24. Juni 2010, Kampf mit dem Selbst, 5.55 Uhr

Morgenkaffee. Zigarette.
Der Kaffee holt mich langsam wieder ins Leben zurück. Schlief wie ein Toter, versunken im Nichts, in der totalen Abwesenheit.
Durchstöberte gestern Abend – während des Fußallspiels – ein Filmlexikon. Filme spielten schon immer eine große Rolle für mich. Aus Filmen habe ich viel für mein Schreiben gelernt. (Und ich meine mit Filmen natürlich nicht diese dämlichen Hollywoodblockbuster.) Aber Filmemacher wie Haneke oder von Trier, aber vor allem auch Godard, sind Wege gegangen, denen ich bereitwillig folge. Sie vermögen es immer wieder, mich zu verwirren, mich in meinem Denken zu fordern, mich an körperliche Grenzen zu treiben.
Ketchum gelang diese zuletzt für die Literatur. Ich bin kein Anhänger der Hochkulturartistik. Alle Literatur, die sich zu weit vom Menschen entfernt, muss sich auch nicht wundern, wenn sie nicht wahrgenommen wird; vor allem wenn sie zu einem bloßen Sprachspiel verkommt. Einem Sprachspiel, das beständig um sich selbst kreist und nicht mehr verstanden werden kann. Ich kann nur für mich reden (für wen den auch sonst). Und mich muss ein Werk an den Eiern packen, es muss mitreißen, es muss mich Mitfühlen lassen. Dort wo nur die Schau, die Vorführung existiert, will ich nie lange bleiben. (Was soll ich auch dort.) Glücklicherweise lege ich solche Bücher inzwischen rasch weg, und versuche erst gar nicht, einen hoffnungslosen Kampf aufzunehmen.
Aber vielleicht werde ich meine Meinung in einigen Monaten, Jahren ändern. Das kann gut sein. Ich hoffe es sogar, weil nichts schlimmer ist, als sich nie zu ändern, sich nie über das eigene Wesen zu werfen, um es nieder zu ringen.
Noch ein Kaffee. Eine Zigarette. Dann das übliche Morgenspiel: Duschen und ins Literarische Fundbüro.

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