Archiv für die Kategorie 'Rezensionen'

Leo Perutz: Der Meister des phantastischen Realismus

Samstag, 11. Oktober 2008

Von Alexander Peer

Doppelt feierte und gedachte man des Prager Autors 2007: 125. Geburtstag und 50. Todestag bieten den Anlass dazu. Als ‚Quartalschreiber‘, über welchen der ‚Dämon des Schaffens‘ komme, der ihm ‚die Meisterwerke gleichsam diktierte‘, wurde Leo Perutz vom Weggefährten im palästinensischen Exil, Schalom Ben-Chorin, bezeichnet. Weiterlesen »

Grüne Lungen und namhafte Beserlparks

Donnerstag, 28. August 2008

Haben ehemalige Friedhöfe und Gstettn in Wien etwas gemeinsam? Der Historiker Peter Autengruber beweist mit seinem im Promedia Verlag neu erschienen Buch „Parks und Gärten in Wien“, dass es mehr Gemeinsamkeiten zwischen den Orten der letzten Ruhe und der Stadtwildnis gibt, als es auf den ersten Blick erscheint. Weiterlesen »

Der Sturz des Adlers

Montag, 18. August 2008

Einladung zur Buchpräsentation

Norbert Leser: 120 Jahre österreichische Sozialdemokratie. Verlag Kremayr & Scheriau

Wann: Montag, 1. September 2008. Einlass 18 Uhr, Beginn 18.30 Uhr
Wo: Presseclub Concordia, Bankgasse 8, 1010 Wien

Programm:
Trautl Brandstaller, Heinrich Keller, Norbert Leser und Anton Pelinka im Gespräch mit Udo Bachmair

Begegnung der dritten Art in Plastikschlapfen

Donnerstag, 19. Juni 2008

Herbst 2007 ist Schluss. Martin Leidenfrosts Serie „Die Welt hinter Wien“, im Spectrum der Presse (1) ist am Ende. Ich auch. Weiterlesen »

Würdevolles Sterben als Pflicht

Dienstag, 17. Juni 2008

Als Petra Thorbrietz’ Mann János Pásztory an einer seltenen Krebsform erkrankt, ist dies ein Abschiednehmen, das drei Monate dauern und von einem Einsatz für würdevolles Sterben geprägt sein wird.

„Leben bis zum Schluss. Abschiednehmen und würdevolles Sterben – eine persönliche Streitschrift“ so der Titel des Buches, in der die Autorin und Wissenschaftsjournalistin Abschied nimmt von ihrem Mann und gleichzeitig für ein humaneres Leben und ein humaneres Sterben plädiert. Eine Streitschrift, in der es der Autorin gelingt, ohne Polemik, ohne Rührseligkeit, ohne Panikmache, klar Stellung zu beziehen für ein menschenwürdiges Ende.

Petra Thorbrietz bietet keine fertigen Lösungen im Umgang mit Sterben und Tod an. „Leben bis zum Schluss“ ist kein Trostbuch im eigentlichen Sinn. Das ist gut so. Es verheißt kein ewiges Leben nach dem Tod, es beschreibt keine Nahtoderfahrungen, es spekuliert nicht mit Spiritualität. Petra Thorbrietz zwingt die LeserInnen hinab in die alltäglichen „Niederungen“ des Sterbens in einem Krankenhaus: die Hilflosigkeit gegenüber dem medizinischen Personal, der Spießrutenlauf zu einem würdevollen und selbstbestimmten Sterben, die Inkompetenz mancher ExpertInnen, die Würdelosigkeit im Umgang mit Sterbenskranken, die Angst vor dem eigenen leidvollen Ende, dazwischen immer wieder jedoch Hoffnungsmomente. Sie zwingt auch zur unbequemen Einsicht, dass nur wir selbst die Verantwortung für unser Lebensende tragen. „Es gibt Entscheidungen, die kann uns niemand abnehmen – die Ärzte nicht, die Juristen nicht, der Pfarrer nicht. Wir müssen lernen, das Leiden zu akzeptieren, wo es nicht zu ändern ist. Und wir müssen uns fragen, was wir selbst dazu beitragen können, es zu lindern.“

Die Umstände, unter denen János Pásztory seine letzte Zeit verbringt und die Berichte von Menschen, die sich in einer ähnlichen Situation befanden, machen wütend. Gleichzeitig verleihen sie jedoch Mut, sich gegen eine Medizin und deren VertreterInnen zur Wehr zu setzen, die menschliches Leben um jeden Preis verlängern.

Die Autorin stellt Fragen, die sich auch bei den meisten Betroffenen auftun, die dabei nicht selten Gefahr laufen, in einen endlosen Selbstvorwurfstrudel zu geraten: hätte ich, wäre ich, was wäre gewesen, wenn ich …? Insofern ist Petra Thorbrietz’ Streitschrift doch tröstend. Denn sie zeigt, dass es normal ist, zu überlegen, ob ein früherer Arztbesuch, eine Bestrahlung, eine gesündere Lebensweise das Leben eines Menschen gerettet hätten. Und dass es normal ist, nur hypothetische Antworten darauf zu finden. Denn wer kann von sich behaupten die Frage „Wenn Du Deine Familie nicht wegen mir verlassen hättest, wärst Du dann überhaupt krank geworden?“ zufriedenstellend zu beantworten.

Zutiefst erschütternd sind jene, beinahe literarischen Stellen, wo Petra Thorbrietz die Lesenden an den ganz persönlichen Momenten zwischen sich und ihrem Mann teilhaben lässt. Diese Passagen schnüren einer/einem die Kehle zu. Sie schmerzen so stark, dass ein Weiterlesen oft kaum mehr auszuhalten ist. Und doch ist ein Aushalten, ein Durchhalten bei dieser Pflichtlektüre wichtig, damit mit einem Abschnitt, der schlussendlich jede und jeden von uns treffen wird, mutig und würdevoll umgegangen wird.

Petra Öllinger

Buchcover Petra Thorbrietz Leben bis zum Schluss

Petra Thorbrietz – Leben bis zum Schluss. Abschiednehmen und würdevolles Sterben – eine persönliche Streitschrift. Zabert Sandmann Debatten, 2007. 176 Seiten, € 17,50.

Dr. Strunz für Musher (1)

Samstag, 14. Juni 2008

„Ich bin Schlittenhundsportlerin. Der Zufall will es, dass ich zugleich offiziell als blind eingestuft bin. Obwohl meine Blindheit lediglich ein Teil von mir ist und keineswegs meine Persönlichkeit ausmacht, weckt gerade das Blindsein das Interesse der Öffentlichkeit.“ Stimmt. Und wenn diejenige, die dies von sich sagt, auch noch am Iditarod-Rennen, dem härtesten Hundeschlittenrennen der Welt teilnimmt, steigt das Interesse an diesem „Sport“ und an der ihn ausübenden Person. Weiterlesen »

Jene Dinge

Sonntag, 11. Mai 2008

TIROLER GEGENWARTSLITERATUR 1071

In guten Verwandtschaften gibt es zwischen den Mitgliedern meist eine Höflichkeitslücke, in welche jene Geschichten eingepflanzt sind, über die man nicht spricht. „“Jene Dinge“ ans Tageslicht zu karren, die über Jahrzehnte im Dunkeln gehalten worden sind, ist für einen Erzähler eine Eselsaufgabe. Weiterlesen »

Mutige Umbrüche ins Ungewisse

Samstag, 19. April 2008

Alice Rühle-Gerstel

Ermutigend, daß es dem Aviva-Verlag wieder gelungen ist, das literarische Juwel einer Autorin vor dem Vergessen zu bewahren. Mit Alice Rühle-Gerstels „Der Umbruch oder Hanna und die Freiheit“ haben die Verlagsfrauen ein zeitgeschichtlich wichtiges Werk aus der Versenkung gehoben und nebenbei dazu beigetragen, sich nach der Lektüre weiter auf die Spurensuche nach der sozial und politische engagierten Autorin (1894 – 1943) zu machen.

Wie eine harmlose Aufzählung scheinen Alice Rühle-Gerstels Worte über ihren Roman „Der Umbruch oder Hanna und die Freiheit“: „In einem Brief an Eva Schumann charakterisiert Alice ihr Buch folgendermaßen: ‚Mein Buch ist ein Roman, ein bisschen autobiographisch, das Leben in der Prager Emigration, vermischt mit einer Liebesgeschichte und der Abwendung der Heldin von der kommunist. Partei“’, zitiert Marta Marková im Nachwort des im Aviva-Verlag neu herausgegebnen Buches die AutorIn. Aber das scheinbar Harmlose täuscht. Und wer meint, EmigrantInnen“geschichten“ aus den 1930-Jahren seien ein alter Hut, und Liebesgeschichten seien prinzipiell kitschig, wird bei die Lektüre des Buches diese Haltung überdenken. Weiterlesen »