Er habe auf mich gewartet. Ob die gemeinsame Freundin mir vom 14. gesprochen? Sie habe eine Idee für den Abend angedeutet, erwiderte ich. Ja, meinte er, er würde kommen. Er komme? Ja, ob ich ihn einen Tag lang beherbergen könne? Drei-vier Einträge weiter: Er habe, nun ja, und er sage mir das gleich, wenig Geld. Am 16. müsse er weiter in die italienische Partnerstadt Amelias am tyrrhenischen Meer, die Beide als Schutzpatronin die >>> Santa Firmina gemeinsam haben. Immerhin hält sie ein Schiff in der Hand, wiewohl Amelia so am Meer liegt wie Böhmen im Wintermärchen. Er müsse dort mit dem Direktor einer Zeitschrift für laizistische, nichtgläubige, atheistische und agnostische Kultur reden, der ihn telefonisch kontaktiert habe. Ob er gut daran tue, diesen agiographischen Bindestrich geographisch umzusetzen? “Versuch macht klug.” Also morgen irgendwann der Autor von “Il bunker”. Schlafen wird er zumindest morgen hier kaum können. Das heißt, es waltet die Weiße Nacht, und die Schilder mahnen schon, daß der Platz unter den Fenstern frei sein müsse ab morgen 15.00 Uhr. Mindestens zwei Bands (“Britpop”, so die Ankündigung) werden dort auftreten. Und es ist dann, als spielten sie hier in der Wohnung. Also herumirren von Platz zu Plätzchen, von Konzert zu Theater, von Drink-me zu Eat-me, und zum Überleben lieber ein Glas weniger als eines mehr (Erfahrungen vom letzten Jahr, als mich noch zu einer guten Uhrzeit die Russin Anna durch die Gassen zog). Daß mir heute im Magen mau wurde, wird eher daran liegen, daß ich nachts um vier von einem Auto mit ständig laufendem Motor geweckt wurde. Es dauerte jedenfalls so lange, daß die Schwelle zum Wachsein nicht mehr rückgängig zu machen war. Auch stellte ich mich mit meinem nackten Oberkörper in den offenen Fensterspalt, drohte den eingeschalteten Scheinwerfern direkt gegenüber dem Fenster mit finsteren Augen. Was im Auto geschah, konnte man wegen der Scheinwerfer allerdings nicht sehen. Irgendwann verschwand es rückwärts kurz um die Ecke, aber ohne sich wirklich zu entfernen. Dann noch bis halb sieben im ‘Beelzebub’ gelesen, vom – schau an – Distance-Zirkel. Zu Bett und um neun klingelte der Wecker. Soweit umfruchtet ein dennoch unfruchtbarer Tag.
