Krauss-Maffei Wegmann
Krauss-Maffei Wegmann GmbH & Co. KG
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Rechtsform | GmbH und Co. KG |
Gründung | 1999 |
Sitz | München, ![]() |
Leitung | Ralf Ketzel (Geschäftsführer), Horst Rieder[1] |
Mitarbeiterzahl | Rund 5000 (2017)[2] |
Umsatz | 1,58 Mrd. Euro (2018)[3] |
Branche | Rüstungsindustrie |
Website | www.kmweg.de |
Stand: 2014 |
Die Krauss-Maffei Wegmann GmbH & Co. KG (KMW) ist ein deutsches Rüstungsunternehmen mit Sitz in München, das vorrangig militärische Rad-, Kettenfahrzeuge und Pioniergeräte entwickelt, produziert sowie vertreibt und Marktführer in Europa ist. Der Umsatz von KMW mit Rüstungsgütern belief sich 2012 auf eine Milliarde Dollar.[4] KMW-Fahrzeuge sind unter anderem der ATF Dingo, Fennek, Mungo, GTK Boxer (in Kooperation mit Rheinmetall), MARS, AMPV, Panzerhaubitze 2000, Leopard 1, Leopard 2 und der Schützenpanzer Puma (im Joint Venture mit Rheinmetall). Ferner betreut das Konsortium als Wartungspartner und Ersatzteilproduzent alle anderen gepanzerten Waffensysteme des deutschen Heeres, wie den Bergepanzer Büffel oder auch den Minenwerfer Skorpion.
Die nahezu gleich großen Unternehmen KMW und Nexter, das dem französischen Verteidigungsministerium untersteht, fusionierten im Frühjahr 2015. Hierzu wurde eine Holding, KNDS, gegründet, die zu gleichen Teilen von den jetzigen Eignern von KMW und Nexter gehalten wird.[5]
Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Das Unternehmen Wegmann & Co. wurde 1882 in Kassel als Casseler Waggonfabriken von Wegmann, Harkort & Co. durch Peter Wegmann und Richard Harkort gegründet. 1912 erfolgte die Übernahme durch August Bode und Conrad Köhler. In den 30er Jahren spezialisierte sich das Unternehmen auf Reisezugwagen und militärische Fahrzeuge. Während der Zeit der nationalsozialistischen Diktatur war die Ausbeutung von Zwangsarbeitern, Kriegsgefangenen und politischen Gefangenen Teil der Unternehmenspolitik von August Bode, des späteren Wehrwirtschaftsführers.[6] Nach der Wiederbewaffnung übernahm das Unternehmen in den 1960er Jahren die Entwicklung und den Bau von Turmsystemen für Gerätschaften der neu gegründeten Bundeswehr, darunter auch der Kampfpanzer Leopard 1 und 2.
1838 gründete Joseph Anton von Maffei die erste Münchner Lokomotivfabrik. Diese wurde 1931 von Krauss & Co. übernommen und firmierte ab da unter dem Namen Krauss-Maffei. Ähnlich wie Wegmann begann auch Krauss-Maffei in den 30er Jahren mit der Entwicklung militärischer Produkte. Die Serienfertigung des Leopard 1 begann 1963, mit Krauss-Maffei als Generalunternehmer.
Krauss-Maffei Wegmann (KMW) entstand 1999 als Zusammenschluss der Rüstungsaktivitäten von Krauss-Maffei, einer damaligen Tochtergesellschaft der damaligen Mannesmann, und der Firma Wegmann & Co., welche sich mehrheitlich in Besitz der Familie Bode befand.[7] Seitdem ist die KMW auf dem Gebiet der Kampfpanzer bis hin zu Artillerie oder Flugabwehr einer der führenden Hersteller in Europa. Tochterunternehmen von KMW sind unter anderem auf dem Gebiet der elektronischen Wehrtechnik tätig.


Nach der Mannesmann-Übernahme durch Vodafone wurde der Industriebereich von Mannesmann (zusammengefasst unter dem Namen Atecs) an Siemens und Bosch verkauft. Siemens hielt seit dem Jahr 2000 einen 49-%-Anteil an KMW, die restlichen 51 % der Unternehmensanteile waren im Besitz der Wegmann & Co. GmbH, einer Tochtergesellschaft der Wegmann & Co. Unternehmens-Holding KG.[8][9][10] Manfred Bode hatte lange das Geschäft geleitet, nach 2000 wurde Frank Haun erster familienfremder Manager an der Firmenspitze.[11]
Ende 2006 (zum 31. Januar 2007) übernahm KMW die Wehrtechnik-Sparte von Blohm + Voss Industries (BVI), die nun unter dem Namen KMW Schweißtechnik firmiert. Am 17. Dezember 2010 verkaufte Siemens seinen 49-%-Anteil an die Wegmann und Co. Unternehmens-Holding KG, die bereits die Stimmrechtsmehrheit von 51 % besaß.[12] 2012 übernahm KMW die Schutzsparte für Zivilfahrzeuge von EDAG[13] sowie das britische Unternehmen WFEL Ltd., einem Hersteller von mobilen taktischen Brücken.[14]
Am 1. Juli 2014 wurde zwischen KMW und dem staatlichen französischen Rüstungskonzern Nexter beschlossen, bis Frühjahr 2015 unter einer gemeinsamen 50:50-Holding namens KANT (Synonym für KMW And Nexter Together)[15] zusammenzugehen.[5][16] Die Unterzeichnung erfolgte am 29. Juli 2015.[17] Im Dezember 2015 hieß es dann, KMW habe zusammen mit Nexter die Honosthor NV gegründet, die ihren Sitz in Amsterdam hat.[18] Am 6. Juli 2016 wurde der Name Honosthor geändert in KMW + Nexter Defense Systems NV.
Im Dezember 2014 unterzeichnete KMW mit Diehl Defence einen Vertrag über den Erwerb des operativen Geschäfts der Diehl Defence Land Systems GmbH, einem weltweit führenden Hersteller von Gleisketten und Laufwerkskomponenten.[19]
Im Februar 2016 übernahm der Konzern die Firma Battle Tank Dismantling GmbH in Rockensußra.[20]
Eigentümer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Eigentümerin der KMW ist die Familienholding Wegmann Unternehmens-Holding GmbH & Co. KG in Fürstenfeldbruck. Diese gehört rund 26 stillen Teilhabern. Die Teilhaber sind Angehörige der Familien Bode, Braunbehrens, von Maydell und Sethe und alle Nachfahren der Firmengründer oder der späteren Eigentümer von Wegmann & Co.[21][11]
Kritik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Ab Sommer 2011 geriet das Unternehmen infolge eines möglichen Verkaufs von Leopard-2-Panzern nach Saudi-Arabien verstärkt in den Fokus der Öffentlichkeit. Das Königreich wollte 270 Panzer erwerben, was aufgrund der angespannten Sicherheitslage in der Region infolge des arabischen Frühlings nicht nur von der Opposition, sondern auch von einigen KMW-Eignern, insbesondere dem Aufsichtsratsmitglied Burkhart Braunbehrens, als kritisch angesehen wurde.[22] Nachdem es aufgrund der Kritik zu keiner schnellen Entscheidung in Deutschland kam, gab Saudi-Arabien diesen Plan 2013 auf und orderte stattdessen den amerikanischen M1 Abrams.[23]
2013 erhielt das Unternehmen den Auftrag, für das Emirat Katar 62 Leopard-2-Panzer und 24 Panzerhaubitzen herzustellen. Das Auftragsvolumen, das auch Zubehör, Transportfahrzeuge und Ausbildungseinrichtungen enthielt, betrug 1,9 Milliarden Euro. Ein entsprechender Antrag war bereits vorher vom Bundessicherheitsrat genehmigt worden.[24] Der Verkauf wurde von Jan van Aken (Die Linke) und Volker Beck (Grüne) kritisiert.[25][26]
Ebenfalls 2013 wurde über den Verdacht berichtet, ein hoher Beamter des griechischen Verteidigungsministeriums habe von einem griechischen Firmen-Vertreter Schmiergeld in Höhe von 1,7 Millionen Euro im Zuge eines Verkaufs von 170 Leopard-2-Panzern erhalten.[27] Ein ehemaliger griechischer Vertreter des Konzerns wurde daraufhin verhaftet.[28] Der Konzern leugnete jegliche Bestechungshandlungen und beauftragte die Wirtschaftsprüfgesellschaft PricewaterhouseCoopers mit einer Untersuchung. Nach einem Bericht von Klaus Ott in der Süddeutschen Zeitung ergab sich daraus, dass KMW knapp 5 Millionen Euro an ein „Büro für Südosteuropaberatung“ der beiden ehemaligen SPD-Bundestagsabgeordneten Dagmar Luuk und Heinz-Alfred Steiner bezahlt habe. Seither sind KMW sowie die beiden Ex-Abgeordneten für Stellungnahmen in dieser Sache nicht erreichbar.[29] In diesem Zusammenhang kam es im November 2014 zu Durchsuchungen der Büros des Konzerns.[30]
Im Jahr 2015 veröffentlichte Transparency International UK einen Bericht, in dem von Schmiergeldzahlungen beim Verkauf der Panzerhaubitze 2000 nach Griechenland die Rede ist.[31]
Tochterunternehmen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Tochterunternehmen und Beteiligungen sind:
- ATM Computer Systeme GmbH
- KMW Schweißtechnik GmbH
- HDVS Hellenic Defence Vehicle Systems
- Wegmann USA, Inc.
- DDVS Dutch Defense Vehicle Systems
- ARTEC GmbH
- PSM GmbH
- VPS Vehicle Protection Systems GmbH
- VPS de México S. A.
- WFEL Ltd. (mobile Brückensysteme)[32]
- Battle Tank Dismantling GmbH Koch (Rockensußra, Thüringen)
- DST Defence Service Tracks Remscheid
Produkte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Leopard 1 (Kampfpanzer)
- Leopard 2 (Kampfpanzer)
- Flugabwehrkanonenpanzer Gepard (Flugabwehrpanzer)
- Puma (Schützenpanzer)
- Fennek (Spähwagen)
- Boxer (gepanzertes Transportfahrzeug)
- Dingo (Allschutz-Transport-Fahrzeug)
- Mungo (leichtes Luftlandefahrzeug)
- Panzerhaubitze 2000 (Artilleriegeschütz)
- Donar (Artillerie) (Artilleriegeschütz)
- MARS (Mehrfachraketenwerfer-Artilleriesystem)
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Offizielle Website
- Die verschwiegenen Macher des Leopard-2-Panzers, Focus, 18. Juni 2012
- Frühe Dokumente und Zeitungsartikel zur Krauss-Maffei Wegmann in der Pressemappe 20. Jahrhundert der ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft.
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ Impressum - KMW. Abgerufen am 18. März 2021.
- ↑ Krauss-Maffei Wegmann (München): Umsatz, Mitarbeiterzahl - Die Deutsche Wirtschaft. Abgerufen am 18. März 2021 (deutsch).
- ↑ Lockheed Martin, Boeing, Rheinmetall: Das sind die größten Waffenhersteller der Welt. Abgerufen am 18. März 2021.
- ↑ Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 1. Februar 2014, S. 16. Dort angegebene Quelle für den Rüstungsumsatz ist SIPRI, siehe auch Top 100 arms-producing and military services companies 2012
- ↑ a b Deutsch-französischer Rüstungskonzern beschlossen. In: ORF.at, 2. Juli 2014
- ↑ Verena Mayer: Waffenhandel: Die Panzerfamilie. In: Der Tagesspiegel. 12. September 2012, abgerufen am 23. Juni 2018.
- ↑ Siemens: Panzer-Sparte soll verkauft werden – Siemens will seine Beteiligung an den Panzerfabriken von Krauss-Maffei Wegmann möglichst rasch versilbern. Noch in diesem Jahr solle der Vertrag unterzeichnet werden, so Siemens-Chef von Pierer. Schon blühen Spekulationen über den möglichen Käufer. In: spiegel.de
- ↑ Übersicht der Wegmann-Group (Memento vom 12. April 2013 im Webarchiv archive.today)
- ↑ Firmenprofil: Krauss-Maffei Wegmann.
- ↑ Das Unternehmen KMW. (Memento vom 27. September 2007 im Internet Archive)
- ↑ a b Stefan Weber: Rüstungsfirma Kraus-Maffei Wegmann – Stur wie ein Panzer. In: Süddeutsche Zeitung. 21. Juni 2012, abgerufen am 23. Juni 2018.
- ↑ Krauss-Maffei Wegmann – Siemens verkauft Anteil an Panzerschmiede. In: Manager Magazin. 17. Dezember 2010, abgerufen am 23. Juni 2018.
- ↑ Rüstungskonzern KMW panzert bald Limos. In: Handelsblatt. 31. Januar 2012, abgerufen am 23. Juni 2018.
- ↑ Graham Ruddick: German tank maker Krauss-Maffei Wegmann buys WFEL. In: The Telegraph. 23. Mai 2012, abgerufen am 23. Juni 2018.
- ↑ Alexis Peigné: Le projet KANT ou l’idée d’un Airbus de l’armement terrestre. In: portail-ie.fr. 1. April 2015, abgerufen am 22. Mai 2015.
- ↑ Stefan Simons: Kraus-Maffei und Nexter wollen fusionieren. In: Spiegel.de. 1. Juli 2014, abgerufen am 23. Juni 2018.
- ↑ Johannes C. Bockenheimer: Rüstungskooperation KMW und Nexter werden zu Kant. In: Tagesspiegel.de. 29. Juli 2015, abgerufen am 23. Juni 2018.
- ↑ Gerhard Hegmann: Die geheimnisvollste Fusion im Rüstungs-Sektor. In: Welt Online. 15. Dezember 2015, abgerufen am 6. August 2016.
- ↑ KMW will Geschäft mit Zukauf stärken. In: Handelsblatt. 18. Dezember 2014, abgerufen am 23. Juni 2018.
- ↑ Gerhard Hegmann: Leopard-Hersteller kauft größten Panzerfriedhof Europas. In: Welt Online. 26. Februar 2016, abgerufen am 6. August 2016.
- ↑ Der Panzer-Clan von Krauss-Maffei. (Memento vom 22. Juli 2012 im Webarchiv archive.today) auf: Capital. 22. Juni 2010. Nur noch S. 1/6 online (Memento vom 22. Juli 2012 im Webarchiv archive.today)
- ↑ Saudi-Arabien verliert Geduld mit Deutschland. In: zeit.de. 12. Juli 2013, abgerufen am 23. Juni 2018.
- ↑ Milliardenschwerer Panzer-Deal steht vor dem Aus. In: stern.de. 12. Juli 2013, abgerufen am 23. Juni 2018.
- ↑ Ein Lehrstück politischer Inkonsequenz (Memento vom 28. Juni 2014 im Internet Archive)
- ↑ Deutsche Leopard-2-Panzer für Katar (Memento vom 20. April 2013 im Internet Archive) In: tagesschau.de, 18. April 2013
- ↑ Christoph Hickmann: Deutsche Waffenexporte in die Golfregion boomen. In: sueddeutsche.de. 7. August 2013, abgerufen am 23. Juni 2018.
- ↑ Klaus Ott, Tasos Telloglou: Griechischer Ex-Politiker gesteht Schmiergeld-Deal um deutsche Panzer. In: sueddeutsche.de. 28. Dezember 2013, abgerufen am 23. Juni 2018.
- ↑ Schmiergeldskandal: Griechischer Ex-Vertreter von Panzerkonzern KMW verhaftet. In: spiegel.de. 30. Dezember 2013, abgerufen am 23. Juni 2018.
- ↑ Klaus Ott: SPD-Politiker kassierten bei Panzerdeal. In: sueddeutsche.de. 19. Mai 2014, abgerufen am 23. Juni 2018.
- ↑ Razzia bei deutschem Rüstungskonzern. In: zeit.de. 15. November 2014, abgerufen am 23. Juni 2018.
- ↑ Björn Finke: Korruption in der Rüstung – Schmutzige Geschäfte – Miese Noten für deutsche Rüstungsfirmen. In: sueddeutsche.de. 26. April 2015, abgerufen am 23. Juni 2018.
- ↑ Panzerbauer kauft Brückenhersteller. Handelsblatt, 23. Mai 2012, abgerufen am 15. Februar 2013.
Koordinaten: 48° 11′ 41″ N, 11° 28′ 16″ O