Archiv für Juni 2015

Herr Leopold bekommt gewaltigen Ärger

Dienstag, 30. Juni 2015

Tagebuchaufzeichnungen und Berichte aus Wien-Mariahilf

Der Literaturspaziergang mit Herrn Leopold führte die TeilnehmerInnen u.a. in die Matrosengasse. Lesen Sie heute, welche Bedeutung diese Gasse für Herrn Leopold hat.

Herr Leopold Portraet24. Mai
Das Meer und die weite Welt, alles bei mir um die Ecke. Diese Brise! Wenn sie zart – zugegeben, hin und wieder gibt’s einen veritablen Sturm – durch meine Schnurrbarthaare streift, dann die Matrosengasse entlang und die Bürgerspitalgasse hinunter ins Wiental weht, wie wundervoll. Zwei, drei tiefe Atemzüge: Ich komme, Welt! Und wenn ich die Augen schließe und ich dem Automobilverkehr am Gürtel lausche, dann … Nein, nein, was schreibe ich denn da!

Nachtrag – 02:45 Uhr: Nach der Rückkehr von meinem Ausflug ans Meer eine böse Überraschung erlebt. Schon wieder waren das Vorzimmer und die Küche drei Millimeter hoch überflutet. Zweibeiner? Vierbeiner? Jedenfalls hatte jemand eine sehr volle Blase. Und die musste ausgerechnet – und das bereits zum dritten! Mal – vor meiner Wohnungstür entleert werden? Um halb drei Uhr morgens war ich endlich fertig mit Aufwischen und Möbelschleppen. Nachdem letztes Jahr ein kleiner Mensch meinen Küchentisch und die vier Sessel, die ich zum Trocknen auf den Gehsteig gestellt hatte, mit den Worten wegtrug – was heißt wegtrug, bestohlen wurde ich! – „Schau Mami, Möbel für meine Barbie“, muss ich meine nasse Einrichtung in den Malvenhain stellen.
Mit Müh und Not schaffte ich den Tisch vorbei an den drei Mülltonnen und an der Stange mit dem Gacksackerlspender, und nur dank meines präzisen Augenmaßes gelang es mir, anschließend die Möbelstücke neben der Tafel „Hier wird gegartelt“ durch das Metallgitter zu bugsieren. Ich versteckte den Tisch und die Sessel hinter dem Topf mit den Feuerbohnen. Hoffentlich frönen die Menschen nicht ausgerechnet heute und morgen hier ihrer gärtnerischen Leidenschaft. Ich bin erledigt.

Nachtrag – 04:15 Uhr: Ich tippe auf Zweibeiner, ich glaube nicht, dass Hunde Bier trinken.

25. Mai

Ein ganzer Tag im Malvenhain. Um meine Möbel im Auge zu behalten, werde ich jetzt hinübermarschieren und dort den Tag verbringen. Die meisten Menschen beginnen zu schreien, wenn sie eine Maus sehen. Wie würden die sich erst aufführen, sähen sie eine möbelschleppende Maus! Ich muss also bis zum Einbruch der Dunkelheit warten, um meine Einrichtung wieder nach Hause tragen zu können.

Die Fortsetzung folgt am 14. Juli 2015.
Alle bisherigen Abenteuer finden Sie hier.

Der Untergang des Römischen Reiches

Freitag, 19. Juni 2015

Inauguralvorlesung durch Dr. Reinhard Pitsch im Rahmen der Volksakademie

„Der Untergang des römischen Reiches – marxistische Analysen“

Ort: Hägelingasse 7, 1140 Wien (Garteneingang), U3 Hütteldorferstr. Ausgang Feilplatz, S45 Breitensee

Zeit: 23.6.2015; Beginn: 19 Uhr c.t.

In letzter Zeit häufen sich zumeist konservative Publikationen, in denen Parallelen, sowohl von der „Krise der römischen Republik“ vor Cäsar als auch vom Ende des römischen Imperiums, zur Gegenwart gezogen werden.

Im Vortrag werden, ausgehend von als „opera maxima“ zu sehender Werke von Alexander Demandt und G.E.M. de Ste Croix, sich als marxistisch verstehende Erklärungsversuche vorgestellt. Der „longue durée“ Braudels folgend, wird durch zwei Längsschnitte die Problematik sowohl einer „Geschichte von unten“ (klassenanalytisch) als auch einer „von oben“ (ikonographisch) dargestellt werden. Damals zeitgenössische Wahrnehmungen und Deutungen werden kontrastiert. Bezüge zur Aktualität sind zufällig und nicht intendiert.

Die „Volksakademie“ versteht sich, in Analogie zu den emanzipatorischen Intentionen der Bildungsaktivitäten der Arbeiterbewegung zwischen den Weltkriegen, als Initiative aus dem Volk für das Volk. Die „Volksakademie“ bietet, im Rahmen von Vorträgen, Seminaren und Diskussionen, reflexiven Raum als Platz für Informationen und Argumente, unabhängig von hegemonialen politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Kräften und akademischen Institutionen.

Geoffrey Ernest Maurice de Ste. Croix 1910–2000:

Oodcast: The class struggle in the Ancient Greek world – G. E. M. de Ste. Croix

Literatur-Spaziergang mit Herrn Leopold

Mittwoch, 17. Juni 2015

Herr Leopold PortraetWussten Sie, dass es beim Raimundtheater fliegende, belegte Brötchen gibt? Dass in der Webgasse beim fünften Gingkobaum links hinter den drei Schwammerln der Eingang zum Radiossender FM-AUS liegt?
Erleben und erlauschen Sie mit der 1. Bezirksschreiberin von Mariahilf, Petra Öllinger, fellsträubende Mäuse-Abenteuer von Herrn Leopold und Co. Neue Blicke auf Mariahilf sowie Käseproviant inklusive. Für kleine und große Zweibeiner.

Achtung: Bei Regen entfällt der Spaziergang.

Treffpunkt: vor dem Raimundtheater, Wallgasse 18-20
Datum: Samstag, 20. Juni 2015
Uhrzeit: 14.00 Uhr
Dauer: ca. 1 Stunde
Teilnahme: kostenlos, keine Anmeldung erforderlich

Eine neue Buchhandlung in Wien-Mariahilf

Dienstag, 16. Juni 2015

Es ist angerichtet!

Eröffnung der Buchhandlung Wiener Bücherschmaus in Wien-Mariahilf Was kommt denn da hinein? Nagelstudio? Pfandleihanstalt? Yogastudio? Hundesalon?

Viele Wochen rätselten draußen Passantinnen und Passanten, während drinnen das Team hämmerte, verleimte, sortierte, einräumte.

Am 8. Juni um 19.00 Uhr wurde das Geheimnis gelüftet. Der „Wiener Bücherschmaus“ eröffnete gemeinsam mit vielen Gästen die Buchhandlung. Nach einleitenden Worten von Bezirksvorsteher Rumelhart und das Team des Wiener Bücherschmaus Bezirksvorsteher Markus Rumelhart sowie von Georg Schober und Petra Öllinger servierte das Team den Besucherinnen und Besuchern Rätselnüsse.

Gefragt wurde u.a. nach jenem Teammitglied, welches mehr als zwei Beine aufweist („Zwetschke, Bücherhund und Mitglied des ‚Bücherschmaus-Teams‘.“) oder danach, wie viele Bananenschachteln voll Buchspenden in die Buchhandlung passen („Mehr als 100 gnadenlos schwere Schachteln.“).Die Gäste erwartete an den drei Eröffnungstagen ein abwechslungsreiches Menü.

Vorspeise am Montag, 8. Juni: Buchauktion unter der Platane

Mehr Menschen, als die Buchhandlung auf einmal fassen kann – über 100 – , kamen insgesamt vorbei.
Eröffnung der Buchhandlung Wiener Bücherschmaus Der Sommer zeigte sich an diesem Abend von seiner sehr heißen Seite.
Die Buchversteigerung mit Auktionator Reinhold Sturm wurde kurzerhand nach draußen unter die Platane auf dem Oskar-Werner-Platz verlegt. Hier fanden kriminelle, kulinarische oder historische Literaturpackerl ihre neuen Leserinnen und Leser.

Mit dem Erlös können weitere Büchertrolleys für das Leseförderprojekt „Bücher auf Rädern“ erworben werden. Nach einer kurzen Verschnaufpause wurden die Rätselnüsse geknackt – als Belohnung für den Einsatz gab es drei „Bücherschmaus“-Gutscheine zu gewinnen.

Hauptspeise am Dienstag, 9. Juni: Besuch vom Kaiser und vom Kriminalinspector

Der „Bücherschmaus“ konnte sogar Herren aus der Monarchie begrüßen: Kaiser Franz Joseph und Inspector (mit c!) Joseph Maria Nechyba. Letzterer kam in Begleitung seines Schöpfers, dem Autor Gerhard Loibelsberger liest im Wiener Bücherschmaus aus Kaiser, Kraut und Kieberer und Musiker Gerhard Loibelsberger. Und dieser wiederum schickte das Publikum gemeinsam mit Herrn Nechyba von Wien nach Freiburg und Venedig zwecks Klärung krimineller Fälle. Mit einem Wort: Gerhard Loibelsberger trug aus seinem Buch „Kaiser, Kraut und Kiberer“ vor. Aber es war mehr als ein Vortrag, es war mehr als eine Lesung. Es war Theaterbühne!
Wen wundert’s, dass eine Besucherin mit dem Taxi bis vor den „Bücherschmaus“ preschte und ein Besucher sogar schnell ein Auto mietete („Straßenbahn war ausgefallen!“), um pünktlich zu kommen.

Dessert am Mittwoch, 10. Juni: Donald Duck am Ende, Ludwig Ganghofer in der Bredouille

Was in der Literaturgeschichte (noch) nicht Eingang gefunden hat, der „Wiener Bücherschmaus“ macht’s möglich. Bei den zwei Workshops „Wir machen ein Notizheft“ & „Texte schneiden und schreiben“ erkoren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer den gefiederten Antihelden aus Entenhausen zum Akteur eines Kurzromanes oder brachten den Jäger aus einem Ludwig-Ganghofer-Roman in arge Bedrängnis.

Ein Lesezwerg in der Buchhandlung Als sehr aufschlussreich erwies sich manches Western-Heft, das eine Teilnehmerin zu einer Geschichte inspirierte, wo Männer noch richtige Männer sind. Die dem Altpapier geweihten Bücher und die selbstgestalteten Notizhefte (mit Fadenheftung!) enthielten so viel Anregungen, dass lange nach dem offiziellen Workshopende noch weitergewerkt und geschrieben wurde.

Bilder von der Eröffnungstagen finden Sie auf flickr.
Einen herzlichen Dank an Robert Lender für die Fotos.

Seit Donnerstag, 11. Juni …

In der Zwischenzeit hat der „Wiener Bücherschmaus“ schon zwei Stammkundinnen: Fanni und Flora („Wir sind schon 8 Jahre alt!“). O-Ton Flora: „Ich will nicht mehr heimgehen, ich will für immer dableiben.“

Es gibt erste Workshoptermine.

Am 20. Juni um 14.00 Uhr findet der Literaturspaziergang mit Herrn Leopold statt. Treffpunkt Raimundtheater.

Und viele, viele Bücher warten darauf, entdeckt zu werden.

„Wiener Bücherschmaus“ – Buchhandlung: 1060 Wien, Garbergasse 13/Ecke Mittelgasse

Di-Fr von 10.00-12.30 und von 14.30-18.30 Uhr
Sa von 10.00-13.00 Uhr

T: 0676 4693402
E: info(at)buecherschmaus.wien
I: www.buecherschmaus.wien

Herr Leopold bekommt gewaltigen Ärger

Dienstag, 16. Juni 2015

Tagebuchaufzeichnungen und Berichte aus Wien-Mariahilf

Herr Leopold Portraet23. Mai

Wie oft schon habe ich dem Einäugigen Erwin eingebläut, nichts zu essen, was in Regenbogenfarben schillert. Oder seltsam riecht. Oder sich an den Rändern wellt. Oder eingetrocknet ist. Und was macht er? Kommt bei mir vorbei mit einem Extrawurstblatt im Schlepptau, das ständig von einer Regenbogenfarbe in die andere changiert, und seltsam riecht, und sich an den Rändern wellt, und eingetrocknet ist, und fragt mich, ob ich davon kosten wolle! Gefragt hat er genaugenommen nicht. Vielmehr streckte er mir kauend und schmatzend diesen vergammelten Teil entgegen. Mein heftiges Kopfschütteln quittierte er mit einem Schulterzucken. Nachdem er das letzte Stück hinuntergewürgt hatte, bot er an, mich in die weite Welt zu begleiten.
„Da warst du doch länger nicht“, bemerkte er.
Ich lehnte ab. Wenn ich die Luft der weiten Welt schnuppern oder mir die Meeresbrise um die Ohren wehen lassen will, mache ich das alleine, dazu brauche ich Erwin nicht, der dann stets mit seinen Erinnerungen an seine Abenteuer als Schiffsratte prahlt. „Und beim Zweikampf mit dem Kapitän der ‚Mausolos‘ hab ich mein linkes Aug verloren.“ Dazu brauche ich auch seine Bemerkungen nicht wie „Ja, Leo, wir zwei haben‘s immer gewusst: Wien liegt am Meer“ – und haut mir dabei mit seiner Pranke auf die Schulter – oder „Strafft die Segel, der Wind Richtung Wiental ist gerade günstig!“ oder „Schiff ahoi, Leo, und pass auf, dass du nicht vom Kurs in die Matrosengasse abkommst!“.
Er winkte zum Abschied und bog behände in die Millergasse ein; ein Tempo, das man einer so alten Ratte – Erwins Berichten nach, müsste er mindestens dreihundertfünfundsiebzig Jahre alt sein, haha – nicht zutrauen würde. Noch dazu einer Ratte, die ihr linkes Auge im Kampf gegen den Kapitän eines Schiffes verloren hatte, das nach einem persischen Regenten benannt war.
Aber Erwin hatte natürlich recht. Es ist wieder einmal an der Zeit, die Matrosengasse aufzusuchen. Gleich morgen will ich mich auf den Weg machen, denn jeder hat seine urbanen Wunder.

Die Fortsetzung folgt am 30. Juni 2015.

Alle bisherigen Abenteuer finden Sie hier.

In Erinnerung: Herta Reich

Montag, 15. Juni 2015

Zwei Tage Zeit: Herta Reich und die Spuren jüdischen Lebens in Mürzzuschlag. Herausgegeben von Heimo Gruber und Heimo Halbrainer im CLIO Verlag.

1998 erschien die erste Auflage von Zwei Tage Zeit mit der Fluchtgeschichte Herta Reichs und historischen Beiträgen zum Kladovo- Transport, dem sich Herta Reich nach ihrer gewaltsamen Vertreibung anschließen konnte, sowie zu den Lebensbedingungen von Jüdinnen und Juden in Mürzzuschlag bis zur nationalsozialistischen Machtergreifung 1938. Der Erscheinungszeitpunkt des Buches fiel mit dem 60. Jahrestag des Novemberpogroms zusammen – in Graz wurde damals der Grundstein zum Neuaufbau der zerstörten Synagoge gelegt und fast zeitgleich hat die Bundesregierung die Historikerkommission der Republik Österreich eingesetzt. Im Bemühen, wiedergutzumachen, was nicht wiedergutzumachen ist, wurden damit auf regionaler und staatlicher Ebene sehr späte Zeichen im Umgang mit den Folgen nationalsozialistischer Geschichte gesetzt.

Mit ebensolcher Verspätung hat auf lokaler Ebene in Mürzzuschlag die Erinnerung an die vor Ort ausgeübte Gewalt gegen hier ansässige jüdische Familien begonnen. Nicht zuletzt war es Herta Reich selbst, die mit der Niederschrift ihrer Vertreibungsgeschichte diesen Prozess in Gang gesetzt und ihm eine Grundlage gegeben hat. Dank ihres hohen erreichten Lebensalters konnte sie noch von Israel aus beobachten, wie diese Initiative in ihrer früheren Heimat aufgegriffen wurde.
Seither sind sechzehn Jahre vergangen. Herta Reich ist 2012 verstorben und zur bleibenden Erinnerung an sie hat sich das örtliche Gymnasium den Namen Herta Reich-Gymnasium und Realgymnasium Mürzzuschlag gegeben. Nicht nur dieser Akt des Gedenkens war für uns Anlass und Ansporn, eine erweiterte Neuauflage von Zwei Tage Zeit herauszugeben. Es ist auch der Umstand, dass geschichtliche Erinnerung ein ständiger und offener Prozess ist, den jede Generation von Neuem in Angriff nehmen muss. Keine Gesellschaft ist davor gefeit, hinter einen bereits erreichten Stand historischen Bewusstseins zurückzufallen. Das Versprechen des NIEMALS VERGESSEN, das die der Nazibarbarei Entronnenen nach der Befreiung 1945 abgelegt haben, hat bis heute nichts von seiner Aktualität eingebüßt. Unsere historische Verantwortung wahrzunehmen, sind wir nicht nur den Opfern nationalsozialistischer Gewalt und Verfolgung schuldig, sondern auch der Zukunft unserer Gesellschaft im Sinne einer humanen, demokratischen und sozialen Entwicklung.

Der erste Teil des Buches umfasst die Erinnerungen von Herta Reich, in welchen sie über Alltägliches und über heute fast Vergessenes bzw. Verdrängtes spricht. Sie berichtet über ihr glückliches Leben in der kleinen obersteirischen Industriestadt Mürzzuschlag und dem jähen Ende dieses Glücks. „Zwei Tage Zeit, um zwanzig Jahre meines jungen Lebens zurückzulassen“, sollte sie 50 Jahre später jenen Zeitpunkt nennen, an dem sie gezwungen wurde, Mürzzuschlag zu verlassen, da sie Jüdin war. Herta Reich schildert ihre Flucht aus Österreich, das seit dem 12. März 1938 ein Teil des nationalsozialistischen Deutschen Reiches war, die Erniedrigungen, denen sie und andere ausgeliefert waren, und sie schildert das Schicksal eines illegalen jüdischen Flüchtlingstransportes, der später den Namen Kladovo- Transport bekommen sollte.
Ihre Erinnerungen zeichnen ein erschütterndes und berührendes Bild ihrer sechs Jahre dauernden Flucht vor den Nationalsozialisten, die 1944 mit der Ankunft in Palästina endete.

Die Geschichte der „gescheiterten Flucht“ des Kladovo- Transportes (so auch der Buchtitel ihres 1993 erschienenen Buches) zeichnen Gabriele Anderl und Walter Manoschek in ihrem Beitrag nach und ordnen so die außergewöhnliche Flucht und das Überleben von Herta Reich in die Geschichte der illegalen Einwanderung nach Palästina ein. Während Herta Reich und eine kleine Gruppe polnischer Juden nach dem Überfall der Deutschen Wehrmacht auf Jugoslawien 1941 entkommen konnten, wurden alle anderen zu diesem Zeitpunkt noch in Jugoslawien befindlichen Flüchtlinge des Kladovo- Transportes ermordet. Dabei spielten zwei Österreicher – der Wehrmachtsgeneral Franz Böhme und der SS-Untersturmführer Herbert Andorfer eine führende Rolle.

Im Beitrag „Plötzlich waren sie alle weg“ werden die Erinnerungen von Herta Reich als Ausgangspunkt genommen, um das jüdische Leben in Mürzzuschlag im 19. und 20. Jahrhundert nachzuzeichnen. Neben einem bescheidenen jüdischen Leben ist in Mürzzuschlag – wie in vielen anderen Orten Österreichs auch – ein Aspekt durch all die Jahre hin wahrnehmbar: der Antisemitismus. Dieser reichte vom „Fremdenverkehrs-Antisemitismus“ über die öffentlichen Aufforderungen, nicht bei Juden einzukaufen, bis hin zur Beraubung ihrer Geschäfte – der .Arisierung“ – und der Vertreibung der wenigen 1938 noch hier wohnhaften jüdischen Familien. Das Ehepaar Haas konnte sich nicht mehr retten und wurde in Mali Trostinec ermordet.

In der biografischen Skizze .Herta Reich und ihre Familie“ wird ein Bogen von der Herkunft der Familie Eisler bis zum Leben Herta Reichs und ihrer Nachkommen in Israel gespannt.
Und in einem abschließenden Beitrag werden die Bemühungen in Mürzzuschlag geschildert, ein bleibendes Zeichen der Erinnerung zu setzen, die letztlich in der Namensgebung des Herta Reich-Gymnasiums und Realgymnasiums ihren Ausdruck gefunden haben.

Ein Glossar jüdischer und hebräischer Begriffe sowie eine Zeittafel ergänzen dieses Buch.

Wir widmen dieses Buch in Dankbarkeit dem Andenken Herta Reichs. Indem sie sich ihren schmerzhaften Erinnerungen gestellt hat, gab sie uns die Möglichkeit, uns mit den monströsen Seiten unserer Geschichte auseinanderzusetzen. Ihr Beispiel, ihre Persönlichkeit und ihre Menschlichkeit dürfen nie in Vergessenheit geraten.

Herta Reich und die Spuren jüdischen Lebens in Mürzzuschlag. Herausgeber: Heimo Gruber und Heimo Halbrainer, 212 Seiten, € 15,–, CLIO Verlag Graz 2014.

Zum 1. Todestag von Brilli

Mittwoch, 10. Juni 2015

Redaktionshund BrilliVor genau einem Jahr mussten wir von Dir Abschied nehmen.

Trauer hat keine Deadline.

Deine Hauskaspars und Zwetschke.

Brilli im Memory Garden.

Neue Buchhandlung in Wien-Mariahilf

Freitag, 5. Juni 2015

Die „Duftenden Doppelpunkte“ haben wieder einmal etwas angerichtet: Der „Wiener Bücherschmaus“ wird zum literarischen Nahversorger.

Ein wesentlicher Teil der Initiative sind die „Bücher auf Rädern“ , damit möchte der „Wiener Bücherschmaus“ ein Zeichen für kreative Leseförderung setzen.

Finanziert wird das Projekt u.a. durch den Verkauf gespendeter Bücher zu sozialen Preisen in der neuen Buchhandlung in der Garbergasse 13 / Oskar-Werner-Platz, 1060 Wien.

Dank vieler großzügiger Buch-Spenderinnen und -Spender aus ganz Wien können wir u. a. Folgendes anbieten: frische Sachbücher zur Vorspeise, deftige Krimis zum Hauptgang oder zarte Lyrik zum Dessert.

Anlässlich der Eröffnungstage vom 8. – 10. Juni 2015 kredenzt der „Wiener Bücherschmaus“ literarische Köstlichkeiten.

SPEISENFOLGE:

Der Wiener Bücherschmaus eröffnet seine Buchhandlung

WIENER BÜCHERSCHMAUS – DER LITERARISCHE NAHVERSORGER

Mo., 8. Juni 2015, 19.00 Uhr:
Das „Bücherschmaus-Team“ öffnet die Tore zum literarischen Nahversorger; Galerist Reinhold Sturm von Mel Art Company agiert als Auktionator bei der Versteigerung von literarischen Überraschungspaketen; die Gäste knacken die „Bücherschmaus“-Rätselnüsse und können erstmals nach Herzenslust in unseren über 3000 Büchern, CDs und DVDs stöbern.

Di., 9. Juni 2015, 19.00 Uhr:
Autor und Musiker Gerhard Loibelsberger liest aus „Kaiser, Kraut und Kiberer“ kulinarisch-kriminelle Schmankerln.

Mi., 10. Juni 2015, 16.00 bis 19.00 Uhr:
Das „Bücherschmaus“-Team serviert kostenlos Workshops „Texte schneiden und schreiben“ & „Wir gestalten ein Notizheft“.

GUTEN APPETIT wünscht das Team vom „Wiener Bücherschmaus“.

BUCHGESCHÄFT: Garbergasse 13 / Oskar-Werner-Platz, 1060 Wien
ÖFFNUNGSZEITEN ab 11. Juni 2015: Di.-Fr. 10.00-12.30 & 14.30-18.30 Uhr, Sa. 10.00-13.00 Uhr

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