Archiv für Oktober 2013

Brillis Wort zum Montag

Montag, 21. Oktober 2013

Ein Hund ein Wort

Redaktionshund Brilli mit grauer Baskenmütze

Gratulation! – Teil 3

„Hauskaspar II rannte aufgeregt zwischen den Liegestühlen umher, redete bald mit diesem, bald mit jenem Hotelgast. Was gesprochen wurde, konnte ich nicht hören, ich sah nur, dass die Betreffenden allesamt den Kopf schüttelten.
Hauskaspar I lag, alle viere von sich gestreckt, auf einem Badetuch und rührte sich nicht. Noch nie zuvor hatte ich ihn platt und wie gelähmt erlebt. Ich wagte mich vorsichtig hinter dem Mistkübel hervor und schlich an Hauskaspar I heran. Da hörte ich ihn murmeln: „Hoffentlich ist ihr nichts passiert. Hoffentlich nicht von einem Auto überfahren.“ Dann folgte ein langes, geseufztes „Ach, Zwetschke, wenn du doch wieder bei uns wärst“.
Wie hatte ich nur einen Moment an ihrer Zuneigung zweifeln können. Auch ihr Herz war angeknackst! Auch sie waren erschöpft und verzweifelt. Auch sie fühlten sich verraten und verkauft. Ich rückte ein paar Zentimeter an den Saum des Badetuches heran. Noch ein paar Zentimeter. Noch ein paar. Dann berührte meine Nase den Oberarm von Hauskaspar I.
Der Schrei weckte wahrscheinlich sogar die Schnarchenden in der vordersten Liegestuhlreihe. „Zwetschke! Zwetschke!“ Ich weiß nicht, wie oft mein Name über den Strand erklang. Hauskaspar II eilte herbei, nahm mich hoch, herzte mich. Hauskaspar I klatschte in die Hände. Die Hotelgäste schauten zu uns, lachten.

Ich bekam mein erstes Brustgeschirr – meeresblau – von Hauskaspar I mit den Worten angelegt: ‚Damit du nicht noch einmal auf die Idee kommst, abzudampfen.‘ Was machte es mir schon aus, nun an einer Leine zu spazieren.
Ein neuer Lebensabschnitt sollte beginnen. Wer konnte ahnen , dass ich noch einmal hart darum kämpfen muss.“

Fortsetzung folgt …

Ein herzliches Wuff,
Ihre Brilli Paralia

Gratulation! – Teil 1
Gratulation! – Teil 2

Brillis Elektro Post

40. Todestag von Ingeborg Bachmann

Mittwoch, 16. Oktober 2013

Zur Erinnerung an Ingeborg Bachmann

Die österreichische Dichterin erlag am 17. Oktober 1973, drei Wochen nach einem Unfall, bei dem sie sich schwere Brandwunden zugezogen hatte, ihren Verletzungen im San-Eugenio-Krankenhaus von Rom.

1973 erzählte sie Friedrich Heer, dass sie sich nur mehr mit österreichischen Problemen befassen möchte, literarisch befassen möchte, und dass es deshalb eben notwendig sei, in diese Stadt (Wien), die ihr unheimlich wär, unheimlich dem Mädchen aus Kärnten, das scheu mit seinen großen Augen die Welt sieht, wie sie ist, diese ungeheuerliche Welt. …

Wie genau sie die Verhältnisse in Österreich kannte, geht aus einem Artikel von Ilse Leitenberger in der Tageszeitung „Die Presse“ aus dem Oktober 1973 hervor. Teile dieses Artikels wurden wortgleich zwei Jahre zuvor in „DIE ZEIT“ vom 9. April 1971 veröffentlicht, das Interview führte damals Toni Kienlechner. Auf die innere Auseinandersetzung – nach dem „sozialen Befund“ in „Malina“ von Kienlechner angesprochen –, antwortete Bachmann: „Für mich wäre es wichtiger, daß beschrieben wird, wie aus dem Schwarzen Markt der Nachkriegsjahre der wirkliche Schwarze Markt geworden ist – der damals gar nicht so schwarz war wie der heutige. Das hat natürlich nichts mit einer Analyse der Wirtschaftsstrukturen zu tun, müßte sie aber auf eine andere Weise treffen. Denn auf diese andere Weise trifft man die universelle Prostitution, die Prostituierung des Menschen in allen Zusammenhängen und in der Arbeit.“
In „Ich schreibe keine Programm-Musik“, „DIE ZEIT“ vom 9. April 1973.

Sie wurde 47 Jahre alt. Damals sah sie schon eine Weltjugend, die in Empörung und Verzweiflung aufbricht.

Weiterführende Links:
Ingeborg Bachmann – umfangreiche Linkliste der „Freien Universität Berlin“
Xlibris – Leben und Werk von Ingeborg Bachmann
FemBio – Ingeborg Bachmann

Brillis Wort zum Montag

Montag, 14. Oktober 2013

Ein Hund ein Wort

Redaktionshund Brilli mit grauer Baskenmütze

Gratulation! – Teil 2

Lesen Sie hier Zwetschkes Bericht:
„Ich war entsetzt. Hatte ich mich in den beiden getäuscht? Hatte ich ihnen nicht mein Herz geschenkt? Und was taten die? Hatten mich zu einem Mann geschleppt, der mich in den Nacken pikste und mir am linken Vorderbeinchen Blut abzapfte.
Kaum hielt das Taxi vor dem Hotel, kaum hatte Hauskaspar I die Beifahrertür geöffnet, sprang ich aus dem Wagen und ergriff die Flucht. Ich rannte und rannte, als ginge es um mein Leben. Und genau genommen ging es ja darum, so glaubte ich. Mein erster Weg führte mich in den kleinen Hafen. Doch nicht einmal die stets üppigen Fischabfälle konnten mich beruhigen. Mein Herz, das übrigens von einem Parasiten, Herzwurm!, befallen war, und dem man durch die Blutabnahme auf die Schliche gekommen ist – aber das sollte ich erst später erfahren –, war angeknackst. Erschöpft und verzweifelt ließ ich mich weit draußen auf dem Steg, der zum Meer führt, nieder. Sollten mich doch die Wellen verschlucken, sollte mich doch die Sonne ausdörren. Mir war’s egal, denn verraten und verkauft war ich.
In der glühenden Hitze schlief ich ein. Ich träumte von Riesenknochen auf zwei Beinen, von Meeresungeheuern, die mich in den Hintern zwickten und von Menschen, die mit Felsbrocken nach mir warfen.
Als ich aufwachte, war die Sonne bereits ein Stück westwärts gewandert. Ich wollte zurück in mein heimatliches Revier, zurück zu meinem Rudel. Zu diesem Zweck musste ich an den Liegestühlen vorbei, auf denen die Hotelgäste, zu denen auch die Hauskaspars gehörten, ruhten. Hinter einem Mistkübel hielt ich inne. Und dann sah ich sie! Und was ich da sah!
Ich schämte mich, ich schalt mich einen Feigling.“

Fortsetzung folgt …

Ein herzliches Wuff,
Ihre Brilli Paralia

Gratulation! – Teil 1

Brillis Elektro Post

80 Jahre Bücherverbrennung – Literaturquiz Teil 19

Mittwoch, 9. Oktober 2013

Herzlichen Dank für die zahlreichen Mails, die wir auf unsere Fragen wie Ihnen das Quiz bisher gefallen hat, welches Rätsel für Sie besonders interessant war und ob Sie eine/n AutorIn vorschlagen möchten, erhalten haben.

Wir freuen uns auch weiterhin auf Ihre Meinung!

Das vorhergehende Quiz war einigen RätselfreundInnen zu einfach. Tatsächlich konnten außer dem Namen des Autors alle Fragen bereits nach dem Lesen des literarischen Rätsels beantwortet werden. Wir geloben Bessserung! Diesmal werden die meisten von Ihnen, auch wenn Sie den gesuchten Autor nach dem Lesen des Rätsels sofort erkennen sollten, zur Lösung der anderen beiden Fragen voraussichtlich das Internet, eine Biografie des Autors oder eine Literaturlexikon heranziehen müssen.

Die Quizfragen

  • Wie heißt der Autor?
  • Wie lautet der Name seiner ersten Frau?
  • Zu welchem Anlass besuchte der Autor 1934 die UdSSR?

Antworten bitte bis zum 22. Oktober 2013 um 12:00 Uhr an: Literaturblog Duftender Doppelpunkt oder über das Kontaktformular.

Erinnerung: Wenn Sie an die jeweils aktuelle Quizrunde erinnert werden möchten, senden Sie bitte einfach ein leeres Mail mit dem Betreff „Literaturquiz Erinnerung“ an das Literaturblog Duftenden Doppelpunkt oder via Kontaktformular.

Einen Gesamtüberblick über alle bisher veröffentlichten literarischen Rätsel können sie sich auf der Seite „Literaturquiz zur Bücherverbrennung 1933″ verschaffen.

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Das literarische Rätsel

Für seine Mutter Resl, geborene Heimrath, ist er das neunte von elf Kindern. Sein Vater ist Bäckermeister in Berg am Starnberger See. Nach dessen frühem Tod erlernt er das Bäckerhandwerk bei seinem tyrannischen älteren Bruder Max. Bücher, seine große Leidenschaft, muss er sich heimlich über einen Nachbarn besorgen. 1911, er ist gerade einmal siebzehn Jahre alt, flieht er nach München. Dort schlägt er sich mit Gelegenheitsarbeiten durch. In der Münchner Bohème wird er als Erzähler von deftigen Dorfgeschichten zu einem gern gesehenen Gast.

1914 wird er zum Kriegsdienst eingezogen und kommt an die Ostfront. 1916 droht ihm eine Verurteilung wegen Befehlsverweigerung. Letztlich wird er in eine Irrenanstalt eingewiesen, als „dienstuntauglich“ eingestuft und aus dem Militärdienst entlassen.

Er heiratet im Mai 1917. Ein Jahr später wird dem Paar eine Tochter, sie nennen sie Annemarie, geboren. Die Ehe ist nicht von Dauer und das Kind wird von der Mutter des Autors aufgezogen.

Am Ende des Ersten Weltkrieges setzt er seine merkantilen Fähigkeiten als Schwarzmarkthändler ein: „Ich warf mich erst recht auf das schnelle Verdienen. In den ‚Simplizissimus‘ kam ich, setzte mich zwischen die diskutierenden Dichter und Künstler und zog auf einmal eine lange Hartwurst aus der einen Brusttasche, aus der anderen Damenstrümpfe, aus der Joppentasche feinste Schokolade.“

Seinen ersten Gedichtband „Die Revolutionäre“ veröffentlicht er 1918; den Buchumschlag gestaltete sein Freund, der Maler und Grafiker Georg Schrimpf. Weiterlesen »

Erich Mühsam

Dienstag, 8. Oktober 2013

Im 18. Teil unseres Literaturquizes wurde nach Erich Mühsam gesucht. Im Rahmen dieses literarischen Rätsels finden Sie ausführliche Infos über den Autor.

Die Fragen und Antworten

  • Wie heißt der Autor? Erich Mühsam
  • Wie viele Hefte umfasst sein Tagebuch? 42 Hefte
  • Welche Zeitung veröffentlichte seine „Unpolitischen Erinnerungen“? Vossische Zeitung

Das 18. Quiz war einigen unserer RätselfreundInnen zu einfach. Tatsächlich konnten außer dem Namen des Autors alle Fragen bereits nach dem Lesen des literarischen Rätsels beantwortet werden. Wir geloben Bessserung! Im kommenden Rätsel werden die meisten von Ihnen, auch wenn Sie den gesuchten Autor nach dem Lesen des Rätsels sofort erkennen sollten, zur Lösung der anderen beiden Fragen voraussichtlich das Internet, eine Biografie des Autors oder eine Literaturlexikon heranziehen müssen.

Falls die Informationen, die wir für Sie über Erich Mühsam im „Duftenden Doppelpunkt“ zusammengetragen haben, nicht ausreichen, sind Sie eingeladen, in folgenden Sites zu blättern:

Erinnerung: Wenn Sie an die jeweils aktuelle Quizrunde erinnert werden möchten, senden Sie bitte einfach ein leeres Mail mit dem Betreff „Literaturquiz Erinnerung“ an das Literaturblog Duftenden Doppelpunkt.

Alle bisherigen literarischen Rätsel und die das Quiz begleitenden Beiträge können Sie auf der Seite „Literaturquiz zur Bücherverbrennung 1933“ nachlesen.

Das nächste Quiz veröffentlichen wir am Mittwoch, dem 09. Oktober 2013. Zur Beantwortung der Fragen haben Sie bis Dienstag, dem 22. Oktober 2013 um 12:00 Uhr Zeit.

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Die Preise und ihre GewinnerInnen

Erich Mühsam: Billys Erdengang aus dem Verlag Faber & Faber geht an Andreas W.

Buchcover Erich Mühsam Billys Erdengang „1904 erschien im Berliner Globus-Verlag ‚Eine Elephantengeschichte für artige Kinder‘ und, wie es auf dem Umschlag hieß, mit den ‚Verse(n) von Onkel Franz‘ und ‚vielen lustigen Bildern von Paul Haase‘. Hinter dem Pseudonym Onkel Franz verbargen sich Erich Mühsam und der Anstifter zu dem Buch, der geschäftstüchtige Autor Hanns Heinz Ewers. Erich Mühsam, der Anarchist, Moralist, Anti-Militarist, der Querdenker und keinen wirklichen Konventionen anhängende Dichter, ist hier als ein ganz und gar komischer Tierfreund zu entdecken, der Witz hat, Freude am Reim, Kinder liebte und dem ‚guten Bürger‘ gern einmal ein Schnippchen schlug.
Von der Gegenüberstellung der Illustrationen des Erstlingswerks und der neuen Holzschnitte Artur Dieckhoffs lebt dieses Buch, von der Kunst, einen Ball am Laufen zu halten, das Atmosphärische von damals mit dem Duft von heute zu konfrontieren.“

Via Faber & Faber Verlag

Chris Hirte: Erich Mühsam – Eine Biographie aus dem Ahriman Verlag geht an Gerit K.

Buchcover Chris Hirte Erich Mühsam Eine Biographie

„Erich Mühsam war ein Dichter, ein Gestalter von Sprache und ‚längeren Gedankenspielen‘; als solcher konnte er eine Kraft entwickeln, die ihm in der rationalen Sphäre der Gesellschaftsanalyse und -gestaltung versagt blieb. ‚Sich fügen heißt lügen‘ zitiert eine Zeile aus einem Gedicht, das er in bayrischer Haft 1919 geschrieben hat, und diese darf sicherlich zugleich als Maxime für sein Leben gelten. Mühsam war bekennender Anarchist, und die Quelle vor allem für das literarische Werk entstammte seiner moralischen Stärke und Unbestechlichkeit. Chris Hirte hat es unternommen, Leben und Werk dieses ermordeten Dichters nachzuzeichnen. 1985 erstmalig in der DDR erschienen, steht diese Biographie in der hier vorliegenden Neuauflage am Anfang der neuen Reihe ‚Aus dem besseren Deutschland‘. Erich Mühsams Leben und Werk ist stellvertretend für dieses bessere Deutschland bzw. dessen geistigen und politischen Repräsentanten aus jener Zeit, in der noch die Weichen gestellt werden konnten.“

Via Ahriman Verlag

Erich Mühsam: Tagebücher 1. 1910-1911 aus dem Verbrecher Verlag geht an Joachim N.

Buchcover Erich Mühsam Tagebücher

„15 Jahre lang, von 1910 bis 1924, hat Erich Mühsam, der berühmteste deutsche Anarchist sein Leben festgehalten – ausführlich, stilistisch pointiert, schonungslos auch sich selbst gegenüber – und niemals langweilig. Was diese Tagebücher so fesselnd macht, ist der wache Blick des Weltveränderers. Mühsam wollte Anarchie praktisch ausprobieren. Anarchie hieß für ihn: Leben ohne moralische Scheuklappen, ohne Rücksicht auf Konventionen – und er bewies, dass es geht. Auch das Schreiben ist Aktion, in allen Sätzen schwingt die Erwartung des Umbruchs mit, den er tatsächlich mit herbeiführt: Die Münchner Räterevolution ist auch die seine, und die Rache der bayerischen Justiz trifft ihn hart.
Mühsams Tagebuch ist ein Jahrhundertwerk, das es noch zu entdecken gilt, es erscheint in 15 Bänden – und zugleich als Online-Edition. Die gewissenhaft edierten Textbände werden im Netz unter www.muehsam-tagebuecher.de begleitet von einem Anmerkungsapparat mit kommentiertem Namenregister, Sacherklärungen, ergänzenden Materialien, Suchfunktionen – so entsteht eine historisch kritische Ausgabe!“

Via Verbrecher Verlag

Jan Karski: Mein Bericht an die Welt aus dem Suhrkamp Verlag geht an Marlies M.

Buchcover Jan Karski Mein Bericht an die Welt

Als Hitler Polen überfällt, flieht der junge Offizier Jan Karski gen Osten – und läuft den Sowjets in die Arme, die ihn an die Deutschen ausliefern. Er flieht und schlägt sich zur polnischen Untergrundbewegung durch. Jüdische Partisanen schleusen ihn ins Warschauer Ghetto und in ein Konzentrationslager ein, wo er Augenzeuge der Judenvernichtung wird. Karski gerät in die Fänge der Gestapo, wird gefoltert, flieht erneut. Seine wichtigste Mission im Widerstand führt ihn schließlich quer durch Nazi-Deutschland nach England und Amerika, um Anthony Eden und Franklin D. Roosevelt persönlich Bericht über die Greueltaten der Nationalsozialisten zu erstatten – aber sie glauben ihm nicht.

Jan Karskis Bericht an die Welt ist ein bewegendes Dokument persönlichen Mutes und politischer Verantwortung, ein historisches Zeugnis allerersten Ranges – Zeitgeschichte, die sich liest wie ein Kriminalroman.

Via Suhrkamp Verlag

Rosa Puhm: Trennung in Gorki. Erinnerungen an die Zukunft aus dem Milena Verlag geht an Manuel K.

Buchcover Rosa Puhm Trennung in Gorki

„Rosa Puhm wurde 1909 in Wien geboren und wuchs in einem sozialdemokratischen Elternhaus im Bezirk Ottakring auf. Gegen den Willen ihrer Eltern schloss sie sich dem Kommunistischen Jugendverband an und nahm aktiv an den politischen Auseinandersetzungen der Ersten Republik teil. Das Land ihrer großen Hoffnungen war der in Russland entstandene Arbeiter- und Bauernstaat. Als 1932 ihr Freund Dino Maestrelli, ebenfalls überzeugter Kommunist und politischer Emigrant aus Italien, in die Sowjetunion fuhr, nahm sie die Gelegenheit wahr, ihm zu folgen. Dort arbeiteten beide im Autowerk von Gorki. Am 31. Dezember 1937 wurde das junge Paar brutal aus dem Schlaf gerissen. Dino wurde von zwei Milizen abgeführt. In den Sog der Moskauer Schauprozesse geraten, wurde er – mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit – am 3. März 1938 hingerichtet.
In den folgenden 10 Jahren musste Rosa Puhm sich mit ihrem Sohn Remo durchschlagen und war als Frau eines ‚Volksfeindes‘ besonderen Schikanen ausgesetzt.
Puhm schildert das Alltagsleben in Gorki in der Zeit des ‚Großen Vaterländischen Krieges‘, die Schrecken der Bombardierungen, Krankheiten, Hunger und Kälte, aber auch Akte des gegenseitigen Helfens und der Großherzigkeit. 1947 kehrte sie nach Österreich zurück und stellte sich ihrer Partei wieder voll zur Verfügung. Über ihre Erlebnisse in der Sowjetunion jedoch, besonders über das Verschwinden ihres Mannes, konnte sie auch vor österreichischen GenossInnen nicht frei reden – im besten Falle stieß sie auf blankes Unverständnis. Erst Jahre später trat sie aus der Partei aus. Sie wurde Mitarbeiterin der österreichischen MEMORIAL-Bewegung, die sich der Geschichte und dem Gedenken österreichischer Stalinopfer widmet.“

Via Milena Verlag

Yair Auron: Der Schmerz des Wissens. Die Holocaust- und Genozid-Problematik im Unterricht aus der Edition AV geht an Ralf Sch.

Buchcover Auron_der_Schmerz_des_wissens „Die Verletzung der Menschenrechte und Gleichgültigkeit angesichts des Leids anderer gefährdet die menschliche Gesellschaft. Der Holocaust ist der extremste Fall einer solchen Verletzung und zweifelsohne das äußerste moralische Versagen, das die Menschheit sich hat zu Schulden kommen lassen. Eine Auseinandersetzung sowohl mit dem Holocaust im Besonderen als auch mit Genozid im Allgemeinen dürfte wohl zum Verständnis der Wichtigkeit humanistischer und demokratischer Werte überhaupt beitragen. Sie könnte auch das Rüstzeug liefern, das wir dazu brauchen, moralisch zu urteilen. Deshalb sind Holocaust- und Genozidstudien zu einem festen Bestandteil der Lehrpläne in Schulen in Amerika und anderen Ländern geworden. Dieses Buch fragt danach, wie die moralischen Lehren, die sich aus derartigen historischen Vorkommnissen ergeben, in Schulen am besten vermittelt werden können.
Der Schmerz des Wissens befasst sich nicht mit historischen Ereignissen, vielmehr setzt das Buch sich damit auseinander, was und wie man aus diesen Ereignissen und ihrer Bedeutung lernen kann. Es bietet eine kritische Analyse der Dilemmata, welche die Holocaust- und Genozidthematik in der Pädagogik mit sich bringen. Wunsch des Verfassers war es, den Leser mit unterschiedlichen Meinungen über die Lehre der Thematik vertraut zu machen, Meinungen, die sich mitunter gegenseitig ausschließen, in anderen Fällen ergänzen. Wenn das Buch Leser dazu ermutigt, die Fragen aus einem breiten Blickwinkel zu betrachten, ist das Ziel erreicht.“

Via Edition AV

Leonhard Frank: Die Mutter mit 9 Holzschnitten von Frans Masereel aus dem Kleebaum Verlag geht an Gregor S.

Buchcover - Leonhard Frank - Die Mutter

„Die Mutter ist die dritte der fünf Geschichten aus dem Erzählzyklus „Der Mensch ist gut“, der 1917 in dem Züricher Verlag Rascher & Co. erschien. Leonhard Frank (1882-1961) war 1915 als entschiedener Gegner der deutschen Kriegspolitik in die neutrale Schweiz emigriert. (…) In Deutschland wurde die Verbreitung der Erzählung von der staatlichen Zensur zwar sogleich offiziell verboten; – ‚aber, mitten im Krieg, kamen sie doch, als Schweizer Gesetzbuch oder Abenteurerschmöker getarnt, nach Berlin, wo sie von Gymnasiasten hektographiert wurden, und die Sozialdemokraten ließen 500 000 Exemplare (…) auf Zeitungspapier drucken und an die Front schicken.‘“

Aus dem Nachwort von Hans Gerd Rötzer

Ilka von Zeppelin: Dieses Gefühl, daß etwas nicht stimmte. Eine Kindheit zwischen 1940 und 1948 aus dem Wagenbach Verlag geht an Wolfgang V.

Buchcover Ilka von Zeppelin Dieses Gefühl, dass etwas nicht stimmt „Erlebnisse der Jahre 1940 bis 1948: der Krieg in Berlin und der scheinbare Friede in einem kleinen fränkischen Dorf, gesehen mit den Augen eines Kindes. Vieles kann das Mädchen nicht verstehen, aber es fühlt, dass etwas nicht stimmt.
Ilka von Zeppelin beschreibt aus dem Blickwinkel des zu Beginn vier- und am Ende zwölfjährigen Kindes die widersprüchlichen Erfahrungen der Nazizeit. Diese Perspektive ist es vor allem, die diese Erinnerungen von anderen unterscheidet und ihnen eine unmittelbare, unvermittelte erzählerische Kraft gibt.“

Via Wagenbach Verlag

Brillis Wort zum Montag

Montag, 7. Oktober 2013

Ein Hund ein Wort

Redaktionshund Brilli mit grauer Baskenmütze

Gratulation! – Teil 1

Es war im güldnen Herbstmonat Oktober vor genau zehn Jahren, als Zwetschke und ich in der Heimstatt unserer beiden Hauskaspars eingetroffen sind. Was für eine Aufregung! Kannten wir vorher nur den Strand und das Meer, wartete nun ein völlig neues Leben auf uns. Mehr dazu ein anderes Mal. Aufregend waren nämlich bereits die Tage vor unserer, für alle Beteiligten ungeplante, Übersiedelung.
Zwetschke hatte sich bereits kurze Zeit, nachdem die Hauskaspars ihr Urlaubsdomizil bezogen hatten, mit ihnen angefreundet. Spazierten die beiden in den Hafen, tauchte sie plötzlich auf und leistete ihnen, nach altem Fisch duftend, an der Kaimauer Gesellschaft. Spazierten die beiden am Strand entlang, tauchte sie plötzlich auf und begleitete sie sogar durchs feindliche Revier der Herkules-Bungalow-Anlage-Hunde. Mit einem Wort: Zwetschke hatte die Hauskaspars adoptiert. Sie erzählte mir später, dass die zwei es sich nicht einfach machten, Zwetschkes Entscheidung zu akzeptieren. Wie oft sah sie sie in einer der öffentlichen Telefonzellen stehen und sich mit Menschen in der Heimat beratschlagen, ob das überhaupt eine kluge Idee sei, „einen wilden Hund von der Straße“ nach Hause mitzunehmen. Beraube man ihn nicht seiner Freiheit? Reiße man ihn nicht aus seinem sozialen Gefüge?
Als die zwei eines Tages am Straßenrand ein Wollknäuel fanden, das sich als kleiner Hund mit durchschnittener Kehle entpuppte, stand ihr Entschluss fest: Sie pfiffen auf Freiheit und Gefüge. Sie schnappten Zwetschke und machten sich mit ihr zwecks Bluttest und Impfungen auf den Weg zum Tierarzt in die Kreisstadt. Kaum wieder zurück, war Zwetschke plötzlich verschwunden.

Fortsetzung folgt …

Ein herzliches Wuff,
Ihre Brilli Paralia

Brillis Elektro Post

Schnipsel aus Literatur, Wissenschaft und Politik – Teil 3

Mittwoch, 2. Oktober 2013

Kurze Infos aus den Bereichen der Literatur, Wissensschaft und Politik, die von den „Duftenden Doppelpunkten“ bisher ausschließlich auf Facebook, Google+ und Twitter veröffentlicht wurden, sind nun auch direkt im Literaturblog nachzulesen.

Schreibworkshop mit den „Duftenden Doppelpunkten“ – der Countdown läuft. Noch vier Plätze frei. Anmeldeschluss Montag, 07. Oktober.

LITERADIO – Programmvorschau: Frankfurter Buchmesse 2013. Gespräche und Interviews mit AutorInnen, VerlegerInnen, HerausgeberInnen.

NSA-Kritiker Ilija Trojanow: Deutscher Schriftsteller darf nicht in die USA einreisen.

Rezension des soeben im Aviva Verlag erschienenen Berlin-Romans „Mädchen mit drei Namen“ von Maria Leitner im Tagesspiegel! Die Bio von Maria Leitner ist im 5. Teil unseres Literaturquizes nachzulesen.

Casanovas Memoiren als kostenloses Hörbuch zum Download.

Gedenkveranstaltung im Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim. Am 1. Oktober 2013 findet der jaehrliche Hoehepunkt des Gedenkens, an die vielen Opfer der NS-Euthanasie, in Hartheim statt.

Irmgard Litten: Trotz der Tränen: Mit allen Mitteln den Menschen das Rückrat brechen, das war zur Zeit des Nazi-Regimes vorherrschendes Ziel in den Gefängnissen und Konzentrationslagern. Je nach Kommandeur nahmen die Gräueltaten unvorstellbare Ausmaße an. Marterungen und schwere Misshandlungen, die auch der Rechtsanwalt Hans Litten ertragen musste. Seine Mutter Irmgard Litten, geborene Wüst, berichtet in „Trotz der Tränen“ von seinem bewegenden Schicksal und ihrem fünfjährigen Kampf um das Leben ihres Sohnes.

Der Narrenturm und das darin befindliche „Pathologisch-anatomische Bundesmuseum“ werden generalsaniert.

Die diesjährige „ORF-Lange Nacht der Museen“ findet in ganz Österreich statt. Bereits zum 14. Mal initiiert der ORF die Kulturveranstaltung – an die 700 Museen und Galerien sind heuer daran beteiligt und öffnen ihre Türen für kulturinteressierte Nachtschwärmer.

Jede zweite wissenschaftliche Veröffentlichung frei zugänglich: Der kostenlose Zugang zu wissenschaftlichen Veröffentlichungen hat sich weltweit durchgesetzt. Zu diesem Ergebnis kommt eine von der EU-Kommission in Auftrag gegebene Studie, die in Brüssel vorgestellt wurde.

Die aktuelle Ausgabe von interjuli befasst sich mit dem Körper in der Kinder- und Jugendliteratur. Die Artikel behandeln unter anderem die Konstruktion von Fremdsein anhand von Körperlichkeit in Persepolis, Sexualität und Geschlecht in Twilight und Vampire Diaries, Identitätskonstruktionen und ethische Probleme des Klonens in Lost Girl und den Körper als Objekt der Inszenierung in Grenzland. Mehr Infos finden Sie auf der Homepage von interjuli.

Mira Lobe: Eigentlich kam sie im deutschen Görlitz zur Welt, doch sie wurde später als eine der größten Kinderbuchautorinnen Österreichs gefeiert: Mira Lobe wäre am 17. September 100 Jahre alt.

Lesung Alfred Hirschenberger

Dienstag, 1. Oktober 2013

Der Schauspieler und Regisseur Alfred Rupprecht liest Ausschnitte aus dem neuen, autobiografischen Roman des Floridsdorfer Autors Alfred Hirschenberger.

Die Einführenden Worte spricht der Galerist und Autor Reinhold Sturm.

Wann: Donnerstag, 03. Oktober 2013, 19 Uhr
Wo: „Werkl“ Goethehof: Schüttaustraße 1, 1220 Wien
Tel.: +43 1 967 96 54
E-Mail: info@werkl.org Weiterlesen »

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