Archiv für die Kategorie 'Bücherverbrennung & Exil'

Irmgard Keun

Dienstag, 4. Juni 2013

Literaturquiz anlässlich 80 Jahre Bücherverbrennung

Die Antworten auf das 9. literarische Rätsel

In dieser Quizrunde wurde nach Irmgard Keun gesucht.

Neben dem Namen der Schriftstellerin und dem Titel ihres Debutromanes wollten wir wissen, wie die Protagonistin im zweiten Roman der gesuchten Autorin heißt.

  • Irmgard Keun
  • „Gilgi – eine von uns“
  • Doris

Erinnerung:
Wenn Sie an die jeweils aktuelle Quizrunde erinnert werden möchten, senden Sie bitte einfach ein leeres Mail mit dem Betreff „Literaturquiz Erinnerung“ an das Literaturblog Duftender Doppelpunkt.

Falls die Informationen, die wir für Sie über Irmgard Keun im literarischen Rätsel vom „Duftenden Doppelpunkt“ zusammengetragen haben, nicht ausreichen, sind Sie eingeladen, in folgenden Sites zu blättern:

FemBio – Irmgard Keun
Linksammlung der Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin

Alle bisherigen Fragen, Antworten und die das Quiz begleitenden Beiträge finden Sie auf der Seite „Literaturquiz zur Bücherverbrennung 1933″.

Die nächsten Quizfragen stellen wir am Mittwoch, dem 05. Juni 2013. Zu deren Beantwortung haben Sie bis Dienstag, dem 18. Juni 2013 um 12:00 Uhr Zeit.

Die Preise und ihre GewinnerInnen

Brigitta Eisenreich: Celans Kreidestern aus dem Suhrkamp Verlag geht an Jutta D.

Celans Kreidestern„Als Paul Celan Brigitta Eisenreich kennenlernt, hat sie ihre österreichische Heimat und ihre katholische Umgebung verlassen und lebt als Au-pair-Mädchen und Studentin in Paris. Sie ist 25, Celan 33 Jahre alt. Die zehnjährige Beziehung beginnt kurz nachdem Celan Ende 1952 Gisèle de Lestrange geheiratet hat. Bei der Geliebten findet Celan, der im Alltag Französisch spricht, die Sprache seiner Mutter wieder. Sprach- und Liebesakt werden eins – in vieler Hinsicht ist Brigitta Celans deutsche Frau in Paris.

Diese Liebesbeziehung ist eine der längsten und verborgensten Celans: fast keine Briefe, in den Büchern Widmungssternchen, ein Kreidestern auf der Schiefertafel an der Tür, wenn Celan Brigitta nicht antrifft. Man liest zusammen oder findet sich zu einem festlichen Mahl. Celan schenkt Brigitta Bücher, ein Buch etwa über Erotik in der jüdischen Mystik, er möchte sie zu einer „Herzens-Jüdin“ machen.“

Via Suhrkamp Verlag

Erich Fried: Die Freiheit den Mund aufzumachen aus dem Wagenbach Verlag geht an Susanne W.

Die Freiheit den Mund aufzumachen„Erich Fried, geboren 1921 in Wien, floh 1938 nach London, wo er bis zu seinem Tod 1988 lebte. Wegen seines Gedichtbands ‚und Vietnam und‘ (1966) noch heftig umstritten, wurde er später mit den Liebesgedichten (1979) zum meistgelesenen deutschsprachigen Lyriker seit Bertolt Brecht. Das Gesamtwerk Erich Frieds erscheint im Verlag Klaus Wagenbach.

Erich Fried: Die Freiheit den Mund aufzumachen. Achtundvierzig Gedichte: Fragen nach den Bedingungen der Freiheit, nach den Reden und Taten derjenigen, die die Würde des Menschen zitieren und den Ermessensspielraum meinen.
Und Fragen an diejenigen, die immer schon alles gewusst haben.

‚Wir aber mögen uns stärken sogar an den Schwächen eines klugen, mutigen und integren Menschen, der unser Zeitgenosse ist.‘“ So Christa Wolf über Erich Fried.

Via Wagenbach Verlag

Oskar Panizza: Fränkische Erzählungen aus dem Kleebaum Verlag geht an Herbert H.

149_0„Oskar Panizza. Diesen Mann kennen heute nur noch ganz wenige, und auch seine Bücher sind größtenteils vergriffen, und er selbst lebt in Franken in einem Irrenhaus. Dahin brachte man im Jahre 1904 den Dr. Oskar Panizza, der wohl, als er noch bei Verstande war, der frechste und kühnste, der geistvollste und revolutionärste Prophet seines Landes gewesen ist. Einer, gegen den Heine eine matte Zitronenlimonade genannt werden kann und einer, der in seinem Kampf gegen Kirche und Staat, und vor allem gegen diese Kirche und gegen diesen Staat, bis zu Ende gegangen ist. (…) Für seine Komödie ‚Das Liebeskonzil‘ wanderte Oskar Panizza anderthalb Jahre wegen Gotteslästerung ins Gefängnis – und abgesehen davon, dass man den § 166 des deutschen Strafgesetzbuches, der da die Gotteslästerer verdammt, abschaffen sollte: dieses Urteil traf gewiß keinen Kleinen, denn er hatte die Faust zum Himmel hinauf geschüttelt und Gott wirklich gelästert –, weil der die Syphilis erfunden hatte. Es gibt keine Stelle in dem gesamten Schaffen Wedekinds, die an Kühnheit und Große an diese Szenen heranreicht.“ Kurt Tucholsky

Wolfgang Fritz: Die Geschichte von Hans und Hedi. Chronik zweier Hinrichtungen aus dem Milena Verlag geht an Waltraud P.

Die Geschichte von Hans und Hedi„Die Geschichte von Hans und Hedi dokumentiert die erschütternden Ausmaße der nationalsozialistischen Terrorjustiz am Beispiel des Lebens und Sterbens des Ehepaars Schneider.

Der arbeitslose Malergehilfe Hans und die Hausgehilfin Hedi leben ein sehr einfaches Leben in der Erwerbslosensiedlung Leopoldau. Sie züchten Hasen, halten Hühner, pflegen ihre Obstbäume und das selbst gezogene Gemüse, um über die Runden zu kommen.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wird Hans zur Zwangsarbeit in einer Munitionsfabrik im Harz verpflichtet und ein Jahr später aufgrund seiner schweren Vergiftungserscheinungen wieder nach Wien zurückgeschickt. Kaum angekommen, wird dem Ehepaar eine Bagatelle zum Verhängnis: Eine kaputte Abziehmaschine, die für widerständige KommunistInnen in ihrem Gartenhäuschen untergestellt war, kostet ihnen beiden das Leben.

Wolfgang Fritz gelingt es, die Lebensgeschichte des Ehepaars Schneider in den großen politischen und historischen Kontext einzuordnen und somit einen wichtigen und eindringlichen Beitrag in der Erinnerungsarbeit vorzulegen. Menschen, die sich abseits des politisch organisierten Widerstands gegen den Nationalsozialismus stellten, werden in der Erinnerungsarbeit oft ausgespart. Die mikrogeschichtliche Aufarbeitung des Schicksals Einzelner trägt dazu bei, die Grausamkeit dieses dunklen Kapitels der österreichischen Vergangenheit niemals zu vergessen.“

Via Milena Verlag

Jonny Moser: Nisko – Die ersten Judendeportationen aus der Edition Steinbauer geht an Cornelia R.

Nisko die ersten JudendeportationenVor der „Endlösung der Judenfrage“ durch die Nazis gab es neben dem Druck auf Auswanderung kurzfristig auch eine Aktion, bei der man eine Ansiedlung ins soeben eroberte Gebiet rund um die ostpolnische Stadt Nisko in Angriff nahm.
Im Oktober 1939 führte Eichmann als Auftakt zur geplanten systematischen Deportation mithilfe der Zentralstelle für jüdische Auswanderung erste Transporte jüdischer Männer aus Wien, Mährisch-Ostrau und Kattowitz nach Nisko durch. Es sollte ein Judenreservat und das Auffanglager Zarzecze entstehen. Das Vorhaben scheiterte jedoch bald. Ein Teil der Männer wurde gleich nach der Ankunft verjagt und über die deutsch-sowjetische Demarkationslinie getrieben. Im sowjetischen Gebiet verhaftet und in Zwangsarbeitslager überführt, kamen die meisten von ihnen ums Leben. Die restlichen Männer wurden im Frühjahr 1940 nach Wien zurückgeschickt – und später ins KZ verschleppt.
Jonny Moser, Pionier der Holocaust-Forschung, legt nach langjährigen Recherchen eine erste umfassende Darstellung der Nisko-Aktion vor.

Via Edition Steinbauer

Bücherverbrennung – Exilliteratur und ein Buchpaket

Sonntag, 26. Mai 2013

Bücherpaket des Literaturblogs Duftender DoppelpunktDie BesucherInnen des „Duftenden Doppelpunktes waren eingeladen, die Seite „Bücherverbrennung – Exilliteratur“, eine umfangreiche Zusammenstellung von über 200 AutorInnen, deren Bücher verbrannt wurden und / oder die in der Zeit des Nationalsozialismus ins Exil gehen mussten, durch ihre Expertise zu ergänzen.

Ein herzliches Dankeschön an alle, die uns gemailt und ihr Wissen zur Verfügung gestellt haben.

Unter allen Einsendungen haben wir ein Bücherpaket verlost. Es geht nach Salzburg an Frau Hannelore G. und beinhaltet folgende Bücher bzw. eine CD:

Über weitere Ergänzungen der über 200 AutorInnen umfassenden Zusammenstellung „Bücherverbrennung – Exilliteratur“ durch Sie freuen wir uns auch nach der Verlosung des Bücherpakets.

Laika Verlag Alexandra KollontaiFür uns überraschend haben wir heute vom Laika Verlag zwei Exemplare des Buches „Barbara Kirchner zu Alexandra Kollontai. Autobiographie einer sexuell emanzipierten Kommunistin“ zur Verfügung gestellt bekommen. Im 8. Teil des Literaturquizes wurde nach Alexandra Kollontai gesucht und bereits am Anfang der Woche unter anderem ein Exmplar des Buches verlost.

Das zweite Exemplar senden wir der Person, die uns als erste ihr Interesse an dem Buch via Mail mitteilt.

Herzlichen Dank für Ihr Interesse! Wir haben bereits einige Mails erhalten. Das Buch „Barbara Kirchner zu Alexandra Kollontai. Autobiographie einer sexuell emanzipierten Kommunistin“ geht an Tamara K.

80 Jahre Bücherverbrennung – Literaturquiz Teil 9

Mittwoch, 22. Mai 2013

Die Quizfragen:

  • Wie heißt die Autorin?
  • Wie lautet der Titel ihres Debutromanes?
  • Wie heißt die Protagonistin im zweiten Roman der gesuchten Autorin?

Antworten bitte an: Literaturblog Duftender Doppelpunkt

Unter allen richtigen Einsendungen werden einige Bücher verlost.

Erinnerung: Wenn Sie an die jeweils aktuelle Quizrunde erinnert werden möchten, senden Sie bitte einfach ein leeres Mail mit dem Betreff „Literaturquiz Erinnerung“ an das Literaturblog Duftenden Doppelpunkt.

Einsendeschluss: Dienstag, 04. 06. 2013 um 12:00 Uhr.

Alle bisherigen Fragen, Antworten und die das Quiz begleitenden Beiträge finden Sie auf der Seite „Literaturquiz zur Bücherverbrennung 1933.

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Das literarische Rätsel

1928 soll es sich zugetragen haben, dass Alfred Döblin nach einer Lesung in Köln, die Schauspielelevin kennenlernt und sie mit folgenden Worten zum Schreiben motiviert: „Wenn Sie nur halb so gut schreiben, wie Sie sprechen, erzählen und beobachten, dann werden Sie die beste Schriftstellerin, die Deutschland je gehabt hat.“

Sie ist Mitte zwanzig, als ihr 1931 mit ihrem Romanerstling der literarische Durchbruch gelingt. Kurt Tucholsky schreibt in der „Weltbühne“: „Hier ist Talent. Wenn sie noch arbeitet, reist, eine große Liebe hinter sich und eine mittlere bei sich hat: Aus dieser Frau kannn einmal etwas werden.“

1932 heiratet sie den Theaterregisseur und Schriftsteller Johannes Tralow und ihr zweiter, ebenfalls sehr erfolgreicher Roman wird veröffentlicht. Die Hauptfiguren beider Romane sind autobiographisch angelegt. Die Protagonistinnen sind moderne, selbstbewusste Frauen. Sie entsprechen so gar nicht dem nationalsozialistischen Frauenbild, in dem Haushalt und Mutterschaft eine zentrale Rolle einnehmen.

Trotz alledem versucht man, die Autorin für die Sache des Nationalsozialismus zu gewinnen. Sie lehnt entschieden ab. Letztlich werden ihre beiden Bücher als Asphaltliteratur gebrandmarkt und gehen auf den Scheiterhaufen des Jahres 1933 in Flammen auf.

„Mich macht das gottverfluchte Regime krank -die Luft ist vergiftet, man wagt nicht mehr zu atmen, geschweige denn zu denken. – Soweit ich –wenig genug – helfen kann, will ich helfen.“

(Aus einem Brief der Autorin an den Schriftsteller Martin Beradt, 1. April 1933, dem Tag des sogenannten ersten Judenboykotts).

Wegen des Verbotes ihrer Bücher meldet sie Ende 1935 Schadenersatzansprüche beim Landgericht Berlin an. Die Antwort des NS-Staates wird ihr in Form von Verhaftung und Verhören präsentiert. Sie kommt frei und flieht. Ihr Mann bleibt und arrangiert sich mit dem Regime.

Über den Moment, als sie das Deutsche Reich Richtung Belgien verlässt, wird sie 1947 in „Bilder und Gedichte aus der Emigration“ Folgendes schreiben: „Ich verreiste nicht, ich wanderte aus, und ich war keineswegs sicher, daß ich noch einmal wiedersehen würde, was ich verließ. Gewiß eines Tages würde es keinen Nationalsozialismus mehr in Deutschland geben. Aber wie viele böse Jahre der Ewigkeit würden bis dahin vergehen?“

In Ostende trifft sie Egon Erwin Kisch, Ernst Toller, Stefan Zweig und Joseph Roth. Über Letzteren schreibt sie später: „Joseph Roth war der einzige Mann, der mich je gefesselt hat, so daß manches Wort von ihm in meiner Seele Wurzeln schlug.“ In den nächsten zwei Jahren reisen sie viel gemeinsam. Sie sitzen im Cafe, trinken und schreiben … „Roth und ich machen die reinste Schreibolympiade. Meistens hat er abends mehr Seiten als ich, Roth hetzt mich maßlos, aber er hat recht.“

1937 erscheint im holländischen Exilverlag Querido „Nach Mitternacht“ – eine sehr genaue Beobachtung der ersten Jahre der nationalsozialistischen Diktatur. In dem Roman erzählt Susanne Moder, ein 19-jähriges Mädchen, das gerade die letzten zwei Tage vor ihrer Flucht aus Deutschland verlebt, über die Zeit seit dem 30. Januar 1933:

„Wir leben nun mal in der Zeit der großen deutschen Denunziantenbewegung. Jeder hat jeden zu bewachen, jeder hat Macht über jeden. Jeder kann jeden einsperren lassen. Der Versuchung, die Macht auszuüben, können nur wenige widerstehen. Mütter zeigen ihre Schwiegertöchter an, Töchter ihre Schwiegerväter, Brüder ihre Schwestern, Schwestern ihre Brüder, Freunde ihre Freunde, Stammtischgenossen ihre Stammtischgenossen, Nachbar ihre Nachbarn.“

Ihr Mann besucht sie in Ostende und will sie zur Rückkehr bewegen. Sie lehnt ab und ersucht ihn um die Scheidung, die er seinerseits ablehnt. Roth schlägt ihr vor, ihm zu schreiben, sie schlafe mit Juden und Negern. Die Ehe wird 1937 geschieden.

1938 trennt sie sich von Roth und reist in die USA. Zurück in Europa erlebt sie 1940 den Einmarsch der Deutschen Wehrmacht in Amsterdam. Mit falschen Papieren kehrt sie ins Deutsche Reich zurück. Die Falschmeldung über ihren Selbstmord, der durch die internationale Presse geht, ist ihr bei diesem Unterfangen hilfreich. Sie erlebt das Ende des nationalsozialistischen Regimes im Deutschen Reich.

1950 veröffentlichte sie den Roman „Ferdinand, der Mann mit dem freundlichen Herzen“. Der Erfolg bleibt aus. Auch die Neuauflagen ihrer älteren Romane verkaufen sich schlecht.

Sie ist 46, als ihre Tochter Martina geboren wird. Den Vater ihres Kindes gibt sie nicht bekannt. Sie versteckt sich als Mutter eines unehelichen Kindes im Deutschland der 50er Jahre keineswegs. Vielmehr inseriert sie das freudige Ereignis im Kölner Stadt-Anzeiger.

Letztlich verzweifelt sie zusehends und trinkt immer mehr: „Ich will fort von hier. Ich hasse es, hier zu sein – so hoffnungslos vergiftet und verschlammt ist alles hier.“ In den 60er Jahren muss sie sich in psychiatrische Behandlung begeben, ihre Tochter wird in ein Heim gebracht.

In ihrem letzten, 1950 veröffentlichten Roman „Ferdinand, der Mann mit dem freundlichen Herzen“ schreibt sie 32 Jahre vor ihrem Tode: „Ich will erleben, daß ich nicht mehr erleben kann und will.“ Sie stirbt im Alter von 77 Jahren an Lungenkrebs.

Wenige Jahre vor ihrem Tod erlebt sie noch die Renaissance ihrer Bücher und wird 1981 mit dem Marieluise-Fleißer-Preis ausgezeichnet.

Alexandra Kollontai

Dienstag, 21. Mai 2013

Literaturquiz anlässlich 80 Jahre Bücherverbrennung

Die Antworten auf das 8. literarische Rätsel des dreiundzwanzigteiligen Quizes

Diese Quizrunde war dem Gedenken an Alexandra Kollontai gewidmet. Sie war als Volkskommissarin für soziale Fürsorge weltweit die erste Ministerin und vertrat später die Sowjetunion als Botschafterin im Ausland.

Durch ihre praktische Arbeit als auch ihre theoretischen und belletristischen Schriften stellt sie die einzementierten patriachalen Strukturen ihrer Zeit infrage. Auch heute noch können ihre Gedanken und Überlegungen als Anregung im Diskurs der Frauenbewegung bzw. des Feminismus dienen.

Neben dem Namen der Schriftstellerin und dem Titel ihrer Autobiographie wollten wir wissen, in welchen Ländern Alexandra Kollontai die Sowjetunion diplomatisch vertrat:

  • Alexandra Kollontai
  • Autobiographie einer sexuell emanzipierten Kommunistin
  • Norwegen, Mexiko, Schweden

Es heißt, das Glück ist ein Vogerl. In weiser Voraussicht definiert der Volksmund die Art des gefiederten Glücksbringers nicht näher. In den Augen vieler mag er ein Zugvogel sein. Manch glücklichem Menschen erscheint er als Brieftaube. Wir freuen uns, dass erstmalig eine TeilnehmerIn zum zweiten Mal einen Buchpreis gewinnt. Herzlichen Glückwunsch an Frau Eveline S. in die Schweiz.

Erinnerung:
Wenn Sie an die jeweils aktuelle Quizrunde erinnert werden möchten, senden Sie bitte einfach ein leeres Mail mit dem Betreff „Literaturquiz Erinnerung“ an das Literaturblog Duftender Doppelpunkt.

Falls die Informationen, die wir für Sie über Alexandra Kollontai im „Duftenden Doppelpunkt“ zusammengetragen haben, nicht ausreichen, sind Sie eingeladen, in folgenden Sites zu blättern:

FemBio – Alexandra Kollontai

Zeitungsartikel über Alexandra Kollontai

Alexandra Kollontai und die Rote Liebe

Texte von Alexandra Kollontai in englischer Übersetzung

Neben „Brennende Ruhr“ von Karl Grünberg, hat uns der RuhrEcho Verlag eine Broschüre über die Bücherverbrennung am 09. Juni 1933 in Bochum zur Verfügung gestellt. Dem bzw. der ersten InteressentIn schicken wir diese Broschüre gerne zu. Senden Sie uns einfach ein Mail.

Die Preise und ihre GewinnerInnen

Barbara Kirchner zu Alexandra Kollontai: Autobiographie einer sexuell emanzipierten Kommunistin (1926) aus dem Laika Verlag geht an Peter G.

Laika Verlag„‚Es gibt nichts Schwereres, als eine Selbstbiographie zu schreiben‘. So beginnt Alexandra Kollontais Autobiographie, die zu Recht als ein Urtext der Frauenbewegung gilt. Dabei meistert die russische Revolutionärin dieses Genre eindrucksvoll. In ihrem ebenso einfühlsamen wie aufrüttelnden Text demonstriert sie der heutigen Leserschaft, dass Feminismus viel mehr ist als Frauenquoten in Vorstandsetagen. (Auf die aber dennoch heute mitnichten zu verzichten ist.)
Barbara Kirchner, Professorin für Theoretische Chemie an der Universität Leipzig und (gemeinsam mit Dietmar Dath) Autorin des aufsehenerregenden Buches ‚Der Implex‘, führt die LeserInnen in das Werk ein und stellt dabei prägnant heraus, wie viele aktuelle Anknüpfungspunkte Kollontais Ausführungen heute noch haben. So ist die Liebe eben auch gegenwärtig keine rein ‚private‘ Angelegenheit – auch wenn sie im Kapitalismus gerne als ausschließlich persönlicher Glücksgarant verkauft wird, für den jeder und jede selbst verantwortlich ist.“

Via Laika Verlag

Karl Grünberg: Brennende Ruhr. Roman aus der Zeit des Kapp-Putches aus dem RuhrEcho Verlag geht an Niki I.

Brennende Ruhr-Umschlag-Zweite-Auflage„Als Karl Grünberg, mein Vater, in den harten Wintermonaten des Jahres 1927 seinen Erstlingsroman ‚Brennende Ruhr‘ schrieb, war ich noch keine drei Jahre alt. Wir bewohnten eine Bretterlaube in einer Berliner Kleingartenkolonie, denn Vater war arbeitslos, und Mutter hatte alle Mühe, uns von dem knappen Geld jeden Tag etwas zum Essen vorzusetzen. Aber in der wenigen Zeit, die dem Vater zwischen Arbeitssuche und politischer Betätigung blieb, arbeitete er unbeirrt an dem Buch, das ihm sehr am Herzen lag.
Das Interesse der Arbeiterpresse war groß, mehrere ihrer Zeitungen im Ruhrgebiet druckten den Roman in Fortsetzungen ab. 1928 erschien dann im Greifenverlag Rudolstadt die erste Buchausgabe mit einem Vorwort des Dichters Johannes R. Becher.
Natürlich erregte das Buch den Hass der Nazis. Sie verbrannten es im Mai 1933 in Berlin auf dem Scheiterhaufen und warfen meinen Vater ins Gefängnis. 1943 erlebte er als zwangsverpflichteter Feuerwehrmann in Essen noch eine ‚Brennende Ruhr‘ im allerwörtlichsten Sinne.
Nach dem Kriege, ab 1947, erschien der Roman von neuem – wiederum im Greifenverlag zu Rudolstadt. In der DDR erhielt Karl Grünberg für das Buch den Nationalpreis (1953), 1967 diente es als Vorlage für einen zweiteiligen Fernsehfilm, und 1980 fand es Aufnahme in eine sechsbändige Werkausgabe. Es ist in eine Reihe anderer Sprachen übersetzt worden.“

Aus dem Geleitwort von Hella Schermer-Grünberg via RuhrEcho Verlag.

Jeweils ein Exemplar von Erich Kästner: Über das Verbrennen von Büchern aus dem Atrium Verlag geht an Petra P. und Marlies M.

Erich Kästner„Vor 80 Jahren, am 10. Mai 1933, wurden in Berlin unter der Aufsicht von Joseph Goebbels die Werke von zahlreichen deutschen Autoren ins Feuer geworfen. Nur ein einziger dieser Autoren war dabei persönlich anwesend. Es war Erich Kästner.

Erich Kästner ist doppelter Kronzeuge der Schandtat des Bücherverbrennens: In der Nacht des 10. Mai 1933 hat er auf dem von Flammen und Scheinwerfern taghell erleuchteten Berliner Opernplatz mitansehen müssen, wie seine Bücher ins Feuer geworfen wurden – um 1965 zu erleben, dass in Düsseldorf der »Bund Entschiedener Christen« abermals seine Werke verbrannte, unter Aufsicht der Polizei und begleitet von der Presse.
Über das Verbrennen von Büchern versammelt erstmals vier Texte von Erich Kästner, in denen er erzählt, was 1933 – und danach wieder – geschah, wie es geschah und warum es geschah. Dieses Buch ist nicht nur ein erschütterndes Zeugnis, sondern eine Warnung und Mahnung für alle Zeit.“

Via Atrium Verlag

Joseph Berlinger: Hoffnung Havanna. Die Odyssee des Regensburger Kunstradfahrers Simon Oberdorfer aus dem LOHRBär Verlag geht an Liselotte M.

Hoffnung-Havanna-148„Joseph Berlinger zeichnet in seinem Feature die dramatische Lebensgeschichte des Regensburgers Simon Oberdorfer nach. Eine Geschichte, die tragisch endete: Oberdorfer wurde 1943 im Vernichtunglager Sobibor von den Nazis ermordet. Dabei begann alles so euphorisch: Der Velodromgründer, Kunstradfahrer und Varieté-Direktor verpasste seinem Regensburg eine Frischzellenkur. In Oberdorfers architektonisch reizvoller Stadthalle gab es Zirkus und Tanz, Politik und Propaganda, Kunst und Kommerz, Show und Geschäft.

Das staunende Publikum erlebte Pistolenkünstler und Blitzdichter, dressierte Wölfe und die Sängerin Lona mit ihrem lichtscheuen Schimmel. Sogar indische Elefanten wurden zu einem Auftritt nach Regensburg gekarrt. Dabei wurden einem der Tiere am Bahnhof, durch einen Aufprall eines Zugwaggons beim Rangieren, beide Stoßzähne aus der Wurzel gerissen.

Entwurzelt wurde im Jahre 1939 auch Simon Oberdorfer: von den Nazis aus seiner Heimatstadt vertrieben. Es gelang ihm noch, einen Platz auf dem luxuriösen Ozeandampfer „St. Louis“ zu bekommen. Reiseziel: Kuba. An Bord waren 906 deutsche Juden. Doch im Zielhafen Havanna durften die Passagiere nicht an Land. Und auch die amerikanischen Behörden in Florida wollten die Emigranten nicht aufnehmen. Eine Odyssee begann: mit Verzweiflungstaten und Drohungen der Passagiere, sie würden Massenselbstmord begehen. Auf der Rückfahrt nach Europa plante der mutige Kapitän schon eine vorgetäuschte Havarie in Südengland, da kam die Erlaubnis für eine Landung in Antwerpen. Dort wurden die Juden auf vier Staaten verteilt: Belgien, Holland, Frankreich und England. Die Hoffnung trog.“

Via LOHRBär Verlag

Volker Weidermann: Das Buch der verbrannten Bücher aus dem Verlag Kiepenheuer & Witsch geht an Eveline S.

Das Buch der verbrannten Bücher„Die Bücherverbrennung am 10. Mai 1933: Wie es dazu kam, welche Bücher verbrannt wurden und was mit den Autoren geschah.

Volker Weidermann erzählt, wie dieser Tag verlief, an dem es trotzig regnete, er erzählt von dem Bibliothekar Herrmann, der die Urliste aller Listen erstellte, nach denen dann die Scheiterhaufen bedient wurden, und er erzählt von den Werken und ihren Autoren – und davon, wie willfährige Buchhändler und Bibliothekare die Bücher aus ihren Regalen entfernten, so gründlich, dass viele Werke und Autoren danach nicht wieder zum Vorschein kamen.
Das Ergebnis sind über 100 Lebens- und Werkgeschichten von Schriftstellern, darunter neben Klassikern wie Kästner, Tucholsky, Zweig, Brecht und Remarque auch völlig vergessene wie Rudolf Braune, ausländische Autoren wie Ernest Hemingway, und sehr viele, wie z.B. Hermann Essig, die unbedingt wiedergelesen werden sollten. Ein Buch über Bücher, Schicksale und ein Land, in dem zuerst Bücher verbrannt wurden und dann Menschen.“

Via Kiepenheuer & Witsch

80 Jahre Bücherverbrennung – Literaturquiz Teil 8

Mittwoch, 8. Mai 2013

Die Quizfragen:

  • Wie heißt die Autorin?
  • Wie lautet der Titel ihrer 1926 veröffentlichten Autobiografie?
  • In welchen Ländern arbeitet Sie von 1922 – 1945 als Diplomatin?

Antworten bitte an: Literaturblog Duftender Doppelpunkt

Unter allen richtigen Einsendungen werden einige Bücher verlost.

Erinnerung: Wenn Sie an die jeweils aktuelle Quizrunde erinnert werden möchten, senden Sie bitte einfach ein leeres Mail mit dem Betreff „Literaturquiz Erinnerung“ an das Literaturblog Duftenden Doppelpunkt.

Einsendeschluss: Dienstag, 21. 05. 2013 um 12:00 Uhr.

Alle bisherigen Fragen, Antworten und die das Quiz begleitenden Beiträge finden Sie auf der Seite „Literaturquiz zur Bücherverbrennung 1933?.

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Auch fremdsprachige Literatur, die in deutscher Übersetzung vorliegt, wird im Zusammenahng mit der Bücherverbrennung von den NationalsozialistInnen keineswegs übersehen. Wenn ein solches Werk in ihren Augen als sozialistisch/kommunistisch, pazifistisch oder jüdisch gilt und vom Publikum gerne gelesen wird, ist es mit hoher Wahrscheinlichkeit auf den „Schwarzen Listen“ des Bibliothekars Wolfgang Herrmann zu finden und geht auf den Scheiterhaufen des Jahres 1933 in Flammen auf.

Mit 21 AutorInnen auf der Liste sind die sowjetischen AutorInnen am stärksten betroffen: In Herrmanns Zusammenstellung steht beispielsweise Maxim Gorki (1868 – 1936), der „Übervater“ der sowjetischen Literatur. Oder Isaak Babel (1894 – 1940), der Autor des Erzählzyklus „Die Reiterarmee“. Darin verarbeitet er seine Erfahrungen als Korrespondent während des russisch-polnischen Krieges (1920/21). Oder Ilja Ilf (1897 – 1937), der Autor des, gemeinsam mit Jewgeni Petrow verfassten, wunderbaren satirischen Romans „Zwölf Stühle“.

Gesucht wird diesmal allerdings kein Mann, sondern eine 1872 in der Hauptstadt des Zarenreiches geborene Frau. Jahre später schreibt sie über diesen Moment Folgendes:

Das literarische Rätsel

„Am 19. März 1872 wurde in Sankt Petersburg, Sredna-Podjatscheskaja-Straße 5, im ersten Stock eines Privathauses der Familie des Militärintendanten Michail Alexejewitsch Domontowitsch ein Mädchen geboren, blauäugig wie ihre Mutter Alexandra Alexandrowna. Das Mädchen sollte den Namen Marija bekommen, dann überlegte man es sich jedoch anders und nannte es Schura. Dieses Mädchen bin ich.“

Sie wird von Gouvernanten und Hauslehrern erzogen und erhält eine umfassende Bildung. Mit 21 heiratete sie ihren Cousin. Ein Jahr später wird ihr Sohn geboren. Sie beginnt sich im Bereich der ArbeiterInnenbildung zu engagieren und nimmt Kontakt zu revolutionären Kräften auf.

1898 trennt sie sich von ihrem Mann. Über ihn schreibt sie: „Ich rebellierte gegen den ‚Tyrannen‘, wie ich meinen schönen und geliebten Mann nannte … Ich sagte jedermann, ich sei ‚furchtbar glücklich‘. Und doch war mir, als würde mich dieses ‚Glück‘ irgendwie einzwängen. Ich aber wollte frei sein.“

Nach einem Aufenthalt in Zürich, sie nutzt ihn zum Studium der Nationalökonomie und Soziologie an der dortigen Universität, kehrt sie bereits 1899 wieder nach Russland zurück. Sie engagiert sich politisch und setzt sich insbesondere für die Rechte der Frau ein. Einem drohenden Prozess bzw. der Verbannung nach Sibirien entzieht sie sich 1909 durch Flucht. Die ersten Jahre ihres bis 1917 dauernden Exils verbringt sie hauptsächlich im Deutschen Kaiserreich. Sie ist Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, hat Kontakt zu August Bebel und Karl Liebknecht und findet in Clara Zetkin, Luise Kautsky und Rosa Luxenburg Mitstreiterinnen für ihre frauenpolitische Positionen, die sie in dem Buch „Soziale Grundlagen der Frauenfrage“ entwickelt.

Im 3. August 1914, es ist der Tag an dem das Deutsche Reich der Französischen Republik den Krieg erklärt, wird sie in Berlin verhaftet. Einen Tag später befindet sie sich bereits wieder auf freiem Fuß. Bei der Durchsuchung ihres Zimmers war man auf ihr Mandat für die Internationale Sozialistsiche Frauenkonferenz gestoßen. Eine russische Revolutionärin kann schlechterdings eine zaristische Spionin sein. Man legte ihr allerdings nahe, das Land umgehend zu verlassen.

Ihr Weg führ sie ins neutrale Schweden. Ihre Agitation gegen den Krieg führt zu ihrer Verhaftung und Ausweisung. Sie wird mittels Polizeieskorte nach Kopenhagen abgeschoben. Auch Dänemark muss sie bald verlassen. Die nächsten drei Jahre findet sie im norwegischen Oslo Aufnahme.

Im Februar 1917 ist sie eine der ersten politischen EmigrantInnen, die nach Russland zurückkehren. Nach der Oktoberrevolution wird sie Volkskommissarin für das Wohlfahrtswesen und damit weltweit die erste Ministerin. Trotz Bürgerkrieg und der wirtschaftlich enorm angespannten Situation gelingt es ihr, eine Reihe von fortschrittlichen sozialpolitischen Maßnahmenchen zur Verbesserung der Lage der Frauen auf den Weg zu bringen. Denn „die wirklich befreite Frau muß materiell vom Mann unabhängig sein und von den mit der Mutterschaft verbundenen Pflichten entlastet werden”.

Sie ist der Auffasssung: „Nicht die sexuellen Beziehungen bestimmen das moralische Ansehen der Frau, sondern ihr Wert im Arbeitsleben, bei der gesellschaftlich nützlichen Arbeit.” Mit ihrer „neuen Sexualmoral” eckt sie an und stellt die patriarchalen gesellschaftlichen Strukturen infrage.

Ihr Buch „Wege der Liebe“ wird im Malik-Verlag erstmalig 1925 veröffentlicht und ist ein großer Erfolg. Daran ändert auch eine kritische Rezension Kurt Tucholskys unter dem Pseudonym Ignaz Wrobel in „Die Weltbühne“ nichts. Bis zum Verbot des Buches durch die NationalsozialistInnen werden über 30.000 Exemplare verkauft.

In den Erzählungen greift sie aktuelle Probleme auf: zum Beispiel die Doppelbelastung durch Berufstätigkeit und Haushalt und die Sorge vor dem Verlust des Arbeitsplatzes. Sie zeichnet aber auch das Bild einer neuen unabhängigen Frau, die sich engagiert und ihre Rolle in der Gesellschaft definiert. Viele Frauen erkennen sich, ihren Alltag und ihre Sehnsüchte in dem Buch wieder.
„Wege der Liebe“ kann auch heute noch als eine Bereicherung beim Nachdenken über die Rolle der Frau in der Gesellschaft erlebt werden.

In ihrer 1926 veröffentlichten Autobiografie schreibt sie: „Die Frauen und ihr Schicksal beschäftigten mich ein Leben lang, und ihr Los war es auch, das mich zum Sozialismus führte.”

Bereits 1922 beginnt für sie mit den ersten Schritten am diplomatischen Parkett Norwegens ein neuer Lebensabschnitt. Danach arbeitet sie als Botschafterin in Mexiko und zwischen 1930 und dem Ende des Zweiten Weltkrieges vertritt sie ihr Land in Schweden.

1944 hat sie großen Anteil am Waffenstillstandsabkommen zwischen Moskau und Helsinki, das Finnland den Ausstieg aus dem Zweiten Weltkrieg ermöglicht.

1945 zog sie sich von allen Ämtern zurück, war aber bis zu ihrem Tod 1952 als Beraterin des sowjetischen Außenministeriums tätig.

Gegen Ende ihres Lebens resümierte sie folgendermaßen: „Ich hatte immer ein Talent zu ‚leben’, und ich habe es heute noch. Ich habe viel erreicht, viel gekämpft, viel gearbeitet, aber ich konnte mich auch freuen am Leben, wie immer es aussah.”

Stefan Zweig

Dienstag, 7. Mai 2013

Literaturquiz anlässlich 80 bzw. 75 Jahre Bücherverbrennung

Die Antworten auf das 7. literarische Rätsel des dreiundzwanzigteiligen Quizes

Diese Quizrunde war dem Gedenken an die Salzburger Bücherverbrennung von 1938 und dem dort lange Jahre lebenden Stefan Zweig gewidmet.

Neben dem Namen des Schriftstellers und dem Titel seiner Autobiographie wollten wir auch den Namen mindestens eines Autors wissen, den der Gesuchte in der Zeit der Imigration finanziell unterstützte.

Autor: Stefan Zweig (1881 – 1942)
Titel: Die Welt von Gestern
Zweig unterstützte beispielsweise: Joseph Roth (1894 – 1939), Ernst Weiss (1882 – 1940)

Erinnerung:
Wenn Sie an die jeweils aktuelle Quizrunde erinnert werden möchten, senden Sie bitte einfach ein leeres Mail mit dem Betreff „Literaturquiz Erinnerung“ an das Literaturblog Duftender Doppelpunkt.

Falls die Informationen, die wir für Sie über Stefan Zweig im „Duftenden Doppelpunkt“ zusammengetragen haben, nicht ausreichen, sind Sie eingeladen, in folgenden Sites zu blättern:

Casa Stefan Zweig (Deutsch, Português, English, Français)

Kommentierte Linksammlung der Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin

Alle bisherigen Fragen, Antworten und die das Quiz begleitenden Beiträge finden Sie auf der Seite „Literaturquiz zur Bücherverbrennung 1933″.

Die nächsten Quizfragen stellen wir am Mittwoch, dem 08. Mai 2013. Zu deren Beantwortung haben Sie bis Dienstag, dem 21. Mai 2013 um 12:00 Uhr Zeit.

Die Preise und ihre GewinnerInnen

Stefan Zweig: Schachnovelle aus dem Fischer Taschenbuch Verlag und Königs Erläuterungen: Textanalyse und Interpretation zu Stefan Zweig Schachnovelle aus dem Bange Verlag geht an Herrn Joachim K.

Zweigs Schachnovelle „Das Unwahrscheinliche hatte sich ereignet, der Weltmeister, der Champion zahlloser Turniere hatte die Fahne gestrichen vor einem Unbekannten, einem Manne, der zwanzig oder fünfundzwanzig Jahre kein Schachbrett angerührt. Unser Freund, der Anonymus, der Ignotus, hatte den stärksten Schachspieler der Erde in offenem Kampfe besiegt!“
Das Erstaunen ist groß, als der unscheinbare Dr. B., österreichischer Emigrant auf einem Passagierdampfer von New York nach Buenos Aires, eher zufällig gegen den amtierenden Schachweltmeister Mirko Czentovic antritt und seinen mechanisch routinierten Gegner mit verspielter Leichtigkeit besiegt. Doch das Schachspiel fördert Erinnerungen an den Terror seiner Inhaftierung im Nationalsozialismus zutage und reißt eine seelische Wunde wieder auf, die erneut Dr. B.s geistige Gesundheit bedroht.

Via Fischer Tachenbuch Verlag

Königs Erläuterungen zur Schachnovelle159 Bände umfasst die Reihe Königs Erläuterungen und Materialien, von antiken über klassische bis hin zu zeitgenössischen modernen Werken, allesamt wichtige Schullektüren und Schlüsselwerke. Königs Erläuterungen bieten Band für Band verlässliche Lernhilfen für Schüler und weiterführende Informationsquellen für Lehrer und andere Interessierte, sie sind verständlich und prägnant geschrieben (…) Schematische Darstellungen, Hinweise in Textkästchen am Rand der Erläuterungen und in Kopf- und Fussleisten ermöglichen eine schnelle Orientierung.

Via Bange Verlag

Stefan Zweig: Magellan aus dem Fischer Taschenbuch Verlag geht an Frau Alexandra E.

Magellan von Stefan Zweig„Es ist ein Buch für Männer, es ist ein Werk für junge Menschen… Es gibt Mut“, urteilte Ernst Weiß 1938. Die Begeisterung, die Stefan Zweig für den größten Entdecker an der Schwelle der Neuzeit empfand, den Portugiesen Fernao de Magelhaes, „Magellan, wie die Geschichte ihn nennt“, wirkt unverändert fort. Magellans Mut, gegen die scheinbar unverrückbare Grundüberzeugung seiner Zeit, gegen das Dogma des ptolemäischen Weltbildes aufzustehen und es durch die wagemutige Tat, die erste Weltumsegelung der Geschichte, zu widerlegen, forderte Stefan Zweig wiederum zu einer biographie romancée heraus: es ging ihm auch hier darum, die Tat dieses außerordentlich kühnen Menschen aus seiner Persönlichkeit und seinem Charakter heraus zu verstehen und verständlich zu machen. Er selbst war überrascht, wie sehr in diesem Leben Traum und Wirklichkeit verschwistert waren, „denn ich hatte ununterbrochen das merkwürdige Gefühl, etwas Erfundenes zu erzählen, einen der großen Wunschträume, eines der heiligen Märchen der Menschheit“.

Via Fischer Tachenbuch Verlag

Lilian M. Bader: Ein Leben ist nicht genug. Memoiren einer Wiener Jüdin aus dem Milena Verlag geht an Frau Gudrun F.

Autobiografische Erinnerungen an eine verlorene Welt zwischen dem Alsergrund in Wien und New York. Ein historisch hochinteressanter Fund aus dem Archiv des New Yorker Leo-Baeck-Instituts.

Ein Leben ist nicht genugEin Leben zwischen Anpassung und Selbstbestimmung, zwischen Assimilation und Flucht. Die Memoiren zeichnen sich durch viele köstliche Anekdoten und den scharfen Blick Baders aus, der in vielen Details erkennen lässt, dass für sie das Private nie von der aktuellen Politik zu trennen war.
Wien im Fin de siècle. Lilian Bader, geborene Stern, wächst in behütet bürgerlichen Verhältnissen auf, wenngleich das nach außen aufrechterhaltene Bild nicht der familiären Realität entspricht. Es sind die letzten Jahre der Donaumonarchie, die Bader, neben der ständigen Abwesenheit des Vaters, prägen: das bunte Treiben in der kaiserlichen Residenzstadt, der Tod der Kaiserin; das künstlerische Wien, das nicht zuletzt aufgrund der Arbeit ihrer Mutter als Klavierlehrerin und des musikalischen Talents ihrer Schwester an Bedeutung gewinnt.
Lilian Bader, die mit ihrer Familie 1938 zur Emigration gezwungen wird, erzählt auf beeindruckend analytische Weise von ihren Studienjahren als eine der ersten Chemiestudentinnen in Wien, dem zunehmenden Antisemitismus, der jungen 1. Republik, dem Dollfuß-Attentat, den Jahren des Austrofaschismus und der familieneigenen „Stern’schen Schule“, einer bekannten Mädchenschule, die von Bader nach dem Tod der Mutter geleitet wurde und die nach der erfolgten Arisierung in der Nazizeit, als Exempel für die Restituierungspolitik in der 2. Republik, verstanden werden kann.

Via Milena Verlag

Der Himmel ist blau. Kann sein. Frauen im Widerstand. Österreich 1938 – 1945 aus dem Promedia Verlag geht an Frau Dagmar W.

Der Himmel ist blau. Kann sein.„Oft dokumentiert, in Zeitschriftenserien gefeiert wird der Widerstand der großbürgerlichen und adeligen Generäle gegen das Nazi – Regime. Doch in diesem menschen- wie frauenverachtenden System , das die Frauen auf das Gebären von Kanonenfutter und liebevolle Krankenschwesterndienste an den im Feld stehenden Männern, später auch auf die Produktion von Kriegsmaterial, festgelegt hat, entstand ein machtvolles Potential von Freiheitskämpferinnen, im Dienste nicht nur der Zerschlagung des Naziterrors, sondern auch ihrer eigenen politischen wie menschlichen Emanzipation.

Ein ungemein wichtiges, längst schon überfälliges Buch über weibliche Menschen, die unseren ganzen nationalen und patriotischen Stolz ausmachen müssen“ Elfriede Jelinek

Via Promedia Verlag

Der Film Mutters Courage von Michael Verhoeven aus der Zweitausendeins Edition geht an Liselotte J.

Mutters CourageDie besetzte Stadt Budapest im Jahre 1944. George Taboris Mutter Elsa wird auf der Straße verhaftet und zum Westbahnhof gebracht, wo etwa viertausend Juden zur Deportation zusammengetrieben werden. Man transportiert sie zunächst in einen kleinen Ort an der Grenze, wo sie in einem Lagerhaus auf ihre Weiterfahrt in ein Vernichtungslager warten. Elsa Tabori fasst sich ein Herz und spricht den verantwortlichen SS-Offizier an. Kriegsfilm mit George Tabori, Pauline Collins, Ulrich Tukur, Natalie Morse u.a. Regie: Michael Verhoeven. Extras: Interviews mit Michael Verhoeven und George Tabori, Making of, Geschnittene Szenen, Filmdokumentation „Tabori – Theater ist Leben“, Kurzfilm „Frau Goldmann und der liebe Herrgott“, Biografie Michael Verhoeven, Fotogalerie, Trailer.

Via Zweitausendeins

75 Jahre Bücherverbrennung in Salzburg

Donnerstag, 2. Mai 2013

Bücher am Scheiterhaufen

Alte Plätze sonnig schweigen.
Tief in Blau und Gold versponnen
Traumhaft hasten sanfte Nonnen
Unter schwüler Buchen Schweigen.

Diese Zeilen schreibt Georg Trakl 1910 in seinem Gedicht „Die schöne Stadt“ über Salzburg. Wenige Jahrzehnte später, am 30. April 1938, zeigt sich die Stadt von einer ganz anderen Seite.

30. April 1938

„Heute 20 Uhr Residenzplatz! Durch die symbolische Verbrennung jüdischer und klerikaler Bücher am Vorabend des Tages der deutschen Arbeit soll der Anbruch der nationalsozialistischen Revolution auch auf geistigem und kulturellem Gebiete zum Ausdruck gebracht werden. Das deutsche Salzburg ist zur Stelle! Heil Hitler!“ (Salzburger Volksblatt, 30. April 1938)

Nur wenige Wochen nach dem „Anschluss“, findet am Residenzplatz in der Salzburger Altstadt die einzige nationalsozialistische Bücherverbrennung in Österreich, der damaligen Ostmark, statt. Circa 1.200 Bücher aus Leihbüchereien, Buchhandlungen und privaten Haushalten bilden das Brennmaterial für den Scheiterhaufen.

Der Spiritus Rector der Aktion ist der Lehrer, Schriftsteller und SS Mann Karl Springenschmid. Als Landesrat für Erziehung und Volkspropaganda übt er ab März 1938 maßgeblichen Einfluss auf die Politik im Gau Salzburg aus.

10. Mai 1933 – das Vorbild

Dem Salzburger Autodafé gehen im Deutschen Reich die Bücherverbrennungen rund um den 10. Mai 1933 voraus. Bereits damals landen die Werke vieler österreichischer SchriftstellerInnen und Intellektueller auf den Scheiterhaufen: Franz Werfel, Joseph Roth, Gina Kaus, Sigmund Freud, Bertha von Suttner, Alexander Lernet Holenia, Arthur Schnitzler, Stefan Zweig oder die in Salzburg geborene Alex Wedding.

Die in Wien erscheinende „Reichspost – Unabhängiges Tagblatt für das christliche Volk“ äußert sich über die Bücherverbrennungen bei den deutschen Nachbarn am 17. Mai 1933 folgendermaßen: „Man kann in der Nationalsozialistischen Kunst und Literaturrevolution mancherlei kreuzende Strömungen und Gegenströmungen beobachten. Die eine, die innerhalb kurzer Zeit die die deutsche Volksseele vergiftende Asphalt- und Zersetzungsliteratur fremdrassiger und einheimischer Provenienz weggeschwemmt hat, ist im Namen deutscher Würde und Ehre wärmstens zu begrüßen.“

Austrofaschismus und Zensur

Der Austrofaschismus (1934 – 1938) leistet in Österreich, nicht zuletzt durch seine Zensurmaßnahmen, gegen linke AutorInnen eine gründliche Vorarbeit im Sinne des Nationalsozialismus.

Gisela Kolar schreibt in ihrer Diplomarbeit „Ein ‚Vorspiel‘: Die Wiener Arbeiterbüchereien im Austrofaschismus“: „Das Verbot der sozialdemokratischen Partei (1934) eröffnet der ‚Zentralstelle für Volksbildung‘ (ZV) im Unterrichtsministerium (BMU) neue Möglichkeiten und bringt erweiterte Aufgaben mit sich: Das bedeutete oder bedingte eine massenhafte Säuberung von Büchereien landauf, landab und seien es Büchersammlungen kleiner Freiwilliger Feuerwehren. Es mussten hunderte und aberhunderte sozialdemokratische Bildungseinrichtungen – hier Büchereien – die als Vereine existierten, aufgelöst und liquidiert werden. Es mussten Lokale geschlossen, Miet- und Personalverträge gelöst und allfälliges Vermögen beschlagnahmt und verwertet werden. Volks- und Arbeiterbüchereien mussten gesichtet werden, und ‚unerwünschte‘, aber nicht zwangsweise ‚verbotene‘ Literatur war auszusondern.‘“

Die Salzburger „Spielart“ der Bücherverbrennung

Anders als bei den Bücherverbrennungen 1933 legen die Verantwortlichen in Salzburg den Schwerpunkt nicht nur auf die Vernichtung der Literatur linker, pazifistischer und jüdischer AutorInnen. Ihr Augenmerk gilt auch der Auslöschung des Schrifttums aus dem katholischen, austrofaschistischen und legitimistischen Bereich. Weiterlesen »

Bücherverbrennung in Salzburg

Mittwoch, 24. April 2013

Am Vorabend des 1. Mai 1938, nur wenige Wochen nach dem „Anschluss“, findet am Residenzplatz in der Salzburger Altstadt die einzige offizielle nationalsozialistische Bücherverbrennung in Österreich, der damaligen Ostmark, statt. Circa 1.200 Bücher aus Leihbüchereien, Buchhandlungen und privaten Haushalten bilden das Brennmaterial für den Scheiterhaufen.

Anders als bei den Bücherverbrennungen 1933 im Deutschen Reich legen die Verantwortlichen in Salzburg den Schwerpunkt nicht nur auf die Vernichtung der Literatur linker, pazifistischer und jüdischer AutorInnen. Ihr Augenmerk gilt auch der Auslöschung des Schrifttums aus dem katholischen, ständestaatlichen bzw. austrofaschistischen und legitimistischen Bereich.

Karl Springenschmid, der Initiator der Bücherverbrennung in Salzburg, formuliert in seiner Feuerrede programmatisch: „Verbrannt, vernichtet sei alles, was an klerikaler Knechtung und jüdischer Verderbnis den Aufbruch einer wahrhaft deutschen Kultur behinderte.“ (Salzburger Volksblatt, 2. Mai 1938)

In Flammen gehen unter anderem die Werke von Joseph August Lux, Max Reinhardt, Otto von Habsburg, Kurt Schuschnigg und Stefan Zweig auf.

Das Literaturrätsel im „Duftenden Doppelpunkt“
Anlässlich des Gedenkens an die Salzburger Bücherverbrennung vom 30. April 1933 widmen wir das aktuelle Literaturrätsel einem Autor, der lange Jahre in Salzburg lebte.

VERANSTALTUNGSPROGRAMM 75 JAHRE BÜCHERVERBRENNUNG IN SALZBURG

75 jahre Salzburger BücherverbrennungRund um den Tag der Erinnerung an die Salzburger Bücherverbrennung im April 1938 finden in der Stadt Salzburg bis zum 6. Mai 2013 zahlreiche Veranstaltungen, Projekte, Aktionen und Ausstellungen statt – organisiert von engagierten Personen und Institutionen, vernetzt in der Initiative „Freies Wort“.

Weiterführende Links

Literaturhaus Salzburg – Bücherverbrennung 1938

75 Jahre Salzburger Bücherverbrennung – 12 Stunden Programm auf der Radiofabrik

Fotoarchiv Franz Krieger: Bücherverbrennung am Residenzplatz

Salzburger Friedensbüro: Materialien zur Salzburger Bücherverbrennung

Stefan Zweig Centre Salzburg

Auch die Salzburger Universitätsbibliothek trägt mit einem umfangreichen Programm zum Gedenken an die Bücherverbrennung in Salzburg bei.

Infos über die Bücherverbrennung 1933 im Deutschen Reich finden Sie auf der Seite 80 Jahre Bücherverbrennung.