Archiv für Dezember 2013

Literarischer Adventkalender 2013/12

Donnerstag, 12. Dezember 2013

JOACHIM RINGELNATZ: SCHENKEN

Schenke herzlich und frei.
Schenke dabei,
Was in dir wohnt
An Meinung, Geschmack und Humor.
So daß die eigene Freude zuvor
Dich reichlich belohnt.

Schenke groß oder klein
Aber immer gediegen.
Wenn die Bedachten die Gaben wiegen,
Sei dein Gewissen rein.

Schenke mit Geist, ohne List.
Sei eingedenk
Daß dein Geschenk
Du selber bist.

Joachim Ringelnatz (1883 – 1934)

Weiterführende Links:
Joachim Ringelnatz Net
Joachim Rignelnatz Stiftung
Joachim Ringelnaz Verein

Nähere Informationen zum Thema Bücherverbrennung und Exilliteratur finden Sie in der Bibliothek von Petra Öllingers virtueller Wohnung: biografische Daten zu über 200 AutorInnen, Titellisten der verbrannten Bücher, Hinweise auf Sekundärliteratur und weiterführende Links.

Bis zum Dienstag, 17. Dezember 2013 haben Sie auch noch die Möglichkeit, am dreiundzwanzigteiligen Literaturquiz des Duftenden Doppelpunktes zum Thema Bücherverbrennung und Exilliteratur teilzunehmen. Sie erfahren viel über die gesuchten AutorInnen und können Bücher und CDs für die Weihnachtsferien gewinnen. https://literaturblog-duftender-doppelpunkt.at/2013/02/12/literaturquiz-zur-buecherverbrennung-1933/

Literarischer Adventkalender 2013/11

Mittwoch, 11. Dezember 2013

PAULA DEHMEL: WEIHNACHTSSCHNEE

Ihr Kinder, sperrt die Näschen auf,
Es riecht nach Weihnachtstorten;
Knecht Ruprecht steht am Himmelsherd
Und bäckt die feinsten Sorten.

Ihr Kinder, sperrt die Augen auf,
Sonst nehmt den Operngucker:
Die große Himmelsbüchse, seht,
Tut Ruprecht ganz voll Zucker.

Er streut – die Kuchen sind schon voll -
Er streut – na, das wird munter:
Er schüttelt die Büchse und streut und streut
Den ganzen Zucker runter.

Ihr Kinder sperrt die Mäulchen auf,
Schnell! Zucker schneit es heute;
Fangt auf, holt Schüßeln – ihr glaubt es nicht?
Ihr seid ungläubige Leute!

Paula Dehmel (1862 – 1918)

Weiterführende Infos:
Richard Dehmel – Paula Dehmel
Wikipedia – Paula Dehmel

Literarischer Adventkalender 2013/10

Dienstag, 10. Dezember 2013

ERICH MÜHSAM: WEIHNACHTEN

Nun ist das Fest der Weihenacht,
das Fest, das alle glücklich macht,
wo sich mit reichen Festgeschenken
Mann, Weib und Greis und Kind bedenken,
wo aller Hader wird vergessen
beim Christbaum und beim Karpfenessen;
und Groß und Klein und Arm und Reich,
an diesem Tag ist alles gleich.
So steht’s in vielerlei Varianten
in deutschen Blättern. Alten Tanten
und Wickelkindern rollt die Zähre
ins Taschentuch ob dieser Märe.
Papa liest’s der Familie vor,
und alle lauschen und sind Ohr …
Ich sah, wie so ein Zeitungsblatt
ein armer Kerl gelesen hat.
Er hob es auf aus einer Pfütze,
daß es ihm hinterm Zaune nütze.

Erich Mühsam (1878 – 1934)

Die Tagebücher Erich Mühsams im Internet. Parallel dazu erscheint die 15-bändige Buchausgabe beim Verbrecher Verlag Berlin mit jährlich zwei Bänden.
Erich Mühsam: Bibliographie, Bilder, Lebensdaten, Leseproben
Erich Mühsam Gesellschaft

Nähere Informationen zum Thema Bücherverbrennung und Exilliteratur finden Sie in der Bibliothek von Petra Öllingers virtueller Wohnung: biografische Daten zu über 200 AutorInnen, Titellisten der verbrannten Bücher, Hinweise auf Sekundärliteratur und weiterführende Links.

Bis zum Dienstag, 17. Dezember 2013 haben Sie auch noch die Möglichkeit, am dreiundzwanzigteiligen Literaturquiz des Duftenden Doppelpunktes zum Thema Bücherverbrennung und Exilliteratur teilzunehmen. Sie erfahren viel über die gesuchten AutorInnen und können Bücher und CDs für die Weihnachtsferien gewinnen. https://literaturblog-duftender-doppelpunkt.at/2013/02/12/literaturquiz-zur-buecherverbrennung-1933/

80 Jahre Bücherverbrennung – Literaturquiz Teil 23

Montag, 9. Dezember 2013

Nun ist es soweit: Das dreiundzwanzigste und letzte literarische Rätsel im Rahmen unseres Jahresschwerpunktes „80 Jahre Bücherverbrennung“ ist online.

Da die Frage nach dem Autor diesmal keine große Herausforderung darstellt, haben wir die restlichen Quizfragen etwas umfänglicher und ein wenig komplexer als üblich gestaltet.
Trotzdem sollten das Lesen des Rätsels und eine kurze Recherche im Internet für die Beantwortung der Fragen ausreichen.

Wir hoffen, dass Ihnen die Beschäftigung mit dieser vorerst letzten Quizrunde Freude bereitet und Sie einen Gewinn daraus ziehen. Wie immer werden auch diesmal einige Bücher unter den TeilnehmerInnen des Literaturquizes verlost.

Zwei Zusatzpreise
1. Sie haben 20 – 23 Mal an unserem Literaturquiz teilgenommen? Dann haben Sie nun die Chance, ein Buchpaket zu gewinnen.
2. Unter allen TeilnehmerInnen, die das Quiz im „Duftenden Doppelpunkt“ kommentieren, verlosen wir ebenfalls ein Buchpaket.

Wer gewinnt, wird das Los am 17. Dezember entscheiden.

Und nun zu den Quizfragen:

  • Wie heißt der Autor?
  • Wie lautet der Titel seines erst heuer in Dresden uraufgeführten Weihnachtsstückes?
  • Wie heißt der Illustrator seines ersten, 1928 veröffentlichten Gedichtbandes?
  • Die „Schwarzen Listen“ des Bibliothekars Wolfgang Herrmann bildeten die Grundlage für die Bücherverbrennung 1933. Bis auf eine Ausnahme befanden sich alle Werke des Autors auf diesem Index. Welches seiner Bücher landete 1933 nicht auf den Scheiterhaufen?
  • Wie heißt seine langjährige Sekretärin, die er gerne „& Co“ nannte?
  • Sein satirischer Roman aus dem 30er Jahren wurde heuer erstmals in ungekürzter Form unter seinem ursprünglichen Wunschtitel „Der Gang vor die Hunde“ publiziert. Unter welchem Titel wurde das Buch 1931 erstmals veröffentlicht?

Antworten bitte bis zum 17. Dezember 2013 um 12:00 Uhr an: Literaturblog Duftender Doppelpunkt oder über das Kontaktformular.

Einen Gesamtüberblick über alle bisher veröffentlichten literarischen Rätsel können Sie sich auf der Seite „Literaturquiz zur Bücherverbrennung 1933″ verschaffen.

***

Das literarische Rätsel

Als Kind fürchtet er sich vor dem Heiligen Abend. Dieser wird von Vater und Mutter als Wettstreit in Szene gesetzt. In seinen Erinnerungen schreibt er: „Es war ein Konkurrenzkampf aus Liebe zu mir, und es war ein verbissener Kampf. Es war ein Drama mit drei Personen, und der letzte Akt fand, alljährlich, am Heiligabend statt. Von seinem Talent aus dem Stegreif hing es ab, ob das Stück eine Komödie oder ein Trauerspiel wurde.“

Vielleicht ist dies die Ursache, dass er sich, so er über Weihnachten schreibt, oft als Pessimist, ja als Zyniker zeigt.

„Ich ging zum Alchinger, trank fünf Steinhäger und nahm an der Bescherung für Junggesellen teil. Ich bekam ein Paket Pfefferkuchen geschenkt. Sie waren steinhart. Ich benutze sie noch heute als Briefbeschwerer.“

Sein Vater ist Sattlermeister, der nach dem Bankrott seines Geschäfts in einer Kofferfabrik in Dresden arbeitet. Weil das Geld nicht reicht, stellt die Mutter in Heimarbeit Leibbinden her.
1899 wird dem Ehepaar ein Sohn geboren.

„Die Wohnung war schon klein genug, aber das Portemonnaie war noch kleiner.“ So rückte die Familie zusammen, und ein Zimmer mit Frühstück wird vermietet. Später lässt sich seine Mutter zur Friseurin ausbilden und wäscht, schneidet und onduliert von zuhause aus den Damen der Nachbarschaft das Haar.

Zwischen Mutter und Sohn besteht eine enge Bindung. Als er nicht mehr in Dresden lebt, werden sie über viele Jahre nahezu täglich Briefe und Karten austauschen. Vorerst tut sie alles, um ihren Sohn eine fundierte Ausbildung zu sichern: „Ihr Leben galt mit jedem Atemzug mir, nur mir“ schreibt er in seinen Erinnerungen.

Er ist ein ausgezeichneter Schüler und tritt 1913 ins Freiherrlich von Fletscher’sche Lehrerseminar ein. Der Begin des 1. Weltkriegs markiert das Ende seiner Kindheit und Jugend. Die älteren Seminaristen werden an die Front geschickt und schon wenig später treffen die ersten Todesnachrichten ein.
1917 soll auch er in den Krieg ziehen. In der militärischen Grundausbildung fällt er einem besonderen Leuteschinder in die Hände und muss danach wegen eines Herzschadens einige Wochen im Lazarett verbringen.

„Der Mann hat mir das Herz versaut.
Das wird ihm nie verziehn.
Es sticht und schmerzt und hämmert laut.
Und wenn mir nachts vorm Schlafen graut,
dann denke ich an ihn.“

Mit Glück und Geschick vermeidet er den Kriegseinsatz und entwickelt sich zu einem überzeugten Antimilitaristen.

Wieder zuhause, entschließt er sich gegen den Beruf des Lehrers, legt im Herbst 1919 das Kriegsabitur ab und belegt in Leipzig Germanistik und Theatergeschichte.
Mit 26 hat er seinen Doktor in der Tasche und ist als Autor kein Unbekannter mehr. So bedeutsame Zeitungen wie das „Berliner Tagblatt“, die „Vossische Zeitung“ und das „Prager Tagblatt“ veröffentlichen seine Beiträge.

Als er Anfang 1927 ein erotisches Gedicht, er nennt es „Nachtgesang eines Kammervirtuosen“, in der Plauener Volkszeitung veröffentlicht, kommt es zum Skandal.
Da das Werk im Gedenkjahr zu Beethovens hundertstem Todestag erscheint und mit folgenden Zeilen beginnt, erhalten seine KritikerInnen zusätzliche Munition:

„Du meine neunte Sinfonie!
Wenn du das Hemd an hast mit rosa Streifen …
Komm wie ein Cello zwischen meine Knie,
Und lass mich zart in deine Seiten greifen!“

Die Kampagne der national-konservativen „Leipziger Neuesten Nachrichten“ erreicht, dass sowohl der Autor als auch der Illustrator des Gedichtes ihre Anstellung bei der „Neuen Leipziger Zeitung verlieren.
Später wird der so Geschasste das Ereignis als einen Fußtritt Fortunas bezeichnen, der ihn von Leipzig nach Berlin befördert hat, mitten hinein in die „schönste Zeit meines Lebens“.

In der Reichshauptstadt trifft er nicht nur Autoren wie Kurt Tucholsky, Egon Erwin Kisch, Robert Musil, Anton Kuh und viele andere, sondern auch zahlreiche KünstlerInnen aus dem Bereich des Theaters und Films.

Noch kann er sich nur ein möbliertes Zimmer leisten und verarbeitet sein „Leid“ in folgenden Zeilen:

„Mancher Mann darf, wie er möchte, schlafen.
Und er möchte selbstverständlich gern!
Andre Menschen will der Himmel strafen,
und er macht sie zu möblierten Herrn.“

Das Café ist jener Ort, an dem er am besten seiner Berufung nachgehen kann: „Er schreibt auch in Restaurants, oder – noch lieber – in einer Nachtbar, bei einem oder mehreren Gläsern Champagner, die gut für sein schwaches Herz sein sollen, ihm aber auch ausgezeichnet schmecken, und vielen, vielen Zigaretten; die Mutter schimpft oft besorgt über seinen immensen Zigarettenverbrauch.“

Im Frühjahr 1928 erscheint sein erstes Buch, der Gedichtband „Herz auf Taille“.
Noch im selben Jahr wird er durch Edith Jacobsohn, sie ist nicht nur die Herausgeberin der „Weltbühne“, sondern auch die Inhaberin des Kinderbuchverlages Williams & Co., angeregt, ein Kinderbuch zu schreiben. 1929 liegt es bereits in den Auslagen der Buchhandlungen und stößt auf großes Interesse.

Mit seinen Kinderbüchern, es werden noch viele weitere folgen, will er vor allem mit Hilfe von Vorbildern erziehen und so die Gesellschaft verändern.

Aufgrund seiner humanistischen Geisteshaltung ist er ständigen Angriffen von konservativer und nationalsozialistischer Seite ausgesetzt. Gleichzeitig geht der Linken seine gesellschaftspolitische Positionierung nicht weit genug. Sie misst die zeitgenössische Literatur vor allem daran, inwieweit sie als geistige Waffe gegen den immer stärker werdenden Nationalsozialismus hilfreich ist und spricht dem Werk des Autors diese Qualität oftmals ab.

Robert Neumann beschreibt den Schriftsteller in einer Parodie, wie er ihn Ende der 20er Jahre wahrgenommen hat: „Halb ein Bürgerschreck und halb ein erschrockener Bürger.“ – Als solcher sieht er die Gefahr und gleichzeitig unterschätzt er sie. Meint, es wird schon nicht so schlimm kommen und hält die NationalsozialistInnen nicht zuletzt für dumm. Weiterlesen »

Brillis Wort zum Montag

Montag, 9. Dezember 2013

Ein Hund ein Wort

Redaktionshund Brilli mit grauer Baskenmütze

Wuckerl – Teil 3

Ähnlicher Kram findet sich übrigens auch in Hosen- und Jackentaschen. Kein Wunder, dass die Hauskaspars hin und ab aussehen wie eine besondere Beuteltier-Spezies.
Aber nicht nur Unbelebtes wird gejagt. Genau genommen, muss ich von verjagen sprechen. Denn zu Tode gekommen ist beim Halali auf Wollmäuse, Wuckerl und Lurch noch niemand.
Kürzlich turnte fröhlich eine Spinne auf ihrem Faden, den sie zwischen zwei Grünpflanzen gespannt hatte. Doch Hauskaspar I hatte die sich ertüchtigende Spinne zu spät gesehen. Er schob die beiden Grünpflanzen auseinander, um den Platz darunter feucht zu wischen, peng, das Turnseil ward entzwei, die Spinne stürzte in die Tiefe. Da erst bemerkte sie Hauskaspar I. Weh und Ach, das arme Tier! Drei Sekunden später krabbelte es jedoch schon wieder auf allen acht Haxen hinter dem Grünlilienblatt hervor. Hauskaspar I schob die beiden Pflanzentöpfe hurtig nebeneinander, um weitere Sportunfälle zu verhindern.

Halt, jetzt fällt’s mir ein: Einmal gab es doch eine Leiche beim Saubermachen. Vielmehr, die Leiche gammelte schon länger vor sich hin, sie wurde nur beim Staubwedeln entdeckt. Ein Marienkäferchen hatte sein Leben unter dem Kerzenständer ausgehaucht. War es ein Vertreter des Harmonia axyridis? Oder doch ein Coccinella septempunctata? Sein Zustand ließ leider keine Rückschlüsse mehr zu. Als Hauskaspar II es vorsichtig wegräumen wollte, um es in den Mistkübel zu bugsieren, zerbröselte das Käferlein zwischen seinen Fingern. Die Reste fielen auf den frisch gesaugten Teppich, verschwanden im Hochflor. Hier ruhen sie wahrscheinlich gemeinsam mit sich der Saugkraft widersetzenden Wuckerln und Gummisohlenresten.

Ende

Ein herzliches Wuff,
Ihre Brilli Paralia

Wuckerl – Teil 1
Wuckerl – Teil 2

Brillis Elektro Post

Literarischer Adventkalender 2013/09

Montag, 9. Dezember 2013

GOTTFRIED KELLER: CHRISTMARKT VOR DEM BERLINER SCHLOSS

Welch lustiger Wald um das hohe Schloß
hat sich zusammengefunden,
ein grünes, bewegliches Nadelgehölz,
von keiner Wurzel gebunden!

Anstatt der warmen Sonne scheint
das Rauschgold durch die Wipfel;
hier zurückt man Kuchen, dort brät man Wurst,
das Rüchlein zieht an die Gipfel.

Es ist ein fröhliches Leben im Wald,
das Volk erfüllet die Räume;
die nie mit Tränen ein Reis gepflanzt,
die fällen am frohesten die Bäume.

Der eine kauft ein bescheidnes Gewächs
zu überreichen Geschenken,
der andre einen gewaltigen Strauch,
drei Nüße daran zu henken.

Dort feilscht um ein winziges Kieferlein
ein Weib mit scharfen Waffen;
der dünne Silberling soll zugleich
den Baum und die Früchte verschaffen.

Mit rosiger Nase schleppt der Lakai
die schwere Tanne von hinnen;
das Zöfchen trägt ein Leiterchen nach,
zu ersteigen die grünen Zinnen.

Und kommt die Nacht, so singt der Wald
und wiegt sich im Gaslichtscheine;
bang führt die ärmste Mutter ihr Kind
vorüber dem Zauberhaine.

Einst sah ich einen Weihnachtsbaum:
im düstern Bergesbanne
stand reifbezuckert auf dem Grat
die alte Wettertanne.

Und zwischen den Ästen waren schön
die Sterne aufgegangen;
am untersten Ast sah man entsetzt
die alte Wendel hangen.

Hell schien der Mond ihr ins Gesicht,
das festlich still verkläret;
weil auf der Welt sie nichts besaß,
hatt´ sie sich selbst bescheret.

Gottfried Keller (1819 – 1890)

Weiterführende Infos:
Gottfried Keller Homepage
Gottfried Keller – Linksammlung der Universitätsbibliothek der FU Berlin

Literarischer Adventkalender 2013/8

Sonntag, 8. Dezember 2013

WEIHNACHTLICHE E-CARD 2

An den vier Adventsonntagen wird jeweils eine weihnachtliche E-Card veröffentlicht. Die Texte sind ausgewählte Tweets, die im Rahmen des weihnachtlichen Literatur-Twitters 2012 prämiert wurden.

Sie können dieses Engerl als E-Card versenden. Einfach auf „Diese Karte versenden“ klicken.

Rothaariges Engerl aus weißem Porzellan auf blauem Hintergrund und ein weihnachtlicher Tweet

Vom Schenken. Erkaufte Zuwendung ist teuer. Deshalb lassen sie das Label dran. @IlseMohr

Literarischer Adventkalender 2013/7

Samstag, 7. Dezember 2013

PAULA DEHMEL: SANKT NIKLAS` AUSZUG

Sankt Niklas zieht den Schlafrock aus,
klopft seine lange Pfeife aus
und sagt zur heiligen Kathrein:
Öl mir die Wasserstiefel ein,
bitte hol auch den Knotenstock
vom Boden und den Fuchspelzrock,
die Mütze lege oben drauf,
und schütte dem Esel tüchtig auf,
halt auch sein Sattelzeug bereit;
wir reisen, es ist Weihnachtszeit.
Und dass ich`s nicht vergeß, ein Loch
ist vorn im Sack, das stopfe noch!
Ich geh derweil zu Gottes Sohn
und hol mir meine Instruktion.

Die heilige Käthe, sanft und still,
tut alles, was Sankt Niklas will.
Der klopft indes beim Herrgott an,
Sankt Peter hat ihm aufgetan
und fragt: Grüß Gott! wie schaut`s denn aus?
und führt ihn ins himmlische Werkstättenhaus.

Da sitzen die Englein an langen Tischen,
ab und zu Feen dazwischen,
die den kleinsten zeigen, wie`s zu machen,
und weben und kleben die niedlichsten Sachen,
hämmern und häkeln, schnitzen und schneidern,
fälteln die Stoffe zu zierlichen Kleidern,
packen die Schachteln, binden sie zu
und haben so glühende Bäckchen wie Du.
Herr Jesus sitzt an einem Pult
und schreibt mit Liebe und Geduld
eine lange Liste. Potz Element,
wie viel artige Kinder Herr Jesus kennt!
Die sollen die schönen Engelsgaben
zu Weihnachten haben.

Was fertig ist, wird eingesackt
und auf das Eselchen gepackt.
Sankt Niklas zieht sich recht warm an;
Kinder, er ist ein alter Mann,
und es fängt tüchtig an zu schnein,
da muss er schon vorsichtig sein.

So geht es durch die Wälder im Schritt,
manch Tannenbäumchen nimmt er mit;
und wo er wandert, bleibt im Schnee
manch Futterkörnchen für Hase und Reh.
Aus Haus und Hütte strahlt es hell,
da hebt er dem Esel den Sack vom Fell,
macht leise alle Türen auf,
jubelnd umdrängt ihn der kleine Hauf:
Sankt Niklas, Sankt Niklas,
was hast du gebracht?
was haben die Englein
für uns gemacht?
„Schön Ding, gut Ding,
aus dem himmlischen Haus;
langt in den Sack! Holt euch was raus!“

Paula Dehmel (1862 – 1918)

Weiterführende Infos:
Richard Dehmel – Paula Dehmel
Wikipedia – Paula Dehmel