Archiv für April 2009

Carl von Ossietzky zum Büchertag

Donnerstag, 23. April 2009

Ketzereien zum Büchertag von Carl v. Ossietzky aus: Die Weltbühne, 25. Jahrgang 1929, Nummer 12, Seite 441-445.

Ossietzky von, Carl (03. Oktober 1889 in Hamburg – 04. Mai 1938 in Berlin)
Journalist, Schriftsteller und Pazifist. Als Herausgeber der Zeitschrift „Die Weltbühne“ wurde er wegen Spionage verurteilt, weil die Zeitschrift auf die verbotene Aufrüstung der Reichswehr aufmerksam gemacht hatte. Ossietzky erhielt 1936 rückwirkend den Friedensnobelpreis für das Jahr 1935, dessen persönliche Entgegennahme ihm jedoch von der nationalsozialistischen Regierung untersagt wurde. Am 4. Mai 1938 stirbt er an den Folgen der Tuberkulose und den schweren Misshandlungen im KZ.

Via Wikipedia

Carl von Ossietzkys Biographie auf Shoa.de

Sueddeutsche – Wider die halbe Wahrheit

Wikipedia – die Weltbühne

Siehe auch die Zusammenstellung „Bücherverbrennung – Exilliteratur“ auf der Site petra-oellinger.at

Raphael Vogt – III Aufräumen mit Klischees – Teil 5

Mittwoch, 22. April 2009

Es stimmt nicht, dass der Bademeister abends mit der Gießkanne Chlor ins Becken kippt und das nicht nur, weil es eigentlich keinen „Bademeister“ gibt, sondern weil dafür in erster Linie ein paar große Maschinen im Keller zuständig sind.

Es stimmt auch nicht, dass Bademeister – bleiben wir der Gewohnheit zuliebe bei der fälschlichen Bezeichnung – nur die Frauen im Kopf haben, was ja impliziert, dass dort für anderes kein Platz mehr sein kann. Auch wenn sich nicht abstreiten lässt, dass man(n) im Aufsichtsdienst geneigt ist, schon von Berufswegen her ganz zwanglos nach dem rechten zu sehen. Natürlich mag mancher sich auch gezwungen fühlen, im ein oder anderen Fall besonders ordentlich hinzusehen, aber dazu noch später.

Und es stimmt nicht, dass der Bademeister einen Traumberuf hat aufgrund der Annahme, dass dieser grundsätzlich keinen Stress kenne. Denn die besagten großen Maschinen im Keller – welche neben der Chlorung auch zur Ozonversetzung- und Entziehung, zur Grob- wie Feinfilterung des Wassers, Rückspülung des Filters und Steuerung der Lüftung (um nur das Wesentlichste aufzuzählen) dienen, laufen nicht ohne eine ordentliche Bedienung, Überwachung und Wartung, was wiederum logische Denkfähigkeit und handwerkliches Geschick voraussetzt, sowie nicht ohne unerwartete Zwischenfälle vonstatten geht, auf die natürlich spontan und fachkompetent zu reagieren ist.

„Kinderbier?“ fragte der Schichtleiter und es sollte wohl bewusst abfällig klingen. „Trinken deine Kinder das?“ entgegnete ich ihm und er schwieg leicht betreten. Ich nippte genusslos an meinem Radler, presste mich von leichtem Unbehagen erfüllt in die pflegeleichte Stuhllehne aus Plastikrattangeflecht … während der Schichtleiter sich von meiner unerwarteten Schlagfertigkeit erholt hatte und große Reden schwang.

Ich stehe am Bahngleis 3, Abschnitt C. Die Sonne scheint, doch es ist ziemlich kalt für Anfang Oktober. Wasser vom letzten Regenschauer tropft vor meiner Nase vom Dach des Unterstands auf die Betonplatten und ich frage mich, während ich auf ein Werbeplakat für eine Versicherung und in die Augen einer hübschen jungen Frau schaue, warum zum Teufel ich urplötzlich auf Ursula Stürmer stehe und Rebecca kaum Platz hat neben ihr? 5 Grad Celsius, die Luft ist nasskalt, München-Moosach, ich warte auf die S, Gleis 3. Ich werde Rebecca am Flughafen überraschen.
Wir werden sehen, was passiert.

„Er hat gesagt er war Disco. Ich mag aber nicht, wenn er Tisco geht, vaschdeest-du!?“

„Fünfa-luu-bing war sooo laangweilig, ey!“

„Schau mal die Tussen!“

Ich räkelte mich in die Ecke, lehnte den Kopf ans Fenster und schloss die Augen, wobei ich mich fragte, ob die Ursache letzteren Kommentars in der Betrachtung der eigenen Spiegelbilder in der Scheibe gelegen haben könnte. Und urplötzlich freute ich mich darauf, Rebecca vom Flughafen abholen zu dürfen.

Noch drei Stationen.

Auch wenn ich damit aufgehört habe, eine Lösung finden zu wollen, so frage ich mich doch: Liegt in dieser quälenden Verwirrung irgend einen Sinn? Ich machte unwillkürlich ein Kreuzzeichen, dachte an Fußballer vor dem Elfmeter und traf Rebecca am Terminal 2 …

So ein Dampfbad sollte ja etwas Schönes sein und in einer gewissen Menge, bei entsprechender Temperatur empfinden wir Dampf als wohltuend und angenehm. Und irgendwo muss also Dampf in einem angemessenen Maße produziert werden, nicht zuviel und nicht zu wenig. Man braucht also irgendwo einen Dampfkessel. Ich meine, wir haben zwar keinen Dampfkessel, vielmehr haben wir einen Automat, der Dampf produziert, aber gehen wir einmal davon aus, dass wir einen hätten, so ist es doch so, dass der Druck im Dampfkessel gefährlich werden würde, wenn der Dampf nirgendwo eine Möglichkeit hätte, zu entweichen.

Wenn ich so das Sieb aus den Pumpen nehme und reinige, wobei ich natürlich zuvor den großen Hebel querstellen muss, um das Wasserrohr zu blockieren, kommt mir nicht selten der Gedanke, wie wichtig es ist, diese wirklich regelmäßig zu reinigen. Ich meine, in einem Bad gibt es so einige grobe und feine Filter, für das Beckenwasser, das Kaffeepulver, die Luft. Kurz gesagt hält der Filter Unangenehmes oder Schädliches fern und ohne ihn wäre das ganze System gefährdet zu verstopfen und damit – zu blockieren.

Nehmen wir nur einmal an, alle Filter im Kreislauf würden versagen und die Maschine den Geist aufgeben, so käme doch die Wahrheit über den Schmutz ans Tageslicht. Irgendwann aber wird auch die stabilste Maschine und das stabilste System den Geist aufgeben – das ist das Gesetz der Natur. Über dieses kann der beste Wille sich nicht stellen! Ich meine, mir gibt das zu denken und manchmal fasse ich demütig und ein wenig ehrfürchtig an die großen Rohre und fühle wie ihr Inhalt mit der Regelmäßigkeit eines Herzschlags pulsiert.

Schon so oft habe ich gefühlt, nur einen Quantensprung vom Glück entfernt zu sein. – Falls es nötig sein sollte, möchte ich Sie hiermit darüber in Kenntnis setzen, dass es sich bei einem sogenannten Quantensprung um die kleinstmöglich zurückgelegte Distanz bei zugleich größtmöglicher Wirkung handelt. Andernfalls seien Sie ob dieser Anmerkung nicht allzu gekränkt, da ich davon ausgehe, dass Allwissenheit dem Menschen weder steht noch zusteht und mir persönlich so manchen Zeitgenossen eher unheimlich erscheinen lässt. Ich bin weder altmodisch noch Kreationist, wenn ich stattdessen empfehle, die Allwissenheit lieber dem lieben Gott zu überlassen. Sogar ein gewisser Herr Karasek hat sich erst kürzlich in einem Fernsehquiz kalt erwischt gezeigt und damit nur all meine Sympathie gewonnen.

Nehmen wir einmal an, der Mensch wäre in naher Zukunft im Stande sich dem Absoluten anzunähern und alles zu wissen. Nehmen wir einmal an, er wäre nicht nur – was ich schon schrecklich genug finde – in der Lage, den genetisch restlos entschlüsselten, künstlichen Menschen frei nach Belieben im Reagenzglas zu (er)zeugen, sondern über die Manipulation der Natur hinaus, ganze Universen selbst zu erschaffen … Nein, nehmen wir das doch lieber nicht an und wünschen Stephen Hawking stattdessen, als guter Science Fiktion Autor in die Geschichte einzugehen.

Die einzelnen Teile werden im „Duftenden Doppelpunkt im Abstand von 14 Tagen veröffentlicht. Schreiben Sie Raphael Vogt Ihre Meinung zu seinem Text.

RAPHAEL VOGT – DIE TIEFE DES BECKENS – Teil 1
RAPHAEL VOGT – DIE TIEFE DES BECKENS – Teil 2
RAPHAEL VOGT – DIE TIEFE DES BECKENS – Teil 3
RAPHAEL VOGT – DIE TIEFE DES BECKENS – Teil 4

DOSSIER MIGRATIONSLITERATUR

Montag, 20. April 2009

Eine neue deutsche Literatur?

Ein Dossier der Heinrich Böll Stiftung

Die Literatur von MigrantInnen und AutorInnen mit Migrationshintergrund ist heute fester Bestandteil deutscher Kultur. Seit der ersten Einwanderergeneration der 1950er Jahre finden die sprachlichen Neuerkundungen der in der Bundesrepublik angekommenen MigrantInnen sowie ihr interkulturelles Leben gleichermaßen ihren ästhetischen und literarischen Ausdruck in deutscher Sprache.

Interkultur, Third Space und Hybridität

Immacolata Amodeo: Betroffenheit und Rhizom, Literatur und Literaturwissenschaft
Franco Biondi: Interview „Literatur ist Gedächtnis“
Karin E. Yesilada: AutorInnen jenseits des Dazwischen – Trends der jungen türkisch-deutschen Literatur
Zafer Senocak: Interview „Die klassische Migration gibt es nicht mehr“
Aglaia Blioumi: Transatlantische Begrifflichkeiten – Der interkulturelle Diskurs in Deutschland und den USA

EntFremdung, Integrität und SelbstBeschreibung

Yasemin Dayioglu-Yücel: Identität und Integrität in der türkisch-deutschen Migrationsliteratur
Deike Wilhelm: Die Literatur von Sinti und Roma im deutschsprachigen Raum
Kien Nghi Ha: Postkoloniales Signifying – Der „Kanake“ als anti-rassistische Allegorie?

SprachRäume, Körperbilder undLiebe

Thomas Northoff: Wort-Graffiti. Texturen migrantischer Jugendlicher im deutschsprachigen Raum
Carmine Chiellino: Interkulturelle Liebe als Wahrnehmungsprozess
Claire Horst: Raum- und Körperbilder in der Migrationsliteratur von
Yoko Tawada: Fremd sein ist eine Kunst Interview mit
Stefanie Kron: Afrikanische Diaspora und Literatur Schwarzer Frauen in Deutschland

Texte folgender AutorInnen

Wladimir Kaminer / Yoko Tawada / Zafer Senocak / Amir Valle / Bashana Abeywardane / Jovan Nicolic / Lindita Arapi / Zeynel Kizilyaprak

Weltladentag

Sonntag, 19. April 2009

25 Jahre Südwind-Buchwelt – 30 Jahre Südwind

Wann: Samstag 9. Mai 2009
Wo: Schwarzspanierstraße 13-15, 1090 Wien

Südwind-Buchwelt (ausnahmsweise am Samstag 10-18h geöffnet)
Albert Schweitzer Haus
Weltcafé

Südwind-Buchwelt:
Recycling-Basteln / Kontinente-Schminken (für Kinder)
Schokoladeverkostung in der Südwind-Buchwelt
Bücher- und CD-Flohmarkt

Albert Schweitzer Haus – Veranstaltungszentrum:
14 Uhr Eröffnung – Barbara Prammer (Präsidentin des Nationalrates)
14.30 Uhr Festansprache – Walden Bello: Towards Global Justice. Träger des Alternativen Nobelpreises, Professor für Soziologie (Universität der Philippinen) und Direktor der Organisation „Focus on the Global South“
16.30 Uhr Im Gespräch mit Entwicklungspolitik im eigenen Land: Irmgard Kirchner, Chefredakteurin Südwind-Magazin / Inge Jäger, Vorsitzende Südwind Entwicklungspolitik / Martin Jäggle, Dekan Katholisch-Theologische Fakultät Wien / Helmuth Hartmeyer, Leiter der Abt. Entwicklungspolit. Kommunikation und Bildung der Austrian Development Agency / Andreas Missbach, Geschäftsleitung und Finanzexperte der Organisation “Erklärung von Bern”

Südwind-Buchwelt

LITERATURTAGE

Sonntag, 19. April 2009

Literaturtage im Seminarzentrum Kloster Pernegg (Waldviertel)

Wann: von 15. bis 19. Juli 2009

In den „Gesprächen rings um den Brief“ wird den besonderen Möglichkeiten und Schwierigkeiten dieser Art des Austausches nachgegangen:

Welche Geschichte(n) des Briefes gibt es?
Welche Bedeutung hat der Brief in bestimmten Texten, zum Beispiel im sogenannten „Briefroman“?
Wie denken SchriftstellerInnen selber über dieses Medium nach?
Was macht die Veröffentlichung von privaten Briefwechseln so zwiespältig und problematisch?

Es wird eine vielfältige Auseinandersetzung mit dem Thema geboten: Einzellektüre, gemeinsame Lesephasen, Gespräch und Diskussion sowie kreative Annäherung wechseln einander ab.

Die Literaturtage im Sommer werden von Mag. Ruth Frick-Pöder und Mag. Andrea Winkler angeleitet und betreut.

Seminarbeitrag: EUR 150,–
Unterkunft: EUR 64,–/Tag (ÜN inkl. VP im Einzelzimmer)

Der Informationsfolder zu dieser Veranstaltung ist auf der Homepage literarischekurse.at abrufbar.

Phaidra Book Viewer

Samstag, 18. April 2009

Phaidra ist…

… das digitale Langzeitarchivierungssystem der Universität Wien und macht wertvolle Bestände digital für die Zukunft verfügbar – unabhängig von Plattform, Applikation oder Programmversionen.
Phaidra wurde vor allem für die Forschung und Lehre entwickelt. Forschungsergebnisse werden hier archiviert und zugänglich gemacht und können bei Bedarf rasch den Studierenden zur Verfügung gestellt werden. Wertvolle Sammlungen und Archivmaterialien sowie Dokumente der Verwaltung werden sicher archiviert, unterschiedlich präsentiert und können gezielt verbreitet werden.

Peter Marksteiner (Ausgabe 09/1, April 2009 / ZID Aktuell)

Via Vöb-Blog

Zum vegetarischen Fressen gern

Freitag, 17. April 2009

„Kein & Aber sucht den besten Titel für den 89. Band der Vegetarischen Abenteuer Bibliothek, die Heribert seit acht Jahren abonniert hat. Die 88 Bände in bibliophiler Ausstattung mit Lesebändchen aus Tofu und essbarem Schutzumschlag erscheinen demnächst komplett im Kein & Aber Verlag.“

Der Gewinner/ die Gewinnerin erhält ein Buchcover mit dem Gewinnertitel, gestaltet von Rudi Hurzlmeier. Hans Zppert, Hans Zippert und Hans Zippert bilden die Jury.

Der Wettbewerb läuft bis zum 31. Mai 2009.

Marianne.von.Willemer.09 – Frauen.Literatur.Preis

Donnerstag, 16. April 2009

Verlängerung der Einreichfrist für die „Jugendkategorie für junge Talente unter 19 Jahren“ bis zum 30. April 2009.

„Der Marianne.von.Willemer.09 – Frauen.Literatur.Preis versteht sich als Förderpreis, der in erster Linie der Unterstützung von Talenten beim Fußfassen in der heimischen Literaturszene dient. Damit soll der Benachteiligung von Frauen bei der Vergabe von Literaturpreisen in Österreich entgegengesteuert werden.“

Weitere Informationen: Marianne von Willemer-Literaturpreis