Archiv für die Kategorie 'Politik & Zeitgeschichte'

Die Vorboten der Bücherverbrennung

Samstag, 26. Januar 2013

Noch bevor die Scheiterhaufen lodern und die massenhafte Verfolgung der AutorInnen beginnt, tritt Heinrich Mann (1871 – 1950), der Autor des Romans „Professor Unrat“, nach Drohungen des NS-Kultusministers Bernhard Rust (1883 – 1945), Mitte Februar 1933 als Präsident der Sektion Dichtung innerhalb der Preußischen Akademie der Künste zurück.

Loyalitätsbekundung für Adolf Hitler

Bereits ein Monat später veröffentlicht Gottfried Benn (1886 – 1956) als kommissarischer Vorsitzender der Sektion und Nachfolger Manns gemeinsam mit Max von Schilling (1868 – 1933) eine Loyalitätsbekundung für Adolf Hitler (1889 – 1945):

„Sind Sie bereit unter Anerkennung der veränderten geschichtlichen Lage weiter Ihre Person der Preußischen Akademie der Künste zur Verfügung zu stellen? Eine Bejahung dieser Frage schließt die öffentliche politische Betätigung gegen die Reichsregierung aus und verpflichtet Sie zu einer loyalen Mitarbeit an den satzungsgemäß der Akademie zufallenden nationalen kulturellen Aufgaben im Sinne der veränderten geschichtlichen Lage.“

Wer nicht unterschreibt, dem droht der Ausschluss. Thomas Mann (1875 – 1955), Ricarda Huch (1864 – 1947), Jakob Wassermann (1873 – 1934) und andere ziehen es vor auszutreten. Franz Werfel (1890 – 1945) und Leonhard Frank (1882 – 1961) gehören zu den Ausgeschlossenen. Zahlreiche AutorInnen, unter ihnen Gerhard Hauptmann (1862 – 1946), unterzeichnen.

Die „Gleichschaltung“ des Literaturbetriebes

Jetzt geht es Schlag auf Schlag: Der „Bund Proletarisch-Revolutionärer Schriftsteller“, er steht der KPD nahe, wird verboten. Die Mitglieder der Gruppe sind massiver Verfolgung ausgesetzt. Zu seinen bekanntesten Mitgliedern gehört zum Beispiel die Kleist-Preisträgerin des Jahres 1925, Anna Seghers (1900 – 1983). Sie wird mit dem Roman „Das siebte Kreuz“ im mexikanischen Exil eine literarische Flamme der Hoffnung entzünden. In dem Buch schildert sie die Flucht von sieben Häftlingen aus dem Konzentrationslager. Sechs von ihnen überleben nicht. Dem siebten gelingt, vor allem durch die Solidarität anderer Menschen die Flucht. Auch Kurt Kläber (1897 – 1959), er schreibt im Exil den Jugendroman „Die rote Zora und ihre Bande“, zählt zur Gruppe der verfolgten SchrifstellerInnen. Da er in der Schweiz keine Arbeitserlaubnis bekommt, veröffentlicht er das Buch 1941 unter dem Pseudonym Kurt Held. Oder Bruno Apitz (1900 – 1979); sein Weg führt ihn ins Zuchthaus und durch mehrere Konzentrationslager. In den 50er Jahren schreibt er das Buch „Nackt unter Wölfen“ – es ist die Geschichte eines dreijährigen Jungen, der durch die Solidarität der Häftlinge das KZ Buchenwald überlebt.

Auch der Deutsche PEN-Club bleibt nicht verschont. Sein Präsident Alfred Kerr (1867 – 1948) wird am 15. Februar gewarnt, die Einziehung seines Passes stehe unmittelbar bevor. Bereits am nächsten Tag flieht er mit seiner Familie über die Tschechoslowakei, die Schweiz und Frankreich nach London. Am 10. Mai 1933 werden seine Bücher auf dem Berliner Opernplatz, dem heutigen Bebelplatz, verbrannt.

Der Pen-Club wird im Laufe des Aprils von Mitgliedern des „Nationalsozialistischen Kampfbundes für deutsche Kultur“ übernommen. Fortan arbeitet man „im Gleichklang mit der nationalen Erhebung“.

Was nicht verboten ist, wird in der am 1. November 1933 von Joseph Goebbels gegründeten Reichsschrifttumskammer zusammengefasst. Diese wird von der nationalsozialistischen Kulturpolitik als Instrument zur Führung und Überwachung von AutorInnen, von Verlagen und des Buchhandels genutzt. Um Mitglied zu werden, muss ein sogenannter Ariernachweis vorgelegt werden. Die Nichtaufnahme bzw. ein Ausschluss bedeutet Berufsverbot.

1933 – ein Jahr der Entscheidung

Freitag, 25. Januar 2013

1933 zählt das Deutsche Reich 65.362.115 EinwohnerInnen. Anfang des Jahres sind knapp über 6 Millionen Menschen arbeitslos.

Durch das Abklingen der Weltwirtschaftskrise, vor allem aber durch die vom NS Regime betriebene militärische Aufrüstung, geht die Arbeitslosigkeit in den folgenden Monaten und Jahren stark zurück.

Vorerst trifft Franz von Pappen (1879 – 1969), der Vorgänger des amtierenden Reichskanzlers Kurt von Schleicher (1882 – 1934), am 4. Jänner 1933 mit Adolf Hitler (1889 – 1945) zusammen und einigt sich mit ihm auf dessen Kanzlerschaft. Dieses Treffen gilt als die „Geburtsstunde des Dritten Reiches“.

Sowohl Pappen als auch Schleicher sind der Meinung, Hitler für ihre Zwecke benutzen zu können. Ersterer äußert sich angeblich folgendermaßen: „In zwei Monaten haben wir Hitler in die Ecke gedrückt, dass er quietscht!“

Aus: Wilfried von Bredow/Thomas Noetzel: Politische Urteilskraft. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2009, S. 18.

Reichskanzler Kurt von Schleicher, er wird 1934 in Zusammenhang mit der Niederschlagung des sogenannten Röhm-Putsches von der SS ermordet, erklärt am 28. Jänner 1933 nach einem Gespräch mit dem Reichspräsidenten Paul von Hindenburg (1847 – 1934) den Rücktritt seiner Regierung und empfiehlt die Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler.

Der „böhmische Gefreite“ wird Reichskanzler

Am 30. Jänner 1933 vereidigt Hindenburg Adolf Hitler (1889 – 1945) als Reichskanzler und beauftragt ihn mit der Bildung einer Koalitionsregierung.

Die Koalition besteht aus Mitgliedern der NSDAP, der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) und einer Reihe von unabhängigen nationalkonservativen Politikern. Sie verfügt im Reichstag über keine Mehrheit. Am 1. Februar 1933 löst Hindenburg den Reichstag daher auf. Neuwahlen werden für den 5. März festgesetzt.

Hitler verliest, praktisch als Auftakt des Wahlkampfes, noch in der Nacht des 1. Februar den Aufruf der Reichsregierung an das Deutsche Volk. Er leitet seine Rede mit folgenden Worten ein:

„Über 14 Jahre sind vergangen seit dem unseligen Tage, da, von inneren und äußeren Versprechungen verblendet, das deutsche Volk der höchsten Güter unserer Vergangenheit, des Reiches, seiner Ehre und seiner Freiheit vergaß und dabei alles verlor. Seit diesen Tagen des Verrates hat der Allmächtige unserem Volk seinen Segen entzogen. Zwietracht und Haß hielten ihren Einzug. In tiefster Bekümmernis sehen Millionen bester deutscher Männer und Frauen aus allen Lebensständen die Einheit der Nation dahinsinken und sich auflösen in ein Gewirr politisch-egoistischer Meinungen, wirtschaftlicher Interessen und weltanschaulicher Gegensätze.“

Aus: „Aufruf der Reichsregierung vom 31. Januar 1933“, abgedruckt in Hans-Adolf Jacobsen und Werner Jochmann (Hg.) „Ausgewählte Dokumente zur Geschichte des Nationalsozialismus, 1933-1945.“ Bd. 2, Bielefeld, 1961.

In einer Rede vor Generälen der Reichswehr kündigt Hitler bereits am 3. Februar 1933 die Eroberung von neuem Lebensraum im Osten und dessen rücksichtslose Germanisierung an. (Ian Kershaw: „Der Weg ins Inferno”, „Die Zeit“ vom 1. Juni 2011)

Terror und Reichstagsbrand

Dem nationalsozialistischen Terror, der sich nach der Machtübertragung der Regierungsgewalt an die NSDAP entfaltet, sind in den ersten Monaten vor allem die Mitglieder der Kommunistischen Partei (KPD), der Sozialdemokratischen Partei (SPD), der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAP) und Menschen jüdischen Glaubens ausgesetzt.

Im Rahmen eines Geheimtreffens am 20. Februar 1933 zwischen Hitler und über zwanzig Industriellen, darunter Friedrich Flick (1883 – 1972) und Gustav Krupp v. Bohlen u. Halbach (1870 – 1950), wird der NSDAP ein Wahlkampffonds von 3 Millionen Reichsmark zugesagt.

50.000 SS-/SA-und Stahlhelm-Mitglieder werden am 22. Februar 1933 von Hermann Göring in seiner Funktion als Reichskommissar für das preußische Innenministerium zu bewaffneten „Hilfspolizisten“ ernannt. Die anderen Bundesländer folgen dem preußischen Beispiel zügig.

„Von außen sind sie menschlich anzuschauen,
Sie gleichen innen reißend wilden Tieren.
Sie laufen frei herum, o Grauen!
Sie sind Bürokollegen, kandidieren …
Muß erst ein neuer Weltkrieg sein,
Um uns von dieser Sorte zu befrei’n?“

Aus: „Von außen sind sie …“ (geschrieben 1930) von Robert Lucas (1904 – 1984)

Am 27. Februar 1933 brennt der Reichstag in Berlin. Ob der Brand vom Holländer Marinus van der Lubbe (1909 – 1934) oder von den NationalsozialistInnen gelegt wurde, ist bis heute nicht mit Sicherheit geklärt. Die NSDAP nutzt jedenfalls die Situation sehr geschickt. Bereits einen Tag nach dem Brand setzt sie mit der Reichstagsbrandverordnung die BürgerInnenrechte der Weimarer Verfassung außer Kraft. Politische GegnerInnen werden ohne Anklage und Beweise in „Schutzhaft„ genommen.

Bundesarchiv Bild 146-1977-148-19A, Berlin, Reichstagsbrand

Bereits am Tag nach dem Brand, mitten im Wahlkampf für den Reichstag, wird die kommunistische Presse verboten, und für zwei Wochen auch die Presse der SPD. Weiterlesen »

80 Jahre Bücherverbrennung

Donnerstag, 24. Januar 2013

Am 10 Mai 1933 lodern im „Deutschen Reich“ die Scheiterhaufen und verschlingen die Werke von Heinrich Heine, Sigmund Freud, Stefan Zweig, Karl Marx, Klaus und Heinrich Mann, Nelly Sachs, Alfred Döblin und mehr als hundert weiteren AutorInnen.

„Das war ein Vorspiel nur, dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen.” Aus der Tragödie „Almansor“ von Heinrich Heine.

Gespenster aus der Diaspora?

Für zahlreiche, vor allem linke und jüdische SchriftstellerInnen sind die Folgen der Machtübertragung auf die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) von 1933 ausgesprochen bedrohlich. Neben der Vernichtung ihrer ökonomischen Existenz sind sie der Gefahr ausgesetzt, in „Schutzhaft“ genommen, erschlagen, vergast, in den Selbstmord getrieben zu werden.

„Wer läutet draußen an der Tür?
Die Fuchsien blühn so nah.
Pack, Liebste, mir mein Waschzeug ein
Und wein nicht: sie sind da.“

Aus: „Wer läutet draußen an der Tür“ von Theodor Kramer (1897 – 1958).

Die „Glücklicheren“ können durch Flucht ihr „nacktes“ Leben retten, und einige wenige bleiben und verstummen. Über sie schreibt Erich Kästner: „Man ist ein lebender Leichnam.“

Am 11. Dezember 1933 hält René Schickele (1883 – 1940) in seinem Tagebuch Folgendes fest: „Wenn es Goebbels gelingt, unsere Namen von den deutschen Tafeln zu löschen, sind wir tot. Gespenster in der Diaspora, in der wasserarmen Provinz. Schon die nächste Generation wird nichts mehr von uns wissen.“

Warum gedenken?

Zahlreiche AutorInnen haben Exil und Verfolgung nicht überlebt. Nur verhältnismäßig wenigen gelingt es nach dem Ende des 2. Weltkrieges, erfolgreich an ihre Arbeit vor 1933 anzuknüpfen.

René Schickeles Befürchtungen werden für viele LiteratInnen und Intellektuelle, deren Bücher auf den Scheiterhaufen der NationalsozialistInnen zu Asche zerstoben, zur Realität. Sie fallen der Vergessenheit anheim.

Erich Kästner (1879 – 1974) brachte die Bedeutung der Bücherverbrennung 1933 für die Gegenwart in einer Rede zum 25. Jahrestag dieses Ereignisses auf den Punkt.

„Das blutige Rot der Scheiterhaufen ist immergrün. Einen dieser Scheiterhaufen haben wir, mit bloßem Auge, brennen sehen. Ich hatte angesichts des Scheiterhaufens nicht aufgeschrien. Ich hatte nicht mit der Faust gedroht. Ich hatte sie nur in der Tasche geballt. Warum erzähle ich das? […] Weil, immer wenn von der Vergangenheit gesprochen wird, auch von der Zukunft die Rede ist.“

Aus: Erich Kästner „Über das Verbrennen von Büchern“, Ansprache auf der Hamburger PEN-Tagung am 10. Mai 1958.

Literaturquiz – 80 Jahre Bücherverbrennung

Mittwoch, 23. Januar 2013

Das Quiz wird sich in dreiundzwanzig Teilen über das ganze Jahr 2013 erstrecken. Vierzehntägig fragen wir jeweils nach einer Autorin/einem Autor; nach Menschen, deren Werk 1933 in Flammen aufging, die im KZ und im Zuchthaus litten, ins Exil gezwungen wurden und das NS-Regime oftmals nicht überlebten.

Die jeweils aktuellen Fragen finden Sie auf der Seite Literaturquiz zur Bücherverbrennung 1933

Neben der Herausforderung des Knobelns, der Anregung, Wohlbekanntes wiederzulesen oder sich auf Neues einzulassen, können Sie in jeder Quizrunde einen Buchpreis gewinnen. Wir freuen uns auf Ihre Antworten!

Die Bücherverbrennung 1933 und ihre Auswirkungen:

Novemberpogrome 1938 – 2012

Mittwoch, 7. November 2012

Reichskristallnacht oder Novemberpogrome?

Ursprünglich wurden mit dem Wort Pogrom Übergriffe gegen Minderheiten im zaristischen Russland bezeichnet. Nach den dortigen antijüdischen Pogromen von 1881 – 1883 wurde Pogrom international nur mehr im Zusammenhang mit Juden und Jüdinnen verwendet. In den letzten Jahrzehnten erlebte der Begriff eine Bedeutungserweiterung und steht heute für kollektive Gewaltaktionen gegen Minderheiten.

Wer das Wort Reichskristallnacht „kreierte“, ist heute nicht mehr nachvollziehbar. Man kann aber davon ausgehen, dass der Begriff aus dem Berliner Volksmund stammt und auf die Scherben der zerschlagenen Fenster und Auslagen anspielt. Möglicherweise war die Wortschöpfung Reichskristallnacht zuerst eine verklausulierte Form des Protestes, eine Art ohnmächtiger Sarkasmus der GegnerInnen des Nationalsozialismus.

Die NationalsozialistInnen nannte die Deportation und Ermordung der Juden und Jüdinnen anfänglich weder Pogrom noch Reichskristallnacht, sondern, wie man aus dem Betreff des Befehlsschreibens von Reinhard Heydrich, Leiter der Sicherheitspolizei und des SD, entnehmen kann: „Maßnahmen gegen Juden“.1

Der Begriff Reichskristallnacht wurde allerdings von den NationalsozialistInnen rasch vereinnahmt. So meinte Wilhelm Börger, Ministerialdirektor im Reichsarbeitsministerium, im Juni 1939 auf dem Gautag der NSDAP in Lüneburg: „ … sehen Sie, die Sache geht als Reichskristallnacht in die Geschichte ein (Beifall, Gelächter) …“2

Der Politologe Harald Schmid weist in seinem Beitrag „Sprachstreit im Novemberland“ auf die der Bezeichnung Reichskristallnacht innewohnende Dialektik hin: „Doch das Wort bleibt auch ein nützlicher sprachlicher Stolperstein. Denn die scheinbar bloß etymologische und semantische Kontroverse führt geradewegs zum Gespräch über die ganze NS-Vergangenheit, den kritischen Umgang mit ihr und das Bemühen um moralische Genauigkeit – auch in der heutigen Benennung politischer Verbrechen.“

Geschichte der Novemberpogrome

Herschel Grynszpan schoss in Paris am 7. November 1938 auf den deutschen Diplomaten Ernst vom Rath. Dieser erlag zwei Tage später seinen Verletzungen. Propagandaminister Joseph Goebbels initiierte daraufhin im gesamten Deutschen Reich in der Nacht vom 9. auf den 10. November eine „spontane“ Vergeltungsmaßnahme in Form eines gegen die jüdische Bevölkerung gerichteten Pogroms. Bekannt wurde es unter dem Namen Reichskristallnacht.

In den aus heutiger Sicht besser als Novemberpogrome bezeichneten Ereignissen, wurden alleine in Österreich in der Nacht vom 9. auf den 10. November 30 Juden / Jüdinnen getötet, 7.800 verhaftet und aus Wien rund 4.000 ins Konzentrationslager Dachau deportiert.

Im gesamten Deutschen Reich wurden vom 7. bis 13. November 1938 etwa 400 Menschen ermordet. Ungefähr 30.000 Juden und Jüdinnen wurden in Konzentrationslager verschleppt. Dort wurden nochmals Hunderte ermordet oder starben an den Folgen der Haft. Fast alle Synagogen – etwa 1.400 – und viele jüdische Friedhöfe in Deutschland und Österreich wurden zerstört.

Die Novemberpogrome stellen den Übergang von der Diskriminierung und Ausgrenzung der Juden / Jüdinnen seit 1933 zur systematischen Verfolgung dar. Nicht einmal drei Jahre später münden die Verbrechen der NationalsozialistInnen in den Holocaust.

„Kommt alle, von Treblinka, Auschwitz, Belzec, von Ponar
Von Sobibor, mit aufgerissnen Augen kommt, macht los!
Ich will, daß Euer stummes Schrein zu einem Schrei erstarrt
Im Schlamm, im Sumpf versunken und in faulem Moos.“

Jizchak Katzenelson: „Großer Gesang vom ausgerotteten jüdischen Volk“

1 Fernschreiben vom 10.11.38, NS-Archiv. Dokumente zum Nationalsozialismus.
2 Roller, Walter (Zusammenstellung und Bearbeitung) & Höschel, Susanne (Mitwirkung): Judenverfolgung und jüdisches Leben unter den Bedingungen der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Tondokumente und Rundfunksendungen 1930–1946. Verlag für Berlin-Brandenburg 1996, S. 154.

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Kinderarbeit

Dienstag, 31. Juli 2012

Warum kommt mir nach dem Konsum des Videos „Lasst Kinder arbeiten!“ von Michael Hart, einem Absolventen der London School of Economics und der Columbia-Universität, der Begriff „intellektuelle Verkommenheit“ in den Sinn?
Ob dies etwas damit zu tun hat, dass der Autor unverblümt die „Erwerbstätigkeit von Minderjährigen“ fordert und uns so die Fratze des Neoliberalismus auf Standard.at so klar und unverhüllt präsentiert?

Unter „Erwerbstätigkeit von Minderjährigen“ versteht Herr Hart offensichtlich vor allem Kinderarbeit in den Ländern des Südens. „Sie kann einen wichtigen Beitrag zum Selbst- oder Familienerhalt darstellen und auch der Selbstfindung und Sinnstiftung dienen.“
Er fordert, die Bedürfnisse der betroffenen Kinder und deren Familien und nicht die moralischen Prioritäten (Ablehnung der Kinderarbeit) gesättigter Konsumenten in den Industrienationen in den Mittelpunkt der Überlegungen zu stellen. Daher ist Kinderarbeit aus seiner Sicht keinesfalls abzuschaffen. Er gesteht den Kindern allerdings Bedingungen zu, die ihnen ein „menschenwürdiges und sinnvolles Arbeiten“ ermöglichen. Er will sie ja nicht dem „Abgleiten in die Kriminalität und Schutzlosigkeit“ aussetzen.

Nach Schätzungen der IAO (Internationale Arbeitsorganisation) arbeiten in der Altersgruppe fünf bis 17 Jahre weltweit 215 Millionen Kinder. 176 Millionen von ihnen befinden sich in der Altersgruppe zwischen fünf und vierzehn Jahren.
Hungerlöhne, ungerechte Landverteilung, Arbeitslosigkeit und Verschuldung der Familien bilden die Ursachen für Kinderarbeit.

Die Idee, dass Kinder im 21. Jh. auf der ganzen Welt ein Recht auf Bildung und die Eltern ein Recht auf menschenwürdige Arbeitsbedingungen und ausreichende Entlohnung haben, kommt Herrn Rat scheinbar nicht. Er verschließt die Augen vor dem Offensichtlichen: Kinderarbeit verhindert den (erfolgreichen) Schulbesuch und „schafft“ eine Lebensperspektive als Tagelöhner. Kinderarbeit ist auch 2012 für das Überleben vieler Familien erforderlich, gleichzeitig wird durch sie die Armut über die Generationen perpetuiert.

Für uns WählerInnen und KonsumentInnen gilt es, diesen Kreislauf zu durchbrechen, im Rahmen unserer Möglichkeiten einen Beitrag für eine solidarische Welt zu leisten und Politik bzw. Ökonomie zu verantwortungsvollem Handeln zu bewegen.

Nach einer kurzen Phase der Sprachlosigkeit bin ich dem Autor des Videos „Lasst Kinder arbeiten!“ richtiggehend dankbar. Er leistet mit seiner „ökonomischen Theorie“ über die Kinderarbeit letztlich einen Beitrag, dass dieses Thema von mehr Menschen kritisch wahrgenommen wird.

Georg Schober

Weiterführende Links

KINDERRECHTE: eine informative Seite des Bundesministeriums für Wirtschaft, Familie und Jugend

UNICEF: Kinderarbeit

FAIRTRADE und Kinderarbeit

Moooment!

Donnerstag, 31. Mai 2012

Nachgehakt von Georg Schober

Eine kleine Auswahl meiner in den letzten Jahren im „Duftenden Doppelpunkt“ veröffentlichten Beiträge hat eine weitere Heimstatt gefunden: den Salon in Petra Öllingers virtueller Wohnung.

Zurzeit sind es sieben Beiträge. Darin erfahren Sie beispielsweise, warum es Sinn macht einen „Lumumba“ zu trinken, was sich Mutti am 26. Oktober (Österreichischer Nationalfeiertag) alles zu Hause anhören muss oder ob der „Mohr im Hemd“ zum „Gurkerl im Knie“ geworden ist.

Moooment! Nachgehakt von Georg Schober

Blockupy in Frankfurt

Sonntag, 13. Mai 2012

Aktionstage vom 16. bis 19. Mai

Unter dem Motto „Blockupy” haben rund vierzig Organisationen für Mittwoch bis Samstag zu Protesten gegen die Krisenpolitik von EU, Europäischer Zentralbank und Internationalem Währungsfonds in Frankfurt aufgerufen.

Die Stadt Frankfurt hat die Blockupy-Protesttage verboten. Ob dieses Verbot Bestand hat, darüber muss nun das Gericht entscheiden.

Verwaltungsgericht bestätigt Blockupy-Verbot

Gestern Samstag, den 12. Mai, ist die Anhörung zu den geplanten frankfurter Blockupy-Aktionstagen vor dem Frankfurter Verwaltungsgericht nach fünf Stunden ohne Ergebnis zu Ende gegangen. Eine Entscheidung der Richter ist voraussichtlich für Anfang der Woche zu erwarten.

„Drohen, abschrecken, verbieten: Der demokratische Protest gegen die euroweite Verarmungspolitik soll offenbar mit nahezu allen Mitteln unterdrückt werden“, stellte Blockupy-Sprecher Christoph Kleine fest.

Eine der die „Blockupy-Tage“ unterstützenden Organisationen, ist die KünstlerInneninitiative „Unruhe stiften – KünstlerInnen und Künstler gegen rechts“.
Sie fordert auf zur Beteiligung an den aktuelle Blockupy-Protesten.
Bereits im Sommer 2009 startete die Initiative ihren Aufruf „gegen rechts, gegen die Abwälzung der Krisenfolgen und für die Umverteilung von oben nach unten, gegen die Kriegspolitik der Bundesregierung – und für die Förderung der kulturellen Vielfalt“.

„Unruhe stiften“ – weitere Informationen und Kontakt.