Kaffee, Zigarette.
Die Nacht war kurz, gehöre ich doch zu einer Spezies, die den Morgen zum Schreiben braucht, sie war angefüllt mit raunenden Träumen, die ich erst gar nicht wiederzugeben versuche, weil die Bilder dazu bereits mit der ersten Zigarette in den Morgenhimmel geatmet wurden.
Seraphe schlich vor wenigen Minuten wie ein Einbrecher an mir vorüber, mit ihrem Roman unter dem Arm, den sie nun bei einem Cappuccino in der Küche liest.
Gauß – Seraphes Schwester – ist zu Besuch; sie schläft noch, liegt in einem der Prinzenbetten, sind meine Jungen doch derzeit an der Ostsee.
Sie kam, damit wir die Rückkehr von Jim feiern konnten, der für ein Jahr in Afrika weilte, der auf Großwildjagd war, sich auf den Spuren großer Krieger befand, vielleicht aber auch nur, weil er dort ein freiwilliges soziales Jahr verbrachte. Was schreibe ich „nur“, muss man einer solchen Entscheidung doch größten Respekt zollen.
Alle nahmen ihn in die Arme, drückten ihn an sich, auch ich, während seine Mama, namens Igel, freudestrahlend die gestern fehlende Sonne imitierte.
Es war ein gelungenes Fest, wir saßen in der mit Holzbänken und Holztischen umgebauten Garage, aßen ganz auf afrikanische Art Fladen mit einem scharfgewürzten Hühnerfleisch, manche mit Händen, manche mit Messer und Gabel, nach Art der Weißen eben, so wie ich es auch tat. Ich saß im Kreis der Schwestern, neben Gina mit Walt, in der Nähe von Gauß, sie waren alle gekommen, die ganze große Seraphe-Familie, denn ich habe da weniger zu bieten, fast nichts; einzig meine Mutter, aber das ist eine andere Geschichte.
Nach dem Essen, eine kalte Flasche Bier in der rechten Hand, griff ich in meine Hose, kramte die unvermeidlichen Zigaretten hervor, gesellte mich zu Hanno, seines Zeichens Sozialpädagoge, um mit ihm zu rauchen und zu reden, dann wieder zu reden und zu rauchen, das hörte überhaupt nicht mehr auf, wir redeten über dies, dann das, dann wieder über Filme, die wir gesehen hatten, über Literatur, über die Verkäuflichkeit derselben, welche Mechanismen wohl heute dafür entscheidend seien, ich empfahl ihm Steins „Leinwand“, selbstredend, immerhin lebe ich im Moment mit dem Buch.
Eigentlich saß ich den restlichen Abend bei Hanno, ganz so wie eben beschrieben, bis sich plötzlich Seraphe zu meiner Linken materialisierte, sie stieß ins Horn zum Aufbruch, und ja, ich packte meine Sachen in die Hosentasche zurück, also meine Zigaretten, denn mehr trage ich selten bei mir. Wir verabschiedeten uns von allen mit Getöse und Aufschreien. Dann saßen wir bereits im Auto, segelten heimwärts, stürmten die Treppen nach oben, legten uns in die Betten. Ich las noch zwei Seiten, dann schloss ich die Augen, glitt hinab in meine raunenden Träume.
Ich linse in meinen Kaffeebecher, schon ist Seraphes Hand zur Stelle, um ihn zu füllen. Ich werde noch eine Zigarette rauchen und dann …