… und dann den einen endlosen Satz schaffen, das Ausschreiten der Worte, davon schreiten, sich durch den Kopf schreiten, die Straße entlang schreiten, die Gerüche in den Satz aufnehmen, die wehende Tüte, die Gesprächsfetzen, im Kopf kann man in alle Richtungen laufen, also reise ich zurück, ich setze mich mit Seraphe in den Zug nach Frankfurt, den Kopf nah am Fenster, ich sehe hinaus, ich sehe mir Deutschlandbilder an, Äste, Bäume, Streifen von Wald, leer stehende Fabrikhallen, Regen hüllt die Landschaft in Trauer, Seraphe schmiegt sich an meinen Körper, ich spüre ihre Wärme, dann haben wir Käse genommen, sagt das Mädchen schräg gegenüber, sie spricht mit einer hohen und nervigen Stimme, die Stimme wirkt wie ein Alarm, er dringt in unsere Ohren, setzt sich fest, ein Stimmengewehrdauerfeuer, meine Mama hat Psychologie studiert, das werde ich auch studieren, nun wissen die Seraphe und ich auch dies über sie, wir beißen ins Brötchen, gekauft noch im Bahnhof in Fulda, die Brösel fliegen wie Schneeflocken, der Zug hält, Gesichter laufen an der Scheibe vorüber, wir halten uns an den Händen, kommen in Frankfurt an, ich reise in meinem Kopf, sitze schon mit der Kultur von Faust am Tisch, rede über Sätze, die nicht enden, über Literatur, die sich auch wieder mal die Hände schmutzig machen darf, über Hirnforschung, wir fliegen von Name zu Name, von Thema zu Thema, dürfte ich kassieren, sagt der Kellner, Schichtwechsel, ein Bild des Boxers, die Faust geballt, wir sehen es durch die Scheibe, das passt doch zu Faust, die Seraphe trinkt einen Weißwein, ich sitze bereits wieder mit der Seraphe im Zug nach Fulda, wir haben uns das Sternchen in Frankfurt geholt, die geliebte Tochter, die sitzt nun zwischen uns, sie war bei ihrer Patentante, wir halten uns an den Händen, immer wieder an den Händen, ich reise im Kopf zurück, durchstreife mit Verleger Seeling seinen Verlagsraum, die Verlagsräume, wir streifen durch den Laden, hier werde ich am 19.11. mit Alban Herbst lesen, erinnert mich daran, ihm noch die Anschrift zu übermitteln, wir gehen hinaus, weichen einem Scheißhaufen aus, wir schreiten aus, ich liege in meinem Bett, bedenke den Tag, ich kann an allen Orten zugleich sein, ich träume von dem einen endlosen Satz, der das Leben fängt, der wie das Leben selbst ist, treibend, der dahin schreitet zum Endpunkt.
Archivierung!
Die Pathologie wird von der Universität Innsbruck im Rahmen des Forschungsprojektes DILIMAG, sowie dem DEUTSCHEN LITERATURARCHIV MARBACH archiviert.- "In Pissoirs geht man Stufen hinunter, in Bunker, in Krematorien, in die Pathologie, in Weinkeller. Es lassen sich mythologische Beziehungen zum Hinabsteigen herstellen." Hubert Fichte, Die Palette
Über Guido Rohm
Er kam, sah und schrieb. Der Schriftsteller Guido Rohm , geboren 1970, lebt und raucht in Fulda. Romane von ihm tragen sensible Titel wie „Blut ist ein Fluss“ und „Blutschneise“.
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