Honigbienen
Honigbienen | ||||||||||||
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![]() Honigbiene | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Apis | ||||||||||||
Linnaeus, 1758 |

Die Honigbienen (Apis) sind eine Gattung aus der Familie der Echten Bienen (Apidae). Die Gattung umfasst je nach taxonomischer Auffassung sieben bis zwölf staatenbildende Arten, von denen die meisten nur in Asien heimisch sind.
Für die weltweite Imkerei hat die Westliche Honigbiene die größte Bedeutung; in vielen asiatischen Ländern wird auch die dort ursprünglich vorkommende Östliche Honigbiene in einfachen Klotzbeuten oder Höhlungen von Mauern gehalten.[1] Diese beiden Arten brüten im Schutz von Höhlen und konnten sich dadurch sehr weit aus den tropischen Regionen heraus in gemäßigtere Klimazonen ausbreiten, wodurch sich insbesondere bei der Westlichen Honigbiene regional verschiedene Unterarten herausgebildet haben. Eine natürliche Grenze der Besiedelung wird oft durch Gebirge oder Inseln gebildet.
Daneben gibt es die wild lebenden Arten mit frei hängenden Nestern, die in bescheidenem Umfang zur Honiggewinnung genutzt werden, vor allem die Riesenhonigbiene und die Zwerghonigbiene – dies wird als Honigjagd bezeichnet.
Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Gattung umfasst kleine bis moderat große Arten, mit Körperlängen zwischen 7 und 19 Millimeter. Sie sind im Umriss relativ langgestreckt und moderat dicht behaart, unter Einschluss der ebenfalls behaarten Komplexaugen. Bei den Arbeiterinnen tragen die Mandibeln weder Zähne noch Kiele. Wie bei den Königinnen sind ihre Klauen gespalten, zwischen ihnen sitzt ein Arolium als Haftpolster auf glatten Oberflächen. Die Tibien der Hinterbeine tragen keine Sporne, sie sind, wie das erste Tarsenglied, bei den Weibchen als Sammeleinrichtung für Pollen erweitert und bilden ein Körbchen (Corbicula) aus (Körbchensammler). Typisch für die Gattung ist vor allem ein Merkmal des Flügelgeäders. Die Radialzelle des Vorderflügels ist sehr langgestreckt, etwa viermal so lang wie ihr Abstand zur Spitze des Flügels, ihre Spitze (Apex) abgerundet. Das Flügelmal (Pterostigma) ist schmal und unauffällig. Die Genitalien der Männchen (Drohnen genannt) sind schwach sklerotisiert und im Aufbau vereinfacht, stark vergrößert ist der im Inneren des Aedeagus liegende Endophallus.[2]
Systematik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Aktueller Forschungsstand[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Bei der Erforschung der Honigbienen hat es in den mittlerweile über zwei Jahrhunderten viele Entdeckungen gegeben, siehe auch Geschichte der Imkerei. Dabei sind im Laufe der Zeit wie auch anderenorts viele Einordnungen in die Systematik (Taxonomie) aufgrund neuerer Erkenntnisse wieder revidiert worden.
Traditionell werden die Arten nach morphologischen Merkmalen unterschieden. Bei den Bienen hat dabei die Morphometrie eine lange Tradition. Morphometrische Berechnungen erlauben es, auch kleine oder große Individuen variabler Formen, bei überlappenden Merkmalen, einer bestimmten Form zuzuordnen. Dies ist insbesondere bei Rassen und Unterarten notwendig. Zu der Morphometrie ist als neue Disziplin die Phylogenomik hinzugetreten, bei der verschiedene Linien anhand homologer Gene oder DNA-Sequenzen unterschieden werden. Dennoch ist der Rang und Status einiger Formen bis heute wissenschaftlich umstritten.
Die Arten mit einem großen Verbreitungsgebiet, hauptsächlich Westliche und Östliche Honigbiene, spalten sich in mehrere Unterarten auf. Außerdem kommen noch regionale Formen, wie die Unterarten ebenfalls als Rassen bezeichnet, hinzu (Flügel).[3]
Der amerikanische Entomologe und Hymenopteren-Spezialist Michael S. Engel hat 1999[4] die bisherige taxonomische Literatur ausgewertet und dabei 178 nominale Arten in der Gattung Apis (nach moderner Auffassung) berücksichtigt. Seiner Ansicht nach sind davon nur sieben Arten, die sich auf drei Untergattungen verteilen, gerechtfertigt. Spätere Bearbeiter haben auf dem Werk von Engel als Grundlage aufgebaut, aber zwei der von ihm synonymisierten Arten wieder eingesetzt, so dass heute überwiegend von neun Arten der Gattung ausgegangen wird.[5] Der Status von drei weiteren ist umstritten. Nathan Lo und Kollegen[6] schlagen anhand genetischer Daten vor, die Unterarten Apis dorsata breviligua von Luzon und Apis cerana indica aus Südindien, und möglicherweise auch Apis dorsata binghami von Sulawesi, zusätzlich als eigene Arten aufzufassen.
Die neun Arten der Honigbienen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Untergattung Megapis Ashmead. Die „Riesen-Honigbienen“
- Kliffhonigbiene (Apis laboriosa, Frederick Smith, 1871) – Vorkommen: Himalaya, Vietnam
- Riesenhonigbiene (Apis dorsata, Johann Christian Fabricius, 1798) – Vorkommen: Indien, Südostasien, Borneo, Sri Lanka
Untergattung Apis s. str. Die höhlennistenden Bienen
- Westliche Honigbiene oder Europäische Honigbiene (Apis mellifera, Linnaeus, 1758) – Vorkommen: ursprünglich Europa, Afrika, Naher Osten; inzwischen durch den Menschen weltweit verbreitet.
- Asiatische Rote Honigbiene oder Rote Honigbiene (Apis koschevnikovi, Buttel-Reepen, 1906) – Vorkommen: Borneo
- Apis nigrocincta (Frederick Smith, 1861) – Vorkommen: Sulawesi, Mindanao
- Asiatische Bergbiene (Apis nuluensis, Tingek, Koeniger and Koeniger 1996) – Vorkommen: Malaysia, Borneo
- Östliche Honigbiene oder Asiatische Honigbiene (Apis cerana, Fabricius, 1793), früher Indische Honigbiene genannt – Vorkommen: Indien, Sri Lanka, Südostasien, Borneo, Japan
Untergattung Micrapis Ashmead. Die „Zwerg-Honigbienen“
- Zwerghonigbiene (Apis florea, Fabricius, 1787) – Vorkommen: Südostasien, Persischer Golf, Sri Lanka
- Zwergbuschbiene oder Buschhonigbiene (Apis andreniformis, Frederick Smith, 1858) – Vorkommen: Südostasien, Borneo
Äußere Systematik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Gattung wird, wegen ihrer morphologischen Sonderstellung, als einzige (monotypisch) in eine Tribus Apini gestellt. Nach heutiger Kenntnis gehört sie zu den Körbchensammlern, einer monophyletischen Artengruppe, die außerdem die Hummeln, die Prachtbienen und die Stachellosen Bienen umfasst. Ihre weitere Verwandtschaft bilden dann die südamerikanischen Gattungen Centris und Epicharis.[7][8] Direkte Schwestergruppe der Apini sind möglicherweise die Prachtbienen. Auch einige Arten der stachellosen Bienen werden als Honiglieferanten genutzt.
Fossile Honigbienen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Fossilien, die der Gattung Apis zugeschrieben werden, liegen aus dem Oligozän und Miozän aus Europa, Asien und, überraschenderweise auch Nordamerika[9], und damit außerhalb des rezenten natürlichen Verbreitungsgebiets der Gattung, vor. Einige der besten Funde stammen aus der Fossillagerstätte Randecker Maar.[10] Es wurden, meist aufgrund von Details der Flügeladerung, zahlreiche Arten beschrieben[11][4], darunter Apis henshawi Cockerell und Apis armbrusteri Zeuner, die in ihrer Morphologie teilweise sehr den rezenten Apis cerana und Apis mellifera ähneln. Eine mögliche Erklärung wäre, dass zumindest in Europa jeweils nur eine Art der Gattung lebte, die aber morphologisch recht variabel war. Die fossilen Arten der Gattung ähneln den rezenten Arten sehr stark, so dass angenommen werden kann, dass die Gattung über viele Millionen Jahre morphologisch nahezu unverändert blieb.
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Jutta Gay, Inga Menkhoff: Das große Buch der Bienen. Fackelträger-Verlag, Köln 2012, ISBN 978-3-7716-4495-6.
- Guido Fackler, Michaela Fenske, Franziska Gleichauf (Hrsg.): Aus der Wabe in die Welt: Biene macht Kultur. (= Katalog der gleichnamigen Ausstellung im Lab 13 auf der Landesgartenschau Würzburg 2018 / Schriften und Materialien der Würzburger Museologie, Heft 6). Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Würzburg 2018, ISSN 2197-4667 (PDF).
- Nikolaus Koeniger, Gudrun Koeniger, Salim Tingek: Konkurrenz oder harmonisches Zusammenleben? Die Honigbienen Südostasiens. In: Allgemeine Deutsche Imkerzeitung, Nr. 6, 2006, ISSN 0002-5828, S. 12 ff.
- Joachim Nitschmann, Johannes Otto Hüsing (Hrsg.): Lexikon der Bienenkunde. Tosa, Wien 2002, ISBN 3-85492-616-2.
- Friedrich Ruttner: Naturgeschichte der Honigbienen. Franckh-Kosmos-Verlag, Stuttgart 1992, ISBN 3-440-09125-2.
- Thomas Dyer Seeley: Honigbienen. Im Mikrokosmos Des Bienenstocks. Springer, Basel 2012, ISBN 978-3-0348-7834-0.
- Armin Spürgin: Die Honigbiene. Vom Bienenstaat zur Imkerei. 5. Auflage. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2012, ISBN 978-3-8001-7848-3.
- Jürgen Tautz: Phänomen Honigbiene. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg/München 2007, ISBN 978-3-8274-1845-6.
- Karl Weiß: Bienen und Bienenvölker. Beck, München 1997, ISBN 3-406-41867-8.
- Noah Wilson-Rich (Hrsg.): Die Biene. Geschichte, Biologie, Arten. Haupt, Bern 2015, ISBN 978-3-258-07869-4.
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Honigbienen. In: Spektrum.de (Lexikon der Biologie)
- Ratna Thapa: Die Honigbienen im Himalaya und die Bienenzucht in Nepal. In: apimondiafoundation.org (PDF; 448 kB)
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ Dr. Hermann Pechhacker: Der globale Bienenhandel und seine Folgen. (MS-Word-Datei, 35 kB).
- ↑ Charles D. Mitchener: The Bees of the World. Johns Hopkins University Press, Baltimore, 2nd edition 2007. ISBN 978-0-8018-8573-0, Seite 830–831.
- ↑ Hans-Joachim Flügel: Die Honigbiene: Arten, Unterarten, Ökotypen, Linien und Rassen. In: Lebbimuk. Nr. 8, 2011, ISSN 1613-8457, S. 50–66.
- ↑ a b Michael S. Engel: The taxonomy of recent and fossil honey bees (Hymenoptera: Apidae: Apis). In: Journal of Hymenoptera Research. Nr. 8, 1999, ISSN 1070-9428, S. 165–196.
- ↑ Benjamin P. Oldroyd & Siriwat Wongsiri (2006): Asian Honey Bees. Biology, Conservation and Human Interactions. Harvard University Press, Cambridge (Mass.). ISBN 978-0-674-04162-2
- ↑ Nathan Lo, Rosalyn S. Gloag, Denis L. Anderson, Benjamin P. Oldroyd (2010): A molecular phylogeny of the genus Apis suggests that the Giant Honey Bee of the Philippines, A. breviligula Maa, and the Plains Honey Bee of southern India, A. indica Fabricius, are valid species. Systematic Entomology 35: 226–233. doi:10.1111/j.1365-3113.2009.00504.x
- ↑ Bryan N. Danforth, Sophie Cardinal, Christophe Praz, Eduardo A.B. Almeida, Denis Michez (2013): The Impact of Molecular Data on Our Understanding of Bee Phylogeny and Evolution. Annual Revue of Entomology 58: 57–78. doi:10.1146/annurev-ento-120811-153633
- ↑ Sarah D. Kocher & Robert J. Paxton (2014): Comparative methods offer powerful insights into social evolution in bees. Apidologie 45 (3): 289–305. doi:10.1007/s13592-014-0268-3
- ↑ M.S. Engel, I.A. Hinojosa-Díaz, A.P. Rasnitsyn (2009): A honey bee from the Miocene of Nevada and the biogeography of Apis (Hymenoptera: Apidae: Apini). Proceedings of the California Academy of Sciences 60 (3): 23–38.
- ↑ Ulrich Kotthoff, Torsten Wappler, Michael S. Engel (2011): Miocene honey bees from the Randeck Maar of southwestern Germany (Hymenoptera, Apidae). ZooKeys 96: 11–37. doi:10.3897/zookeys.96.752
- ↑ M.S. Engel (1998): Fossil honey bees and evolution in the genus Apis (Hymenoptera: Apidae). Apidologie 29 (3): 265–281.