Archiv für die Kategorie 'Bücherverbrennung & Exil'

75 Jahre Bücherverbrennung in Salzburg – Literaturquiz Teil 7

Mittwoch, 24. April 2013

Anlässlich des Gedenkens an die Bücherverbrennung am 30. April 1938 in Salzburg, firmiert der 7. Teil des Literaturquizes, mit dem wir an die Bücherverbrennungen 1933 / 1938 erinnern, diesmal ausnahmsweise unter dem Titel „75 Jahre Bücherverbrennung in Salzburg“.

Der Fischer Taschenbuchverlag stellt jeweils ein Exemplar zweier Titel des gesuchten Autors zur Verfügung. Weiters können Sie diesmal Publikationen der Verlage Milena, Promedia, Zweitausendeins und C.Bange gewinnen.

Die Quizfragen:
Wie heißt der gesuchte Autor?
Wie lautet der Titel seiner posthum erschienen Autobiografie?
Nennen Sie mindestens einen Literaten, den der Autor im Exil unterstützt hat.

Antworten bitte an: Literaturblog Duftender Doppelpunkt

Einsendeschluss: Dienstag, 07. 05. 2013 um 12:00 Uhr.

Erinnerung: Wenn Sie an die jeweils aktuelle Quizrunde erinnert werden möchten, senden Sie bitte einfach ein leeres Mail mit dem Betreff „Literaturquiz Erinnerung“ an das Literaturblog Duftenden Doppelpunkt.

Das literarische Rätsel

Als Sohn eines Großindustriellen und einer Bankierstochter in Wien des Fin de Siècle aufwachsend, erfüllt er die bildungsbürgerlichen Ansprüche seines Elternhauses. Er maturiert und studiert Germanistik und Romanistik.

Im Winter 1900 schreibt er voller Stolz an Karl Emil Franzos (1848 – 1904), dem Herausgeber der Halbmonatszeitschrift „Deutsche Dichtung“: „Ich habe jetzt einen Gedichtband zusammengestellt unter dem Titel ‚Silberne Saiten‘, der 50 Gedichte enthält, d. h. die genaueste Auslese.“ Als das Buch 1901 im Verlag Schuster & Löffler in Berlin veröffentlicht wird, ist er gerade einmal 19 Jahre. Zu seiner großen Freude vertont Max Reger (1873 – 1916) später zwei dieser Gedichte.

Mir wird der Herbst so nah. Ich fühle seinen Frieden:
Mein Herz wird reich und groß in weitem Einsamsein.
Denn Schwermut, die die dunklen Dörfer überweht,
Hat meiner Seele viel von ihrem Glück gegeben.
Nun tönt sie leiser, eine Glocke im Gebet,
Und glockenrein und abendmild scheint mir mein Leben,
Seit es des Herbstes ernstes Bruderwort versteht.
Nun will ich ruhen wie das müde dunkle Land…
Beglückter geht mein Träumerschritt in leise Stunden,
Und sanfter fühle ich der Sehnsucht heiße Hand.
Mir ist, als hätt` ich einen treuen Freund gefunden,
Der mir oft nah war und den ich nie gekannt.

1904 erscheint seine erste Novelle „Die Liebe der Erika Ewald“. In diesem Jahr schließt er auch sein Studium mit dem Doktor der Philosophie ab.

Durch seine vielen Reisen, so besucht er bereits 1910 Indien und 1912 Nord- und Mittelamerika, lernt er zahlreiche Literaten und Künstler kennen, mit denen er, teilweise freundschaftlich verbunden, eine umfangreiche und langjährige Korrespondenz führt.

Nach dem Beginn des Ersten Weltkriegs meldet er sich freiwillig zum Militär und arbeitet im k. u. k. Kriegsarchiv. Die Realität des Krieges ist ihm, auch fern des millionenfachen Sterbens, rasch bewusst und lässt ihn zum engagierten Pazifisten werden. 1917 vom Militärdienst entlassen, reist er in die neutrale Schweiz nach Zürich. Von dort aus arbeitet er als Korrespondent für die „Neue Freie Presse“ und publiziert seine humanistische Weltsicht auch in der „Pester Lloyd“.

Die Aufgabe des Schriftstellers und Publizisten sieht er nicht darin, unmittelbar politisch Stellung zu beziehen. Seine zunehmende internationale Bekanntheit nutzt er allerdings konsequent, um für humanistische und pazifistische Werte einzutreten.

Er überträgt das Werk bedeutender Autoren, wie jenes des Franzosen Romain Rolland (1866 – 1944) oder des Belgiers Emile Verhaeren (1855 – 1916) ins Deutsche: „Dem eigenen Wunsch und dem Rate Richard Dehmels folgend, nützte ich meine Zeit, um aus fremden Sprachen zu übersetzen, was ich noch heute für die beste Möglichkeit für einen jungen Dichter halte, den Geist der eigenen Sprache tiefer und schöpferischer zu begreifen …“

1919 bezieht er das bereits im Ersten Weltkrieg erworbene Paschinger Schlössel am Salzburger Kapuzinerberg. 1920 heiratet er die Schriftstellerin Friederike von Winternitz (1882 – 1971). Während der gemeinsamen Jahre in Salzburg unterstützt sie, unter Einschränkung ihres eigenen literarischen Schaffens, die Arbeit ihres Mannes.

Salzburg ist für ihn ein „produktives Pflaster“. Er schreibt unter anderem Novellen, Erzählungen, Theaterstücke und Biografien.

Die Gefahr des Nationalsozialismus erkennt er nicht in ihrer vollen Tragweite, hofft vielmehr, es wird alles rasch vorübergehen.

So schreibt er im Jänner 1932 an den französischen Literaturnobelpreisträger und Pazifisten Romain Rolland (1866 – 1944): Er „fürchte die Hitler-Anhänger nicht, selbst wenn sie an die Macht kommen“, denn „nach zwei Monaten werden sie sich selbst zerfleischen.“

Am 10. Mai 1933 wird er demselben fassungslos mitteilen: „Nicht ein Protest eines deutschen Schriftstellers gegen das Autodafé von Werfel, von Wassermann, von Schnitzler, von mir! Keiner, keiner, keiner! Nicht mal in einem privaten Brief!! (…) Ich bin derselbe Mensch, derselbe Schriftsteller wie vor 14 Tagen, ich habe seitdem nicht eine Zeile publiziert.
Aber seit dem Moment, da ich auf der Liste dieser 18jährigen kleinen Hanswurste stehe, wagt niemand mehr, mir zu sagen: ‚Wie geht´s, lieber Freund.‘ Ach, sie haben schon um solche Kleinigkeiten Schiß: stellen Sie sich vor, wie es erst in wirklicher Gefahr oder im Kampfe sein wird.“

Sein Freund Joseph Roth (1894 – 1939) ist da um vieles hellsichtiger, dieser schreibt ihm im April 1933: „Unsere Bücher sind im Dritten Reich unmöglich. Nicht einmal inserieren wird man uns. Auch nicht im Buchhändler-Börsenblatt. Die Buchhändler werden uns ablehnen. Die SA-Sturmtruppen werden die Schaufenster einschlagen.“

Nachdem der Nationalsozialismus immer stärker nach Österreich ausstrahlt und es einige Tage nach dem Ende des Bürgerkriegs („Februar 34“) zu einer polizeilichen Durchsuchung in seinem Haus kommt, übersiedelt der Autor nach London.

Seine Frau bleibt vorerst in Salzburg. Nach ihrer Scheidung 1938 emigriert sie nach Frankreich und später in die USA. Dort arbeitet sie als Übersetzerin und schreibt unter anderem biografische Werke über ihn.

Er enthält sich weiterhin einer eindeutigen Parteinahme gegen den Nationalsozialismus. So betont er in seiner Rede am P.E.N.-Kongress 1937 in Paris – das Treffen ist vom Spanischen Bürgerkrieg und vom Mord an Garcia Lorca (1898 – 1936) durch die spanischen Faschisten überschattet – es müsse „die Unberührbarkeit der dichterischen Aufrichtigkeit unversehrt bestehen bleiben.“

Seine finanziellen Mittel und seine Kontakte zu einflussreichen Persönlichkeiten setzt er immer wieder ein, um zu helfen. So unterstützt er Joseph Roth (1894 – 1939) und Ernst Weiß (1882 -1949) mit monatlichen Zahlungen. Eine argentinische Auszeichnung lehnt er dankend ab und bittet statt dessen um Visa für drei Flüchtlinge.

In England lebt er gemeinsam mit seiner Sekretärin Lotte Altmann (1908 – 1942), sie heiraten 1939. Ein Jahr später erhalten sie die britische Staatsbürgerschaft. Bald darauf verlassen sie Europa.

Bereits 1936, auf dem Weg zum Treffen des PEN-Clubs im argentinischen Buenos Aires, lernt er Brasilien kennen und wird begeistert aufgenommen. Das Land wird für ihn zum Gegenbild des von Krieg und Rassismus zerstörten Europas. In einem Vortrag unter dem Titel „Dank an Brasilien“ vor der Brasilianischen Literaturakademie in Rio schließt er mit den Worten: „Und wenn ich mir vom Leben noch etwas Schönes wünschen darf zu dem unerschöpflich Schönen, das ich hier gesehen und empfangen habe, so wäre es dies: – wiederkehren zu dürfen in dieses wunderbare Land!“

Auf den Tag genau, vier Jahre nach seiner ersten Ankunft, betritt er gemeinsam mit seiner Frau wieder brasilianischen Boden.

Getulio Vargas (1882 – 1954), er regierte von 1937 – 1945 mit diktatorischer Vollmacht, hat in der Zwischenzeit den Notstand ausgerufen, alle politischen Parteien verboten und den „Estado Novo“ („Neuer Staat“) proklamiert. Eine Reihe führender Männer des Regimes befürworten zu diesem Zeitpunkt freundschaftliche Beziehungen mit dem nationalsozialistischen Deutschland.

1941 dankt er Brasilien für die freundliche Aufnahme mit dem kulturpolitischen Essay „Brasil – Païs do futuro“ („Brasilien – Ein Land der Zukunft“). Das Buch wird von einem Teil der BrasilianerInnen, nicht zuletzt durch seine idealisierende Sichtweise, als Auftragswerk des autoritär herrschenden Regimes gesehen.

Zuletzt lebt er gemeinsam mit seiner Frau in Petropolis, 70 Kilometer von Rio, hoch in den Bergen.
In seiner Autobiografie, die er nun vollendet, hält er Rückschau: „Jener Septembertag 1939 zieht den endgültigen Schlußtrich unter die Epoche, die uns Sechzigjährige geformt und erzogen hat. Aber wenn wir mit unserem Zeugnis auch nur einen Splitter Wahrheit aus ihrem zerfallenden Gefüge der nächsten Generation übermitteln, so haben wir nicht vergebens gewirkt.“

Am 22. Februar 1942 setzen beide, durch die Einnahme von Veronal, ihrem Leben ein Ende. Sein Abschiedsbrief, „Declaração“, schließt mit folgenden Zeilen:
„Ich grüße alle meine Freunde! Mögen sie die Morgenröte noch sehen nach der langen Nacht! Ich, allzu Ungeduldiger, gehe ihnen voraus.“

Entgegen ihrem testamentarischen Wunsch wird das Ehepaar im Rahmen eines Staatsbegräbnisses auf dem Friedhof von Petropolis zu Grabe getragen.

Im Mai 1942 beschließt die Wiener Universität, ihm den Doktortitel abzuerkennen.

***

Siehe auch den Beitrag Bücherverbrennung in Salzburg.

Alexander Moritz Frey

Dienstag, 23. April 2013

Literaturquiz anlässlich 80 Jahre Bücherverbrennung

Die Antworten auf das 6. literarische Rätsel des dreiundzwanzigteiligen Quizes

Diesmal fragten wir nach einem Autor, der 1933 von einem Freund im Kofferraum seines Wagens über die Grenze nach Österreich gebracht wurde.

Neben dem Namen des Schriftstellers und dem Titel seines phantastischen Romans aus dem Jahre 1914 wollten wir auch den Namen des Freundes wissen.

Autor: Alexander Moritz Frey (1881-1957)
Titel: Solneman der Unsichtbare
Freund: Alfred Neumann (1895-1952)

Erinnerung:
Wenn Sie an die jeweils aktuelle Quizrunde erinnert werden möchten, senden Sie bitte einfach ein leeres Mail mit dem Betreff „Literaturquiz Erinnerung“ an das Literaturblog Duftender Doppelpunkt.

Falls die Informationen, die wir für Sie über Alexander Moritz Frey im „Duftenden Doppelpunkt“ zusammengetragen haben, nicht ausreichen, sind Sie eingeladen, in folgenden Sites zu blättern:

Alexander Moritz Frey: Der phantastische Satiriker

Leseprobe zu Stefan Ernsting: Der phantastische Rebell A. M. Frey oder …

Alle bisherigen Fragen, Antworten und die das Quiz begleitenden Beiträge finden Sie auf der Seite „Literaturquiz zur Bücherverbrennung 1933″.

Die nächsten Quizfragen stellen wir am Mittwoch, dem 24. 04. 2013. Zu deren Beantwortung haben Sie bis Dienstag, dem 07. 05. 2013 um 12:00 Uhr Zeit.

Die Preise und ihre GewinnerInnen

A. M. Frey: Die Pflasterkästen aus dem Elsinor Verlag geht an J. Hentzschel.

Alexander Moritz Frey, PflasterkästenDer 1929 veröffentlichte Roman erregte in der Spätphase der Weimarer Republik beträchtliches Aufsehen und wurde sogar ins Polnische, Niederländische und Englische übersetzt. Kritiker wie W. E. Süskind stellten ihn über Remarques Im Westen nichts Neues („Frey gelingen Gestalten, Feldärzte und Kommandeure, in denen eine Wahrheit des Krieges enthalten ist, von der Remarques Buch höchstens eine Andeutung gibt.“), und Carl von Ossietzky konstatiert in der Weltbühne: „Die Gloriole des Kriegsgottes wird stinkend und vertropft als grüner Eiter … Hier führen, so seltsam es klingen mag, die Toten das Wort.“ Entsprechend heftig reagiert die national gesinnte Presse; folgerichtig landen die Pflasterkästen 1933 in den Feuern der Bücherverbrennungen. Seither ist es um den Autor still geworden; ein Jahrhundert nach Beginn des Ersten Weltkrieges ist es an der Zeit, einen der bedeutendsten pazifistischen Romane über jenen Krieg neu zu entdecken.

Via Elsinor Verlag

Erich Hackl: Abschied von Sidonie aus dem Diogenes Verlag geht an M. Klein.

Abschied von Sidonie… in einer knappen, präzisen Sprache erzählt Hackl das bewegende Schicksal Sidonies, ihr kurzes Glück bei den Pflegeeltern und deren verzweifelte Bemühungen, das Kind vor dem ihm zugedachten Ende zu bewahren. „Abschied von Sidonie “ist nicht nur eine Chronik der Gewalt, von „Trägheit des Herzens“ und Bestialität des Anstands, sondern auch eine Liebeserklärung an Menschen, die in großen wie in kleinen Zeiten Mitgefühl und Selbstachtung vor falsch verstandene Pflichterfüllung gestellt haben. Zugleich gibt das Buch einen tiefen Einblick in den Zustand eines Landes und seiner Bewohner, zeigt, was möglich war und was wirklich wurde, und was davon geblieben ist.

Via Diogenes Verlag

Leontina Arditti: An meinem Ende steht mein Anfang. Ein jüdisches Leben in Bulgarien aus dem Milena Verlag geht an A. Schmidt.

Leontina ArdittiLeontina Arditti wurde 1929 in Sofia geboren. Ihre Autobiographie, die hiermit in deutscher Sprache vorliegt, erschien erstmals 1995 in dem bulgarischen Verlag Schalom.
Es ist die Geschichte ihrer Mädchenzeit und Jugend in der Zeit des Holocaust, die sie – aus der Perspektive des Mädchens – ausgesprochen plastisch, farbenreich und gefühlvoll erzählt.
Die Geschehnisse dieser Zeit und das Schicksal ihrer sowie vieler anderer jüdischer Familien in Bulgarien ist mittel- und westeuropäischen LeserInnen bislang noch weitgehend unbekannt. Eindrucksvoll schildert Arditti aus ihren Erinnerungen, wie die Rettung von 50.000 Jüdinnen und Juden während des 2. Weltkrieges möglich war.

Via Milena Verlag

Hermann Vinke: Das kurze Leben der Sophie Scholl aus dem Verlag Hörbuch Hamburg (Silberfisch) geht an K. Siebler.

Sophie SchollSophie Scholl wurde am 22. Februar 1943 mit dem Fallbeil hingerichtet. Sie war Mitglied der Weißen Rose, die bis heute den Widerstand gegen Hitler verkörpert. Scholl-Experte Hermann Vinke zeichnet das zutiefst anrührende Bild einer jungen Frau, die lieber starb, als ihre Aufrichtigkeit vom Staatsterror zerstören zu lassen. Eine Haltung, die bis heute nicht an Faszination verloren hat.

Via Verlag Hörbuch Hamburg

Bücherverbrennung Bonn 1933 – 2013

Donnerstag, 18. April 2013

Teil1: Der Höhepunkt der Aktion „Wider den undeutschen Geist“

Der 10. Mai 1933 in Bonn

„Ein langsam niedergehender Mairegen und Mitternacht. Und doch: mehrtausendköpfig die Menge, die auf dem Markt schon seit Stunden ausharrt. Langsam schieben sich die braunen Kolonnen der Nationalsozialisten und dann das Feldgrau des Stahlhelms zwischen die Mauern der Bevölkerung hindurch auf das weite Karree. Mit Sporengeklirr und wehenden Fahnen marschieren die Chargierten der Korporationen und die Aktivitas an und nehmen um den Scheiterhaufen Aufstellung. Dann – natürlich ohne Tritt! – eine große Gruppe von Studentinnen und schließlich die Freistudenten. Der Markt ist gefüllt. Grell leuchten die Scheinwerfer auf das Rathaus. Die große Freitreppe liegt in einer Flut von Licht. Hier haben sich die Führer der Nationalsozialisten, der Studentenschaft eingefunden und hier sind auch die Dozenten der Hochschulen versammelt. …“

General-Anzeiger für Bonn und Umgebung vom 11. Mai 1933 (Nr. 14628, S. 3) „Flamme empor! Die Bonner Studenten-Kundgebung ‚Wider den undeutschen Geist’“

Die Rede von Walter Schlevogt, dem Führer der Bonner Studentenschaft bildete den Auftakt: „Man stehe in einer Revolution, die aber erst begonnen habe. So sei auch mit dem flammenden Feuer nicht die Aktion gegen den undeutschen Geist vollbracht, sondern erst eingeleitet. Ihr Ziel sei die Ausrottung aller undeutschen Geistesproduktion.“ General-Anzeiger für Bonn und Umgebung vom 11.5.1933.

Der Germanist Hans Naumann fasste danach sein Credo folgendermaßen zusammen.
„Fliegt ein Buch heute Nacht zuviel ins Feuer, so schadet das nicht so sehr, wie wenn eines zu wenig in die Flammen flöge. Was gesund ist, steht schon von allein wieder auf.“

Der Kunsthistoriker Eugen Lüthgen geht in seiner Feuerrede noch einmal auf das Kultur- und Literaturverständnis des Nationalsozialismus ein.

„Groß ist die Zahl der Verführer und Schänder des deutschen Geistes. Hinein in die Flammen mit dem Gift des Klassenkampfes und des Materialismus, mit den Zeugen der Dekadenz und des moralischen Verfalls; hinein in die Flammen mit dem Werk eines Kautzky und Marx, eines Heinrich Mann, eines Glaeser und Kästner. (…) Den Flammen überantwortet auch die Verfälscher unserer Geschichte, die statt Ehrfurcht vor dem Großen unserer Vergangenheit die Herabwürdigung predigten oder in volksfremden Journalismus demokratischjüdische Frechheit bekundeten. Hinein in die Glut mit dem, was artfremden Geistes bei Emil Ludwig, Werner Hegemann, Theodor Wolff, Georg Bernhard und Erich Maria Remarque. Wer immer aber das kostbarste Gut unseres Volkes, die deutsche Sprache dünkelhaft verhunzt, wer in anmaßender Frechheit Wert und Würde des deutschen Volksgeistes antastet, auch der gehört, wie Alfred Kerr, Tucholsky und Ossietzky, mit seinem Werk auf diesen Scheiterhaufen. (…) So werfen wir auch im Geiste hinein in diese Flammen die wurzellosen Machwerke der bildenden Kunst, die Spiegelbilder der Zeit der Korruption und Zersetzung, allen Schmutz und Schund, der dem unkünstlerischten Grundsatz folgte, den es je in weiter Welt gab, dem Grundsatz der Formzertrümmerung.“

Die Zitate sind einem Artikel von Dr. Ingrid Bodsch, Direktorin des Stadtmuseums Bonn und der Broschüre „Kampf wider den undeutschen Geist“, Bonn 1933 entnommen.

Weiterführende Links:

Dokumente und Fotos zur Bücherverbrennung in Bonn 1933

Erklärung von Bonner Hochschullehrern aus dem Jahr 1933

Siehe auch Teil 2: Bücherverbrennung Bonn 1933 – 2013 Bonn gedenkt der Bücherverbrennung von 1933

Bücherverbrennung Bonn 1933 – 2013

Donnerstag, 18. April 2013

Teil2: Bonn gedenkt der Bücherverbrennung von 1933

Ein Mahnmal

Dem Engagement Wolfgang Deulings und einiger MitstreiterInnen ist es zu danken, dass am 10. Mai 2013 der Öffentlichkeit ein Mahnmal zum Gedenken an die Bücherverbrennung 1933 am Bonner Marktplatz übergeben wird.

Teile der Bonner Politik und die Kulturverwaltung hätten das Gedenken an die Bücherverbrennung gerne hinter den „verschlossenen Türen“ des Rathauses stattfinden lassen. Eine solche elitäre Feier wäre nicht zuletzt ein Affront gegen das auf gesellschaftliches Erinnern orientierte Projekt gewesen.
Durch eine rege öffentliche Diskussion konnte dies verhindert werden. Das nun öffentlich zugängliche Programm bildet einen angemessenen Rahmen für die Einweihung des Mahn- bzw. Erinnerungsmal.

Die Lesezeichen am Bonner Marktplatz Ein Blick in die WerkstattDieses besteht aus 60 bronzenen Buchrücken, die in die Pflasterung des Bonner Marktplatzes eingelassen sind. Auf jedem von ihnen ist Titel und Autor eines verbrannten Buches zu lesen. Die zunächst vereinzelt und wie zufällig verlegten „Lesezeichen“ verdichten sich, je näher sie dem Ort der Bücherverbrennung vor dem Alten Rathaus kommen, immer mehr. Dort befindet sich eine, ebenfalls ins Pflaster eingelassene Büchertruhe, ein wetterfester Archiv Behälter. Dieser bleibt das ganze Jahr verschlossen. Erst an jedem 10. Mai wird er geöffnet, die darin befindlichen Bücher werden entnommen und es wird aus ihnen vorgelesen. Danach werden Sie an Menschen aus Bonn verschenkt. Abschließend wird die Büchertruhe mit den Werken anderen AutorInnen befüllt und wieder bis zum kommenden 10. Mai verschlossen.

Der Entwurf für das Gedenkmal stammt von den Künstlern Andreas Knitz und Horst Hoheisel. Es wurde mit Spenden finanziert. 50.000 Euro hat die Landeszentrale für politische Bildung gestiftet. Weitere 15.000 Euro sind durch Einzelspenden von Bonner BürgerInnen zusammengekommen.

Weiterführende Links

Siehe auch Bücherverbrennung Bonn 1933 – 2013. Teil 1: Der Höhepunkt der Aktion „Wider den undeutschen Geist“

Ein Bericht des WDR über die Bücherverbrennung 1933. In dem 6 Minuten langen Beitrag finden Sie Originalaufnahmen der Bücherverbrennung 1933 und ein Interview mit Wolfgang H. Deuling, dem Initiator des Mahnmals zum 80. Jahrestag der Bücherverbrennung in Bonn.

Vorstellung des Projektes „Lese-Zeichen“ Bonn durch die beiden Künstler Horst Hoheisel und Andreas Knitz

Broschüre zum 80. Jahrestag der Bücherverbrennung in Bonn

Die Lesezeichen am Bonner Marktplatz

Ab 22. April werden die Künstler Horst Hoheisel und Andreas Knitz die 60 Lesezeichen verlegen und die Bücherkiste in den Bonner Marktplatz einlassen. Sie sind folgenden AutorInnen bzw. Büchern gewidmet:

Karl Marx: Das Kapital (1867)
André Gide: Kongo und Tschad (1932) (Le Retour du Tchad, 1928)
Emil Julius Gumbel: Vier Jahre politischer Mord (1922)
Heinrich Mann: Der Untertan (1918)
Theodor Wolff: Vollendete Tatsachen (1918)
Erich Maria Remarque: Im Westen nichts Neues (1929)
Egon Erwin Kisch: Paradies Amerika (1930)
Alfred Döblin: Berlin Alexanderplatz (1929)
Gina Kaus: Morgen um Neun (1932)
August Bebel: Die Frau und der Sozialismus (1878)

Friedrich Wilhelm Foerster: Lebensführung (1922)
Emil Ludwig: Genie und Charakter (1924)
Max Brod: Rëubeni, Fürst der Juden (1925)
Lion Feuchtwanger: Erfolg (1931)
Jaroslav Hašek: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk (1926)
Ernest Hemingway: In einem andern Land (1930)
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder! (1889)
Moses Hess: Rom und Jerusalem (1862)
Rosa Luxemburg: Die Akkumulation des Kapitals (1913)
Jack London: Die eiserne Ferse (1922) (The Iron Heel, 1908) Weiterlesen »

Neue Homepage zum Thema Bücherverbrennung

Freitag, 12. April 2013

Der Jahrestag der Bücherverbrennung im Deutschen Reich jährt sich am 10. Mai 2013 zum 80. Mal. An die Bücherverberbrennung am 30. April 1938 in Salzburg erinnern wir uns zum 75. Mal.

Unter dem Titel „Bücherverbrennung und Exilliteratur im Nationalsozialismus“ haben wir dieser Tage eine eigene Site mit allen Beiträgen aus dem „Duftenden Doppelpunkt“ zum Thema Bücherverbrennung und Exilliteratur eingerichtet.
Herzlich willkommen!

EXIL UNTER PALMEN – SANARY SUR MER

Donnerstag, 11. April 2013

Schriftsteller im Exil 1933 bis 1945

Eine literarische musikalische Soirée

Wann: Donnerstag, 25. April 2013, 19:30
Wo: Konzertcafe Schmid Hansl, 1180 Wien, Schulgasse 31
Um Reservierung wird dringend gebeten: 0699 111 65 324

Die Ausführenden: Andrea Pauli – Rezitation / Thomas Declaude – Rezitation, Gesang / Lena Rothstein – Gesang / Ryan Langer – Klavier / Caroline Loiseau – Gesang / Janina Schedy – Akkordeon / Patrick Cinque – Gitarre, Gesang

Idee, Konzept und künstlerische Leitung: Marietta Tadanier

Ludwig Marcuse bezeichnete Sanary-sur-Mer als „Hauptstadt der deutschen Literatur im Exil“.

Das ehedem kleine Fischerdorf in Südfrankreich wurde ab 1933 zum Rückzugsgebiet vieler deutschsprachiger LiteratInnen und Intellektueller. Franz Werfel, Egon Erwin Kisch, Lion und Martha Feuchtwanger, Annette Kolb, Thomas und Katia Mann, Walter Hasenclever, Stefan und Lotte Zweig, Ernst Toller und viele andere AutorInnen verbrachten eine mehr oder weniger lange Zeit in Sanary-sur-Mer.

Literatur:

  • Frank Berninger (Hrsg.),Ulrike Voswinckel (Hrsg.): Exil am Mittelmeer. Deutsche Schriftsteller in Südfrankreich von 1933–1941. Allitera Verlag, München 2005.
  • Manfred Flügge: Wider Willen im Paradies: deutsche Schriftsteller im Exil in Sanary-sur-Mer. Aufbau, Berlin 1996.
  • Magali Laure Nieradka: Die Hauptstadt der deutschen Literatur: Sanary-sur-Mer als Ort des Exils deutschsprachiger Schriftsteller. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2010.
  • Barthélemy Rotger u.a.: Sur les pas des Allemands et des Autrichiens en exil à Sanary, 1933–1945. Dreisprachig: frz – deutsch – engl. Hrsg. Ville de Sanary sur Mer. Sanary sur Mer 2004.

80 Jahre Bücherverbrennung – Literaturquiz Teil 6

Mittwoch, 10. April 2013

Die Quizfragen:

  • Wie heißt der Autor?
  • Wie lautet der Titel seines 1914 veröffentlichten phantastischen Romans?
  • Wie heißt der Freund, der ihn 1933 im Kofferraum seines Autos über die Grenze nach Österreich bringt?

Antworten bitte an: Literaturblog Duftender Doppelpunkt

Der Elsinor Verlag stellt ein Exemplar eines Romans des gesuchten Autors zur Verfügung. Weiters können Sie diesmal Publikationen der Verlage Hörbuch Hamburg, Diogenes und Milena gewinnen.

Erinnerung: Wenn Sie an die jeweils aktuelle Quizrunde erinnert werden möchten, senden Sie bitte einfach ein leeres Mail mit dem Betreff „Literaturquiz Erinnerung“ an das Literaturblog Duftenden Doppelpunkt.

Einsendeschluss: Dienstag, 23. 04. 2013 um 12:00 Uhr.

Das literarische Rätsel

Seine Freunde nennen ihn Amf. Kurz, nachdem er seinen ersten großen Bucherfolg feiert – der Roman wird im Münchner Delphin Verlag publiziert und ist heute ein Klassiker der frühen Phantastik – wird er 1915 eingezogen und kommt als Sanitäter an die Westfront.

Mit dem Gefreiten Adolf Hitler dient er während des 1. Weltkrieges gemeinsam in einer Kompanie. Hitlers Kontaktversuchen weiß er sich zu entziehen.

Der direkte Vorgesetzte der beiden, Feldwebel Max Amann, er wird später zum Präsidenten der Reichspressekammer aufsteigen, lässt den jungen Schriftsteller oft zu sich kommen, damit ihn dieser über das Pressewesen informiert.

Bald nach dem 1. Weltkrieg wird er von Amann eingeladen, das Feuilleton des „Völkischen Beobachters“ zu leiten. Er lehnt entschieden ab. Amann und Hitler werden in den nächsten Jahren noch mehrmals versuchen, den „Kameraden“ auf ihre Seite zu ziehen.

Endgültig wird ihnen ein Licht aufgehen, als der Autor 1929 sein Antikriegsroman „Die Pflasterkästen“ veröffentlicht. In einer glasklaren Sprache zeichnet er darin das Grauen des Krieges: „Das unbrauchbare Fleisch, vorgestern noch verwendbar als Gewehrträger, als Bajonettstich und Schuß, fällt in die Grube. Wenn es hier draußen etwas Würdiges, etwas Sinnvolles getan hat, so jetzt: Es düngt die Erde.“

Der Roman wird in seiner Bedeutung gerne mit Remarques „Im Westen nichts Neues“ verglichen. Die Pflasterkästen reihen sich in die Gruppe jener Romane ein, die von der Menschenverachtung des Krieges und einer „verlorenen Generation“ künden wie beispielsweise Ernst Glaesers „Jahrgang 1902″, Edlef Köppens „Heeresbericht“, Ludwig Renns „Krieg“ und Arnold Zweigs „Erziehung vor Verdun“.

In der Weimarer Republik macht er sich unter anderem im Bereich der phantastischen Literatur, als Erzähler und Satiriker einen Namen. Von Thomas Mann wird sein schriftstellerisches Werk hochgeschätzt und Kurt Tucholsky schreibt in der Weltbühne vom 07. 08. 1919 über den am Beginn dieses Beitrags erwähnten Klassiker: „Es geht alle an, die Spaß an barockem Humor haben. Ich sage absichtlich nicht: grotesk – das ist dieser Humor auch –, aber da ist doch noch ein Ton, der aufhorchen macht, und der nicht auf der Mohnwiese E. A. Poes gewachsen ist: ein schneidender, eiskalter Ton.“

Am 15. März 1933, nur wenige Wochen nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten, wird ein Haftbefehl gegen den Autor erlassen und gleichzeitig verwüstet die SA seine Wohnung in München. Glücklicherweise befindet er sich zu diesem Zeitpunkt bei einem Freund und Kollegen auf Besuch. Dieser bringt ihn im Kofferraum seines Autos über die Grenze nach Österreich.

Sein Weg als „Schriftsteller unter Ausschluß der Öffentlichkeit“, wie er sich selbst bezeichnet, beginnt in Salzburg, in jener Stadt, in der 1938 die einzige nationalsozialistische Bücherverbrennung in Österreich, der damaligen „Ostmark“, stattfinden wird.

Weil er die in Moskau erscheinende Exilzeitung „Das Wort“ zugesandt erhält, in ihr publizieren Autoren wie Alfred Döblin, Thomas Mann, Anna Seghers und Stefan Zweig, wird er von der österreichischen Fremdenpolizei verdächtigt, Propagandamaterial aus Moskau zu besitzen.

Knapp vor dem Einmarsch der Deutschen Wehrmacht flüchtet er weiter nach Basel. Mittellos, wie er ist, heißen ihn die Schweizer Behörden keineswegs willkommen. Vielmehr konfrontieren sie ihn mit einem amtlichen Schreib- und Publikationsverbot. Er schreibt trotzdem. So entsteht in der Zeit des Schweizer Exils sein Roman „Hölle und Himmel“. In ihm geht es vordergründig um die Geheimnisse eines angeblichen Hieronymus Bosch Gemäldes, tatsächlich verarbeitet er in dem Buch die Erlebnisse seines Salzburger Exils. In Zeitungen und Zeitschriften kann er seine Beiträge anfänglich nur im Zusammenwirken mit ihm gut gesonnenen Redakteuren und unter schweizerisch klingenden Pseudonymen unterbringen. Thomas Mann, mit dem er befreundet ist, unterstützt ihn finanziell. So ist sein Überleben, wenn auch unter schwierigsten Bedingungen, gesichert.

Nach dem Ende des 2. Weltkrieges kann er sich nicht entschließen, nach Deutschland zurückzukehren und es ergeht ihm wie vielen EmigrantInnen. Während eine Reihe der 88 deutschen Schriftstellerinnen die 1933 ein Treuegelöbnis für Adolf Hitler ablegen, bald wieder gut im Geschäft sind, kann der einstmals hochgeschätzte Autor im Literaturbetrieb nicht mehr Fuß fassen.

Selbst die Einbürgerung in die Schweiz wird ihm bis kurz vor seinem Tod verwehrt. Man hält ihm vor, er sei zu wenig „assimiliert“ und bezichtigt ihn beispielsweise, er habe in einer Rezension „gewisse Eigenarten der schweizerischen Schriftsprache als Papierdeutsch herabgewürdigt“.
Er stirbt, verarmt und weitgehend vergessen 1957 an den Folgen eines Gehirnschlags.

Maria Leitner

Dienstag, 9. April 2013

Literaturquiz anlässlich 80 Jahre Bücherverbrennung

Die Antworten auf das 5. literarische Rätsel des dreiundzwanzigteiligen Quizes

Diesmal fragten wir nach einer Autorin, die Oskar Maria Graf unter anderem folgendermaßen beschreibt: „ … eine sehr aktive antifaschistische Schriftstellerin, die nur wenige kennen. Sie ist nicht nur eine gute Schriftstellerin, sondern eine der mutigsten und bescheidensten Frauen, die wir haben.“

Neben dem Namen der Schriftstellerin wollten wir von Ihnen den Titel ihres Reportageromans aus dem Jahre 1930 wissen. Abschließend fragten wir nach einem, der von ihr während ihrer Amerikareise ausgeübten Berufen.

Autorin: Maria Leitner
Titel: Hotel Amerika
Berufe: Dienstmädchen, Köchin, Zigarrendreherin …

Erinnerung:
Wenn Sie an die jeweils aktuelle Quizrunde erinnert werden möchten, senden Sie bitte einfach ein leeres Mail mit dem Betreff „Literaturquiz Erinnerung“ an das Literaturblog Duftender Doppelpunkt.

Herzlichen Dank für die Mails mit ergänzenden Hinweisen und Vorschlägen für zukünftige literarische Rätsel.

Falls die Informationen, die wir für Sie über Maria Leitner im „Duftenden Doppelpunkt“ zusammengetragen haben, nicht ausreichen, sind Sie eingeladen, in folgenden Sites zu blättern:

Fembio – Institut für Frauen-Biographieforschung: Maria Leitner

Helga W. Schwarz: Maria Leitner – Erinnerungen, Ergänzungen und Entdeckungen zu ihrer Biografie

Julia Killet: Maria Leitners Reportagen aus Nazi-Deutschland. Seite 344 ff.

Buchentdeckungen – Maria Leitner – eine zu Unrecht vergessene Schriftstellerin

Alle bisherigen Fragen, Antworten und die das Quiz begleitenden Beiträge finden Sie auf der Seite „Literaturquiz zur Bücherverbrennung 1933.

Die nächsten Quizfragen stellen wir am Mittwoch, dem 10. 04. 2013. Zu deren Beantwortung haben Sie bis Dienstag, dem 23. 04. 2013 um 12:00 Uhr Zeit.

Die Preise und ihre GewinnerInnen

Jeweils ein Exemplar von Julia Killet, Helga Schwarz (Hrsg.): Maria Leitner oder: Im Sturm der Zeit, erschienen im Karl Dietz Verlag, geht an Barbara F., Adrian H. und Bernhard W.

Maria LeitnerMaria Leitner – eine Ungarin mit österreichischem Pass – wurde in Deutschland zunächst durch ihre nicht alltäglichen Reiseberichte aus dem Amerika der 1920er Jahre bekannt: Ihr Buch „Eine Frau reist durch die Welt“ (1931) fand eine starke Resonanz, wurde in mehrere Sprachen übersetzt und wird bis heute nachgedruckt. Maria Leitner engagierte sich für die Internationale Arbeiterhilfe, für die Rechte der Frauen und gegen den Paragraphen 218 (Verbot der Abtreibung). 1933 kam ihr Roman „Hotel Amerika“ auf die „Liste 1 des schädlichen und unerwünschten Schrifttums“. Nur durch eine „Auslandsreise“ wider Willen konnte sich Maria Leitner vorübergehend retten: Prag, Wien Forbach (Elsass), Paris, das Internierungslager Gurs sowie Toulouse und Marseille waren Stationen ihres Exils. 1942 sah man sie noch einmal in Marseille; da war sie bereits eine völlig verzweifelte und entkräftete Frau. Danach verlor sich ihre Spur…

Via Karl Dietz Verlag

Und jeweils ein Exemplare von Maria Leitner: Eine Frau reist um die Welt aus dem Severus Verlag geht an Jule H. und Kerstin L.

Maria Leitner - Severus VerlagDies ist der authentische Bericht einer Frau, die in den 1920er Jahren durch den amerikanischen Kontinent reiste. Die sozialkritische Journalistin Maria Leitner berichtet in ihren Reportagen von Eindrücken und Erfahrungen, die sie vor allem in den ärmeren Bevölkerungsschichten und in sozialen Randgruppen sammelte. Leitners Sozialreportagen aus Amerika erschienen erstmals 1932 in einer Auflage von über 100.000 Exemplaren und wurden in mehrere Sprachen übersetzt.
Maria Leitner war Mitglied im Bund proletarisch-revolutionärer Schriftsteller, zu dessen Mitgliedern auch Bertolt Brecht, Johannes R. Becher, Andor Gábor, Erich Mühsam, Erich Weinert und Anna Seghers gehörten.

Via Severus Verlag