Hydra (Hg): «Dieses Buch macht dich fertig»
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Buch macht Wut – Von einem, der auszog, das Wüten zu erlernen
Christian Busch
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So manch einer sucht in den sommerlichen Hitzeperioden – oder auch trüben Regentagen – nach Erbauung in satirischen Magazinen oder in den Rubriken der täglich von Neuem gegen das Einheitsgrau des Sommerlochs ankämpfenden Journale. In bewährter Manier halten hier die üblichen Verdächtigen den Kopf als Zielscheibe für des Volkes Zorn hin.
Im Holzbaum-Verlag Wien ist jetzt unter dem Titel «Dieses Buch macht dich fertig» eine ganze Sammlung erschienen, die sich als «Tatenbuch für angehende Wutbürgerinnen von Hydra» vorstellt, einem politisch unabhängigen Kulturverein, dessen Mitglieder ehrenamtlich arbeiten und sich der ‘Förderung von Humor, Ironie und Satire’ verschrieben haben. So weit, so gut. Doch kann diese Form der Satire ein ganzes Buch von 168 Seiten füllen?
Das 1. Kapitel widmet sich den Ungerechtigkeiten dieser Welt, die sich – die alte Leier – als konstruierte Objekte menschlichen Neids entpuppen: der Chef und die Großverdiener in Wirtschaft und Politik als Absahner und Sündenböcke auf der Spitze der Karriere- oder besser gesagt: Klischee-Leiter. Wenn man das auf einer Rubrikseite einer einschlägigen Tageszeitung liest, mag man sich kurz freuen. Doch als abendfüllendes Programm, das u.a. dazu auffordert, eine leere Seite anzuschreien, nervt das eher. Genau so gut könnte man zur Kompensierung eine große Schüssel Schlagsahne essen, denkt man.
Auch das 2. Kapitel sucht – mit deutlich erweitertem Spektrum – nach Gründen, sich zu ärgern. Jetzt trifft es unter den bösen Geistern des Alltags auch mal die Handwerker oder die Penis-Liebhaberinnen. So wird man aufgefordert, die 20 (!) Personen aufzuschreiben, an die man beim Sex mit dem Partner gedacht hat, seinen Facebook-Beliebtheit-Koeffizierten zu errechnen und sich aus einem ganzen Cocktail von Ausreden zu bedienen, bis die Autoren im 3. Kapitel – mal mehr, mal weniger einfallsreich – Vorschläge unterbreiten, wie man – Sigmund Freud lässt grüßen – seine Wut los werden kann. So kann man – wer das Buch käuflich erworben hat – Beweisfotos von Kratzern, die man an «sündteuren Autos» hinterlassen hat, einkleben.

Auch wenn einzelne Seiten durchaus Unterhaltungswert besitzen, dürfte die leider viel Banales enthaltende Sammlung «Dieses Buch macht dich fertig» aus dem Holzbaum Verlag den meisten Konsumenten höchstens ein müdes Lächeln abringen.
Auch wenn einzelne Seiten durchaus Unterhaltungswert besitzen, dürfte die leider viel Banales enthaltende Sammlung den meisten Konsumenten höchstens ein müdes Lächeln abringen. Stattdessen wird man sich fragen, ob die Hydra nur eine Schwester der Hybris ist. Wut jedenfalls könnte allenfalls der entwickeln, der für die knapp zehn Euro etwas Originelles, Geistreiches oder Witziges erwartet hat. Denn wenn man auf der letzten Seite aufgefordert wird, eine Bank anzuzünden, zucken die Finger mit Blick auf das Buch schon verdächtig. Hoher Brennwert? Zu gefährlich, deshalb lieber ein Verriss. ■
Hydra (Hg): «Dieses Buch macht dich fertig», Holzbaum Verlag, 168 Seiten, ISBN 978-3-9503097-5-1
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