Greifvögel

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Greifvögel
Greifender Fischadler (Pandion haliaetus) in Mecklenburg

Greifender Fischadler (Pandion haliaetus) in Mecklenburg

Systematik
Reihe: Landwirbeltiere (Tetrapoda)
ohne Rang: Amnioten (Amniota)
ohne Rang: Sauropsiden (Sauropsida)
Klasse: Vögel (Aves)
Unterklasse: Neukiefervögel (Neognathae)
Ordnung: Greifvögel
Wissenschaftlicher Name
Accipitriformes
Vieillot, 1816
Schautafel zu verschiedenen Greifvögeln in Deutschland/Mitteleuropa

Die Greifvögel (Accipitriformes) sind eine Ordnung größtenteils fleischfressender Vögel. Sie umfasst die Habichtartigen (Accipitridae) sowie den Fischadler, den Sekretär und die Neuweltgeier (Cathartidae).

Unabhängig vom zoologischen Begriffsverständnis bezeichnet man im Deutschen auch allgemein Vögel mit kräftigen Beinen, stark gekrümmte Zehen sowie spitzen Krallen, die dem Greifen und Töten der Beute dienen, als Greifvogel bzw. Greif.[1] In diesem Sinne wird die Bezeichnung Greifvogel auch synonym zu Raubvogel benutzt.[2][3]

Einteilung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach der früheren Einteilung umfassten die Greifvögel zudem die Falkenartigen und trugen nach ihnen auch den wissenschaftlichen Namen Falconiformes. Durch molekulargenetische Untersuchungen im 21. Jahrhundert wurde jedoch geklärt, dass die Falken mit den übrigen Familien der traditionellen Greifvögel nicht näher verwandt sind, sondern den Papageien und Sperlingsvögeln am nächsten stehen. Die starken äußeren Ähnlichkeiten der Greifvögel und der Falkenartigen sind demnach durch konvergente Evolution entstanden.

Geschichte und Umfang des Taxons[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ursprünglich wurden die später als Greifvögel bezeichneten Tiere mit den Eulen in der Ordnung Raubvögel zusammengefasst, wobei man jedoch die Eulen bereits im späten 19. Jahrhundert als nicht näher verwandt mit den anderen erkannte.

Seit jeher umstritten war die Stellung der Neuweltgeier, die zeitweise auch bei den Störchen eingereiht wurden. Nach aktueller Auffassung gehören sie jedoch tatsächlich zu den Greifvögeln und bilden das Schwestertaxon aller übrigen ebensolchen, also der Familien Accipitridae (Habichte und Sperber), Pandionidae (Fischadler) und Sagittariidae (Sekretär).

In molekulargenetischen Untersuchungen im 21. Jahrhundert stellten sich die Falkenartigen als nicht näher mit den übrigen bisher zu dieser Ordnung gezählten Familien verwandt heraus, sondern entwickelten nur durch konvergente Evolution ähnliche Merkmale. Tatsächlich sind sie das Schwestertaxon einer Großgruppe, zu der die Papageienvögel (Psittaciformes) und die Sperlingsvögel (Passeriformes) gehören.[4] Damit gehören Falken nicht zu den Greifvögeln.

Eine solche, auf molekulargenetischen Daten basierende Hypothese der Verwandtschaftsbeziehungen der Vögel zeigt folgende Verhältnisse innerhalb der Greifvögel:[5][6]

  Greifvögel (Accipitriformes)  

Neuweltgeier (Cathartidae)


   

Sekretäre (Sagittariidae)


   

Fischadler (Pandionidae)


   

Habichtartige (Accipitridae)





Vorlage:Klade/Wartung/Style

Die unmittelbare Verwandtschaft (Schwestergruppe) der Greifvögel besteht nach diesen Hypothesen aus einer diversen Gruppierung von Landvögeln, der unter anderem die Eulenvögel (Strigiformes), Hornvogelartigen (Bucerotiformes), Spechtartigen und Rackenvögel (Coraciiformes) angehören,[7][8] und mit der zusammen sie eine Klade bilden, die Afroaves genannt wird.[8]

Naturgemäß ist die Beziehung rezenter Greifvögel zu fossilen Gruppierungen durch molekulargenetische Daten nicht ermittelbar. Aufgrund morphologischer Merkmale werden die großwüchsigen Teratornithidae (oberes Oligozän bis Pleistozän) aus Nord- und Südamerika oft als Schwestergruppe der Neuweltgeier und damit als ausgestorbene Vertreter der Greifvogel-Kronengruppe betrachtet.[9][10]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Shannon J. Hackett, R. T. Kimball, S. Reddy, R. C. K. Bowie, E. L. Braun, M. J. Braun, J. L. Chojnowski, W. A. Cox, K.-L. Han, J. Harshman, C. Huddleston, B. D. Marks, K. J. Miglia, W. S. Moore, F. H. Sheldon, D. W. Steadman, C. C. Witt und T. Yuri: A Phylogenomic Study of Birds Reveals Their Evolutionary History. Science. Bd. 320 (Nr. 5884), 2008, S. 1763–1768 doi:10.1126/science.1157704.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Greifvögel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Greifvogel | Rechtschreibung, Bedeutung, Definition, Herkunft. In: Duden. Abgerufen am 21. November 2020.
  2. Greifvogel. In: DWDS – Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache. Abgerufen am 21. November 2020.
  3. Raubvogel. In: DWDS – Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache. Abgerufen am 21. November 2020.
  4. International Ornithologist’s Union: IOC World Bird List, version 2.5 – Raptors. Online, abgerufen am 19. Juni 2016. (Gesamtliste als Excel-Datei)
  5. Ausschnitt aus dem Ergebnis einer umfassenden, auf nuklearer DNA fußenden Analyse mit 169 Arten, die alle wichtigen rezenten Gruppen der Vögel repräsentieren, siehe: Shannon J. Hackett, Rebecca T. Kimball, Sushma Reddy und 15 weitere Autoren: A phylogenomic study of birds reveals their evolutionary history. Science. Bd. 320, Nr. 5884, 2008, S. 1763–1768, doi:10.1126/science.1157704.
  6. Bezeichnung der Taxa nach John Harshman: Accipitriformes. Version vom 27. Juni 2008. The Tree of Life Web Project
  7. Hackett et al.: A Phylogenomic Study of Birds... 2008 (siehe weiter oben in der Einzelnachweisliste und Literatur)
  8. a b Erich D. Jarvis, Siavash Mirarab, Andre J. Aberer und ca. 90 weitere Autoren: Whole-genome analyses resolve early branches in the tree of life of modern birds. Science. Bd. 346, Nr. 6215, 2014, S. 1320–1331, doi:10.1126/science.1253451.
  9. Gerald Mayr: Paleogene Fossil Birds. Springer, 2009, ISBN 978-3-540-89627-2, S. 156 f.
  10. Gerald Mayr: Avian Evolution: The Fossil Record of Birds and Its Paleobiological Significance. Wiley-Blackwell, 2017, ISBN 978-1-119-02076-9, S. 199 f.