Hier also mein Bericht vom ersten Tag des Volksstimmefest, dem schönsten Fest Wiens, wie es so stimmig heißt, mit dem die Ferien enden und die Schule beginnt.
Das erste Mal habe ich beim linken Wort in den frühen Achtzigerjahren noch mit dem Arbeitskreis schreibender Frauen gelesen. Ich war schrecklich aufgeregt, schließlich war es eine meiner ersten Lesungen, habe das Waltraud Haas gesagt, die neben mir gesessen ist und meinte, daß das bei ihr genauso ist.
Inzwischen regen mich Lesungen nicht mehr auf, wie damals noch Elfriede Jelinek, Peter Turrini und Marie Therese Kerschbaumer gelesen haben, die das auch nicht mehr tun.
Meine nächste Volksstimmefestlesung war 1989 ( und seither fast immer und regelmäßig), kurz vor der Wende. Wir sind gerade aus Amerika zurückgekommen, ich habe wieder neben den großen drei gelesen, die später nicht mehr aufgetreten sind.
Ich habe meine „Hierarchien“ vorgestellt und Peter Turrini, der ja sehr freundlich ist, hat mich gefragt, ob das ein Roman ist?
Arthur West hat das Linke Wort organisiert, nachher gab es Kaffee und von Edith West gebackenen Kuchen im Favoritner Stand und Erika Danneberg auch eine treue Leserin, die letztes Jahr gestorben ist, tauschte mit Arthur West ihre politische Meinung aus.
Später hat Helmut Rizy die Organisation übernommen. Er gab auch die Anthologie heraus, die man kurz vor Weihnachten zugeschickt bekam, so daß ich immer das passende Weihnachtsgeschenk hatte.
Aber nicht nur Arthur West ist gestorben, der Volksstimme ist dann auch das Geld ausgegangen oder sie hat sich zerstritten. So gab es dann einmal kein Fest, zumindestens kein offizielles.
2005 habe ich, glaube ich nicht gelesen, sondern war stattdessen mit Alfreds Wandergruppe am Hochschwab und die letzten beiden Lesungen wurden improvisiert. Jetzt gibt es wieder zwei sehr engagierte Organisatoren, nämlich Roman Gutsch und Christoph Kepplinger und auch ein Vorbereitungstreffen und ein Thema.
Zu dem „Aus dem Bilanzbuch des zwanzigsten Jahrhunderts“ soll es im Oktober wieder eine Anthologie geben, die im Globusverlag erscheinen wird.
Roman Gutsch hat drei Kuchen gebacken und da Christoph Kepplinger Germanist ist und beim Elfriede Jelinek-Forschungszentrum mitarbeitet, gab es auch eine fachkundliche Moderation und neue junge Leser und einen großen Beitrag vom Werkkreis Literatur der Arbeitswelt, bei dem ich auch auf einige bekannte Gesichter traf.
Es war also sehr schön und alles hat gut geklappt. Die Texte interessant, das Mikrofon hat zwar geknackt und gerauscht, die Essiggurken- und Kasperltheater-Ansager haben aber nicht zu sehr gestört. Und auch sehr viel Publikum.
Elfriede Gerstl ist wieder eine Zeitlang vorne gesessen. Ilse Kilic und Fritz Widhalm habe ich im Hintergrund stehen gesehen. Elfriede Haslehner war da und Waltraud Haas. Beim Kaffeetrinken habe ich mich sehr angeregt mit Güni Noggler und Stephan Eibel Erzberg unterhalten und mit ihnen Bücher getauscht und mit Ruth Aspöck und Robert Egelhofer haben wir, wie im letzten Jahr am Abend, als es schon finster war, noch etwas getrunken.