Medellín

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Medellín
Medellín (Kolumbien)
Red pog.svg
Koordinaten 6° 15′ N, 75° 34′ WKoordinaten: 6° 15′ N, 75° 34′ W
Lage
Symbole
Wappen
Wappen
Flagge
Flagge
Basisdaten
Staat Kolumbien

Departamento

Antioquia
Höhe 1479 m
Fläche 380,6 km²
Einwohner 2.549.537 (2019)
Metropolregion 3.952.494 (2019)
Dichte 6698 Ew./km²
Gründung 1675
Website www.medellin.gov.co (spanisch)
Politik
Bürgermeister Daniel Quintero (2020–2023)
Sonstiges
Offizielle Gliederung 20 Gebiete
Gemeinden 16
Bezirke & Vororte 249
Grundstein Las Cruces Nro.6Vorlage:Infobox Ort/Wartung/Anmerkung
El Poblado, Medellin Finanzzentrum
El Poblado, Medellin Finanzzentrum

Medellín [meðeˈʝin] ist die Hauptstadt des Departamento Antioquia in Kolumbien. Mit mehr als 2,5 Millionen Einwohnern ist Medellín die zweitgrößte Stadt und gleichzeitig mit 3,9 Millionen Einwohnern die zweitgrößte Metropolregion Kolumbiens nach der Hauptstadt Bogotá (Stand 2019).[1]

Medellín befindet sich derzeit im Wandel. Früher vor allem bekannt für ihr Drogenkartell und die hohe Kriminalitätsrate hat sie seither eine rasante Entwicklung genommen und wurde 2012 vom Wall Street Journal zur innovativsten Stadt der Welt ernannt.[2] So entwickelte sich die „Stadt des ewigen Frühlings“, wie sie aufgrund ihres ganzjährig sonnigen und warmen Klimas genannt wird, immer mehr zu einem Vorzeigeprojekt für ganz Lateinamerika.

Geografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Metropolregion von Medellín, die offiziell Área Metropolitana del Valle de Aburrá genannt wird, umfasst zehn umliegende Gemeinden (municipios), über die sich heute de facto das Stadtgebiet von Medellín erstreckt.

Medellín liegt im Aburrá-Tal, ein Tal des mittleren Bergzugs der Anden im nordwestlichen Kolumbien, auf einer Höhe von 1538 m. Medellín wird daher auch Capital de la Montaña, Hauptstadt der Berge, genannt.

Die Metropolregion von Medellín besteht aus den folgenden Städten (von Süden nach Norden):

Die Stadt ist berühmt für ihre Gartenanlagen, ihre Blumen und die Vielfalt der Orchideen, die dort heimisch sind. Deswegen hat sie auch den Beinamen Capital de las Flores („Hauptstadt der Blumen“).

Dem Stadtviertel Sierra wurde 2005 der Dokumentationsfilm La Sierra gewidmet. Er handelt von den jugendlichen Kämpfern der Bande Bloque Metro, die im internen bewaffneten Konflikt ihr Stadtviertel zu verteidigen versuchen.

Administrative Aufteilung der Stadt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Medellín ist in 16 Stadtbezirke (comunas), 256 Stadtteile (barrios) und vier ländliche Gebiete (corregimientos) unterteilt. Siehe Liste der Stadtbezirke von Medellín.

Klima[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einheimische nennen Medellín auch Bella Villa oder Capital de la Eterna Primavera, Hauptstadt des ewigen Frühlings, da die Temperaturen selten über 30 Grad klettern oder unter 16 Grad fallen. Die Jahresdurchschnittstemperatur beträgt 22 Grad.

Plaza Botero
Medellín
Klimadiagramm
JFMAMJJASOND
 
 
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17
Temperatur in °CNiederschlag in mm
Quelle: ideam.gov.co
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Medellín
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Max. Temperatur (°C) 27,7 28,0 28,0 27,6 27,4 27,9 28,3 28,2 27,7 26,8 27,0 27,1 Ø 27,6
Min. Temperatur (°C) 16,7 16,9 17,2 17,4 17,3 17,0 16,5 16,6 16,5 16,6 16,9 16,7 Ø 16,9
Temperatur (°C) 21,9 22,1 22,1 22,0 21,8 22,4 22,5 22,4 21,8 21,1 21,2 21,4 Ø 21,9
Niederschlag (mm) 61,4 76,1 120,6 163,1 199,5 147,7 118,9 154,0 171,7 221,0 151,1 87,8 Σ 1.672,9
Sonnenstunden (h/d) 5,7 5,3 5,0 4,3 4,5 5,6 6,6 6,2 5,0 4,3 4,6 5,0 Ø 5,2
Regentage (d) 12 13 17 21 24 18 16 20 22 25 21 15 Σ 224
Luftfeuchtigkeit (%) 66 65 67 71 72 70 65 66 70 74 71 71 Ø 69
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Quelle: ideam.gov.co

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Spanische Eroberung des Tals[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Marschall Jorge Robledo

Im August 1541 befand sich Marschall Jorge Robledo an dem heute als Heliconia bekannten Ort, als er in der Ferne sah und etwas erblickte, was er für ein Tal hielt. Er entsandte Jerónimo Luis Tejelo, um das Gebiet zu erkunden, und in der Nacht des 23. August erreichte Tejelo die Ebene des heutigen Aburrá-Tals. Die Spanier gaben dem Tal den Namen „Tal des Heiligen Bartholomäus“. Dieser wurde jedoch aufgrund der textilen Verzierungen der Einheimischen bald in den einheimischen Namen Aburrá geändert, was „Maler“ bedeutet.[3]

1574 bat Gaspar de Rodas den cabildo Antioquias um zehn Quadratkilometer Land, um Viehzucht im Tal zu etablieren und eine Farm zu bauen. Der Cabildo gewährte ihm acht Quadratkilometer Land.[3]

1616 gründete Francisco de Herrera y Campuzano eine Siedlung mit 80 Indigenen und nannte sie Poblado de San Lorenzo, heute „El Poblado“. 1646 ordnete ein Kolonialgesetz die Trennung der Indigenen von Mestizen und Mulatten an, so dass die Kolonialverwaltung mit dem Bau einer neuen Stadt in Aná, dem heutigen Berrío-Park, begann, wo die Kirche Nuestra Señora de la Candelaria de Aná gebaut wurde.[3]

Wachstum der Stadt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Bedeutung von Medellín und ihr Wohlstand hatten ihren Ursprung in der Produktion von Kaffee seit 1880 und der ständig wachsenden Nachfrage.

Edificio Coltejer Hintergrund
Medellin Kathedrale, 1927

Die Industrialisierung des Gebietes begann am Ende des 19. Jahrhunderts. Die Stadt entwickelte sich aber erst in den 1930er Jahren zu einem wichtigen Industriezentrum. In den 1980er Jahren litt das öffentliche Leben der Stadt unter der Drogenmafia des Medellín-Kartells, das eine führende Rolle im weltweiten Handel mit Kokain einnahm.

Mit dem Namen der Stadt verbindet sich auch die II. Generalversammlung des Lateinamerikanischen Episkopats vom 24. August bis 6. September 1968, auf der die katholische Kirche des Subkontinents eine historische Wende vollzog und sich zur Option für die Armen bekannte. Siehe Befreiungstheologie.

Zuletzt wurde von der Stadtverwaltung eine Aufwertung der ärmsten Stadtteile durch architektonisch anspruchsvolle Bauprogramme unternommen, die der Stadt die vom Urban Land Institute vergebene Auszeichnung „Innovativste Stadt des Jahres“ eingebracht hat.[4]

Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Bevölkerung Medellíns setzt sich zum großen Teil aus den Nachfahren baskischer Einwanderer und sephardischen Juden zusammen. Die Einwohner der Stadt nennen sich medellinenses und die des Departamento Antioquia nennen sich selbst paisa.[5]

Bauwerke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Iglesia de San Ignacio. Medellin Zentrum

Regelmäßige Veranstaltungen / Feste[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Medellin ist über die Grenzen Kolumbiens bekannt für seine Feste; zu diesen zählen:

  • Feria de Flores (Blumenfestival) jährlich im August
  • Festival Internacional de Poesía de Medellín (Internationales Poesiefestival Medellín) jährlich im Sommer seit 1991
  • Fiesta de Luz (Lichterfestival): Beim Lichterfestival wird jedes Jahr zur Weihnachtszeit der Fluss Medellin mit Millionen von Lichtern ausgeleuchtet

Sport[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Atanasio Girardot Stadium während eines Spiels bei der FIFA U-20-Weltmeisterschaft 2011.


Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Straßenkreuzung an der Avenida del Ferrocarril

In der Stadt befinden sich Betriebe der Textilindustrie, der Konfektion, der Nahrungsmittel- und Tabakindustrie, der Herstellung von Landwirtschaftsmaschinen, der metallurgischen und chemischen Industrie, der Zementherstellung, der Möbelindustrie und weitere Industriezweige. Damit steht Medellín inzwischen an zweiter Stelle der nationalen Industrieproduktion und an erster Stelle in Südamerika in Bezug auf die Textilherstellung. Inzwischen hat sich neben der Industrie aber auch ein sehr breiter tertiärer Sektor entwickelt. Ein weiteres wirtschaftliches Standbein ist die Blumenproduktion. Hauptsächlich werden Orchideen für den Export in die USA, nach Europa oder Asien gezüchtet. Zu Ehren dieses bedeutenden Wirtschaftszweigs veranstaltet Medellín seit 1957 die Feria de Flores.

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Linie B im Sektor San Javier der Metro Medellín
Haltestelle Loyola der Ayacucho-Tram

Medellín verfügt als einzige Stadt Kolumbiens über eine Hochbahn (eröffnet 1995), die sie mit ihrer Umgebung verbindet. Die Metro de Medellín hat zwei Linien mit insgesamt 42 km Schienennetz. Die Stadt betreibt auch sechs Seilbahnlinien zu den Armenvierteln Santo Domingo und San Javier sowie die Ayacucho-Tram, eine spurgeführte Oberleitungstramlinie nach dem System Translohr. Pro Jahr transportieren die Seilbahnen rund 100 Millionen Passagiere. Der Betrieb und sein Ausbau finanziert sich über das UN-Konzept zum Klimaschutz durch Emissionshandel. Da das Seilbahnsystem jährlich etwa 20.000 Tonnen CO2 einspart, ist die Stadt in der Lage, entsprechende Emissionszertifikate zu verkaufen. Die Auswirkungen des Seilbahnsystems werden hinsichtlich Abgasemissionen, Kriminalität und Strukturveränderungen in den einbezogenen Armenviertel positiv bewertet.[8]

Die Stadt hat 2012 den Sustainable Transport Award gewonnen.[9]

Die Flughäfen Enrique Olaya Herrera und Flughafen Rionegro werden auch international angeflogen.

Bildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Universidad de Antioquia (UdeA, gegründet 1803), die Universidad Nacional de Colombia (UNAL), die Universität Medellín (UdeM, eröffnet 1950), die Päpstliche Universität Bolivariana (UPB, eröffnet 1936), die Universidad EAFIT (eröffnet 1960) und die Universidad Autónoma Latinoamericana (eröffnet 1966) sind in der Stadt beheimatet.

Seit 1983 besteht das Tecnológico de Antioquia.

Unter dem Oberbürgermeister Sergio Fajardo Valderrama wurde eine großangelegte Bildungskampagne gestartet, zum Beispiel wurde für sechs Millionen US-Dollar die Bibliothek und umgebende Anlage Parque Biblioteca España im Slum Santo Domingo errichtet.

Zu einer besonderen Bedeutung brachte es auch die Deutsche Schule Medellín in Itagüí, die Anfang 2011 einen sowohl in akustischer als auch in architektonischer Sicht hervorragenden Konzertsaal für 600 Besucher erhielt, auf dessen großer Bühne mit einer 2012 fertiggestellten Pfeifenorgel alle Konzerte in Originalinstrumentierung und Besetzung aufgeführt werden können.

Kriminalität[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Statistik berichtet von mehr als 45.000 Tötungsdelikten im Zeitraum 1990–1999.[10] Erst nachdem Paramilitärische Milizen vertrieben und Ende 2003 entwaffnet wurden[11] sank die Mordrate drastisch von 6.658 Fällen (1991) auf 778 Fälle (2004) und lag somit unter dem Durchschnitt anderer lateinamerikanischer Großstädte. Medellín erreichte seinen niedrigsten Stand der Mordrate im August 2007.

Ab April 2009 gab es eine Änderung der zeitlichen Struktur, wobei die Zahl der Tötungsdelikte mit den Raten von 2003 und 2004 vergleichbar war. In den Jahren 2007 bis 2008 stieg die Anzahl der Morde aber wieder erheblich an und lag 2009 bei 2.189 Fällen.[12]

In den Jahren 2016 (533 Mordopfer), 2017 (579), 2018 (625) und 2019 (591) pendelte sich die Mordrate auf etwa 600 Tötungsdelikte für ganz Medellín ein wobei das Zentrum der Stadt und die Comuna 13 San Javier weit an der Spitze stehen.[13][14][15]

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Söhne und Töchter

Kultur, Politik und Religion

Sport

Städtepartnerschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Medellín – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Medellín – Reiseführer

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. ESTIMACIONES DE POBLACIÓN 1985 - 2005 Y PROYECCIONES DE POBLACIÓN 2005 – 2020 TOTAL DEPARTAMENTAL POR ÁREA. (Excel; 1,72 MB) DANE, 11. Mai 2011, abgerufen am 13. Mai 2019 (spanisch, Hochrechnung der Einwohnerzahlen von Kolumbien).
  2. City of the Year online.wsj.com, abgerufen am 12. Juni 2014 (englisch)
  3. a b c Restrepo Uribe, Jorge (1981), Medellín, su Origen, Progreso y Desarrollo, Servigráficas, Medellín. ISBN 84-300-3286-X
  4. Würde durch Architektur. luigimonzo.wordpress.com. Abruf am 19. Mai 2017
  5. Was ist schon normal? Deutschlandfunk.de, 6. Dezember 2009
  6. walcker-orgel.de Die Orgelbauerfamilie Walcker und ihre Orgeln
  7. Freiluftfahren: Riesenrolltreppe für kolumbianische Arme. auf: N24.de
  8. Vera Sprothen, Heike Buchter, Christiane Grefe: Es geht voran. Kolumbien - ohne Abgase. In: Die Zeit, Nr. 49/2011, Wirtschaftsteil, S. 26.
  9. Martin Randelhoff: Gewinner des Sustainable Transport Award 2012: San Francisco und Medellin. auf: zukunft-mobilitaet.net
  10. Medellín y el homicidio elcolombiano.com, abgerufen am 17. April 2019 (spanisch)
  11. Paramilitärs lassen sich entwaffnen neues-deutschland.de, vom 29. November 2003
  12. Dinámica del homicidio. (PDF) Alcaldía de Medellín
  13. Medellín superó la cifra de 600 homicidios en 2018 El Tiempo, abgerufen am 17. April 2019 (spanisch)
  14. Medellín termina el 2018 con una dolorosa racha de siete homicidios en un solo día caracoltv.com, vom 31. Dezember 2018 (spanisch)
  15. En Medellín fueron asesinadas 2.351 personas entre 2016 y 2019 eltiempo.com, vom 6. Januar 2020 (spanisch)