Vorurteile bei Musikgenres

by Bücherstadt Kurier

Lange Haare, schwarz geklei­det? Hose hän­gend bis fast an die Knie? 2 Kilo Gold­ket­ten und Base­ball-Mütze? Weiß geschminkt mit tief­schwar­zen Augen? Schon mal gese­hen? Und schon hat man bestimmte Emo­tio­nen, Mei­nun­gen und Bil­der im Kopf. Bil­der von bestimm­ten Grup­pie­run­gen, Außen­sei­tern viel­leicht, Men­schen, die nicht der Norm ent­spre­chen. Viel­leicht haben sie keine Freunde? Wol­len auf­fal­len und rebel­lie­ren? Haben kei­nen Job? Sind sie viel­leicht sogar gefährlich?

Allein die Wahl der Klei­dung weckt in uns Vor­ur­teile, lei­der nicht immer auf Erfah­rungs­wer­ten basie­rend. Hip Hop­per und Rap­per sind grund­sätz­lich schon irgend­wie gefähr­lich, haben wahr­schein­lich schon ein­mal min­des­tens eine Bank oder eine Tank­stelle über­fal­len, Heavy Metal-Fans auch, immer­hin haben sie es mit Blut und dem Hang zum Okkul­ten, sie tan­zen mit Hexen, Dämo­nen und dem Teu­fel selbst. Gothic-Fans sind genauso gefähr­lich. Und gru­se­lig. Sehen ja schon aus wie der Tod selbst.
Mit die­sen und sol­chen Vor­ur­tei­len hat jede Gruppe, die nicht ganz der Norm ent­spricht, zu kämp­fen. Man­che schü­ren die Kli­schees, machen sich einen Spaß dar­aus. Andere hal­ten die­sem Druck nicht mehr stand und klei­den sich dezent und nor­mal, um nicht auf­zu­fal­len, oder um im All­tag mehr Chan­cen zu haben. Jeder, der den Vor­ur­tei­len und schrä­gen Bli­cken stand­hält, ist ein Rebell für die Außenwelt.
Doch trotz aller Kli­schees und der Fülle an Gemein­sam­kei­ten der Anhän­ger bestimm­ter Grup­pie­run­gen (glei­che Hob­bies, Musik,…) fin­det man Indi­vi­duen in dem Bulk von „Rebel­len“, die nicht nur aus ver­schie­de­nen Grün­den sol­chen Grup­pen ange­hö­ren, son­dern auch abso­lut nicht dem Kli­schee ent­spre­chen. Und manch­mal über­rascht es. Nein, eigent­lich oft.

Sieht man sich die oft in Leder und schwar­zen Stoff geklei­de­ten Brü­der des Heavy Metal unter der Lupe an, wird man unter der lau­ten, fröh­li­chen und sehr domi­nan­ten Schale einen durch­aus wei­chen Kern fin­den. Sie sind dem Fei­ern und dem Alko­hol genauso wenig abge­neigt wie tief­sin­ni­gen Gesprä­chen. Und man wird über­rascht sein (geht man auf den Spruch „Lange Haare – kur­zer Ver­stand“ zurück), wel­cher Schwall an Intel­li­genz einem ent­ge­gen schwappt. Da fin­det man Bank­an­ge­stellte und Mana­ger, IT-Exper­ten, Ärzte, Rich­ter, Leh­rer, Hand­wer­ker und natür­lich Musi­ker in den ver­schie­dens­ten Berei­chen. Dass viele die­ser schwarz-see­li­gen Metal­ler Wikin­ger­le­gen­den und Fan­tasy-Bücher lie­ben, kommt nicht von unge­fähr, spie­gelt dies auch oft der Text der Songs wie­der, die sie hören, mit­sin­gen und mit­fei­ern. Egal, wie ver­schie­den die ein­zel­nen Gen­res auch sein mögen, sie alle sind ver­bun­den in der Musik, in dem Drang nach Ein­heit und einer glei­chen Bewe­gung. Und den­noch wird man auch dort Leute fin­den, mit denen man sich stun­den­lang unter­hal­ten kann, andere, denen man nach dem Small­talk nichts mehr zu sagen hat. Wie eben bei „nor­ma­len“ Men­schen auch.

Und so wie es in die­ser Grup­pie­rung der Fall ist, läuft es auch in allen ande­ren „Rand­grup­pen“. Sie suchen eine Ein­heit, ver­stan­den zu wer­den, im glei­chen Hobby, in den glei­chen Gedan­ken, den glei­chen Inter­es­sen und in der glei­chen Musik ver­bun­den zu sein. Man zieht sich ein­heit­lich an, aber den­noch indi­vi­du­ell, schafft sei­nen eige­nen Trend inner­halb des Trends. Ein wenig sein eige­ner Herr und den­noch nicht allein in der Gruppe. Egal, wie groß der Zusam­men­halt und die Einig­keit auch sein mögen, am Ende sind es viele ein­zelne Cha­rak­tere, viele davon ken­nens- und lie­bens­wert, harm­lo­ser, als ihnen ange­dacht wird. Und defi­ni­tiv mit den ein oder ande­ren Über­ra­schun­gen ausgestattet.

Nur vor einem sei gewarnt. Die Über­zeu­gun­gen ande­rer, die Mei­nung aus einer Sicht­weise her­aus, die man selbst nicht hat und nicht erkennt, führt oft­mals dazu, dass man Ver­ständ­nis zeigt, sich in die Lage der ande­ren hin­ein­füh­len kann, ver­steht und Tole­ranz ent­wi­ckelt. Dies sollte jedem bewusst sein, der sich mit „Wesen“ aus Grup­pie­run­gen ein­lässt, die gegen den Strom schwimmen.

Eli­sa­beth

Mehr zum Thema Musik könnt ihr am 01. Juni 2014 im neuen Bücher­stadt Kurier lesen.
Bild: Azlan DuPree, Anna Xin, piqs​.de

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