Glarean Magazin

Hans Garbaden: «Paulas Töchter»

Posted in Buch-Rezension, Günter Nawe, Hans Garbaden, Literatur, Rezensionen by Walter Eigenmann on 21. März 2010

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Die Schuld der kleinen Tochter der großen Paula

Günter Nawe

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«Seit dem siebten Juni sind jetzt vier Mädchen zwischen neun und elf Jahren mit dem Vornamen Paula aus den Stadtvierteln Findorff und Utbremen spurlos verschwunden.»
Das war 1921 die Ausgangslage für die Polizei – und heute für den Autor eines «historischen Kriminalromans aus Bremen und Worpswede». Hans Garbaden ist aus vielen Rollen in Film und Fernsehen einem breiten Publikum bekannt. Mit «Paulas Töchter» «outet» er sich jetzt auch als respektabler Schriftsteller.

Zwischen Bremen und Worpswede verkehrt täglich der Moor-Express. Auf dieser Strecke sind im Frühsommer 1921 die jungen Mädchen verschwunden. Ein Fall, der die Polizei vor ein Rätsel stellt. Welcher Zusammenhang besteht zwischen der Entführung der Mädchen und ihrem Namen Paula? Und warum gerade in Worpswede, diesem beschaulichen Künstlerort?
Geschickt versteht es Hans Garbaden, die Fäden zu ziehen zwischen der reinen Ermittlungsarbeit braver Kommissare und dem Hintergrund der Taten. Denn sehr bald erfährt der Leser, dass es in der Tat «Verbindungen» gibt zwischen dem Täter und der Künstlerin Paula Modersohn-Becker sowie ihrer kleinen, früh verstorbenen Tochter Paula. Für den Autor eine willkommene Gelegenheit, dass Dorf Worpswede und seine Künstler in die Recherche-Arbeit «einzubeziehen»: Neben der Modersohn-Becker auch Otto Modersohn, Clara Westhoff, Heinrich Vogeler, Fritz Mackensen Rainer Maria Rilke, dessen «Requiem für Paula Modersohn-Becker» ausführlich zitiert wird. Garbaden schafft so einen schönen kulturhistorischen Bezug zum Fall.

Beschauliches Künstlerdorf, aber auch Schauplatz von Roman-Verbrechen: Worpswede (Deutschland)

Und der Täter? «Die Stimme, die er immer hörte, wenn er allein in seiner Wohnung war, hatte ihm befohlen, für den Tod von Paula, dieser großartigen, begnadeten Malerin, die vor vierzehn Jahren im Kindbett nach der Geburt ihres Mädchens gestorben war, vierzehn Mädchen zu töten. Für jedes Jahr nach dem Tod der Malerin sollte es ein Mädchen mit dem Namen Paula sein.»
Es versteht sich, dass die Polizei dem Täter auf die Schliche kommt und seiner habhaft wird. Das aber ist für den Leser nicht das Entscheidende. Der Rahmen der Erzählung ist es und der historische Kontext. Denn Garbaden verknüpft seinen Plot mit Artikeln aus der Lokalpresse über das Geschehen in und um Worpswede und schafft so ein hohes Maß an Authentizität. Auf eine kleine Liebesgeschichte zwischen dem Kommissar Dirk Murken und der Journalistin Geffken wollte der Hans Garbaden auch nicht verzichten.

Erzählt wird das alles etwas bieder und brav – so brav die Ermittlungen in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts wohl auch gewesen sein mögen –, also im Stile der Zeit. Da gibts keine rasanten Verbrecherjagden, keine omnipotenten Kommissare und keine modernen kriminaltechnischen Fahndungsmöglichkeiten. Aber genau das macht den Reiz dieses kleinen Kriminalromans aus.

Hans Garbaden, Paulas Töchter, Historischer Kriminalroman aus Bremen und Worpswede, 96 Seiten, Schardt Verlag, ISBN 978-3898415095

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Leseprobe (pdf)

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