Gedicht des Tages
Das Unauffindbare
Du suchst den Anfang, suchst zurück:
So schön, so schön war es, dass du nun glaubst,
Es sei der Sinn, den du aufs neue dir belaubst,
Und es ersteht dir Stück um Stück
Das Einst, das Glück.
Der Berg, die Landschaft, ein Hotel,
Die schöne Zeit! du liebtest eine Frau
Fast war es Sinn; ein Kindheitsgarten voller Tau –
Knietest du nicht? Oh, es entglitt, entglitt so schnell,
Ein Glücksmodell.
Nun kniest du wieder, alter Mann,
Und suchst das Schöne, dem du nicht mehr glaubst,
Da du vor Schönheit stets dich selbst beraubst,
Beraubst des Sinns, der durch die Finger rann,
Suchst deine Schuld im Einst, suchst sie im Wann,
Tastend zum Unergreiflichen, ergriffen deines Raubs:
Wann fing das Unglück an,
Wann fing es an?
Hermann Broch (1886-1951)
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