Hans Ticha

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Hans Ticha, 2015
Hans Ticha, 2013

Hans Ticha (* 2. September 1940 in Tetschen-Bodenbach) ist ein deutscher Maler, Grafiker und Buchillustrator.[1]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach der Vertreibung aus der Tschechoslowakei besuchte er von 1946 bis 1958 die Schule in Schkeuditz und studierte von 1958 bis 1962 Pädagogik (Kunsterziehung und Geschichte) an der Karl-Marx-Universität Leipzig.

Von 1962 bis 1964 arbeitete Ticha als Lehrer in Lindenthal bei Leipzig, ab 1965 studierte er an der Hochschule für bildende und angewandte Kunst Berlin-Weißensee, u. a. bei Kurt Robbel, Werner Klemke, Arno Mohr und Klaus Wittkugel. Nach seinem Studienabschluss war er von 1970 bis 1990 als freischaffender Maler und Buchillustrator tätig. In dieser Zeit gehörte er, wohnhaft in der Rykestraße im Prenzlauer Berg, zum kulturellen Sammelfeld des Kollwitzplatzes in Berlin. Nach der Wende in der DDR zog er 1990 nach Mainz. 1993 zog er nach Hochstadt bei Hanau.

Ticha arbeitete für fast alle maßgeblichen Verlage der DDR (Mitteldeutscher Verlag, Verlag Junge Welt, Verlag der Nation, Aufbau Verlag, Kinderbuchverlag Berlin u. v. a.) und war durch Ausgaben der Büchergilde Gutenberg auch im Westen vertreten. Insgesamt gestaltete er mehr als 90 Bücher.

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Handwerkliche Solidität, Experimentierfreude, originelle Bildfindungen und konzeptionelle Konsequenz“ zeichnen Tichas Kunst aus (Hiltrud Lübbert). Er wird als „einziger Pop-Künstler der DDR“ bezeichnet, da sein Interesse für die in den Staaten des Warschauer Pakts eher verpönte Pop-Art sich früh schon zeigt und konsequent verfolgt wird.

In Auseinandersetzung mit den Stilmitteln der Pop-Art innerhalb der sozialistischen Gesellschaft und ihrer Propaganda-Bilder verändert er den revolutionären Begriff „Agit-Prop“ (Agitation und Propaganda) zu „Agit-Pop“. Neben der Pop-Art gehören zu seinen Vorbildern Fernand Léger, die Maler des Bauhauses wie Oskar Schlemmer und Willi Baumeister, sowie der russische Konstruktivismus.

Werke von Ticha befinden sich unter anderem im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg, im Weimarer Stadtschloss, im Deutschen Historischen Museum Berlin und im Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland Bonn.

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1961 Kunstpreis des FDGB für die Farbholzschnittfolge Ein Tag in einer Mansfelder Kupferhütte (in Folge weitere Auszeichnungen des FDGB z. B. 1965 u.ö.)
  • 1972 und 1973 Auszeichnung für „das schönste Buch der DDR“ (für „Skurrile Skizzen“ von Frigyes Karinthy bei Rütten & Loening und „Geschichten aus der Murkelei“, Kindergeschichten von Hans Fallada im Aufbau Verlag). Es folgten 23 weitere Auszeichnungen für das „Schönste Buch des Jahres“ sowie 11 Auszeichnungen der DDR für „den schönsten Buchumschlag“
  • 1982 Silbermedaille der Internationalen Buchausstellung Leipzig (für „Handbuch der Heiterkeit“ von Gerhard Branstner, 1980)
  • 1986 Grand Premio des IOC (Internationalen Olympischen Komitees) anlässlich der Sport-Biennale in Barcelona
  • 1989 Ehrendiplom der Internationalen Buchausstellung Leipzig (für „Eene meene muh“, Verlag Junge Welt 1986)
  • 1998 Walter-Tiemann-Preis (für „Flüchtlingsgespräche“ von Bertolt Brecht)
  • 2000 3. Preis der Stiftung Buchkunst (für „Aus dem wirklichen Leben“ von Ernst Jandl, Büchergilde Gutenberg)
  • 2001 Kulturpreis des Main-Kinzig-Kreises[2]

Buchillustrationen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelausstellungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1983 Berlin, Kleine Humboldtgalerie (Zeichnungen und Druckgrafik)
  • 1993 Frankfurt/Main, Büchergilde Buchhandlung & Galerie
  • 2014 Hamburg, Büchergilde Hamburg (Grafik, illustrierte Bücher Zeichnungen)
  • 2016 Jena, Kunstsammlung der Städtischen Museen (Bilder, Zeichnungen, Objekte)
  • 2020 Rheinsberg, Kurt-Tucholsky-Literaturmuseum
  • 2020 Schwerin, Kulturforum Schleswig-Holstein-Haus (Ausstellung zum 80. Geburtstag)
  • 2020 Frankfurt/Main, Büchergilde Buchhandlung & Galerie (Zeichnungen zu Gedichten von Mascha Kaleko)

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Eckart Krumbholz: Beiläufiges über Hans Ticha. In: Joachim Walther (Hrsg.): Mir scheint der Kerl lasiert. Dichter über Maler. Der Morgen, Berlin 1978, S. 5–23.
  • Herbert Sandberg: Der freche Zeichenstift: Tichas Kugelismus. In: Das Magazin. 7-1986, S. 26–28.
  • Hans-Eberhard Frank: Hans Ticha als Illustrator. Mit Bibliografie. In: Marginalien. Zeitschrift für Buchkunst und Bibliophilie. 119, 1990, S. 48–64.
  • Beate Jahn: Zur Buchillustration in der Deutschen Demokratischen Republik von 1949 bis 1990. In: Rosamunde Neugebauer: Aspekte der literarischen Buchillustration im 20. Jahrhundert. Harrassowitz, Wiesbaden 1996, S. 95–115.
  • Lothar Lang: Von Hegenbarth zu Altenbourg. Buchillustration und Künstlerbuch in der DDR. Hauswedell, Stuttgart 2000
  • Gotthard Brandler: Hans Ticha in Greiz. Eine Ausstellung. In: Marginalien. Zeitschrift für Buchkunst und Bibliophilie. 169, 1-2003, S. 54–65.
  • Hans Ticha: Werkverzeichnis 1969-2000, illustrierte Bücher, Einbände, Plakate, Druckgrafik. Maintal. Eigenverlag, 2000.
  • Hans Ticha: Werkverzeichnis 1967-2004, Bilder, Objekte, Zeichnungen; Maintal. Eigenverlag, 2005.
  • Anke Scharnhorst: Ticha, Hans. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Band 2. Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Erik Stephan: Ticha. Hrsg.: Erik Stephan fuer die Staedtischen Museen Jena.
  2. Kreisausschuss des Main-Kinzig-Kreises: Hans Ticha. Abgerufen am 29. August 2020.
  3. Pirckheimer-Blog, 27. August 2020
  4. Deutsche Bibliothek Kongenialer Krieg mit den Molchen, Hans Tichas Buchillustrationen

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]