Archiv für die Kategorie 'Bücherverbrennung & Exil'

Lili Grün

Dienstag, 30. Juli 2013

Im 13. Teil unseres Literaturquizes wurde nach der österreichischen Autorin Lili Grün gesucht. Im Rahmen dieses literarischen Rätsels finden Sie ausführliche Infos über Lili Grün.

Die Antworten

  • Die gesuchte Autorin heißt Lili Grün.
  • Robert Neumann hat Lili Grün dem Zsolnay-Verlag empfohlen.
  • Lili Grüns Roman „Loni in der Kleinstadt“ wurde 2011 unter dem Titel „Zum Theater!“ neu aufgelegt.

Alle bisherigen Fragen, Antworten und die das Quiz begleitenden Beiträge könnn Sie auf der Seite „Literaturquiz zur Bücherverbrennung 1933“ nachlesen.

Die nächsten Quizfragen veröffentlichen wir am Mittwoch, dem 31. Juli 2013. Zu deren Beantwortung haben Sie bis Dienstag, dem 13. August 2013 um 12:00 Uhr Zeit.

Die Preise und ihre GewinnerInnen

Lili Grün: „Zum Theater!“ aus dem Aviva Verlag geht an Barbara F.

Buchcover Lili Grün "Zum Theater!" „In der Kleinstadt findet sich Loni zwischen Probe, Auftritt und ihrem turbulenten Privatleben wieder: Die Rolle muss gelernt, das Zimmer bezahlt und der Hunger gestillt werden. Dazu hat sie sich ausgerechnet in den hitzigen Regisseur verliebt, dessen Verflossene die umschwärmte Diva des Provinztheaters ist. Die EinwohnerInnen von Mährisch- Niedau, allen voran Notar Dr. Liebig, im Nebenberuf Theater kritiker des Mährischen Anzeigers, bilden das kritische Publikum, dem sich die bunte Truppe stellen muss. ‚Zum Theater!‘ erschien zum ersten Mal 1935. Zuvor war das Werk als Vorabdruck im ‚Wiener Tag‘ erfolgreich und wurde in der zeitgenössischen Kritik als ‚ebenso klug wie anmutig‘ gefeiert.“ Via Aviva Verlag

„Was diesen Roman auch heute noch lesenswert macht, ist die schnörkellose, klare Sprache von Lili Grün, die ein überaus lebhaftes Zeitbild zeichnet.“ Elke Heinecke, Lesbenring.info

Lili Grün: Alles ist Jazz aus dem Aviva Verlag geht an Ingrid K.

Buchcover Lili Grün "Alles ist Jazz" „Gemeinsam mit einem bunten Trüppchen gleichgesinnter, mittelloser junger Künstler und Künstlerinnen hat Elli das Kabarett gegründet – aus der Not, aber mit viel Idealismus und noch mehr Hoffnung auf den großen Sprung. Aber werden sie auch wirklich alle in das kleine Café am Kurfürstendamm kommen – die einfluss­reichen Leute von der Presse, die allmächtigen Theater­regis­seure und die eingebildeten Film­fatzkes, kurz: ‚das Publikum von Berlin‘?“ Via Aviva Verlag

„Nach 76 Jahren endlich wieder in den Buchläden, ist ‚Alles ist Jazz‘ eine echte Entdeckung: Der Roman zeigt sehr genau, was ehrgeizige, selbst- und trendbewusste junge Frauen vor 1933 umtrieb. Er erzählt von einer Zeit, in der trotz enormer Schwierigkeiten so vieles möglich schien: kollektives Arbeiten, unhierarchische Geschlechterverhältnisse, Spaß und Erfolg.“ Sabine Rohlf, Missy Magazine

Jeweils ein Exemplar des Hörbuches „Alles ist Jazz“ aus dem Mono Verlag geht an Marlies M., Anno L. und Manuel K.

Cover Mono Verlag Lili Grün Alles ist Jazz „Berlin 1930: Wirtschaftskrise und Armut beuteln die Metropole an der Spree. Die junge Schauspielerin Elli zieht es dennoch von Wien nach Berlin. Zusammen mit Gleichgesinnten gründet sie das Kabarett ‘Jazz’ – immer in der Hoffnung auf den großen Erfolg. Doch Geldsorgen und Armut machen das Leben schwer. Aber da ist ja noch Ellis neue Liebe, der Jura-Student Robert.

Lili Grüns Erstlingswerk ‘Alles ist Jazz’ weist starke autobiografische Züge auf. Bei seiner Erscheinung 1930 wurde er von der Presse bejubelt. Nach Ihrer Ermordung durch die Nazis 1942 geriet Lili Grün lange in Vergessenheit. Nur der Arbeit der Publizistin Anke Heimberg ist es geschuldet, dass Lili Grün wiederentdeckt wurde.“ Via Mono Verlag

„Der Name des Mono Verlags ist auch Programm. Wort und Stimme. Und wir stimmen zu: mehr ist für ein gutes Hörbuch auch nicht notwendig. Anfangs haben wir etwas gebraucht, um in die Geschichte und in Strassers Stil reinzufinden, aber dann zieht sie einen in ihren Bann. Und genau dies macht dieses Hörbuch aus: das perfekte Zusammenspiel eines Buches, dass einen fesselt und einer guten Umsetzung. Strasser ist Elli, da besteht kein Zweifel. Dieses Hörbuch ist frisch, dynamisch und bewegt.“ Buch zum hören.at

80 Jahre Bücherverbrennung – Literaturquiz Teil 13

Mittwoch, 17. Juli 2013

Auf der Seite „Lisa Tetzner und Kurt Kläber / Held“ finden Sie die Auflösung der Fragen des vorhergehenden literarischen Rätsels und können nachsehen, ob Sie ein Buch oder eine CD gewonnen haben.

In unserem aktuellen Rätsel stellen wir diesmal eine österreichische Autorin vor. In Wien geboren, feiert sie in Berlin ihre ersten literarischen Erfolge. In ihre Heimatstadt zurückgekehrt, verarbeitet sie in ihrem Romanerstling die Berliner Erfahrungen …

Die Quizfragen:

  • Wie heißt die Autorin?
  • Wie lauter der Name jenes Schriftstellers, der die gesuchte Autorin dem Zsolnay Verlag empfiehlt?
  • „Loni in der Kleinstadt“, dieser Titel löst heute, fast 80 Jahre nach der Erstveröffentlichung des Romans, Assoziationen in Richtung Jugendbuch aus. Um dieses Missverständnis von vornherein auszuschließen, wurden bei de Neuauflage des Buches 2011 ein anderer Titel gewählt. Wie lautet dieser?

Die richtige Lösung ist fast immer rasch im Internet zu recherchieren. Die Antwort auf eine unter Umständen schwierig zu beantwortende Frage findet sich immer im Text des Rätsels.

Antworten bitte an: Literaturblog Duftender Doppelpunkt

Unter allen richtigen Einsendungen werden wieder einige Bücher verlost.

Erinnerung: Wenn Sie an die jeweils aktuelle Quizrunde erinnert werden möchten, senden Sie bitte einfach ein leeres Mail mit dem Betreff „Literaturquiz Erinnerung“ an das Literaturblog Duftenden Doppelpunkt.

Einsendeschluss: Dienstag, 30. 07. 2013 um 12:00 Uhr.

Alle bisherigen Fragen, Antworten und die das Quiz begleitenden Beiträge finden Sie auf der Seite „Literaturquiz zur Bücherverbrennung 1933.

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DAS LITERARISCHE RÄTSEL

Ihr Vater arbeitet als Schnurrbartbindenfabrikant, Parfümeriewaren- und Friseurbedarfsartikelhändler in Wien. Sie besucht die Volks- und Bürgerschule und erlebt bis zum überraschenden Tod ihrer Mutter, sie ist zu diesem Zeitpunkt elf Jahre alt, eine glückliche und behütete Kindheit. Ihr zweiter Roman, „Loni in der Kleinstadt“ vermittelt eine Ahnung über das Danach. Er ist wie vieles aus ihrer Feder stark autobiografisch geprägt und wird 1935 bei Zsolnay veröffentlicht: „Damals hatte sich Loni schon daran gewöhnt, daß sich alle Leute heimlich verschworen hatten, nie mehr nett mit Loni zu sein. ‚Das Kind darf nicht verwöhnt werden‘, hört Loni und sie versteht, daß es ein Vorwurf gegen die tote Mutter ist, denn in einen anderen Satz heißt es: ‚Das Kind ist leider viel zu sehr verwöhnt worden …‘“

Vorerst absolviert sie eine Ausbildung als Kontoristin und nimmt Schauspielunterricht. 1921, sie ist 17 Jahre jung, gibt sie als ihren Beruf „Theaterelevin“ an.

1922 stirbt ihr Vater an den Folgen eines schweren Nierenleidens, das er sich als Soldat im Ersten Weltkrieg zugezogen hat.

Loni erinnert sich auch in diesem Zusammenhang: „Ich war immer so schrecklich allein, auch solange Vater noch gelebt hat. Er war ja immer so krank in den letzten Jahren. […] Jahrelang hat Vater mit mir nur über seine Schmerzen und über seine Medikamente gesprochen.“

Ende der 1920er Jahre verlässt sie voller Hoffnung Wien und wendet sich auf der Suche nach einer Fixanstellung am Theater nach Berlin. Die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise sind auch im Deutschen Reich stark spürbar. Um überleben zu können, arbeitet sie in einer Konditorei als Verkäuferin und Küchenhilfe.

Sie lernt die Berliner Kabarettszene kennen und gründet 1931 mit einer Reihe von jungen engagierten KünstlerInnen das politisch-literarische Kabarett „Die Brücke“. Anfang Mai kommt es zur Premiere. Ihr Auftritt bzw. das Programm wird von der Berliner Presse durchwegs positiv beurteilt. Als im Sommer die BesucherInnen ausbleiben, muss das Kabarett allerdings schließen.

Langsam stellen sich die ersten literarischen Erfolge ein. Gedichte und Kurzgeschichten werden im „Berliner Tageblatt“, im Berliner Magazin „Tempo“ und im „Prager Tagblatt“ abgedruckt.

Ab dem Winter 1931 hält sie sich wahrscheinlich wieder in Wien auf. Sie ist zu diesem Zeitpunk als Folge ihres Lebens in großer Armut bereits lungenkrank.
Um die Jahreswende 1931/1932 beginnt sie einen Roman, in dem sie ihre Berliner Erfahrungen verarbeitet. Robert Neumann, außer „Mit fremden Federn“ stehen alle seine Werke 1933 auf der „Schwarzen Liste“ und werden verbrannt, empfiehlt sie dem Zsolnay Verlag: Das Werk erscheint 1933 und trägt den Titel „Herz über Bord“. Die Wiener Presse reagiert auf ihren Romanerstling hingerissen.

Noch in diesem Jahr geht sie mit ihrem Lebensgefährten, dem Schriftsteller, Journalisten und Kabarettautor Ernst Spitz, er wird 1940 im KZ Buchenwald „auf der Flucht erschossen“, nach Prag und später nach Paris. Aus Prag schreibt sie an Ida Schreiber, der Prokuristin des Zsolnay Verlages, unter anderem Folgendes:

„Bis vor 2 Wochen habe ich mich [in] der süßen Illusion hingegeben, daß die Novemberabrechnung sogar einen Überschuß ergeben könnte und hatte, Sie werden lachen, die [hochstaplerierte] Idee mir einen Wintermantel zu kaufen.“

1934 gelangen sie und Ernst Spitz nach Paris. In einem Brief aus dem Sommer dieses Jahres teilt sie Ida Schreiber mit, sie hoffe, “daß trotz großen Geldmangels, beruflichen Sorgen und trotzdem ich nach allen Unglücksfällen mich schrecklich müde und erholungsbedürftig fühle, diese Stadt mich ein wenig aufpulvern wird und meine Feder beflügeln …!“.

Anfang 1935 zwingen sie ihr schlechter Gesundheitszustand und die ständigen Geldsorgen zur Rückkehr nach Wien. Allerdings stellt sich für sie die wirtschaftliche Situation in ihrer Heimatstadt um nichts besser dar als in Paris.

Sie lebt von den Tantiemen für ihre beiden Romane und gelegentlichen Veröffentlichungen in Zeitungen und Zeitschriften. Felix Costa vom Zsolnay Verlag bemüht sich um Unterstützung für die Autorin. Unter anderem wendet er sich an die Chefredakteure verschiedener Wiener Tageszeitungen mit der Bitte, ihre Manuskripte “mit besonderem Interesse zu prüfen“. Er schreibt weiter, “wenn wir alle zusammenhelfen, dass sie hie und da etwas verdient, könnte damit ein wirklich begabter und der Hilfe würdiger Mensch gerettet werden …“.

Durch eine vom Zsolnay Verlag initiierte Spendensammlung kommt sie in den Genuss eines Kuraufenthaltes in Meran.

In einem Brief berichtet sie Frau Schreiber: „Es gibt Augenblicke, in denen ich wirklich glücklich bin, wirklich glücklich. […] Ich kann mir selbst zusehen wie ich gesünder und ‚normaler‘ werde. Heute Nacht bin ich voll Erstaunen aufgewacht weil ich im Schlafe spürte, daß mir beim Umdrehen die Knochen nicht mehr weh tun. Es ist gar nicht mehr so leicht meine Rippen zu zählen. Ich habe bisher kg. 3,50 zugenommen. Das ist enorm viel in der kurzen Zeit. Allerdings bekomme ich Arseninjektionen und man stopft in mich hinein was gut und teuer ist. 2 Liter Milch im Tag, 1 Liter Cacao, Schlagsahne, Torten, Crème, Mayonnaise, … es ist unfassbar welche Unmengen mein Magen aufnehmen kann. […] Ich möchte Ihnen gerne sagen, wie sehr ich Ihnen danke, aber es klingt dumm und pathetisch.“

Ihr letzter Roman wird unter dem Titel „Junge Bürokraft übernimmt auch andere Arbeit“ zwischen Dezember 1936 und Januar 1937 in 37 Fortsetzungen im „Wiener Tag“ veröffentlicht.

Fast hätten sich die Befürchtungen René Schickeles, die er seinem Tagebuch 1933 im französischen Exil anvertraut, für die Wiener Autorin bewahrheitet: „Wenn es Goebbels gelingt, unsere Namen von den deutschen Tafeln zu löschen, sind wir tot. Gespenster in der Diaspora, in der wasserarmen Provinz. Schon die nächste Generation wird nichts mehr von uns wissen.“

Mit der Besetzung Österreichs im März 1938 hat sie keine Möglichkeit mehr zu veröffentlichen. Weiterlesen »

Lisa Tetzner und Kurt Kläber / Kurt Held

Dienstag, 16. Juli 2013

Literaturquiz anlässlich 80 Jahre Bücherverbrennung

Wir freuen uns, dass trotz Urlaubszeit und doppelt soviel Quizfragen wie gewöhnlich, wieder zahlreiche BesucherInnen des „Duftenden Doppelpunktes“ bei unserem Literaturquiz mitgemacht haben.

Da es uns ein großes Anliegen ist, möglichst viele Menschen auf die Werke der zwischen 1933 – 1945 im Nationalsozialismus verfolgten AutorInnen aufmerksam zu machen, erinnern wir hier nochmals an unsere „Sommerliche Zusatzrunde“. Sie geben FreundInnen, Bekannten oder KollegInnen einen Hinweis auf das Quiz? Dann haben Sie, sobald jemand aus diesem Kreis bis zum 15. August an einer der Quizrunden teilnimmt, die Chance die zehnbändige Sonderedition „Die Bibliothek der verbotenen Bücher“ zu gewinnen. Dem bzw. der neuen TeilnehmerIn bietet sich wiederum die Möglichkeit „Paradies in schwerer Zeit. Künstler und Denker im Exil in Pacific Palisades“ zu erhalten.
Alle näheren Infos finden Sie auf der Seite „80 Jahre Bücherverbrennung – sommerliche Zusatzrunde“.

In der 12. Quizrunde wurde erstmalig gleichzeitig nach zwei Personen, dem Ehepaar Lisa Tetzner und Kurt Kläber / Held gesucht.
Daher gab es auch doppelt so viele Fragen wie üblich. Diese finden Sie, neben vielen Informationen über die beiden SchriftstellerInnen im 12. literarischen Rätsel.

Die Antworten

  • Lisa Tetzner
  • Erlebnisse und Abenteuer der Kinder aus Nr. 67 („Die Kinder aus Nr. 67“)
  • Kurt Kläber – Pseudonym: Kurt Held
  • Barrikaden an der Ruhr
  • Die Schwarzen Brüder
  • Die rote Zora und ihre Bande

Wenn Sie an die jeweils aktuelle Quizrunde erinnert werden möchten, senden Sie bitte einfach ein leeres Mail mit dem Betreff „Literaturquiz Erinnerung“ an das Literaturblog Duftender Doppelpunkt.

Falls die Informationen, die wir für Sie über Lisa Tetzner und Kurt Held bzw. Kurt Kläber im 12. literarischen Rätsel des „Duftenden Doppelpunktes“ zusammengetragen haben, nicht ausreichen, sind Sie eingeladen, in folgenden Sites zu blättern:

Alle bisherigen Fragen, Antworten und die das Quiz begleitenden Beiträge könnn Sie auf der Seite „Literaturquiz zur Bücherverbrennung 1933“ nachlesen.

Die nächsten Quizfragen veröffentlichen wir am Mittwoch, dem 17. Juli 2013. Zu deren Beantwortung haben Sie bis Dienstag, dem 30. Juli 2013 um 12:00 Uhr Zeit.

Die Preise und ihre GewinnerInnen

Astrid Fernengel: Kinderliteratur im Exil. Im „modernen Dschungel einer aufgelösten Welt“ aus dem Tectum Verlag geht an Sebastian K.

Fernengel Kinderliteratur im Exil „Trotz schwieriger Lebens-, Arbeits- und Publikationsbedingungen schreiben und illustrieren deutsche Autorinnen und Autoren, Illustratorinnen und Illustratoren im Exil Kinderbücher. In Deutschland politisch verfolgt, finden Illustratoren wie Walter Trier, Schriftstellerinnen wie Lisa Tetzner, Erika Mann, Alex Wedding, Auguste Lazar, Jella Lepman und Margarete Steffin Zuflucht in anderen Ländern. Im vorliegenden Buch wird eine Auswahl von in den Jahren 1933 bis 1945 im Exil entstandenen Kinderbüchern in Text und Bild untersucht. Im Vordergrund der Betrachtung steht dabei das Kinderbild der Erzählungen und Illustrationen. Es zeigt sich, dass es im Gegensatz zu dem „Kinder- und Jugendschrifttum“ des Dritten Reiches von humanistischen Vorstellungen geprägt ist. Es lässt Raum für Darstellungen von kindlicher Subversivität, von Verunsicherung und Orientierungslosigkeit.“

Via Tectum Verlag

Hans Peter Richter: Damals war es Friedrich. Das Hörbuch aus dem Uccello Verlag geht an Jan-Philipp H.

friedrich1 „Zwei Jungen wachsen im selben Haus auf und gehen in dieselbe Schulklasse. Jeder wird als einziges Kind von verständnis- und liebevollen Eltern erzogen. Selbstverständlich werden sie Freunde, und jeder ist in der Familie des anderen daheim. Doch Friedrich Schneider ist Jude, und allmählich wirft der Nationalsozialismus seine Schatten über ihn und seine Familie. Friedrichs Freund kann ihm von Tag zu Tag weniger zur Seite stehen, da er selbst dem Zwang dieser Zeit ausgeliefert ist. Langsam gleitet die Geschichte (1925-1942) aus der heilen Kinderwelt in ein unfassbares Dunkel.“

Via Uccello Verlag

„So eindringlich wie Richter seine Geschichte erzählt hat, liest sie der Schauspieler Michael Degen. Vielleicht hat es nicht zuletzt mit seiner eigenen Überlebens-Erfahrung zu tun, dass nichts auf dieser Einspielung nach den sattsam bekannten Floskeln unserer Erinnerungskultur klingt.“

Via LITERATOUREN 7/8 2006.

Jeweils ein Exemplar von Judith Kerr: Als Hitler das rosa Kaninchen stahl aus dem Ravensburger Verlag geht an Ursula P., Joachim N., Gabi Sch., Eva St., Siegert K.

Als Hitler das rosa Kaninchen stahl „Eine jüdische Familie auf der Flucht. Berlin, Anfang 1933: Die Nazis stehen kurz vor dem Wahlsieg. In letzter Minute flieht Anna mit ihrer Familie über die Schweiz nach England. Vieles muss zurückbleiben – auch Annas rosa Kaninchen.“

Via Ravensburger Verlag

„Als Hitler das rosa Kaninchen stahl ist ein Roman von Judith Kerr, der 1971 in englischer Sprache erschienen ist (Originaltitel: When Hitler Stole Pink Rabbit). Das Kinder- und Jugendbuch mit autobiografischen Zügen galt lange Zeit als Standardwerk für den Schulunterricht zur Einführung in das Thema Anfänge des Dritten Reiches und Flüchtlingsproblematik. 1974 wurde der Roman mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis als „herausragendes Kinderbuch“ ausgezeichnet. Die Übersetzung ins Deutsche besorgte Annemarie Böll. Bis 2013 wurden in Deutschland 1,3 Millionen Exemplare des Buches verkauft.“

Via Wikipedia

Vom Verlag Neuer Weg wurden uns die Anthologie „Proletarisch-revolutionäre Kurzgeschichten 1928-33″ mit Texten von Kurt Kläber, Hans Marchwitza, Karl Grünberg, Berta Lask und „Brennende Ruhr. Roman aus der Zeit des Kapp-Putches“ von Karl Grünberg aus dem RuhrEcho Verlag zur Verfügung gestellt. Die beiden Bücher gehen an Andi W.

Brennende Ruhr-Umschlag-Zweite-Auflage „Als Karl Grünberg, mein Vater, in den harten Wintermonaten des Jahres 1927 seinen Erstlingsroman ‚Brennende Ruhr‘ schrieb, war ich noch keine drei Jahre alt. Wir bewohnten eine Bretterlaube in einer Berliner Kleingartenkolonie, denn Vater war arbeitslos, und Mutter hatte alle Mühe, uns von dem knappen Geld jeden Tag etwas zum Essen vorzusetzen. Aber in der wenigen Zeit, die dem Vater zwischen Arbeitssuche und politischer Betätigung blieb, arbeitete er unbeirrt an dem Buch, das ihm sehr am Herzen lag.
Das Interesse der Arbeiterpresse war groß, mehrere ihrer Zeitungen im Ruhrgebiet druckten den Roman in Fortsetzungen ab. 1928 erschien dann im Greifenverlag Rudolstadt die erste Buchausgabe mit einem Vorwort des Dichters Johannes R. Becher.“

Aus dem Geleitwort von Hella Schermer-Grünberg via RuhrEcho Verlag.

80 Jahre Bücherverbrennung – sommerliche Zusatzrunde

Dienstag, 9. Juli 2013

Jene QuizteilnehmerInnen, die zwischen 10. Juli und 15. August 2013 andere literaturinteressierte Menschen dazu motivieren, sich erstmalig am literarischen Rätsel „80 Jahre Bücherverbrennung“ zu beteiligen, nehmen an der Verlosung eines Exemplars von „Die Bibliothek der verbotenen Bücher“ teil.

Diese vom Axel Springer Verlag herausgebrachte Sonderedition umfasst folgende zehn Bände:

Die Bibliothek der verbotenen Bücher Kurt Tucholsky: Deutschland, Deutschland über alles
Erich Maria Remarque: Der Weg zurück
Stefan Zweig: Verwirrung der Gefühle
Joseph Roth: Hiob
Gustav Meyrink: Der Golem
Lion Feuchtwanger: Jud Süß
Egon Erwin Kisch: Paradies Amerika
Erich Kästner: Fabian
Bertolt Brecht: Hauspostille und Songs der Dreigroschenoper
Heinrich Mann: Der Untertan

WIE UND WANN TEILNEHMEN

  • Die sommerliche Zusatzrunde erstreckt sich über drei Quizrunden vom 10. Juli bis 15 August 2013.
  • Machen Sie beim Quiz mit und laden Sie auch FreundInnen, Bekannte oder KollegInnen zur Teilnahme ein.
  • Die neuen TeilnehmerInnen schreiben den Vor- und Familiennamen der Person, die sie auf das Quiz aufmerksam gemacht hat, ins Mail mit ihren Quizantworten.
  • Für die Teilnahme an dieser Zusatzrunde reicht das Mitmachen an einem Quiz in diesem Zeitraum aus.

DIE VERLOSUNG

Am 16. August um 20:00 Uhr wird „Die Bibliothek der verbotenen Bücher“ unter allen QuizteilnehmerInnen, die bis dahin KollegInnen, FreundInnen oder Bekannte zum Mitmachen angeregt haben, verlost.

paradiesinschwererzeit_360x300 Gleich anschließend wird unter den TeilnehmerInnen des Literaturquizes, die von dem oder der GewinnerIn der zehnbändigen Sonderedition eingeladen wurden, folgendes Buch verlost: „Paradies in schwerer Zeit. Künstler und Denker im Exil in Pacific Palisades“ von Thomas Blubacher aus dem Elisabeth Sandmann Verlag.

DAS LITERATURQUIZ

Die jeweils aktuelle literarische Rätsel entnehmen Sie bitte der Überblicksseite des Literaturquizes „80 Jahre Bücherverbrennung“.

80 Jahre Bücherverbrennung – Literaturquiz Teil 12

Mittwoch, 3. Juli 2013

Im aktuellen Quiz des „Duftenden Doppelpunktes“ verbirgt sich diesmal ein Schriftsteller-Ehepaar. Da erstmalig in einer Quizrunde nach zwei AutorInnen gleichzeitig geforscht wird, ist der nachstehende Text entsprechend umfänglicher als die bisher veröffentlichten Rätsel und der Fragenkatalog umfasst statt der üblichen drei diesmal sechs Fragen.

Die Quizfragen:

  • Wie heißt die Kinder- und Jugendbuchautorin?
  • Wie lautet der Titel ihres neun Bände umfassenden Jugendbuches über die Zeit des Nationalsozialismus?
  • Wie heißt der Autor und unter welchem Pseudonym veröffentlichte er im Schweizer Exil?
  • Unter welchem Titel publiziert er 1925 sein kurz darauf beschlagnahmtes Buch?
  • Welcher Titel wurde für das von beiden gemeinsam verfasste Jugendbuch über das Leben der Rauchfangkehrerbuben im Mailand des 19. Jahrhunderts gewählt?
  • Sein erstes, 1941 veröffentlichtes Jugendbuch trägt ursprünglich den Untertitel „Eine Erzählung aus Dalmatien für die Jugend“. Unter welchem Titel ist es bis heute im Buchhandel zu finden?

Antworten bitte an: Literaturblog Duftender Doppelpunkt

Unter allen richtigen Einsendungen werden wieder einige Bücher verlost.

Erinnerung: Wenn Sie an die jeweils aktuelle Quizrunde erinnert werden möchten, senden Sie bitte einfach ein leeres Mail mit dem Betreff „Literaturquiz Erinnerung“ an das Literaturblog Duftenden Doppelpunkt.

Einsendeschluss: Dienstag, 16. 07. 2013 um 12:00 Uhr.

Alle bisherigen Fragen, Antworten und die das Quiz begleitenden Beiträge finden Sie auf der Seite „Literaturquiz zur Bücherverbrennung 1933.

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Das literarische Rätsel

An das erste Zusammentreffen mit jenem Mann, den sie 1924 heiratet und mit dem sie bis zu seinem Tod 1959 zusammenlebt, erinnert sie sich folgendermaßen:

„Es war im Jahr 1919. Ich wanderte Märchen erzählend durch den Thüringer Wald. In einer kleinen Stadt, Lauscha, dem Mittelpunkt der Glasbläser, traf ich eine laute Kirchweih (…) Besonders eine Bude fesselte sofort meinen erstaunten Blick. Davor stand ein junger Bursche mit dichtem, braunem, ziemlich struppigem – oder sagen wir offen – liederlichem Haar. Es fiel ihm bei jeder Bewegung über Augen und Nase und wurde dann mit kühner Kopfbewegung nach rückwärts geworfen. Er trug nach damaliger Wandervogelart einen rostbraunen Leinenkittel mit dem freideutschen Jugendabzeichen, kniefreie schwarze Manchesterhosen, nackte Beine und Sandalen, sogenannte Jesuslatschen.“

Sie erblickt 1894 in einer sächsischen Arztfamilie das Licht der Welt. Von ihrem Vater wird berichtet, er hätte vom Reichspräsidenten Friedrich Ebert nur als vom Sattlergesellen gesprochen. Dem letzten Deutschen Kaiser, Wilhelm II., huldigte er auch nach dessen Abdankung und Übersiedlung ins holländische Exil alljährlich mit einem Geburtstagsbillett.

Dem für sie vorgesehenen Lebensweg als Hausfrau und Mutter verweigert sie sich und absolviert gegen den Willen ihres Vaters eine Berufsausbildung als Fürsorgerin an der von Alice Salomon gegründeten Sozialen Frauenschule in Berlin.

Das Jahr 1916 bringt für sie eine Neuorientierung. Sie erlebt einen durch Deutschland wandernden dänischen Märchenerzähler. Fasziniert von dessen Vortrag lässt sie sich an Max Reinhardts „Schauspielschule des Deutschen Theaters“ im Bereich Sprecherziehung und Stimmbildung ausbilden.
In den folgenden Jahren zieht sie als Märchenerzählerin durch die Dörfer Mittel- und Süddeutschlands. Ihre Erlebnisse und Erkenntnisse verarbeitet sie beispielsweise in dem 1923 veröffentlichten Buch „Auf Spielmannsfahrten und Wandertagen“.

1924 heiratet die „Märchentante“ den jungen Burschen mit dem „liederlichen Haar“. Sie leben in Düsseldorf, später in Berlin. Zu ihrem dortigen Freundeskreis gehören u. a. Johannes R. Becher, Bert Brecht und Anna Seghers. Weiterlesen »

80 Jahre Bücherverbrennung – Literaturquiz Teil 11

Mittwoch, 19. Juni 2013

Für das 11. literarische Rätsel des „Duftenden Doppelpunktes“ haben wir eine österreichische Schriftstellerin mit jüdischen Wurzeln gewählt. Sie gehört, soweit uns bekannt, nicht zu jenen AutorInnen, deren Werke auf den Scheiterhaufen landeten.

Ihre Bücher waren niemals Bestseller. Nach ihrem Tod geriet sie fast gänzlich in Vergessenheit. Unabhängig von Verkaufszahlen und Trends im Literaturbetrieb ist sie eine bedeutende Autorin des Exils. Ihre Werke stellen auch heute noch für all jene, die bereit sind sich darauf einzulassen, eine Quelle der Reflexion und ein Stück wunderbarer Literatur dar.

Wir hoffen mit unserem Quiz auch diesmal Ihr Interesse wecken zu können und freuen uns über Ihre Anregungen in Zusammenhang mit den zwölf noch vorzustellenden AutorInnen. Wie Sie anhand der aktuellen Runde sehen, muss es sich dabei trotz des Titels „80 Jahre Bücherverbrennung“ nicht zwangsläufig um SchriftstellerInnen handeln, deren Bücher verbrannt wurden.

Die Quizfragen:

  • Unter welchem Pseudonym veröffentlichte die Autorin ihre literarischen Arbeiten?
  • Wie lautet in dem Roman „Die Geschichte des reichen Jünglings“ der Vor- und Familienname eben jenes titelgebenden jungen Mannes?
  • Wessen literarisches Porträt zeichnet die Autorin in der Person des Revolutionärs Iwanow?

Antworten bitte an: Literaturblog Duftender Doppelpunkt
Einsendeschluss: Dienstag, 02. Juli. 2013 um 12:00 Uhr.

Unter allen richtigen Einsendungen werden einige Bücher verlost.

Erinnerung: Wenn Sie an die jeweils aktuelle Quizrunde erinnert werden möchten, senden Sie bitte einfach ein leeres Mail mit dem Betreff „Literaturquiz Erinnerung“ an das Literaturblog Duftenden Doppelpunkt.

Alle bisherigen Fragen, Antworten und die das Quiz begleitenden Beiträge finden Sie auf der Seite „Literaturquiz zur Bücherverbrennung 1933.

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Das literarische Rätsel

Sie wird 1882 in Wien in liberal-großbürgerliche Verhältnisse hineingeboren und erhält die Vornamen Alexandrine Martina Augusta.

Um eine Verwechslung mit ihrer Mutter, der Schriftstellerin Jenny Schnabl, von vornherein auszuschließen, wählt sie bereits als Schülerin ein Pseudonym, das sie ein Leben lang beibehält.

Erste Gedichte publiziert sie in Zeitschriften wie „Simplicissimus“ oder „Jugend“, später auch in „Der Brenner“, der vom österreichischen Schriftsteller und Verleger Ludwig Ficker herausgegebenen Kulturzeitschrift.

Aus einer jüdischen Familie kommend, konvertiert sie zum Katholizismus. Sie absolviert die Lehramtsprüfung und studiert Kunstgeschichte und Philosophie in Wien. 1910 bricht sie ihr Studium kurz vor der Promotion ab und heiratet den Chemiker Sigmund Weisl. Das junge Paar zieht nach Lódz, wo ihr Mann in einem Textilunternehmen arbeitet. Ein Jahr später wird ihr Sohn Hanno geboren.

1919 erscheint unter dem Titel „Bewegung“ ihr erster Gedichtband. In den 20er und 30er Jahren publiziert sie in einer Vielzahl renommierter Zeitungen und Zeitschriften Rezensionen, Feuilletons, Erzählungen, Novellen …

1930 stirbt ihr Mann und sie muss sich und ihren Sohn allein durchbringen. Obwohl sich ihre finanzielle Situation schwierig gestaltet, weigert sie sich ein Angebot, für die nationalsozialistische Presse zu arbeiten, anzunehmen.

Sie bewegt sich in fortschrittlich katholischen Kreisen und setzt sich mit dem Marxismus auseinander. Mit Persönlichkeiten wie Karl Kraus, Ludwig von Ficker, Franz Theodor Csokor und Georg Lukács ist sie freundschaftlich verbunden.

1934 erscheint „Das Asyl zum obdachlosen Geist“ als Fortsetzungsroman in der „Wiener Zeitung“. Als erster Roman in Buchform folgt 1936 „Rauch über St. Florian“. Die Autorin führt in dem Werk „… in einem fiktiven österreichischen Idealdorf Dutzende Figuren zusammen, um zu zeigen, daß auch das von der Heimatliteratur so bedenkenlos mythisierte Dorf eine, wie es schon der Untertitel nennt, ‚Welt der Mißverständnisse‘ bildet.“ Aus dem von Karl-Markus Gauß verfassten Vorwort zu „Die Geschichte des reichen Jünglings“, Sisyphus Verlag, 2005.

1939 gelingt ihr, sie ist zu diesem Zeitpunkt bereits weit über fünfzig, die Flucht nach Großbritannien. Ihr Sohn kann sich ebenfalls retten, er erhält ein Visum für Brasilien. Bis die beiden einander wieder in die Arme schließen können, werden zehn Jahre vergehen.

Im englischen Exil arbeitet sie als Lehrerin an verschiedenen Schulen und Mädcheninternaten. In dieser Zeit entsteht auch der Roman „Das Krähennest“. Er ist einer der großen österreichischen Exilromane. 1951 veröffentlicht, spielt er in der Zeit des 2. Weltkrieges und berichtet von Kollaboration, Widerstand, Verrat und über die Not und Einsamkeit im Exil.

In den folgenden Versen, die Teil des Gedichtes „Die Insel“ sind, fasst die gesuchte Autorin ihre Erfahrungen und Gefühle aus der Zeit des Exils zusammen.

„Gott hat mich in ein fremdes Land geführt –
Nein, hingesandt, versiegelt und verschnürt –
Ganz willenlos. Und alles ist hier fremd:
Die Kost, der Trunk, die Luft, das Wort, die Tracht –
Und was ich trag‘, geborgt, nichts mein als nur das Hemd
Am Leib – und noch das Heimweh, das ich mitgebracht.“

1947 kehrt sie nach Wien zurück und erhält fünf Jahre später den Großen Österreichischen Staatspreis für Literatur. Sie ist damit die erste von lediglich sieben Frauen, die in der 2. Republik mit dieser Auszeichnung geehrt wurde.

Am 25. Jänner 1957 stirbt sie und hinterlässt mit „Die Geschichte des reichen Jünglings“ ihr Opus Magnum. 15 Jahre hat sie an den fast 800 Seiten des Romans gefeilt. Neun weitere Jahre hat es gedauert, bis der bereits 1943 vollendete Roman einen Verleger gefunden hat.
Sein Inhalt ist von umfangreichen philosophischen und gesellschaftspolitischen Debatten geprägt. Diese begleiten den Sohn eines polnischen Industriebarons auf seinem Weg der Irrungen, hin zu einem tätigen Christentum, das in einem radikal individualistischen Humanismus mündet. Bis es soweit ist, sucht der „reiche Jüngling“ die Bewältigung seiner Probleme bzw. einen neuen Anfang in nächtlicher Lasterhaftigkeit, später durch wissenschaftliche Arbeit, bis er Iwanow, einem sozialistischen Agitator mit großer Ausstrahlungskraft, folgt.

„Unter einer Zugpende, deren grüner Papierschirm eine schwache Lampe beschattete, saß an einem Tisch mit schmutziger roter Wolldecke, worauf kreisrund wie ein nasser Fleck das Licht lag, der Genosse Iwanow. Bei meinem Eintritt schrieb er, ich hatte zuerst, über das Blatt gebeugt, seinen Kopf mit dünnem rötlichem Haar – seine schmalen Schultern in einer verschossenen Touristenjoppe, seine schmalen, blaugeäderten Hände vor mir, dann sah er auf. Ich blickte in ein mageres Gesicht mit tief eingeschnittenen Kerben, aber, obgleich Iwanow an die vierzig sein mußte, jung; in porzellanblaue, kühl und scharf blickende Augen, auf einen schmalen, unsinnlichen Mund. (…) Iwanow stand auf, er war größer, als er‘s sitzend erraten hatte lassen, aber nicht groß, sein schlechtsitzender, mißfarbener Sportanzug schien ihm zu weit geworden, seine Beine in grünen Wickelgamaschen waren außerordentlich mager, die Hand, die er mir reichte, fühlte sich kalt und trocken an, unkörperlich.“

Aus: „Die Geschichte des reichen Jünglings“, Sisyphus Verlag, 2005, Seite 326.

Es ist übrigens der Philosoph und Literaturhistoriker György Lukács, der sich nach der Niederschlagung der ungarischen Räterepublik einige Zeit in Wien aufhält und der durch die Figur des Iwanow in den Roman eingebunden wird. Die Frage, ob sich Lukács in dem Roman wiedererkannt hat, muss leider unbeantwortet bleiben.

Karl-Markus Gauß schreibt im Vorwort des 2005 im Sisyphus-Verlag neu aufgelegten Romans über die Autorin: „(…) sagt entschieden der Hoffnung ab, die Welt wäre auf politischem Wege und mit politischem Mitteln zum besseren zu verändern; stattdessen setzt sie auf die Läuterung des einzelnen – insbesondere des Mächtigen – und auf eine von Mitgefühl für alle Kreaturen durchtränkte Entsagungsphilosophie. Darin werden ihr die meisten heutigen Leser nicht folgen wollen, das ist aber auch nicht notwendig, um die Ernsthaftigkeit zu erkennen, mit der sie Verhältnisse kritisiert, die den Menschen schinden und das Ebenbild Gottes schänden, und um ihre schriftstellerische Leistung anzuerkennen.“

Bis auf „Die Geschichte des reichen Jünglings“ ist momentan keines ihrer Werke über den Buchhandel erhältlich. In manchen Bibliotheken und via Antiquariat bzw. das Zentrale Verzeichnis Antiquarischer Bücher sind zum Glück auch heute noch viele ihrer Werke verfügbar.

Walter Mehring

Dienstag, 18. Juni 2013

Literaturquiz anlässlich 80 Jahre Bücherverbrennung

Die Antworten auf das 10. literarische Rätsel

In dieser Quizrunde wurde nach Walter Mehring gesucht.
Neben dem Namen des Schriftstellers wollten wir wissen, wie in dem Roman „Müller. Chronik einer deutschen Sippe von Tacitus bis Hitler“ der Vorname des Letzten dieser Sippe lautet. Abschließend fragten wir, wessen Gedichte beim Begräbnis von Walter Mehring rezitiert wurden.

  • Walter Mehring
  • Arminius
  • Mascha Kaléko

Erinnerung:
Wenn Sie an die jeweils aktuelle Quizrunde erinnert werden möchten, senden Sie bitte einfach ein leeres Mail mit dem Betreff „Literaturquiz Erinnerung“ an das Literaturblog Duftender Doppelpunkt.

Falls die Informationen, die wir für Sie über Walter Mehring im literarischen Rätsel des „Duftenden Doppelpunktes“ zusammengetragen haben, nicht ausreichen, sind Sie eingeladen, in folgenden Sites zu blättern:

  • Walter Mehring: Wirkung, Interpretationen, Biografisches
  • Radio Bremen: Ein Portrait Walter Mehrings.
  • Alle bisherigen Fragen, Antworten und die das Quiz begleitenden Beiträge finden Sie auf der Seite „Literaturquiz zur Bücherverbrennung 1933?.

    Die nächsten Quizfragen stellen wir am Mittwoch, dem 19. Juni 2013. Zu deren Beantwortung haben Sie bis Dienstag, dem 02. Juli 2013 um 12:00 Uhr Zeit.

    Die Preise und ihre GewinnerInnen

    Jeweils ein Exemplar von Walter Mehring: „Die verlorene Bibliothek. Autobiografie einer Kultur“ aus dem Elster Verlag geht an Werner C., Roswitha K. und Brigitte T.

    Walter Mehring, Die verlorene Bibliothek Für diese 2013 veröffentlichte Neuausgabe hat Martin Dreyfus dem Text ein Nachwort mit Informationen über das Leben Walter Mehrings und einen Abriss der Editionsgeschichte des Werkes beigefügt.

    „Walter Mehrings Werk „Die verlorene Bibliothek“, 1951 erstmals erschienen, ist ein ebenso brillantes wie trauriges Resümee von Nazi-Herrschaft und Zweitem Weltkrieg und zugleich eine scharfsinnige Analyse der Wirkungslosigkeit von Literatur und Kunst im Zeitalter kollektiver Gewalt. Mehring führt ein faszinierendes Panorama einer untergegangenen bürgerlichen Kultur vor. Ein eleganter Autor ist wiederzuentdecken.“

    Via Elster Verlag

    Walter Mehring: Paul Klee – Frühe Begegnung. (Und das ist der Fisch des Columbus) aus dem Piet Meyer Verlag geht an Michael B.

    Walter Mehring, Paul Klee - Frühe Begegnung „Walter Mehring (1896–1981), unbeirrbarer Menschenfreund, polemisch begabter Schriftsteller, anarchistischer Songschreiber und Poet, Weltenbummler ohne festen Wohnsitz, ist dem Schweizer Künstler Paul Klee (1879–1940) schon früh in Berlin begegnet. Er verliebte sich in dessen zartschöne, filigrane Traumkunst, erkannte aber auch gleich, und dies in markantem Gegensatz zu den meisten seiner Zeitgenossen, die politische Sprengkraft und Virulenz in den Bildern des großen Zeichners.
    Die beiden Texte, die wir hier, mit zahlreichen Abbildungen versehen, neu auflegen, hat Mehring 30 Jahre nach dem ersten Aufeinandertreffen verfasst. Sie wurden, weil so quer zu allem Bisherigen stehend, von der Klee-Literatur nie rezipiert. Das holt hier auf unvergleichliche Weise der große Klee-Kenner und -Liebhaber Laszlo Glozer nach. Mit stilistischer Verve und viel Einsicht erweist er einer frühen, heute gänzlich vergessenen Klee-Hommage die gebotene persönliche und in jeder Hinsicht gerechtfertigte Reverenz.“

    Via Piet Meyer Verlag

    Paul Graetz: Heimweh nach Berlin. Chansons und Texte von Paul Graetz, Walter Mehring, Friedrich Hollaender, Kurt Tucholsky u. a. CD2: …und wo hab ick Murmeln jespielt? Feature über Paul Graetz von Volker Kühn aus der Edition Mnemosyne geht an Allesandra B.

    Paul Graetz „In den zwanziger Jahren galt er als der komischste unter den Komikern, den die Berliner Theater- und Kabarettszene hervorgebracht hat. Und als der berlinischste unter all den populären Schauspielern, die man mit dem Etikett „Schnauze mit Herz“ versah. Paul Graetz (geb. 1890) war eine Berliner Institution. „Wenn du berlinisch brauchst – nimm Graetz!“, heißt es in einem Tucholsky-Gedicht über den Mann, der in seiner Heimatstadt bald so populär war, daß selbst seriöse Kritiker von ihm zuweilen nur als dem „Paule“ sprachen.
    1933 floh Paul Graetz nach England und von dort aus 1935 weiter in die USA. In Hollywood wollte er sein Glück versuchen. Aber er fand sich in der Neuen Welt nur schwer zurecht. Er spielte zwar kleine Rollen in sog. B-Pictures, aber an eine Fortsetzung seiner Berliner Karriere war nicht zu denken. Am 16. Februar 1937 starb er – ganze 46 Jahre alt – im ungeliebten Exil.“

    Via Edition Mnemosyne

    Und als Dankeschön für das „Anstiften“ des Walter Mehring gewidmeten literarischen Rätsels erhält Karin Z. aus der Schweiz das Buch: Walter Mehring: Paul Klee – Frühe Begegnung. (Und das ist der Fisch des Columbus) aus dem Piet Meyer Verlag.

80 Jahre Bücherverbrennung – Literaturquiz Teil 10

Mittwoch, 5. Juni 2013

Die Quizfragen:

  • Wie heißt der Autor?
  • Wie lautet in dem Roman „Müller. Chronik einer deutschen Sippe von Tacitus bis Hitler“ der Vorname des Letzten aus eben dieser Sippe?
  • Beim Begräbnis des Autors werden zwei Gedichte vorgetragen. Wer ist deren Autorin?

Antworten bitte an: Literaturblog Duftender Doppelpunkt

Unter allen richtigen Einsendungen werden einige Bücher verlost.

Erinnerung: Wenn Sie an die jeweils aktuelle Quizrunde erinnert werden möchten, senden Sie bitte einfach ein leeres Mail mit dem Betreff „Literaturquiz Erinnerung“ an das Literaturblog Duftenden Doppelpunkt.

Einsendeschluss: Dienstag, 18. 06. 2013 um 12:00 Uhr.

Alle bisherigen Fragen, Antworten und die das Quiz begleitenden Beiträge finden Sie auf der Seite „Literaturquiz zur Bücherverbrennung 1933.

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Das literarische Rätsel

Seine Mutter, eine Opernsängerin am königlichen Landestheater Prag. Sein Vater, ein wegen Gotteslästerung und Majestätsbeleidigung mehrmals vorbestrafter Sozialdemokrat, Pazifist und leitender Redakteur der Satirezeitschrift „Ulk“.

Er publiziert seine ersten Gedichte 1916 in „Der Sturm“, eine der großen avantgardistischen Zeitschrift ihrer Zeit, die von Herwarth Walden zwischen 1910 und 1932 in Berlin herausgegeben wird.

Nach dem Ersten Weltkrieg ist er unter anderem gemeinsam mit George Grosz sowie den Brüdern Herzfelde und Raoul Hausmann an den Aktionen der Berliner Dadaisten beteiligt. Einige seiner Gedichte aus dieser Zeit können in seiner erster Buchpublikation „Das politische Cabaret. Chansons Songs Couplets“ nachgelesen werden.

Ab Beginn der 1920er Jahre veröffentlicht er seine Lyrik und satirische Prosa in einer Reihe von (Literatur-)Zeitschriften, beispielsweise in der von Siegfried Jacobsohn herausgegebenen „Weltbühne“. In seinen Veröffentlichungen positioniert er sich klar gegen Antisemitismus, Militarismus und Nationalsozialismus.

Er gehört zu den Gründervätern des politisch-literarischen Kabaretts in Berlin. Als solcher schreibt er Texte für Max Reinhardts Kabarett „Schall und Rauch“, für Rosa Valettis Café „Größenwahn“ und für Trude Hesterbergs „Wilde Bühne“.

George Grosz meinte über ihn: „Als ich ihn kennen lernte, stand er ein wenig unter dem Einfluss futuristischer Dichtung, doch hat er schon damals seine eigene Linie und sein eigenes Talent für Tempo und dramaturgische Bewegung. Er war eine gute Mischung: ein Francois Villon von der Spree, mit etwas Heinrich Heine versetzt. ‚Weisse mit Schuss‘, würde der Berliner sagen.“

1921 zieht er nach Paris, wo er bis 1928 als Korrespondent für deutsche Zeitungen tätig ist. Auch verfasst er in dieser Zeit den Roman „Paris in Brand“ und übersetzt die Revolutionslieder der Pariser Kommune.

1929 wird sein Theaterstück „Der Kaufmann von Berlin“, eine Persiflage auf die Inflationsgewinnler, von Erwin Piscator in Berlin uraufgeführt. In weiterer Folge marschiert die SA vor dem Theater auf und Joseph Goebbels veröffentlicht in der Gauzeitschrift der Berliner NSDAP „Der Angriff“ einen Hetzartikel gegen den Autor, dessen Überschrift lautet: „An den Galgen“.

Selbstredend landen seine Bücher 1933 auf dem Scheiterhaufen. Der Verhaftung und dem KZ entzieht er sich durch Flucht in letzter Minute: Es ist der 27. Februar 1933, ein Tag vor dem Reichstagsbrand, als er von einem Mitarbeiter des Außenministeriums den Rat erhält, Deutschland sofort zu verlassen. Er reagiert umgehend und fährt nach Prag, später übersiedelt er nach Wien. Seine Mutter, die in Berlin bleibt, stirbt 1942 im Konzentrationslager Theresienstadt.

Unter dem Titel „Müller. Chronik einer deutschen Sippe“ veröffentlicht er 1935 im österreichischen Gsur Verlag den ersten satirischen Roman über das NS Regime.

„Der ‚Gsur Verlag‘ bzw. der ‚Verlag Gsur & Co.‘ nimmt in der österreichischen Verlagslandschaft der dreißiger Jahre eine Sonderstellung ein. Was diesen Verlag einzigartig machte, war u.a., daß er von einem aktiven österreichischen Politiker geführt wurde, daß er wie kein zweiter Verlag dieser Zeit in Österreich eine so kompromißlos antinationalsozialistische Linie einhielt, daß er unter bewußtem und völligem Verzicht auf den reichsdeutschen Markt produzierte und schließlich, daß er durch die österreichische Behörde gezwungen war, seine Geschäftstätigkeit einzustellen.“ Via Österreichische Verlagsgeschichte von 1918 – 1938 von Murray G. Hall.

Als die Deutsche Wehrmacht 1938 in Österreich einmaschiert, kann er gerade noch in die Schweiz entkommen. Von dort führt ihn sein Weg nach Paris. Im Juni 1940 besetzt die nationalsozialistische Kriegsmaschinerie große Teile Frankreichs und er flüchtet weiter nach Marseille, in den unbesetzten, vom Vichy Regime kontrollierten Teil Frankreichs.

In dieser Zeit schreibt er die Mitternachtsbriefe. Im 10. dieser Briefe, er entsteht in der Sylvesternacht 1940/41, gedenkt er seiner toten Freunde.

In memoriam

An meine Kammer, wo ich welk,
Pocht zwölfmal an das Neue Jahr,
Spricht zugig hohl: Es war … es war …
Hängt seinen Jahrkranz ans Gebälk,
Verblüht – von Lügenluft erstickt –
Erschlagen – von der Not geknickt:
Der beste Jahrgang deutscher Reben
Ließ vor der Ernte so sein Leben …

(….)

Es weht ein Blatt – kaum leserlich:
„Die Dummheit, die wir persifliert …
Die macht Geschichte. Die regiert …
Herzlichst Tucholsky … Ohne mich! …“
In Schweden, krank, doch unbekehrt
Hat er den Schierlingstrank geleert …
Der beste Jahrgang deutscher Reben
Ließ vor der Ernte so sein Leben …

Der Amerikaner Varian Fry, in Yad-Vashem als „Gerechter unter den Völkern“ geehrt, organisiert ab August 1940 von Marseille aus die Flucht vieler MigrantInnen. Durch seine Unterstützung gelingt beispielsweise Hanna Arendt, Heinrich Mann, Franz Werfel und Marc Chagall die Flucht.
Auch der gesuchte Autor kann mithilfe des von Fry aufgebauten Netzwerkes in die USA entkommen.

1952 erscheinen seine Erinnerungen mit dem Titel „Die verlorene Bibliothek. Autobiographie einer Kultur“ bei Rowohlt. Sie vereinigen autobiografische, zeit- und literaturgeschichtliche sowie politisch-gesellschaftliche Reflexionen.

1953 kehrt er nach Europa zurück. Er hält sich vorübergehend in Berlin, München, Hamburg und in Ascona, später in Zürich auf.

Er lebt von den „tröpfelnden“ Tantiemen und einer Entschädigungsrente als politisch Verfolgter.

Über die letzten Jahre des Autors schreibt Jürgen Serke in „Die verbrannten Dichter“: „Ein Domizil – 16 Quadratmeter groß. Darin ein Bett, ein Nachttisch, ein Schrank, ein Stuhl, ein Brett als Schreibbord. Darauf Tablettenschachteln, ein Dutzend Zigarettenpackungen für den Kettenraucher, schmutzige Wäsche auf einem großen alten Koffer. So lebte er, der Freund des Satirikers Kurt Tucholsky, des Physikers Albert Einstein, des Schriftstellers Alfred Döblin, des Journalisten Carl von Ossietzky, der Dichterin Else Lasker-Schüler, des Romaciers Ilja Ehrenburg.“

1976 ereilt ihn laut eigener Aussage „Die schlimmste Katastrophe meines Lebens“. Sein Roman über das Leben im Exil, er umfasst 800 handgeschriebene Seiten – die Essenz vieler Jahre schöpferischer Arbeit, geht verloren.

Er stirbt am 3. Oktober 1981.

„An meinem Leichnam soll die Welt gesunden! / Ich habe stets nur alles halb gemacht! / Ich habe auch das Pulver nicht erfunden! / Ich habe keinen Weltkrieg je entfacht! / Das Morden ist die Kunst der großen Geister, / Die sterben, hochgeehrt vom Vaterland! / Kopf ab vor Euch! / Ihr seid die wahren Meister! / Mein letztes Wort: Ich war nur Dilettant!“

Bevor er wieder weitgehend der Vergessenheit anheimfällt, findet ein prachtvolles Begräbnis statt und er erhält ein Ehrengrab der Stadt Zürich. Seinem letzten Wunsch entsprechend werden an seinem Grab zwei Gedichte von Mascha Kaléko vorgetragen. Auf seinem Grabstein finden sich die Zeilen: „Ich bin weder rechts noch links. Ich bin vertikal.“