Archiv für März 2009

RAPHAEL VOGT – DIE TIEFE DES BECKENS – TEIL 3

Mittwoch, 25. März 2009

Am Beckenrand

Ich betrachte mein Auto in der Schrottpresse. Eine nackte Glühbirne schaukelt an einem langen Kabel über meinem Kopf hin und her und bewegt dessen Schatten hinter sich, während das Auto unter Krächzen gestaucht wird und sich der Bug nun allmählich nach oben aufbäumt. Der Fahrgastraum schrumpft unter dem Gestöhn der sich biegenden Bleche, bis er schließlich ganz verschwindet. Ein letztes Rumpeln, gefolgt vom Flackern der Glühbirne. Mein Auto ist zu einem fast quadratischen, tonnenschwerem Klotz geworden. Ich fühle das starke Bedürfnis, umgehend die Halle zu verlassen.

„Oft legt sie ihren Kopf auf meinen Bauch, einen Arm um die Schulter …“, begann ich zu erzählen, „ … dann sagt sie `ich bin müde, komm gehen wir ins Bett. `Ich daraufhin `Ich komme gleich. Nur noch ein bisschen …` und sie `das kenne ich schon, du kommst frühestens in drei, vier Stunden.` Und wenn das Gefühl schön ist, so schön, dass es dem nachzugeben lohnenswerter erscheint als die weitere Betäubung durch das nächtliche Fernsehprogramm, folge ich ihr sogleich ins Schlafzimmer. Ansonsten verbringe ich tatsächlich oft noch drei bis vier Stunden am Computer oder auf der Couch vor dem Fernseher.“

„Wir hatten jahrelang sexuelle Probleme, genau genommen sogar die ersten fünf Jahre unserer Beziehung. Wir waren schon verlobt, als meine Zweifel an unserer Beziehung so groß wurden, dass ich mich wie in eine Falle geraten fühlte, bei lebendigem Leib unausweichlich dem absoluten Stillstand ausgeliefert zu sein. Ich war in der Zwickmühle, wollte sie weder heiraten, schaffte es aber schon gar nicht, den Gedanken zu Ende zu denken, wie es wäre, wenn ich sie verlassen würde.“

„Und?“

„Na ja, ich bin bei ihr geblieben. Wir sind nun seit neun Jahren glücklich verheiratet und haben zwei liebe, gesunde Kinder. Ich bin sehr erfüllt und zufrieden.“

„Ihr habt wohl an Euch gearbeitet?“

„Viel einfacher, als ich mir damals hätte träumen lassen – wir haben unser eigenes Leben zurück erobert. Jeder geht seinen eigenen Weg, ohne dass wir uns dabei aus den Augen verlieren würden. Es reicht schon, sich mal einen Tag lang nicht zu sehen und ein paar eigene Stunden und Interessen für sich zu haben. Ich habe gelernt, gewisse Gefühle und Gedanken für mich zu behalten und nicht mehr alles zu zerreden.“

„Aber die meisten Paare reden doch eher zu wenig miteinander.“

„Wir sicher nicht. Ich habe auch nicht damit aufgehört, etwas von mir mitzuteilen. Ich habe nur das Wie verändert. Ich lasse einfach alles Unwesentliche weg und bringe meine Gedanken, Wünsche, Empfindungen und Anliegen schnell auf den Punkt. “

„Eure Beziehung ist also wesentlicher geworden?“

„Wir sind wesentlicher geworden. Das macht die Beziehung interessanter. Wir interessieren uns wieder füreinander. Wenn man sich im Streit, im Stillstand befindet, vollkommen auseinandergelebt hat, so kann man sich oft gar nicht vorstellen, wie, bzw. dass überhaupt eine, auch nur die geringste, Möglichkeit besteht, sich wieder aufeinander zu bewegen zu können und einander neu zu begehren.“

„Die meisten Paare brechen in großen Krisen aus, suchen sich einen anderen Partner …“

„Nun ja, ich würde nicht sagen, dass das die Meisten in dieser Situation tun … es ließe sich jedoch sicher so manches mal vermeiden. Sexualität hat viel mit Illusion zu tun. Liebe aber bedarf der Auflösung von Illusionen, um zu wachsen. Das ist erst einmal ein Paradoxum.“

„Tatsächlich?“

„Aber lösbar. Es ist ein Wechselspiel aus Beidem. Anziehung und Abstoßung, Liebe und Sex, ich und wir, Nähe und Distanz.“

Ich weiß noch nicht, wem ich den Dialog zuordnen werde, aber er klingt – wie ich finde – nicht völlig uninteressant.

Ich begann die Arbeit an „die Tiefe des Beckens“, nachdem ich die dritte Woche als Aufsicht in einem kleinen Schwimmbad hinter mich gebracht hatte. (Mehr jedoch müsste man sagen, zwängte sich mir der Text so nach und nach geradezu auf. Nachts nach dem Spätdienst konnte ich keine Ruhe finden, so dass ich mich gewollt unbemerkt aus Rebeccas erschlaffter Umarmung wand, um mich, nur mit der Unterhose bekleidet, vom Bett an den Schreibtisch zu schleichen.)

Und schon am ersten Arbeitstag im Schwimmbad befand ich, von Leuten umgeben zu sein, die nicht geübt darin zu sein schienen, weit über den Beckenrand hinauszublicken.

Die einzelnen Teile werden im „Duftenden Doppelpunkt im Abstand von 14 Tagen veröffentlicht. Schreiben Sie Raphael Vogt Ihre Meinung zu seinem Text.

RAPHAEL VOGT – DIE TIEFE DES BECKENS – Teil 1

RAPHAEL VOGT – DIE TIEFE DES BECKENS – Teil 2

"Unter Bettlern"

Dienstag, 24. März 2009

Die BettlerInnen Wiens sind Mitglieder der Mafia. Behaupten rechtskonservative PolitikerInnen. Wir haben die Mafia besucht.

So beginnt die Reportage von Eva Bachinger in „Moment. Gazette für Menschenrechte #10.“

Eva Maria Bachinger hat für ihren Text „Unter Bettlern“ den Nationalen Roma-Sonderpreis 2008 der EU-Kommission erhalten. In dem Beitrag kommen rumänische Roma zu Wort, die für eine Zeit in Wien leben, um das Überleben ihrer Familien zu sichern.

Moment-SOS Mitmensch

Journalist Award 2008

Web-2.0-Wissen

Dienstag, 24. März 2009

Meral Akin-Hecke berichtet auf „Digitalks“ in ihrem Beitrag „Wo Web-2.0-Wissen hierzulande geteilt wird“ über Initiativen wie BarCamp, Digitalks, Webmontag und wie diese dazu beitragen, das Wissen über das Internet zu demokratisieren.

Digitalks – Wo Web-2.0-Wissen hierzulande geteilt wird

Linksammlung zur Broschüre „Web 2.0 zum Mitmachen“

Broschüre – Web 2.0 zum Mitmachen

Veranstaltungskalender

Montag, 23. März 2009

Wir freuen uns, wenn Sie dem Veranstaltungskalender weitere Wörter und Satzzeichen in Form von Hinweisen auf Lesungen, Buchpräsentationen, Workshops … hinzufügen.

Mit diesem Angebot möchten wir vor allem kleineren AnbieterInnen die Möglichkeit geben, ihre Veranstaltungen einem literaturinteressierten Publikum zu präsentieren.

Wenn Sie einen Literaturpreis oder ein Literaturstipendium ausloben, zum Verfassen von Texten für eine Anthologie oder Literaturzeitschrift aufrufen, sind Sie ebenfalls herzlich eingeladen, uns die Infos zukommen zu lassen.

Die Termine finden Sie entweder direkt in unserem Literaturkalender im rechten Menü des Blogs oder über die Rubrik Literaturveranstaltungen.

2. BookRix-Literatur-Contest

Sonntag, 22. März 2009

Ein Thema, welches fast jeden Menschen angeht, ihn auf seine Weise berührt: Die Stadt!

Jede/r hat eine Meinung zur Stadt, kennt ein Fragment, ob als BesucherIn oder als BewohnerIn einer Großstadt. Jede/r trägt ein Bild in sich, hat eine Geschichte zur ihr. Und genau darum geht es im Wettbewerb: „Großstadtlegenden“!

Die Community trifft eine Vorentscheidung, aus denen eine ausgewählte Jury die besten wählt.

Vom 09.03. bis zum 03.05.2009 kann jede/r eine Kurzgeschichte inklusive Covergestaltung mit maximal 25 BookRix-Seiten zum Wettbewerb anmelden, die extra zum Thema „Großstadtlegenden“ verfasst wurden. Zuvor ist allerdings eine kurze Anmeldung als BookRix-User erforderlich.

Im selben Zeitraum trifft die Community eine Vorentscheidung und wählt ihre 25 FavoritInnen. Eine Jury ermittelt dann aus ihnen die besten 10, diese werden schließlich in einer BookOnDemand-Anthologie veröffentlicht. Jeder der 10 SiegerautorInnen erhält 10 Belegexemplare, die drei ersten Plätze kriegen zusätzlich gestaffelt Geldpreise (1. Platz: 2.000 €, 2. Platz: 1.000 €, 3. Platz: 500 €).

Auch die LeserInnen können gewinnen. Ab der ersten Bewertung nehmen sie an der Gewinnziehung teil. 10 ausgeloste LeserInnen erhalten Amazon-Gutscheine jeweils im Wert von 100 €.

In der Woche vom 18. Mai an, werden die GewinnerInnen bekannt gegeben.

Für weitere Informationen nutzen Sie bitte die Site BookRix.

1. HOHENEMSER LITERATURPREIS

Samstag, 21. März 2009

Agnieszka Piwowarska und Michael Stavaric sind die GewinnerInnen des erstmals vergebenen Hohenemser „Literaturpreis für deutschsprachige AutorInnen nichtdeutscher Muttersprache“.

Susanne Gregor

Wir freuen uns sehr, daß Susanne Gregor, eine der PreisträgerInnen unseres Literaturpreises „Der Duft des Doppelpunktes“ – Literatur der Arbeitswelt, mit ihrem Text „Schwarzer Zucker“ im Rahmen des 1. Hohenemser Literaturpreises den Anerkennungspreis erhalten hat.

Die PreisträgerInnen werden am Samstag, den 20. Juni 2009 ihre prämierten Texte persönlich gemeinsam mit der Jury erstmals im Rahmen einer Preisverleihung im Hohenemser Salomon-Sulzer-Saal, der ehemaligen Synagoge, vorstellen.

Idee und Zielsetzung des 1. Hohenemser Literaturpreises
Integration ist eine Chance zur kulturellen Bereicherung einer jeden Gesellschaft, die von der Vielfalt lebt. Migrantischen Kulturschaffenden und dem, was sie an Neuem und Unerwartetem einbringen, wird daher mit diesem Literaturwettbewerb ein Forum gegeben. Die Literatur und die deutsche Sprache profitieren von Einwanderung und kulturellem Wandel, gleichsam sind sie wiederum auch selbst Träger gemeinsamer Werte und Basis eines produktiven Zusammenlebens.

Susanne Gregor liest: „Maschinenlärm“, jenen Text, für den sie 2007 einen der Würdigungspreise im Rahmen des Literaturpreises „Der Duft des Doppelpunktes“ – Literatur der Arbeitswelt erhalten hat.

RebellInnen! Geschichten erfahren mit dem Omnibus

Freitag, 20. März 2009

Papiere, Arbeit, Aufenthalte
Eine Kooperation von trafo.K mit der Kunstuniversität Linz und Radio FRO, den KünstlerInnen
Alexander Jöchl, Stefanie Seibold und der Dramaturgin Marty Huber.

„Wann wurden welche politischen Forderungen auf den Straßen von Linz laut? Wie schrieben sie sich in den Stadtraum ein? Das Thema Papiere, Arbeit, Aufenthalte verlangt ein Verlernen von Sehgewohnheiten klassischer Bustouren. Deshalb ist der Nachmittag einer Auseinandersetzung mit Arbeit und Migration, staatlichen Regulierungen und Formen der Selbstermächtigung gewidmet.

Mit künstlerischen und diskursiven Beiträgen von Vida Bakondy, Vlatka Frketic, FROzine Redaktion, iftaf, Sabrina Kern, maiz, Gerda Martinez-Lopez, Claudia Nickl, Christine Pavlic, Recherchegruppe für Schwarze österreichische Geschichte und Gegenwart, Andreea Sasaran, Sexy Shock and the International Committee of the Rights of Sex Workers in Europe, Helene Siebermair, Katharina Struber, Zelimir Zilnik.“

Termine: 21. März / 18. April / 16. Mai / 30. Mai / 20. Juni
Uhrzeit: Jeweils samstags 14 bis 18 Uhr.
Abfahrt: Bushaltestelle Untere Donaulände 26, Linz

Tickets im Linz09 Infocenter, bei allen Ö-Tickets Verkaufsstellen und online .

Ein Projekt für Linz 2009 Kulturhauptstadt Europas

Konzept und Realisierung: trafo.K – Renate Höllwart, Charlotte Martinz-Turek, Elke Smodics, Nora Sternfeld
Grafische Gestaltung: Toledo i Dertschei
Mit Unterstützung von: sabtours

RebellInnen
Trafo.K

Elfriede Jelinek-Forschungszentrum

Donnerstag, 19. März 2009

Das Elfriede Jelinek-Forschungszentrum dokumentiert Elfriede Jelineks Arbeiten und deren Rezeption, arbeitet laufend an einem Gesamtwerkverzeichnis, das auch alle Aufführungen, Übersetzungen, Bearbeitungen und die Forschungsliteratur beinhaltet. Es baut ein umfassendes Archiv sowie eine international vernetzte Informationsstelle zur Autorin auf. Es erarbeitet Forschungsprojekte, organisiert Symposien und Veranstaltungen, gibt Publikationen heraus und bietet Service-Leistungen für WissenschaftlerInnen, Studierende, SchülerInnen, ÜbersetzerInnen und KünstlerInnen an.

Neben Forschungsarbeiten gilt das Hauptaugenmerk dem Sammeln, Dokumentieren und Archivieren von Materialien zu Elfriede Jelinek. Die Bestände sind für alle zugänglich.

Jelinek-Forschungszentrum

Datenbank des Jelinek-Forschungszentrum

Homepage von Elfriede Jelinek