Literaturgefluester

Lange Nacht der rumänischen Literatur

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Am Samstag bin ich nicht zur Buch-Wien, sondern ins gute alte Rathaus gepilgert und dort, wo sonst die Buchwoche war, was die meisten, mit denen ich gesprochen habe, bedauern, denn das war doch so schön, es war gratis, man konnte anschließend auf den Christkindlmarkt gehen und Punsch trinken, fand der 3. Alzheimertag mit einem Fachsymposium statt.
Ich habe einen grünen Rucksack voller Werbematerialien nach Hause geschleppt, viel schwerer, als die Buch-Wien Ausbeute und bin noch auf die Mariahilferstraße, um meine zwei Thalia Gutscheine einzulösen.
Danach zwei Stunden geordnet und meine Messeimpressionen in mein Messetagebuch eingetragen, bevor ich zur langen Nacht der rumänischen Literatur ins rumänische Kulturinstitut aufgebrochen bin. Es war mir nicht ganz klar, ob die Veranstaltung zur Lesefestwoche zählt oder nicht, in dem rosa Heftchen habe ich sie nicht gefunden, wenn man im Google die Buch-Wien aufruft, findet man aber das Lesezeichen mit der Ankündigung und auf der Buch-Wien gibts auch viele rumänische Veranstaltungen.
Die Direktorin hat den Messezusammenhang in ihrer Einleitung aber erwähnt und es gab eine deutschsprachige Lesung von fünf rumänischen Autoren und einer Autorin.
Am Anfang habe ich mich fremd gefühlt, weil offenbar nur Rumänen und keine Stammbesucher da waren. Die Texte lagen aber am Büchertisch, die Bücher selber sind zum größten Teil nicht übersetzt.
Der erste Autor, der von Gabriel Kohn eingeleitet wurde, hieß Stefan Agopian und war sehr selbstbewußt.
„Ich habe den Roman mit achtundzwanzig Jahren geschrieben, damals hatten wir eine Diktatur, deshalb mußte ich ein großartiger Schriftsteller werden!“
Als man ihn nach der Handlung fragte, antwortete er „Ich habe keine und Becket auch nicht und er hat trotzdem den Nobelpreis gewonnen.
Dann wurde eine junge Frau vorgestellt, die 1974 geborene Ioana Nicolaie, die einen Roman über Bukarest geschrieben hat und wie Ingo Schulze ihre Erfahrungen vom Übergang der Diktatur in den Kapitalismus schildert. So hat sie tagelang nur Orangenmarmelade gegessen, bis sie davon gerochen hat und sie schreibt auch von seltsamen Birnen, die Avacado heißen.
Vintila Corbul, der von Mircea Vasilescu vorgestellt wurde, scheint schon gestorben zu sein und hat den „Fall von Konstantinopel“ beschrieben.
Dann gab es eine Pause, in der ich Helmuth Niederle sah, es aber nicht schaffte, ihn auf das Glavinic Buch anzusprechen, als ich es dann tat, war die Antwort unbefriedigen, denn er hat nichts gewußt, bzw. ist es ihm nicht aufgefallen.
Vorerst ging es weiter mit einem Roman von Horia Ursu mit dem spannenden Titel „Die Belagerung Wiens“, an dem er dreizehn Jahre geschrieben hat und dessen Held den schönen Namen Flavius Tiberius trägt. Es geht um die Schlachtung eines Schweines, hat aber einen Herrn im Publikum sehr erregt. Der Autor meinte, in Klausenburg tragen viele Leute römische Namen und Wien ist eine Metapher, eine Vorstellung des Glücks oder die Sehnsucht nach Mitteleuropa, während Bukarest nicht die wahre Hauptstadt ist, die heißt Klausenburg, was eine intensive Diskussion auslöste.
Auch der nächste Autor kam aus Klausenburg und sprach gut Deutsch, weil er die deutsche Schule besuchte, was der Dolmetscher nicht wußte und Vlad Musatescu hat eine Art Satire geschrieben, in der er selbst vorkommt, sich aber Al Conan Doi in Anspielung an den berühmten Krimischriftsteller nennt.
Es war also interessant, danach gab es ein Abendessen, Krautrouladen mit Polenta, Pilzen und Käse und einen guten Glühwein, wo ich doch bekannte Gesichter entdeckte.
Anna Lindner nämlich, die sich offensichtlich sehr für rumänische Literatur interessiert und eine Stammbesucherin, die ich oft bei Buffets sehe, in der letzten Woche aber nicht.
„Gehen Sie zur Buchmesse?“, habe ich sie gefragt und die gleiche Antwort bekommen.
„Zu teuer und im Rathaus war es schöner!“, während die Veranstalter, wie ich im Buch-Wien-Blog gelesen habe, mit der Besucherzahl zufrieden sind und ich bin es auch, gehe ich ja noch einmal hin.

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