Von der heißen Psychiaterin zur durchgeknallten Antiheldin

by Geschichtenzeichnerin Celina

Die wohl der­zeit belieb­teste Anti­hel­din des DC-Uni­ver­sums ist keine gerin­gere als Har­ley Quinn. Doch das war nicht immer so. Panini hat nun eine Antho­lo­gie her­aus­ge­bracht, die von den Anfän­gen im Jahr 1992 bis in die Gegen­wart Har­ley Quinns Wer­de­gang schil­dert. Die­sen Rie­sen­band stellt Geschich­ten­zeich­ne­rin Celina vor.

In der Antho­lo­gie wird ein Band oder eine Comic­reihe, in der Har­ley mit­wirkt, kurz vor­ge­stellt und zeit­lich ein­ge­ord­net. Dabei wird erläu­tert, worum es geht und wis­sens­werte Infor­ma­tio­nen zum Comic, den Autoren und Zeich­nern gebo­ten. Dar­auf folgt meist bei­spiel­haft ein Aus­zug oder ein kur­zes Ein­zel­heft. Die Comics „Mad Love“, „Sui­cide Squad“ und „New Sui­cide Squad“ wer­den jedoch nur vor­ge­stellt, ohne Bei­spiele aufzuzeigen.

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Har­ley Quinns Wer­de­gang im Schnelldurchlauf

Autor Paul Dini und Zeich­ner Bruce Timm erschu­fen Har­ley Quinn in der Ani­ma­ti­ons­se­rie „Bat­man-The Ani­ma­ted Series“, wo sie ab 1992 in einer Neben­rolle als Jokers Gehil­fin zu sehen war. Der erste, mit dem Eis­ner Award aus­ge­zeich­nete, 63-sei­tige Har­ley Quinn-Comic „Mad love“ erschien 1994. In die­sem wird ihre Her­kunfts­ge­schichte erzählt, wie die Psy­cho­lo­gin Dr. Har­leen Fran­ces Quin­zels sich im Ark­ham Asylum in ihren Kli­en­ten, den Joker, ver­liebt und zur ver­rück­ten Har­ley Quinn wird. Ihr ers­tes Debüt in einem Bat­man-Comic hatte sie im One-Shot „Bat­man: Har­ley Quinn“ (Autor: Paul Dini, Zeich­ner: Yvel Guichet, 1999).

Schon in die­sen Anfän­gen trug Har­ley ihr rot-schwar­zes Har­le­kin­kos­tüm, hatte eine recht läs­sige Art zu reden und war in „Pup­sie“ alias den Joker hoch­gra­dig ver­knallt. Bereits hier wurde diese Liebe vom Joker nicht erwi­dert. Ebenso ist schon die Freund­schafts­schlie­ßung mit Poi­son Ivy dar­ge­stellt. Lang­sam ent­wi­ckelt sich Har­ley zur bestän­di­gen Figur des DC-Uni­ver­sums. Sowohl Sto­rys als auch Illus­tra­ti­ons­stile wer­den wei­ter­ent­wi­ckelt, wie in „Har­ley und Ivy: Liebe macht Diebe“ (Autor: Judd Winick, Zeich­ner: Joe Chi­odo, 2001), wel­cher kunst­voll wirkt sowie mit leicht ver­setz­ten Ansich­ten spielt, zu sehen ist.

Ihre erste Solo-Comic­se­rie star­tete Ende 2000 und schloss mit 38 Aus­ga­ben 2004 ab. Über­wie­gend wird sie als wahn­sin­nige Kri­mi­nelle dar­ge­stellt, jedoch am Ende der Serie erkennt sie, dass sie Hilfe braucht und sich ins Ark­ham Asylum ein­wei­sen lässt. Dies ist ein ers­ter Umbruch, der sie von der Schur­kin zur Anti­hel­din lei­ten wird. Zwi­schen­zeit­lich kommt 2002 Har­ley mit Ivy nach Metro­po­lis und erhält somit auch Ein­zug in die Super­man-Comics. Wei­ter­hin hat sie es in ihrer Lauf­bahn mit diver­sen Wider­sa­chern des DC-Uni­ver­sums zu tun.

Neben Ivy und dem Joker auch mit Scar­face, Biz­zaro (böse Kopie von Super­man), Ridd­ler, Dead­shot und ande­ren. Eben­falls wird Har­ley in der lau­fen­den Solo-Comic­reihe „Har­ley Quinn“ (2014) vom Autoren­paar Amanda Con­ner und Jimmy Pal­miotti auf­ge­grif­fen, die vom Bücher­stadt Kurier schon mehr­fach rezen­siert wurde. Diese ist nicht nur humor­vol­ler ange­legt, son­dern zeigt Har­ley als selbst­stän­dige Anti­hel­din. In der Antho­lo­gie wer­den die Ein­zel­hefte „Qual der Wahl“ (Band 1) und „Har­ley Quinn: Besuch auf der San Diago Comic-Con“ (Band 3) präsentiert.

Sui­cide Squad

Bereits seit 1959 wurde das bekannte Anti­hel­den-Team, das Sui­cide Squad, auf­ge­baut. Hier tritt Har­ley Quinn als domi­nante Figur in Erschei­nung. Die­ses Team wurde bis heute in vie­ler­lei Comics wei­ter­ent­wi­ckelt. In „New Sui­cide Squad“ gehö­ren 2015 dem Team an: Har­ley Quinn, Dead­shot (Meis­ter­schütze Floyd Law­ton), Black Manta (Aqua­mans Erz­feid), Cap­tain Boo­me­rang und Reverse-Flash (Feinde von Flash), Cheeth (Won­der Womans Fein­din), Para­sit alias El Dia­blo (Super­mans Wider­sa­cher) sowie die Toch­ter des Jokers, wobei es sich nicht um ein leib­li­ches Kind, son­dern um einen wahn­sin­ni­gen Grou­pie des Clown­prin­zen handelt.

Auf der letz­ten Seite der Antho­lo­gie wird auf den vor kur­zem erschie­ne­nen Film „Sui­cide Squad“ ein­ge­gan­gen, in dem Mar­got Rob­bie Har­ley Quinn spielt. Bestä­ti­gen kann man, dass wie es heißt eine „[…] DC-Ver­fil­mung, die auf über­trie­bene Gewalt und kras­sen Humor setzt“ gebo­ten wird. Jedoch wird nicht genau ver­deut­licht, dass hier eine ver­än­derte Har­ley Quinn gezeigt wird, als sie in den Comics zu fin­den ist.

Diese Har­ley ver­hält sich eigen­nüt­zi­ger und hat einen las­zi­ve­ren Cha­rak­ter. Sie trägt viel Schmuck, glit­zert und statt schwarz-rotem Stil trägt sie nun alles in blau-pink. Es scheint, dass sie hier kon­for­mer und püpp­chen­haf­ter insze­niert wurde, damit sie für ein brei­tes Publi­kum anspre­chen­der ist. Aller­dings muss man auch sagen, dass Mar­got Rob­bie eine sehr gute Wahl zur Ver­kör­pe­rung von Har­ley Quinn ist. Zum Rein­schauen hier der Sui­cide Squad – Trai­ler 1:

Zudem sollte noch erwähnt sein, was nicht in der Antho­lo­gie ange­spro­chen wird: Der Film fiel dem Schnitt zum Opfer. Es kam zum Weg­fall von Sze­nen, wodurch Har­ley Quinns Bezie­hung zum Joker in ein ande­res Licht gerückt wird. In der jet­zi­gen, harm­lo­se­ren Film­va­ri­ante wer­den Har­ley und der Joker fälsch­li­cher Weise als Traum­paar dar­ge­stellt, in dem er sie sogar ret­ten möchte. Er ist nicht mehr die­ser skru­pel­lose Cha­rak­ter, der Har­ley schlägt und ihre Liebe nicht erwi­dert. So wird ein über Jahre in den Comics auf­ge­bau­ter Runing-Gag zwi­schen Har­ley und dem Joker zunichte gemacht.

Har­ley in Ani­ma­ti­ons­fil­men und Videospielen

Diese Kate­go­rien wer­den im Buch nur ange­schnit­ten, obwohl, wenn man Antho­lo­gien als Samm­lun­gen von Dar­stel­lungs­for­men jeg­li­cher Art ver­steht, diese nicht min­der in Betracht gezo­gen wer­den soll­ten. Viel­leicht ist dies aber nur ein Platzproblem.

Der Ani­ma­ti­ons­film „Bat­man Ass­ault on Ark­ham (2014)“ sollte aber auf jeden Fall noch genannt sein. Auch in ihm beschrei­tet das Sui­cide Squad, in dem Har­ley ein­ge­bun­den ist, wie­der eine Mis­sion. Wie im gleich­na­mi­gen Film wird das Team von Amanda Wal­ler gelei­tet. Sie hält die Schur­ken durch Spreng­stoff in Schach, das an jedem Hals der Team­mit­glie­der befes­tigt ist. Hier tritt Har­ley mit blon­den Zöp­fen in Erschei­nung, behält aber ihr Clowns­kos­tüm an. Wei­ter­hin sind die Bat­man-Spiele „Bat­man: Ark­ham Asylum“, „Bat­man: Ark­ham City“ und „Bat­man: Ark­ham Knight“ zu erwäh­nen. In die­sen trägt Har­ley wie­der andere Kos­tüme, wie das der sexy Kran­ken­schwes­ter. Aller­dings wird hier die alte Har­ley, die unsterb­lich in den Joker ver­liebte Schur­kin, präsentiert.

Fazit und Ausblick

bk_superheldAn sich bie­tet die Antho­lo­gie einen guten Über­blick über Har­ley Quinn. Neu­ein­stei­ger wie auch Har­ley-Fans wer­den daran ihren Spaß haben. Denn sie bie­tet einer­seits einen Ein­stieg und ers­ten Ein­blick in den Cha­rak­ter, und lie­fert ande­rer­seits Infor­ma­tio­nen, die neu oder nicht so bekannt sind. Schade ist, dass Aus­züge aus man­chen Comics feh­len. Dort ein­mal rein­zu­gu­cken wäre schön gewe­sen. Zudem wur­den Kate­go­rien wie Ani­ma­ti­ons­filme und Video­spiele außen vor gelas­sen. Dar­über hätte ich gerne mehr erfahren.

Die Chan­cen ste­hen gut, dass Har­ley Quinn einen Solo-Film erhält. Dabei soll Mar­got Rob­bie sie nicht nur erneut ver­kör­pern, son­dern wird wohl eben­falls mit ihrer Firma Lucky­Chap als Pro­du­zen­tin betei­ligt sein.

Har­ley Quinn Antho­lo­gie. Autoren: Paul Dini, Judd Winick, Amanda Con­ner, Matt Kindt, Karl Kesel. Zeich­ner: Terry Dod­son, Don Kra­mer, Ron­nie Del Car­men, Joe Qui­no­nes. Über­set­zung: Jörg Fass­ben­der, Chris­tian Heiss, Ralph Kruhm, Steve Kups, Alex­an­der Rösch. Panini. 2016.

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