Jakob Leiner: Winkel (Zwei Gedichte)

Winkel / Fort

Jakob Leiner

WINKEL

Einfall gleich Ausfall
die Bande über den Spiegel
genommen im Kristall
ein ungebügeltes Hemd
Buchrücken gestapelte
Wünsche hinter
einem schiefen Regal
eine verbotene Tür

wir äugen.


FORT

achtend ich
was reifen darf
in zyklischen Kaskaden
fordert Treibgut Strände ein
um die Ausgeglichenheit zu wahren
mehrt vielleicht mein Zorn
sich still zur Fläche hin
die Springflut der
Erinnerung.


Jakob Leiner - Lyriker - Glarean MagazinJakob Leiner

Geb. 1992, Studium an der Hochschule für Musik Karlsruhe, langjähriges Mitglied im Bundes-Jugendorchester, seit 2016 Lyrik-Veröffentlichungen in Büchern und Zeitschriften, 2020 Abschluss des Medizin-Studiums, lebt als Arzt in Freiburg/Breisgau (BRD)

Lesen Sie im GLAREAN MAGAZIN zum Thema Neue Lyrik auch von Johanna Klara Kuppe: Seiltänzerin (Drei Gedichte)


Johanna Klara Kuppe: Zwei Gedichte

nektarküsse / mit möwenstaccato

Johanna Klara Kuppe

Sand Dünen Meer Strand Wellen Himmel - Johanna Klara Kuppe - Zwei Gedichte - nektarküsse und mit möwenstaccato - Lyrik-Literatur - Glarean Magazin

nektarküsse

wellen / ein ton wächst ins haar / gesang aus
unruhiger tiefe / luft dröhnt / klippen ragen/ möwen
schrei / schäumende gischt / schaudern überläuft
die felsen / treibholz und fleisch / totengesang

 

mit möwenstaccato
an a.

hörst du es? übertönt das
rauschen. die schattenhand in
den dünen. sand rieselt singt.

meine schulter gelehnt an
den zaun. der morgen wirft
seinen hut in die luft. grüßt.

Johanna Klara Kuppe - Glarean MagazinJohanna Klara Kuppe

Geb. 1948 in Wuppertal/D, Erzieherin, Musikalienhändlerin, Lyrik-Veröffentlichungen in Anthologien, Online-Magazinen und Literaturzeitschriften, von 2010 bis 2018 Literaturprojekte mit der Gruppe „HandvollReim“, seit 2003 Lesungen/Themenlesungen, lebt in in der Nähe von Stuttgart

Lesen Sie im GLAREAN MAGAZIN zum Thema Neue Lyrik auch das Gedicht von Clemens Schittko: Wie fängt man sich Wolken ein


Drei Winter-Haiku von Pawel Markiewicz (Lyrik)

Eiszapfen am Dach

Weisse Orchidee - Glarean Magazin

Laublose Pflanzen
auf meinem Fensterbrett blüht
weisse Orchidee


Ruhende Katze im Winter-Schnee - Glarean Magazin

Sehr viele Krähen
einsame Katze ruht
Winterparadies


Eiszapfen am Dach mit Sonne im Winter - Glarean Magazin

Eiszapfen am Dach
ich schreibe mein Tanka von
ersten Lenzspuren


Pawel Markiewicz - Haiku-Dichter aus Polen - Glarean MagazinPawel Markiewicz

Geboren 1983 in Siemiatycze (Polen), Lyrik-Veröffentlichungen in div. Anthologien, schreibt vorwiegend Haiku und Tanka in polnischer, englischer und deutscher Sprache

Lesen Sie im Glarean Magazin zum Thema asiatische Lyrik auch über Volker Klöpsch: Chinesische Liebesgedichte

… sowie zum Thema Tanka-Lyrik das Gedicht des Tages von Gedicht des Tages von Minamoto Yorizane: Wenn das Herbstlaub fällt

Hans Herrmann: Drei Herbst-Gedichte

Altweibersommer

Altweibersommer

Oktoberlicht fliesst weich wie Milch in Güssen
aus bernsteingelbem Himmelsdunst geschöpft.
Es rinnt, als hätte man den Mohn geköpft,
der Wünsche schwellen lässt zu Zungenküssen.

So tanzt, ihr Mücken, tanzt in leichten Schwärmen
und füllt die Luft mit eurem Menuett –
ich schwanke heute herbstberauscht zu Bett
und höre draussen Bacchus fröhlich lärmen.

Stille

Sanfter Abschied liegt in diesem Leuchten.
Tröstend greift die Wärme mir ins Haar.
Herbstlich perlt der Tau, das Gras zu feuchten,
himmelweit glänzt Bläue sonnenklar.

Wieder einmal sickert alles Werden
hin zum Ursprung der schon immer war.
Dichter drängen sich am Hang die Herden
und es singt die Stille wunderbar.

Alpha und Omega

Mit der Sense mähte ich das Gras, das junge.
Frühlings Atem, der aus gelben Säften quoll,
sog als süssen Rauschduft ich in meine Lunge,
dehnte weit die Brust, des Dranges übervoll.

Mit der Sichel mähte ich das Kraut, das herbe.
Sommers Sterben lag schon lange in der Luft.
Unter meinen Füssen splitterte die Scherbe,
lautlos schwebte Nebel aus der Ahnengruft.


Hans Herrmann - Schweizer Lyriker - Glarean MagazinHans Herrmann

Jahrgang 1963; geboren, aufgewachsen und wohnhaft in Burgdorf/Emmental; verheiratet, Vater zweier Söhne; 1982 bis 1988 Theologiestudium in Bern, dann Wechsel in den Journalismus; von 1996 bis 2012 Redaktor bei der „Berner Zeitung“; heute Redaktionsleiter Bern der Monatszeitung „reformiert“; Autor von Romanen, Erzählungen, Lyrik und Theaterstücken.

Lesen Sie im Glarean Magazin zum Thema Schweizer Autoren auch von
Barbara Warmbrodt: Berndeutsche Aphorismen

… sowie von
Hans Gysi: Drei Schweiz-Gedichte

Heiner Brückner: Wegzeichen (Drei Gedichte)

Wegzeichen

Wegzeichen

Über den Hügel rast
Asphalt. Wasser
flüstert in der Wiese.

Am Wegrand blüht
Akelei. Kohlweisslinge
gaukeln über Gräsern.

Die Wanderer grüssen
Gott und mich. Zeichen
führen zur Hütte.

Und ist er nicht der Wirt,
seinen Gästen bin ich
begegnet.


Akklimatisierung

Als ich bemerkt hatte,
dass nichts zu ändern ist,
trug ich die Wendejacke.

Ich war gerüstet,
mich stündlich zu ändern.

Seit ich bemerkt habe,
dass jedes sich wendet,
legte ich die Jacke ab.

Ich bin nun gewiss,
wir wärmen uns von innen.


Memorial

Ziehe einen Bohrkern
aus den Gräbern,
er archiviert Verwesung.

Siehe die Zahlen
im glatten Marmor,
sie nennen Anfang und Ende.

Gehe mit leisen Schritten
über die Stätten,
lass Gewesenes ruhen.


Heiner Brückner - Autor Glarean MagazinHeiner Brückner

Geboren 1949 in Bayern; Theologe; war Korrektor für Verlage und Tageszeitungen; Veröffentlichungen von Gedichten, Glossen, Kurzprosa und Rezensionen in Zeitungen und Zeitschriften; lebt und arbeitet in Pressath/D

Lesen Sie im Glarean Magazin zum Thema Neue Lyrik auch von Angela Mund: Das Alter meines Vaters (Gedicht)

… sowie zwei neue Gedichte von Susanne Rzymbowski: Was wär die Kunst…


Helmut Glatz: Thema mit Variationen (Gedicht)

Thema mit Variationen

1

Lege deine Hand auf den Rücken der Sprache
in die Wölbungen der Wörter sagte er
und sie werden zu springen beginnen
wie junge Pferde Willst sie fangen
mit deinem Gestammel die Horizonte
nach ihnen werfen Pegasus
lässt sich nicht zähmen

2

Irgendwann entdeckte er sie die
Wölbungen im Weltgefüge Löcher
in die Dunkelheit hinein
Der Urknall ist kein Ausstoss von
Licht sagte er sondern von
Dunkelheit und er dauert
immer noch an
ein Metaphernfresser
permanente Singularität

3

Er lebte vom Geschmack der Wörter
spürte die Wölbungen der Zeit auf
seiner Zunge Was ist Gegenwart
anderes als lebendig gewordene Zukunft?
sagte er Vergangenheit das weggeworfene
Jetzt? Ich bewunderte ihn wie er
über die Schneide der Gegenwart balancierte ein
Äquilibrist immer in Gefahr
abzustürzen ins Ungesagte ins
Unsagbare


Helmut GlatzHelmut Glatz - Glarean Magazin

Geb. 1939 in Eger/D, Studium der Pädagogik und Psychologie, Rektor i.R. Zahlreiche Lyrik- und Prosa-Veröffentlichungen in Büchern und Zeitschriften, lebt in Landsberg/D

Lesen Sie im Glarean Magazin auch
Lyrik von Ines Oppitz: Inmitten (Drei Gedichte)

Ines Oppitz: Bild-Meditation über „Landschaft mit Laternen“

inmitten / abgewandt

Bild-Meditation über „Landschaft mit Laternen“ von Paul Delvaux

Ines Oppitz

Paul Delvaux - Landschaft mit Laternen - Ölbild 1956 - Glarean Magazin
Paul Delvaux – Landschaft mit Laternen – Ölbild 1956

müdigkeit auf den lidern wie schnee fällt und wind sich senkt in die felle / schwer die lider die erinnerung licht / jetzt die erinnerung gelichtet der abend in die helle genommen die dahinziehenden wände / umschliessung wie in nach unten weit geöffneten armen / in diesem schutz tritt sie / im ausgegossenen licht / wachsamen laternenspalier / zierlich auf abstand distanz wie gemessen / tritt sie ins bild / ein wenig verkürzt der saum das schwarze gewand ein wenig im nirgendwo über dem bildrand / nur ein schritt könnte sagen woher / zurück nur ein schritt ohne nachrücken des bildes / ein schritt oder zwei oder und… tritt sie ins bild fehlendes saumstück / der saum das pflaster umschwebend dunkel die schwere das kleid die schleppe schmal hin zur mitte des leibes zart aufsteigendes spiel um die schultern / alabaster der nacken / geknotet das monddurchsponnene haar / die gestalt aufrecht undeutbar / licht über den wänden wie tag / trapeze / astgewirk an den stämmen der pappeln / aufwärts als wäre der himmel zu tragen / tiefschwarz der himmel seelenkleid schwarz die blicke der wände ins innere eines gehöfts / breit fliesst der weg / strömt abwärts unmerklich in streng quadratisch abgezirkelten steinen schwärzlich gefügt / strömt abwärts der weg auf seinem rücken das licht das abnimmt hinaus in das tal / am unteren bildrand steht sie tritt in das bild rücklings eine andere wirklichkeit / abgewandt / erhöht steht sie in der szene des bilds der dämmrigen landschaft zu / der fahlen wiese dem milchigen see der blassen kahlheit der berge / stille ist / ruhe / knistert leise das licht / fängt sie frieden ein in der brust / mit übereinander liegenden händen ist es wie immer ersehnt im einklang des abends im versiegenden schläfrigen tag / ruhe ist… oder erschreckend / schrecken abwehrende geste …

falbweiss zur mitte des bildes hin zwei gestalten nahe am wasser / der schritt ohne hast / im gleichmass der schritt das gehen gravitätisch hintereinander / zwischen ihnen die bahre hoch gebauscht darauf gellend weiss das schreiende tuch… ♦


Ines OppitzInes Oppitz - Lyrik-Autorin im Glarean Magazin

Geboren in Wels/A, Ausbildung zur Lehrerin in Linz, anschliessend sechs Jahre Schuldienst an Volks- und Hauptschulen; Studium der Neueren Deutschen Literaturwissenschaft und Philosophie, Ausbildung zur diplomierten Literaturpädagogin; Verschiedene Buchpublikationen, zahlreiche Veröffentlichungen in Anthologien, Literatur- und Kulturzeitschriften; lebt als freiberufliche Literaturpädagogin in Wels

Lesen Sie im Glarean Magazin zum Thema Bild-Meditation auch Johanna Klara Kuppe: Über Bilder von Böcklin und De Chirico

Angela Mund: Das Alter meines Vaters (Gedicht)

Das Alter meines Vaters

Angela Mund

das alter meines vaters

ist keine seerose im nachbarteich, die weisse hautbögen entfaltet
sich sonnensüchtig in den himmel streckt
ist fliegengekröntes wurzelwerk, der nachbar steht im schlamm
und in den händen der muffige rest für den kompost gegenüber.

schöner werden ist sache der blumen und jungen mädchen
wippender locken, verhakter schlüsselbeine, des abdrucks
schmaler becken im frisch gemähten gras.

das altern meines vaters

ist das warten auf erdbeeren, enttäuschte münder beim kamillentee,
das drängen in der kinderstimme, vergiss nicht den thymian für die bratkartoffeln,
wie immer, noch einmal die beete zudecken, bevor der winter kommt.

älter werden ist das schweigen auf dem beifahrersitz,
strichlinien auf der beschlagenen fensterscheibe, die geschichten aus deiner hand
hallen in karten und kerben nach, kein wort,
das mir zum abschied die arme reicht, bis wir uns wiedersehen.

ist der schlaf ungenutzter samen im bodenfrost, verschwiegenes weisswerden der wipfel,
über den garten kreisen späte vögel, ewige luftgravur, während einem selbst noch nicht mal
krähenfüsse wachsen, die heckenschere liegt zugeschneit hinterm teich, vereiste momente am
uferrand, vergiss nicht, der nachbar braucht sie noch, im nächsten jahr.

die rose schneidet sich nicht
von allein.


Angela Mund - Autorin - Glarean MagazinAngela Mund

Geb. 1986 in Illmenau/D, Arbeit im Theaterbetrieb als Regisseurin und Theaterpädgogin, lebt in Magdeburg

Lesen Sie im Glarean Magazin auch von Angela Mund: Hektor (Philosophische Satire)

Susanne Rzymbowski: Zwei Gedichte

Was wär die Kunst…

Was wär die Kunst
im Einmachglas
im Dick der Wand aus Glas?
Doch nur verschraubter Lebenssaft
zur Haltbarkeit verdammt
der ohne Spur von Anarchie
im glibbrig Most erstickt.
Drum merke auf
dem schönen Tag
und huldige der Nacht
die dich befreit aus Donners Kiel
und führt zu Pulsschlags Autarkie

Denkst du an mich
bei Kerzenschein
als Flackern eines Lichts
bin ich besorgt
so kurz der Docht
des heissen Flammenspiels


Susanne Rzymbowski: Zwei Gedichte (Glarean Magazin)Susanne Rzymbowski

Susanne Rzymbowski, geb. 1964 in Köln, Studium der Theater-, Film- & Fernsehwissenschaften, Germanistik und Kunstgeschichte, belletristische Veröffentlichungen in Anthologien, lebt in Köln

Lesen Sie im Glarean Magazin auch Zwei Gedichte von Mischa Lucyshyn: Lampen

8. Wort-Bild-Meditation über „Das schwarze Quadrat“

Die Offenbarungen des Schwarzen Quadrats

Glaube, Liebe, Hoffnung, Kunst

von Bernd Giehl (Texte)  &  Hubertus Graef (Fotos)

Das Gemälde Das Schwarze Quadrat von Kasimir Malewitsch wurde zum ersten Mal 1915 bei der letzten futuristischen Ausstellung in Petrograd (St. Petersburg) gezeigt und gilt seither als eine der Ikonen der Malerei des 20. Jahrhunderts.
In der damaligen Ausstellung wurde es an der höchsten Stelle einer Ecke des Raums mit der Bildfläche leicht schräg nach unten befestigt, umgeben von anderen Bildern des Malers.
Das Schwarze Quadrat nahm damit die Position ein, die in einem traditionellen russischen Haus einer religiösen Ikone vorbehalten ist.

Das Schwarze Quadrat - Kasimir Malewitsch - Glarean Magazin
Das Schwarze Quadrat von Kasimir Malewitsch

Kasimir Malewitsch selber zu seinem Werk: „Als ich den verzweifelten Versuch unternahm, die Kunst vom Gewicht der Dinge zu befreien, stellt ich ein Gemälde aus, das nicht mehr war als ein schwarzes Quadrat auf einem weissen Grundfeld… Es war kein leeres Quadrat, das ich ausstellte, sondern vielmehr die Empfindung der Gegenstandslosigkeit.“

Das Schwarze Quadrat steht im Zentrum eines vierteiligen, meditativen Zyklus‘ mit Texten und Bildern des Bad-Marienberger Pfarrers und Schriftstellers Bernd Giehl und des Göttinger Digitalkünstlers Hubertus Graef. Unter dem Titel „Offenbarungen des Schwarzen Quadrats“ vereint das Werk zahlreiche je korrespondierende Wort-Bild-Kombinationen zu den Themata „Glaube, Liebe, Hoffnung, Kunst“.

Autor Bernd Giehl schreibt zur Entstehungsgeschichte: „Auf der Suche nach einem Titel für das gemeinsame Werk fielen mir ein paar Zeilen aus meinem Gedichtzyklus ‚Zwiegespräch‘ ein: ‚Verborgen seit jeher / Versteckt unter tausend Masken / Kein Wort so missbraucht wie dieses / Das Schwarze Quadrat / Eine Offenbarung / Verglichen mit dir / Wessen Stimme hörte Mose / Im Dornbusch in der Wüste?‘
Sowohl in den Gedichten wie auch in den Bildern geht es um Grenzerfahrungen, die manchmal, vielleicht nicht immer, mit Glauben zu tun haben“.

Als Erstveröffentlichung dieser „Offenbarungen des Schwarzen Quadrats“ publiziert das Glarean Magazin in unregelmässiger Folge acht Auszüge des insgesamt 68 Seiten umfassenden Wort-Bild-Projektes. (we)


Von den Gedichten

Längst vergangen die Zeiten
in denen man Gedichte kaufte
wenn man um eine Frau warb
oder ein Kind gestorben –
von Hand gearbeitet
wie die Schuhe, die man trug. Heute
gibt’s Karten zu jedem Anlass
in der Postagentur.

Etwas mit eigenen Worten sagen
wie antiquiert ist das denn? „Schöngeist“
ein Schimpfwort, „Poet“ …erledigt
Wer kann geht in die EDV
die Leute
verlieben sich nicht mehr
und sterben
ist auch aus der Mode

*

Nur die Reichen
kaufen noch massgeschneidert
oder von Hand genäht vielleicht
spüren sie noch die Abgründe.
Aber wer
Ist reich genug
einen Dichter zu halten? Jedoch:
die letzten kann man mieten
wie einen Rolls
oder einen Berater.

Tanz über dem Abgrund
oder auf dem Vulkan
bald ist‘s der neueste Schrei
die Droge: nicht Ecstasy
oder Pilze
sondern Worte.

*

Hier grasen Monster
doch Gefahr ist mein Geschäft. Wir
sind die Priester des göttlichen Feuers
das euch verbrennt.
Hineinspaziert meine Damen
den Eintrittspreis
entrichten die Herren
für beide Geschlechter.

Keine Sorge wir
arbeiten mit Seil
und doppeltem Boden wir
halten die Monster in Schach
das Labyrinth betreten sie nur
mit unserem unkaputtbaren
Theseus-Faden.

Kommen Sie erleben Sie
den Schrecken
hautnah.

Hubertus Graef: Von den Gedichten (Fotografie)
Hubertus Graef: Von den Gedichten (Fotografie)

Lesen Sie im Glarean Magazin auch die
7. Wort-Bild-Meditation über „Das schwarze Quadrat“

… sowie zum Thema Wort-Bild-Mediation auch über
Urs Widmer: Valentin Lustigs Pilgerreise

7. Wort-Bild-Meditation über „Das schwarze Quadrat“

Die Offenbarungen des Schwarzen Quadrats

Glaube, Liebe, Hoffnung, Kunst

Bernd Giehl (Texte)  &  Hubertus Graef (Fotos)

Das Gemälde Das Schwarze Quadrat von Kasimir Malewitsch wurde zum ersten Mal 1915 bei der letzten futuristischen Ausstellung in Petrograd (St. Petersburg) gezeigt und gilt seither als eine der Ikonen der Malerei des 20. Jahrhunderts.
In der damaligen Ausstellung wurde es an der höchsten Stelle einer Ecke des Raums mit der Bildfläche leicht schräg nach unten befestigt, umgeben von anderen Bildern des Malers.
Das Schwarze Quadrat nahm damit die Position ein, die in einem traditionellen russischen Haus einer religiösen Ikone vorbehalten ist.

Das Schwarze Quadrat - Kasimir Malewitsch - Glarean Magazin
Das Schwarze Quadrat von Kasimir Malewitsch

Kasimir Malewitsch selber zu seinem Werk: „Als ich den verzweifelten Versuch unternahm, die Kunst vom Gewicht der Dinge zu befreien, stellt ich ein Gemälde aus, das nicht mehr war als ein schwarzes Quadrat auf einem weissen Grundfeld… Es war kein leeres Quadrat, das ich ausstellte, sondern vielmehr die Empfindung der Gegenstandslosigkeit.“

Das Schwarze Quadrat steht im Zentrum eines vierteiligen, meditativen Zyklus‘ mit Texten und Bildern des Bad-Marienberger Pfarrers und Schriftstellers Bernd Giehl und des Göttinger Digitalkünstlers Hubertus Graef. Unter dem Titel „Offenbarungen des Schwarzen Quadrats“ vereint das Werk zahlreiche je korrespondierende Wort-Bild-Kombinationen zu den Themata „Glaube, Liebe, Hoffnung, Kunst“.

Autor Bernd Giehl schreibt zur Entstehungsgeschichte: „Auf der Suche nach einem Titel für das gemeinsame Werk fielen mir ein paar Zeilen aus meinem Gedichtzyklus ‚Zwiegespräch‘ ein: ‚Verborgen seit jeher / Versteckt unter tausend Masken / Kein Wort so missbraucht wie dieses / Das Schwarze Quadrat / Eine Offenbarung / Verglichen mit dir / Wessen Stimme hörte Mose / Im Dornbusch in der Wüste?‘
Sowohl in den Gedichten wie auch in den Bildern geht es um Grenzerfahrungen, die manchmal, vielleicht nicht immer, mit Glauben zu tun haben“.

Als Erstveröffentlichung dieser „Offenbarungen des Schwarzen Quadrats“ publiziert das Glarean Magazin in unregelmässiger Folge acht Auszüge des insgesamt 68 Seiten umfassenden Wort-Bild-Projektes. (we)


Hemsil

Flaschengrün und strudelweiss
und schwärzer als die Nacht
in Hemsedal. Inseln
von Türkis

wild und wirbelnd
im Zaubergarten der Steine
der alles verwandelt
in Farbe als wär’s van Gogh

bald taucht’s hinab
ins Kellerlicht
der grauen Katzen
und Gestalten

und auch der Schatten
der von der Brücke
auf die Felsen fiel
wird bleiben

nur in der Tiefe
die alles einsaugt
und wieder freigibt
zu ihrer Zeit.

2

Hier sass ich, schaute den Anglern zu
die nichts fingen, sah den Fluss fliessen
und nicht von der Stelle kommen
und lernte warten

auf nichts
nur das Tosen des Wassers
und darin die Stille
wie ein grosser Fisch

mit silbernen Schuppen
unbeweglich am Grund. Mehr
ist nicht zu verlangen
von uns.

3

Die Fotos im Album
sind stumm
wie ein Brief
aus Karnak. Strandgut
einer uralten Expedition.

Orte der Stille existieren
womöglich in Alaska
oder Atlantis. Hier
ist jeden Tag Jahrmarkt

mit Truhen und Kisten
voll von verschlissenen Sätzen
die wandern von Hand zu Hand
und kleiden gut.

Wo bin ich gewesen?
Ich find mich nicht zurecht.
Kein Name auf der Karte
der mir bekannt vorkommt.

Hubertus Graef: Hemsil (Fotografie)
Hubertus Graef: Hemsil (Fotografie)

Lesen Sie im Glarean Magazin auch die
5. Wort-Bild-Meditation über „Das schwarze Quadrat“

6. Wort-Bild-Meditation über „Das schwarze Quadrat“

Die Offenbarungen des Schwarzen Quadrats

Glaube, Liebe, Hoffnung, Kunst

Bernd Giehl (Texte)  &  Hubertus Graef (Fotos)

Das Gemälde Das Schwarze Quadrat von Kasimir Malewitsch wurde zum ersten Mal 1915 bei der letzten futuristischen Ausstellung in Petrograd (St. Petersburg) gezeigt und gilt seither als eine der Ikonen der Malerei des 20. Jahrhunderts.
In der damaligen Ausstellung wurde es an der höchsten Stelle einer Ecke des Raums mit der Bildfläche leicht schräg nach unten befestigt, umgeben von anderen Bildern des Malers.
Das Schwarze Quadrat nahm damit die Position ein, die in einem traditionellen russischen Haus einer religiösen Ikone vorbehalten ist.

Das Schwarze Quadrat - Kasimir Malewitsch - Glarean Magazin
Das Schwarze Quadrat von Kasimir Malewitsch

Kasimir Malewitsch selber zu seinem Werk: „Als ich den verzweifelten Versuch unternahm, die Kunst vom Gewicht der Dinge zu befreien, stellt ich ein Gemälde aus, das nicht mehr war als ein schwarzes Quadrat auf einem weissen Grundfeld… Es war kein leeres Quadrat, das ich ausstellte, sondern vielmehr die Empfindung der Gegenstandslosigkeit.“

Das Schwarze Quadrat steht im Zentrum eines vierteiligen, meditativen Zyklus‘ mit Texten und Bildern des Bad-Marienberger Pfarrers und Schriftstellers Bernd Giehl und des Göttinger Digitalkünstlers Hubertus Graef. Unter dem Titel „Offenbarungen des Schwarzen Quadrats“ vereint das Werk zahlreiche je korrespondierende Wort-Bild-Kombinationen zu den Themata „Glaube, Liebe, Hoffnung, Kunst“.

Autor Bernd Giehl schreibt zur Entstehungsgeschichte: „Auf der Suche nach einem Titel für das gemeinsame Werk fielen mir ein paar Zeilen aus meinem Gedichtzyklus ‚Zwiegespräch‘ ein: ‚Verborgen seit jeher / Versteckt unter tausend Masken / Kein Wort so missbraucht wie dieses / Das Schwarze Quadrat / Eine Offenbarung / Verglichen mit dir / Wessen Stimme hörte Mose / Im Dornbusch in der Wüste?‘
Sowohl in den Gedichten wie auch in den Bildern geht es um Grenzerfahrungen, die manchmal, vielleicht nicht immer, mit Glauben zu tun haben“.

Als Erstveröffentlichung dieser „Offenbarungen des Schwarzen Quadrats“ publiziert das Glarean Magazin in unregelmässiger Folge acht Auszüge des insgesamt 68 Seiten umfassenden Wort-Bild-Projektes. (we)


Smile

Giuseppe hätte Freude daran
obwohl er das Gemalte vorzog
(ansonsten gab’s ja nur Skulpturen)
nichts liebte er mehr
als verrätselte Bilder

„Der Teil und das Ganze“
hiess seine Arbeit zur Erlangung
des Doktorgrads der freien Künste, später
malte er das Ganze in Teilen –
jedes für sich ein Ganzes

und Kaiser Rudolf
der ihn nicht verstand
aber bezahlte
zog den Hut vor ihm
den er nur selten trug

vor seinen Bildern
vergass er Habsburg
und die Kriege
so viel Leben in diesen Bildern
da sass man gern davor.

Hubertus Graef: Smile (Fotografie)
Hubertus Graef: Smile (Fotografie)
Lesen Sie im Glarean Magazin auch die
4. Wort-Bild-Meditation über „Das schwarze Quadrat“

5. Wort-Bild-Meditation über „Das schwarze Quadrat“

Die Offenbarungen des Schwarzen Quadrats

Glaube, Liebe, Hoffnung, Kunst

Bernd Giehl (Texte)  &  Hubertus Graef (Fotos)

Das Gemälde Das Schwarze Quadrat von Kasimir Malewitsch wurde zum ersten Mal 1915 bei der letzten futuristischen Ausstellung in Petrograd (St. Petersburg) gezeigt und gilt seither als eine der Ikonen der Malerei des 20. Jahrhunderts.
In der damaligen Ausstellung wurde es an der höchsten Stelle einer Ecke des Raums mit der Bildfläche leicht schräg nach unten befestigt, umgeben von anderen Bildern des Malers.
Das Schwarze Quadrat nahm damit die Position ein, die in einem traditionellen russischen Haus einer religiösen Ikone vorbehalten ist.

Das Schwarze Quadrat - Kasimir Malewitsch - Glarean Magazin
Das Schwarze Quadrat von Kasimir Malewitsch

Kasimir Malewitsch selber zu seinem Werk: „Als ich den verzweifelten Versuch unternahm, die Kunst vom Gewicht der Dinge zu befreien, stellt ich ein Gemälde aus, das nicht mehr war als ein schwarzes Quadrat auf einem weissen Grundfeld… Es war kein leeres Quadrat, das ich ausstellte, sondern vielmehr die Empfindung der Gegenstandslosigkeit.“

Das Schwarze Quadrat steht im Zentrum eines vierteiligen, meditativen Zyklus‘ mit Texten und Bildern des Bad-Marienberger Pfarrers und Schriftstellers Bernd Giehl und des Göttinger Digitalkünstlers Hubertus Graef. Unter dem Titel „Offenbarungen des Schwarzen Quadrats“ vereint das Werk zahlreiche je korrespondierende Wort-Bild-Kombinationen zu den Themata „Glaube, Liebe, Hoffnung, Kunst“.

Autor Bernd Giehl schreibt zur Entstehungsgeschichte: „Auf der Suche nach einem Titel für das gemeinsame Werk fielen mir ein paar Zeilen aus meinem Gedichtzyklus ‚Zwiegespräch‘ ein: ‚Verborgen seit jeher / Versteckt unter tausend Masken / Kein Wort so missbraucht wie dieses / Das Schwarze Quadrat / Eine Offenbarung / Verglichen mit dir / Wessen Stimme hörte Mose / Im Dornbusch in der Wüste?‘
Sowohl in den Gedichten wie auch in den Bildern geht es um Grenzerfahrungen, die manchmal, vielleicht nicht immer, mit Glauben zu tun haben“.

Als Erstveröffentlichung dieser „Offenbarungen des Schwarzen Quadrats“ publiziert das Glarean Magazin in unregelmässiger Folge acht Auszüge des insgesamt 68 Seiten umfassenden Wort-Bild-Projektes. (we)


Kobold

(Für LH)

Wirbelnd
im Wind
tanzend
ekstatisch
ein Umriss im Feuer
sich bildend
und wieder vergehend

Ein Kobold, ein Schatten
zur Nacht
komm, tanz mit mir
lern Leichtigkeit
vergiss die Erde
los, flieg mit mir
nach Utopia

Elfen werden kommen
Speise bringen von Luft
werden wir leben
im Feuer
und mit ihm
nichts
wird uns halten

nur der Wind
wird wehen
wohin er will.
Komm
tanz mit mir.

*

Sitzt in der Ecke
zerschlissnes Selbstbild
im Arm
kann nicht reden

tanzt nicht
zündet kein Feuer an
wirbelt nicht mal
den Wind.

Kein Schmetterling
zum Verspeisen
Asche im Mund. Die Welt
ist erloschen

Kobold friert
erbärmlich.

*

Ist wieder obenauf
hat Asche ausgespuckt
macht Feuer
unter meinem Allerwertesten so
dass Ich hopse
wie ihm das gefällt.

So ein … Kerl
möcht ihm die Ohren lang
und‘ s Fell möchte ich ihm
was will man alles –
ach was
ich trink ‘nen Schnaps
und Kobold
hockt beleidigt in der Ecke.

Hubertus Graef: Autos in der Nacht (Kobold) - Fotografie
Hubertus Graef: Autos in der Nacht (Kobold) – Fotografie

Lesen Sie im Glarean Magazin zum Thema Neue Lyrik auch von
Magdalena Jagelke: Drei Poesien (Gedichte)

4. Wort-Bild-Meditation über „Das schwarze Quadrat“

Die Offenbarungen des Schwarzen Quadrats

Glaube, Liebe, Hoffnung, Kunst

Bernd Giehl (Texte)  &  Hubertus Graef (Fotos)

Das Gemälde Das Schwarze Quadrat von Kasimir Malewitsch wurde zum ersten Mal 1915 bei der letzten futuristischen Ausstellung in Petrograd (St. Petersburg) gezeigt und gilt seither als eine der Ikonen der Malerei des 20. Jahrhunderts.
In der damaligen Ausstellung wurde es an der höchsten Stelle einer Ecke des Raums mit der Bildfläche leicht schräg nach unten befestigt, umgeben von anderen Bildern des Malers.
Das Schwarze Quadrat nahm damit die Position ein, die in einem traditionellen russischen Haus einer religiösen Ikone vorbehalten ist.

Das Schwarze Quadrat - Kasimir Malewitsch - Glarean Magazin
Das Schwarze Quadrat von Kasimir Malewitsch

Kasimir Malewitsch selber zu seinem Werk: „Als ich den verzweifelten Versuch unternahm, die Kunst vom Gewicht der Dinge zu befreien, stellt ich ein Gemälde aus, das nicht mehr war als ein schwarzes Quadrat auf einem weissen Grundfeld… Es war kein leeres Quadrat, das ich ausstellte, sondern vielmehr die Empfindung der Gegenstandslosigkeit.“

Das Schwarze Quadrat steht im Zentrum eines vierteiligen, meditativen Zyklus‘ mit Texten und Bildern des Bad-Marienberger Pfarrers und Schriftstellers Bernd Giehl und des Göttinger Digitalkünstlers Hubertus Graef. Unter dem Titel „Offenbarungen des Schwarzen Quadrats“ vereint das Werk zahlreiche je korrespondierende Wort-Bild-Kombinationen zu den Themata „Glaube, Liebe, Hoffnung, Kunst“.

Autor Bernd Giehl schreibt zur Entstehungsgeschichte: „Auf der Suche nach einem Titel für das gemeinsame Werk fielen mir ein paar Zeilen aus meinem Gedichtzyklus ‚Zwiegespräch‘ ein: ‚Verborgen seit jeher / Versteckt unter tausend Masken / Kein Wort so missbraucht wie dieses / Das Schwarze Quadrat / Eine Offenbarung / Verglichen mit dir / Wessen Stimme hörte Mose / Im Dornbusch in der Wüste?‘
Sowohl in den Gedichten wie auch in den Bildern geht es um Grenzerfahrungen, die manchmal, vielleicht nicht immer, mit Glauben zu tun haben“.

Als Erstveröffentlichung dieser „Offenbarungen des Schwarzen Quadrats“ publiziert das Glarean Magazin in unregelmässiger Folge acht Auszüge des insgesamt 68 Seiten umfassenden Wort-Bild-Projektes. (we)


Hochhaus

(Für Sophie Uphoff)

Der Scheiben wegen
leb ich hier
und weil hier keiner keinen

kennt hinter all den
Spiegeln und Türen
Begegnung nur im Fahrstuhl

Gibt viele Klingeln
Und viele „Meyers“
im Wolkenkratzer

Der mich nicht kratzt
kann gehn wohin ich will
keiner fragt

nach Papieren
und im Café
kennt dich kein Kerl

Komm heim
seh mich von aussen
hoch oben an Fassade

Seh mein Gesicht
oh Horror
Ich greife durch

Greif durch das Glas
verlier die Fassung, verlier
Das Gleichgewicht

Begegne mir
wo ich’s nicht wollte.
unten am Boden.

Hubertus Graef: Hochhaus (Fotografie)
Hubertus Graef: Hochhaus (Fotografie)

Lesen Sie im Glarean Magazin auch die
3. Wort-Bild-Meditation über „Das schwarze Quadrat“

3. Wort-Bild-Meditation über „Das schwarze Quadrat“

Die Offenbarungen des Schwarzen Quadrats

Glaube, Liebe, Hoffnung, Kunst

Bernd Giehl (Texte)  &  Hubertus Graef (Fotos)

Das Gemälde Das Schwarze Quadrat von Kasimir Malewitsch wurde zum ersten Mal 1915 bei der letzten futuristischen Ausstellung in Petrograd (St. Petersburg) gezeigt und gilt seither als eine der Ikonen der Malerei des 20. Jahrhunderts.
In der damaligen Ausstellung wurde es an der höchsten Stelle einer Ecke des Raums mit der Bildfläche leicht schräg nach unten befestigt, umgeben von anderen Bildern des Malers.
Das Schwarze Quadrat nahm damit die Position ein, die in einem traditionellen russischen Haus einer religiösen Ikone vorbehalten ist.

Das Schwarze Quadrat - Kasimir Malewitsch - Glarean Magazin
Das Schwarze Quadrat von Kasimir Malewitsch

Kasimir Malewitsch selber zu seinem Werk: „Als ich den verzweifelten Versuch unternahm, die Kunst vom Gewicht der Dinge zu befreien, stellt ich ein Gemälde aus, das nicht mehr war als ein schwarzes Quadrat auf einem weissen Grundfeld… Es war kein leeres Quadrat, das ich ausstellte, sondern vielmehr die Empfindung der Gegenstandslosigkeit.“

Das Schwarze Quadrat steht im Zentrum eines vierteiligen, meditativen Zyklus‘ mit Texten und Bildern des Bad-Marienberger Pfarrers und Schriftstellers Bernd Giehl und des Göttinger Digitalkünstlers Hubertus Graef. Unter dem Titel „Offenbarungen des Schwarzen Quadrats“ vereint das Werk zahlreiche je korrespondierende Wort-Bild-Kombinationen zu den Themata „Glaube, Liebe, Hoffnung, Kunst“.

Autor Bernd Giehl schreibt zur Entstehungsgeschichte: „Auf der Suche nach einem Titel für das gemeinsame Werk fielen mir ein paar Zeilen aus meinem Gedichtzyklus ‚Zwiegespräch‘ ein: ‚Verborgen seit jeher / Versteckt unter tausend Masken / Kein Wort so missbraucht wie dieses / Das Schwarze Quadrat / Eine Offenbarung / Verglichen mit dir / Wessen Stimme hörte Mose / Im Dornbusch in der Wüste?‘
Sowohl in den Gedichten wie auch in den Bildern geht es um Grenzerfahrungen, die manchmal, vielleicht nicht immer, mit Glauben zu tun haben“.

Als Erstveröffentlichung dieser „Offenbarungen des Schwarzen Quadrats“ publiziert das Glarean Magazin in unregelmässiger Folge acht Auszüge des insgesamt 68 Seiten umfassenden Wort-Bild-Projektes. (we)


Unterwegs

auf zwanzig Baustellen
von A nach F
und H ist auch gleich dran
zu schnell – selbst fürs Radar

Porsche
müsste man fahrn
nur dass der Chef sagt –
Egal

was willst du wissen?
Ja, gleich,
ich kümmre mich

später

werd ich leben
am Comer See
oder am Kap –
whalewatching nennen sie‘s

Gedichte schreiben
wenn ich Zeit hab
für ‘ne neue Liebe
ach wär das schön – jedoch

bin unterwegs
von H nach K
und O
ruft grad auf i-phone an.

Hubertus Graef: Strassenbahn (Untewegs) - Fotografie
Hubertus Graef: Strassenbahn (Unterwegs) – Fotografie

Lesen Sie im Glarean Magazin auch die
2. Wort-Bild-Meditation über „Das Schwarze Quadrat“