gau­ner) und „Bag­alut“ (Rüpel).

Mit Som­merby hat Kirs­ten Boie nach dem lus­ti­gen Möwen­weg einen wei­te­ren Sehn­suchts­ort im Kin­der­buch geschaf­fen. Zum Glück wer­den Mar­tha, Mikkel und Mats auch die nächs­ten Ferien bei Oma Inge ver­brin­gen – für 2021 kün­digt der Oetin­ger Ver­lag den drit­ten Band der Wohl­fühl-Reihe an: „Für immer Sommerby“.

Zurück in Som­merby. Kirs­ten Boie. Oetin­ger. 2020.

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