Kaffee, Zigarette.
Sternchen geht es besser, dafür leckten Seraphe und ich nun unsere Wunden, lagen wir doch mit Schmerztabletten abgefüllt auf dem Sofa, von jener Krankheit kostend, die eben erst von Sternchen abgelassen hatte, um sich nun ausgehungert auf uns zu stürzen.
Seraphe lag in meinen Armen, dösend, schlafend, träumend; kein übler Zustand, wären da Schüttelfrost und Kopfschmerzen nicht gewesen.
Ich erhielt eine Mail von Alban Nikolai Herbst, der wegen einer gemeinsamen Lesung im Oktober oder November in Fulda anfragte.
Wir lasen zuletzt am 9. Mai gemeinsam, er nächtigte in der Trutzburg, der Mann, ein Gesamtkunstwerk, der es wie ein ausgebildeter Schauspieler verstand, die Zuschauer an seine Lippen zu ketten. Dort hingen sie dann hilflos zappelnd über einem Abgrund aus Worten.
Später telefonierte ich noch mit Maler Skurski, der mir zum Geburtstag ein Bild geschenkt hatte. Es zeigt meinen Kopf in dunklen Farben, meinen Kopf, der nun schwer, mich observierend, im Wohnzimmer am krumm geschlagenen Nagel hängt. Vielleicht rühren daher meine Kopfschmerzen, eine Art von Voodoo, denn der Nagel steckt direkt im Hinterkopf des Portraits. Ich studierte mich eine Weile, ohne hinter mein Geheimnis zu kommen, einmal mehr kam ich mir nicht näher.
Eigentlich hätte ich schreiben wollen, aber es ging nicht, es fällt mir heute noch schwer, die Welt scheint abgekapselt vom Kopf, der Kopf von der Welt zu weit entfernt, vielleicht auch, weil er nun an der Wand hängt. Ich kann die Worte nicht aus der Luft greifen, die sich sonst immer so dienlich zeigen, die sonst so tief am Baum meiner Erkenntnis hängen. Die Krankheit verführt mich zu verschraubten Sätzen, zu kruden Manierismen, zu einem pathetischen Denken.
Derlei passt gut in die Pathologie, denn hier soll es sein.
Ich werde jetzt noch einen Kaffee trinken, eine Schmerztablette schlucken, eine Zigarette rauchen und dann …