Das Zitat der Woche
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Von der Übereinstimmung der Musik mit dem Leben
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Was ist nötig, damit ein Lied zum Hit wird? Die oft aufgestellte These, es sei allein eine Sache der Vermarktung, ist ebenso falsch wie der Glaube, eine reine, von jeder kommerziellen Absicht losgelöste Kunst sei die Voraussetzung dafür. Beides kann, muss aber nicht sein.
Lässt man kurzlebige Popacts und One Hit Wonders aussen vor und betrachtet nur Künstler, die über Jahre und Jahrzehnte kontinuierlichen Erfolg hatten, zeichnen sich Erfolgsfaktoren ab, die sich bis zu einem gewissen Grad verallgemeinern lassen. So haben z. B. Udo Jürgens, Madonna, Tina Turner oder Joe Cocker eins gemeinsam: Image und Musik bilden eine glaubhafte Einheit und die Biografie enthält bewegende Schicksalsmomente, die für Schlagzeilen sorgen.Maximale Authenzität von Musik und Leben: Gitarren-Legende Jimi Hendrix (1942-1970)
Wenn Frank Sinatra oder Harald Juhnke trotzig singen «I Did It My Way», nimmt man ihnen das ab, weil sie gesellschaftliche Konventionen immer ausser Acht liessen und trotzdem Erfolg hatten. Herbert Grönemeyer gestatten wir, über den «Mensch(en)» als solchen zu singen, denn jemand, der bekanntermassen so viel durchgemacht hat, kann das wohl beurteilen. Die Rolling Stones füllen selbst nach rund 40 Jahren im Musikgeschäft immer noch die grossen Stadien der Welt, weil sie wie keine andere Band über so lange Zeit hinweg das Lebensmotto «Sex, Drugs & Rock ’n’ Roll» verkörpert haben. Jede Falte im Gesicht von Keith Richards und jedes uneheliche Kind von Mick Jagger zertifizieren das Image. Janis Joplin, Jimi Hendrix und Jim Morrison personifizierten das Lebensgefühl der 60er Jahre «Live fast – die young» in geradezu tödlicher Perfektion. Bei ihnen stimmten Musik, Biografie und Image bis in den Tod überein. Im HipHop gehören Tupac Shakur und Notorious BIG zu den am meisten verehrten Personen, denn ihr Tod im Kugelhagel zementiert ihre Street Credibility als Homies. ▀
Aus: «Wert der Kreativität», in der Zeitschrift «Musik & Bildung» (Musikpädagogik), Schott Verlag 2004
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