Literaturgefluester

Ukrainisches Wochenende

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Dieses Wochenende wieder voll literarisch unterwegs mit der Literatur im Herbst, der alten Schmiede, die schon Freitag Abend losgegangen ist. Aber da habe ich im Palais Niederösterreich Bücher geschnorrt, also erst ab Samstag Nachmittag, aber dafür voll durch.
Die Literatur im Herbst ist ja äußerst interessant, wird da meist ein osteuropäisches Land, Griechenland und die Türkei waren auch schon dabei, vorgestellt und man bekommt Texte und Autoren zu hören, zu denen man sonst keine Gelegenheit hat.
Ich bin zwar erst vor einigen Jahren eingestiegen, damals war Bulgarien das Gastland, weil es meistens an meinem Geburtstagswochenende stattfand, die von Walter Famler mit seinen Ko-Kuratoren organisierte Veranstaltung ist aber ein echtes Gustostück zum Erweitern des literarischen Horizonts und Hinausschauen über den Tellerrand.
Diesmal also Ukrainie und da war ich weniger unbedarft, als bei anderen Länderschwerpunkten, denn es gab schon vor zwei Jahren eine Veranstaltungsreihe von Kulturkontakt und von Andrej Kurkow, mit dem ich mich damals am Karlsplatz sogar intensiv unterhalten habe, habe ich auch „Picknick auf dem Eis“ gelesen und für Thalia besprochen.
Die ukrainische Literatur war mir also nicht so unbekannt, sondern ist bei mir durch die orange Revolution als sehr aktiv eingespeichert.
Es gibt aber auch einen anderen Aspekt der Ukraine, nämlich Czernowitz mit Josef Burg und den K. u. K. Pflastersteinen, die es auch Lemberg geben soll. Aber das habe ich immer als zwei paar Schuhe voneinander getrennt.
Diese Veranstaltung hat beides zusammengebracht. Und so ist Erich Klein in seiner Eröffnungsrede, von der K. u. K. Monarchie und dem Kaiser Franz Josef ausgegangen, was ich nicht erwartet habe, aber natürlich gehört es dazu und so sind die jungen Poetry Slammer, Jury Andruchowytsch und Andrej Kurkow, von dem oben Erwähnten auch nicht zu trennen.
Gestern ist es mit einer alten Ex-Kommunistin losgegangen, die in Moskau in die Schule ging und Wassili Grossmann übersetzte, der zwei Stalingrad-Romane geschrieben hat, bei Stalin aber in Ungnade fiel und so erst spät herauskam. Dann kam die Übersetzerin von Bruno Schulz „Zimtläden“ und auch der Büchertisch war sehr vielfältig bestückt.
Dann hat schon Andrej Kurkow aus „Herbstfeuer“ gelesen, wo eine alte Dame ihren Gatten verbrennt, weil sie ihn in ihrer beiderseitigen Sprachlosigkeit zufällig erschlagen hat, dann folgte eine Podiumsdiskussion zum Thema „Ukraine-Zentrum Europas?“, wo zwar auch der 12. November hineinschwirrte, aber einige interessante Themen zur Sprache kamen, von den Kindern nämlich, die mit viel Geld alleine aufwachsen, weil die Eltern Gastarbeiter sind und der großen Eurohoffnung, aber auch die ukrainische Zweisprachigkeit. Interessant ist auch, daß viele der eingeladenen Autoren Germanistik studiert haben, bzw. gut Deutsch können.
Dann kam der zweite Star des Abends, nämlich Juri Andruchowytsch mit seinem neuen Roman, der auch in Frankfurt vorgestellt wurde und für mich besonders interessant, eine Nachempfindung seiner legendären Performance Gruppe „Bu-Ba-Bu“, sowas wie ukrainischer Poetry Slam, von dem ich gar nicht wußte, daß es das gibt.
Heute ging es an einem besonders schönen Ort weiter, nämlich am Brigittenauer Sporn, wo der Donaukanal beginnt, mit einer Präsentation des Buches „Graue Donau – schwarzes Meer“, bei der auch der Serbe Dragan Velikic und der Rumäne Mircea Catarescu teilnehmen sollten und mich an meine Donauradfahrt von Ybbs bis Regensburg mit Ruth Aspöcks „Edition die Donau hinunter“ vor eineinhalb Jahren erinnert hat.
Es war aber auch ein schöner Spaziergang bei sehr schönem Herbstwetter am Donaukanal mit einer Führung durch die „Via Donau“ und einem Buffet mit Canapes und wundervollen Torten der Konditorei Oberlaa.
Danach zurück ins Odeon, da las Claudia Erdheim weiter, die auch nicht unbedingt eine ukrainische Autorin ist, aber mit ihrem Roman „Längst nicht mehr koscher“, ihre Familengeschichte beschrieben hat. Dann gab es noch Gedichte und zum Schluß, als Special Guest, Mircea Catarescu, weil Erich Klein ein noch umfassenderes Konzept verfolgte, aus dem dann nichts geworden ist.

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