Sternstunden gegen die Hoffnungslosigkeit

by Bücherstadt Kurier

„Oft ging ich weite Wege allein, und wenn ein Wind auf­kam, fühlte ich mich wie ein abge­fal­le­nes Blatt. Beim Blick zum Ster­nen­him­mel fragte ich mich: Ist von irgend­wo­her auf der Welt gerade jemand unter­wegs zu mir?“ Bücher­städ­te­rin Susanne Brandt hat das Buch „Die Ster­nen­nacht“ von Jimmy Liao ent­deckt und sich auf eine phi­lo­so­phi­sche Reise begeben.

Bereits vor eini­gen Jah­ren ist von Jimmy Liao die „Bal­lade von der gro­ßen Liebe“ in deut­scher Über­set­zung aus dem Chi­ne­si­schen erschie­nen. Jetzt gibt es eine wei­tere Bil­der­ge­schichte von gro­ßen Gefüh­len mit der magi­schen Hand­schrift des tai­wa­ni­schen Künst­lers. Zu weni­gen Wor­ten erzäh­len auf 70 Sei­ten vor allem die Bild­ta­feln mit rea­len, fan­tas­ti­schen und sym­bo­li­schen Ele­men­ten eine Geschichte vom Erwachsenwerden.

Im Mit­tel­punkt ste­hen zwei Kin­der, die sich in ihren All­tags­wel­ten ein­sam füh­len und vor­sich­tig zuein­an­der fin­den. Etwa in der Mitte des Buches bre­chen sie aus der Stadt aus und tau­chen ein in die Wild­nis einer Land­schaft, in der sich Erin­ne­run­gen mit Träu­men mischen. Der Ster­nen­him­mel wird hier wie auch an ande­ren Stel­len des Buches zum Leit­mo­tiv für die Hoff­nung auf das, was über allem leuch­tet. Dabei arbei­tet der Künst­ler bewusst mit Bild­zi­ta­ten von van Gogh und ande­ren Künstlern.

Dunkle Sei­ten wie Ein­sam­keit, Aus­gren­zung, Ver­lust und Krank­heit gehö­ren ebenso zum Erfah­rungs­schatz der Kin­der wie der Trost, dass ihnen der Ster­nen­him­mel nicht abhan­den kommt und sich als gemein­same Erin­ne­rung wie auch als gegen­wär­tige und zukünf­tige Hoff­nung über alles legt, was ihnen im Leben wider­fährt. Die Weite des Mee­res, die Her­aus­for­de­run­gen auf der Erde und das Licht des Him­mels sind die Räume, in denen der Künst­ler seine kraft­volle Bil­der­welt ent­wi­ckelt und den Betrach­ten­den dabei viel Raum lässt für eigene Fan­ta­sien und Deutungen.

Das ist auch Kin­dern schon ver­mit­tel­bar, wen­det sich jedoch ebenso an Jugend­li­che und Erwach­sene. Auch Men­schen, die mit der deut­schen Spra­che noch nicht so ver­traut sind, kön­nen hier mit wenig Text viel erfah­ren, weil sich nahezu alle Gedan­ken aus den Bil­dern ablei­ten las­sen. So eig­net sich die­ses Buch her­vor­ra­gend als Geschenk für Men­schen, die Freude daran haben, in Bil­dern zu lesen und in die­sen phi­lo­so­phi­sche Bot­schaf­ten zu ent­de­cken. Oder ein­fach für beson­dere Stern­stun­den des Lebens!

Die Ster­nen­nacht. Jimmy Liao. Über­set­zung: Marc Her­mann. Chi­na­books. 2017.

Ein Bei­trag zum Spe­cial #phi­lo­so­phie­stadt. Hier fin­det ihr alle Beiträge.

Weiterlesen

Leave a Comment

Diese Seite verwendet Cookies. Mit der Nutzung unserer Website erklärst du dich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden. OK Erfahre mehr