Posts mit dem Label Venezia werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Venezia werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Montag, 7. März 2016

Die Dächerdraufsicht ergibt ein recht aufgeräumtes Bild. Keine Kanäle ersichtlich. Gepflegt beziegelt, herausgeputzte Terrassen, Balkongebattle und die Antennenwälder sind Vergangenheit, Sat-Schüsseln wiederum gern gut getarnt - löblich.
Rot-braun-gelb-beige-Studien böten sich an. Vokabular müsste recherchiert werden: siena, ocker, umbra, etc. Die Selfiestangengefechte halten sich in Grenzen.
Fucking Tischsymetrie am Markusplatz - nix chaotisch italienisch - streng in Reih und Glied. Wenigstens die Tauben hocken wo und wie sie wollen. Airconditionkästen ballen sich prominent auf Dachterassen der fetten Paläste und rühren vor sich hin. Solarzellen haben noch nicht so recht Fuß bzw. Dachschräge gefasst.

Die "Call Home" Zelle im Campanile-Eck ist auch ein Relikt aus der Prä-Handy-Zeit, nimmt aber gut Platz ein - ist ja schließlich auch ein Monument, ein Denkmal. Rund um mich smartphont's und tablettet's und Teleobjektive- respektive Schwanzvergleiche werden ausgetragen und ich schau zu und schreib's nieder.
La Serenissima hat mich um den Finger gewickelt - gut gewickelt!

Dienstag, 1. März 2016

Die Schirmherrschaft der Singlebrust im verlorenen Paradies

Ich sitze am Ofen und unter einer Titte.
Aus den Boxen wird gefotzhobelt, schräg gegenüber ein Ritter am Pferd: Papppferd, Blechritter. Ich habe noch nichts getrunken, fange aber an.
Die Suppe heißt „Tempesta“. Ob das was mit Shakespear zu tun hat, weiß ich nicht. Noch bricht kein Sturm in mir los, gleichwohl es schon ein westernsaloontauglicher Pot Bohneneintopf ist. Für einen ersten Gang schon mal solide. Ich selbst bin bereits halbseitig durch, man müsste mich wenden. Behelfsmäßig entledige ich mich des Pullis.
Rechts von mir die Bühne mit Klavier und drunter gestapeltem Schlagzeug. Vielleicht doch auch abends herkommen, wenn der Sturm nicht zu stark ausfällt – haha – einsetzt natürlich. Eigentlich sitze ich ja auf dem Sessel, am Tisch, am Kamin, aber im Kamin steht ein Ofen und der lodert. Nur der Vollständigkeit halber: im Kamin hängt auch ein Ventilator. Wäre Sommer, bliese mir wohl der Kaminventilator ins Gesicht, ob es sommers auch die Sturmsuppe gibt, weiß ich nicht. 

Auf der Kaminbank auch ein etwas obszöner Kerzenkürbis; daneben – in der Feuerstelle – der Feuerlöscher. Die Hauskatze sitzt am Brotschneidtisch und leckt sich. Eine Frutti-di-Mare-frittiert-Schwade ergreift sich Raum, lässt mich aber kalt. Das ist der Vorteil an Gangzweiabwartphasen, sofern Gang 1 schon für ausreichend Sättigung sorgte, was im Strumsuppenfall definitiv der Fall ist. Infolgedessen ist im Wittgensteinschen Umkehrschluss die Suppe die Welt: die Ursuppe.
Und nach der Welt kommt nun die Wucht: ein Schneidbrettl voll dampfender Seppie mit Polenta. Wenn's heut noch gewittert und stürmt, wird der Niederschlag wohl schwarz ausfallen – haha – abfallen natürlich. Mahlzeit!
Man könnte dieses Gericht „die Schöne und das Biest“ nennen. Die Schöne ist glibbriger Golschwabbel, das Biest geteertes Beuschl, und ich mag Beuschl und Schwabbel auch. Wahrscheinlich müsste man hier so lange sitzen, bis man zwei Titten sieht.

Perspektivenwechsel.
Jetzt lass ich mich rechtsseitig (gerade noch rechtzeitig – hihi) anbrutzeln. Vorher Blickrichtung Küche, jetzt Blick lokalauswärts (hollawind, heut fliegen mir die Wortspiele nur so zu, huiwui: Wortspielsturm). Vielleicht find aber ohnhin nur noch ich das lustig – bin einen Halben Weiß zu Mittag halt auch nicht gewöhnt. Der Mittagsschlaf wird heute wohl etwas länger ausfallen – haha!
Jetzt reicht's mir selbst! 
 
Toll hier, danke Matthias für den Tipp!
Paradiso Perduto, Fondamenta della Misericordia

Samstag, 27. Februar 2016

Gut gebrüllt Venedig

Der venezianische Löwe schwingt seine Prunkpranke und wummst mich um vor lauter Pracht. Hier bezieht man Prachtprügel. Fast nicht auszuhalten diese Stadt. Faszinierend.
Gut, jetzt regnet's ja grad und dann ist Venedig die Hölle mit Regenschirmen. Venedig im Regen, das Ende der Welt, da hatte Thomas Forstner insofern recht, als Venedig im Regen, im Vergleich zu sonst, 0 Punkte verdient, weil einem die mit Regenschirmen wehrhaft ausgestatteten Touristen alle Augen ausstechen, nicht weil sie wollen, nur weil sie können und faktisch müssen, zumal die Gassen ja so schmal.
Eheglück mit Grinsen, Stillleben mit Chemtrail und Lagune
Ich flüchte also in die Schluckhütte beim Fischmarkt, in der ich mich neulich bei Live-Musik schon gemütlich betüterte und nebenbei dichtete. Das ging recht flott von der Hand. Die Happy-Hour wurde weidlich genützt - 2 Euro für einen Aperol-Spritz, ist ja nicht nur ein Angebot, das ist schon ein Trinkgebot. Da kann und will ich nicht und muss ich auch nicht nein sagen. Man will sich ja einfügen.
Hier also billige Drinks, Café gut wie überall und Netz stabil.  
Terra del Lupo heißt zumindest das Netz. Im Streifgebiet des Wolfes also. So sei es. Ich streife, ich wolfe, ich schreibe, ich dichte, ich entgehe dem Regen, ich entsage der Schreibblockade. Schön war's schon auch. Gleich zum Auftakt wurde ich (aber nicht nur, die ersten drei Tage verbrachten wir zu zweit) mit Sonnenschein belohnt.
Lido, Vaporetto, dolce vita. Pesce, Pasta, Poesie.
Alles schon reichlich konsumiert, gemacht, gegessen.
Zum Bild links: Nicht nur Ponte Rialto ist eine Baustelle, auch dieses Gesicht. Ramponiert trifft's nicht ganz, demoliert schon eher. Augen auf Halbmast, Kragen steif, Lippenluke respektive Labialschotten sowie sonst wohl auch noch dicht. Dahinter verbirgt sich allerdings Tiefenentspannung. Bekanntlich das Stadium vor der Schreibexposion. Sie möge kommen, die Lunte schwelt schon mal.