Literaturgefluester

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Mit einem Kurzstreckenfahrschein und etwas verspätet bin ich in der alten Schmiede angekommen, um mir die Diskussion zum Literaturbetrieb, das Ende der Podium-Sommerreihe zum Saisonstart anzuhören.

Voriges Jahr gab es schon so eine Diskussion moderiert von Christa Nebenführ unter anderem mit Margit Schreiner. Diesmal moderierte Sylvia Unterrader und stellte als ich den Saal betrat, viele Fragen.

An die zwei Journalisten von der Presse und vom ORF und an Antonio Fian, Barbara Neuwirth und Elisabeth Reichart von der Autorenseite und mir war lange nicht klar, worum es eigentlich ging?

Darum, daß weniger Autorinnen, als Autoren lesen dürfen oder ob man nur mehr eine Chance am Buchmarkt hat, wenn man eine interessante Biografie aufzuweisen hat?

Die schreibende Volksschullehrerin vom zehntausend Seelen Dorf in Oberösterreich hat Pech, wenn sie nicht gerade eine lesbische Familie aufzieht, ätzte Harald Klauhs und mir war nicht klar, meint er das ernst oder nicht?

Spürte aber Unbehagen und war froh, daß Barbara Neuwirth, dann den Zynismus als Schlag in die Magengrube outete.

Denn es ist schon kompliziert. Da gibt es die Bücherflut über die alle stöhnen, aber zum Glück einen einigermaßen existierenden Bildungsstand, da durch die allgemeine Schulpflicht ja alle lesen lernen. Allerdings produzieren unsere Schulen, wie man so hört schon wieder zwanzig Prozent sekundären Analphabetismus.

Die Journalisten diskutieren selbstbewußt und abgehoben, von den Autoren war Brotneid und Verunsicherung zu spüren und ich habe mich wieder einmal ganz unten und verletzlich gefühlt.

Christa Nebenführ wünschte sich die allgemeine Depression, als Chance, damit wieder mehr Leser etwas anderes, als Hera Lind lesen wollen und hat Gelächter und Unverständnis geerntet, während Antonio Fian über den neuen Roman von Norbert Gstrein, der auf der Longlist steht, ätzte. Er liest diese Bücher nicht, sie seien ihm zu sehr zurechtgebogen und dem Massengeschmack angepasst.

Daß sich Peter Handke soetwas antut, wird bedauert, aber Peter Handke hat seine Nominierung, wie ich heute im Kulturjournal hört, ja schon abgelehnt.

Soll der Autor in den Zeitungsredaktionen anrufen, damit sein Buch besprochen wird?, wollte Dine Petrik wissen, Harald Klauhs schüttelt den Kopf und antwort gequält, daß das wohl ungünstig sei.

Ich habe nichts gesagt, Otto Lambauer, mit dem ich später ein Glas Wein trinken war, schon.

Er hat sich tapfer in die Diskussion eingemischt und das viele Jammern beklagt. War es früher wirklich besser?, hat er gefragt.

Mir ist die Sprache weggeblieben, weil ich das ohnehin schon weiß, aber leider nicht verändern kann. Die Schere ist, wie ich an solchen Diskussionen merke, sehr auseinander gegangen. Die Kulturkritik und der Buchhandel will das Event und nominiert die besten zwanzig deutschen (davon zwei bis drei österreichische) Bücher, die wahrscheinlich ohnehin nicht gelesen werden. Ich mache meine Bücher selber und schreibe meine Literaturansichten, die dann Otto Lambauer liest.

Trotzdem sehe im Internet eine Chance zur Veränderung. Denn es gibt immer mehr Leute, die schreiben. Die haben ihre Blogs und verfassen ihre Rezensionen in den Leseforen, die wie Harald Klauhs feststellen mußte, manchmal sogar sehr professionell sind.

Nach einer Stunde wurde die Diskussion beendet und die Fragen sind offen geblieben, die im nächsten Jahr vielleicht wieder gestellt werden und eigentlich wollte ich Sylvia Unterrader meinen „Novembernebel“ für die Kriminacht bringen . Aber das habe ich mich nicht mehr getraut.

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