Guido Rohm - Aus der Pathologie

Konzert

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Der Herd, habe ich den Herd ausgeschaltet, ich will nicht hier sein, Wagner, zu laut, zu mächtig, würde ich Wagner als Nachspeise in meiner Küche anbieten, der Rudi würde mir das nachtragen, zu viele Kalorien, zu schwülstig, viel zu viel Fett, würde er rufen, er würde es sagen, die Hände erhoben, diese Hände, die mich durch mein Leben dirigieren, seine Hände, er ist alt geworden, diese kalten toten Hände, ich will sie nicht mehr auf mir haben, nicht mehr spüren, ich will hier fort, ich hätte Werner heiraten sollen, ja, der Werner hat mich gewollt, nur ich wollte nicht, damals, aber heute, ich würde ihn wollen, denn dann würde ich jetzt in einer Villa auf Sizilien sitzen, stattdessen hocke ich mit Rudi hier, dessen Hände so kalt und so alt sind, der sich langsam auflöst, wenn es doch nur schon so weit wäre, ich gäb eine prächtige Witwe ab, eine besondere Witwe, eine wichtige Witwe, eine richtige Witwe, die noch zu leiden weiß, die trauern kann, ganz in Schwarz mit einem Blumenstrauß, so sehe ich mich, keine Konzerte mehr, endlich, sondern endlich, endlich ein Musical, ich mag keine Oper, keine Klassik, keinen Wagner, aber Rudi will nichts davon hören, er sitzt starr da, halbtot, ach, wenn es doch nur schon so weit wäre, habe ich den Herd ausgeschaltet, der Herd, ich bin mir nicht sicher, Rudi, habe ich den Herd ausgeschaltet, Rudi, können Sie mir bitte helfen, mit meinem Mann stimmt etwas nicht, Gott, RUDI!

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