Literaturgefluester

2009-02-01

Nachrichten vom Land

Filed under: Uncategorized — jancak @ 10:30

Hurra wir haben jetzt in Harland Internet und Otto Lambauer braucht sich nicht mehr vor Entzugserscheinungen fürchten. Jetzt gibts nur mehr Urlaubssperre, denn in ein Internetcafe setze ich mich sicher nicht.
So sind wir also Freitag Abend nach der Abrechnung auf das Land gefahren und Alfred hat, da seine Eltern in Ungarn sind, bis weit nach Mitternacht den Schnee weggeschaufelt, damit er in die Garage fahren konnte.
Gestern hat er es dann installiert, vorher war er in St. Pölten einkaufen und hat berichtet, bei Thalia gibts viele Bücher um einen Euro.
Wir sind hingefahren, aber zu spät gekommen, was nichts macht, denn lesen kann ich die Bücherflut ohnehin nicht. Ich hab mir einmal ausgerechnet, wenn ich achtzig werde und ab jetzt nichts mehr mache, als essen, baden, lesen, schlafen und nichts dazu kaufe, schaffe ich es trotzdem nicht und das mache ich nicht, denn schreiben hat ja die oberste Priorität.
Und so habe ich auch den Rohentwurf fertig geschrieben. Es sind achtundfünzig Manuskriptseiten. „M M oder die Liebe zur Germanistik“ und „Die Zusteigerin“ haben auch nicht viel mehr und das wäre das knappe Kurze, nach den dreihundert Seiten Roman der „Radiosonate“.
Jetzt gehe ich in Klausur, lese mir einges durch, das „Roman in einem Jahr“- Projekt beispielsweise und die Schneeflocken Methode, die ich bei Jacqueline Nagel gefunden habe, wo erklärt wird, wie man seine Ideen in einzelne Szenen zerlegen kann.
Das weiß ich inzwischen aber schon, denn ich habe gestern in der Badewanne den vorigen Buchpreisroman Julia Franck „Die Mittagsfrau“ zu lesen angefangen und da wird es vorgemacht.
Es beginnt mit dem Prolog, wo der Vater der Autorin von seiner Mutter nach Kriegsende auf einem Bahnhof verlassen wird und dann geht es weiter mit der Jugend Helenes, die erklärt, warum das passiert und dann hat es vierhundertdreißig Seiten.
Da habe ich bis jetzt die „falsche“ Form gewählt, nämlich nach dem Prolog nicht mit der kleinen Klara angefangen, sondern in der Seniorenresidenz weitergemacht und die alte Frau in ihrer Bilderschachtel wühlen lassen und enden tut es vor dem Epilog, daß Sarah vom OWS in die Seniorenresidenz kommt, um ihre Mutter abzuholen.
Das das seine Reize hat, habe ich am Freitag festgestellt. Daß ich es auch anders kann, müßte ich beweisen, ich weiß aber nicht, ob ich wirklich will. Denn jetzt würde ich sagen, das ist mir zu fad und das merke ich auch beim Lesen der „Mittagsfrau“, es war doch gerade so spannend und jetzt gehts zurück in die Vergangenheit und ich denke, das interessiert mich nicht.
Mal sehen, die, die jetzt den Einwand von den Trauben bringen, haben natürlich recht, denn ich muß manchmal gestoßen werden.
So haben sich meine Cousinen beispielsweise vor ein paar Wochen über die verwelkten Blätter bei meinem Pflanzenurwald in der Krongasse mokiert, ich habe „Na und!“ gesagt und am Montag begonnen alles auszurupfen. Jetzt schaut es besser aus!
Und es hat auch schon Arthur West vor Jahren zu mir gesagt, es ist schade, daß ich keinen Lektor habe.
Nun ja, habe ich nicht, ich weiß aber schon einiges und habe noch eine erfreuliche Mitteilung für meine Kritiker.
„Das Haus“ handelt nur vom Steinhof und von einer Ärztefamilie und nicht vom Literaturbetrieb und dem erfolglosen Schreiben, womit ich die Leute ja manchmal nerve, was, wie ich denke, für mich aber wichtig ist.
Und daher wirds gleich wieder literarisch. Denn Alfred hat mir gestern auch „die Presse“ gebracht und da gibts eine Rezension von Peter Roos „Geli Geil“ über das Buch von Uwe Bolius „Hitler von innen“ und das ist ein einziger Verriss:
„Nichts stimmt an diesem Buch, dem bramarbasierenden Bombast dieses durchgeknallten Pamphlets. Rührei aus Füllseln, Austriazismen, Namensdropping… „Hitler von innen“ ist in Wirklichkeit die adolphobe Autobiografie eines rechthaberischen Autodidakten, taumelnd zwischen literarischer Einbildung und historischer Halbbildung…“ und so weiter und so fort.
Da wird mir schlecht von der Überheblichkeit des Rezensenten und ich denke, das muß doch nicht sein!
Erlebe es aber immer wieder, daß Autoren, die, wie Bolius schon sehr früh beim Bachmannpreis gelesen haben und dann auch ein Buch bei Suhrkamp hatten, es aber aus irgendeinen Grund nicht weitergeschafft haben, von ihren Kollegen so abgeurteilt werden.
Bei Thomas Northoff habe ich das im Ex Libris erlebt und mir, die noch kein Buch bei Suhrkamp hat, ist es mit meinen „Hierarchien“, die in der Edition Wortbrücke erschienen sind, nicht anders gegangen.
Da habe ich das Manuskript an zweiundvierzig Verlage geschickt, darunter an die „Weilburg Autorenreihe“ und einen sehr lieben Brief von einem Peter Zumpf bekommen, der das Buch zwar auch nicht bringen wollte, ich hatte aber den Eindruck, er wäre an sich interessiert.
Dann hat es Jack Unterweger gemacht und es ist in der Zeitschrift „Literatur aus Österreich“ eine vernichtende Kritik von eben diesem Peter Zumpf erschienen, ungefähr so „Hier liegt wieder ein Buch vor, über das man sagen kann, absolut nichts versäumt zu haben, falls man es nicht gelesen hat…“
Das hat mich damals sehr verwirrt, weil ich es nicht verstanden habe. Jetzt verstehe ich die Zusammenhänge besser und füge zu meiner Ehrenrettung hinzu, in demselben Heft sind noch zwei weitere ebenso vernichtende Rezensionen erschienen, so daß sich die Leser im nächsten Heft darüber aufgeregt haben. Es half aber nichts, denn als ich mich um ein Stipendium beworben habe, hat mir das NÖ-Kulturamt genau diese Rezension geschickt. Und ich hatte auch Bessere, eine wurde mir z.B. von Johanna Rachinger übermittelt.
Nun ja, einer meiner Versuche aus diesem Frust herauszukommen, ist das Literaturgeflüster, denn da kann ich es anders machen und seit ich es betreibe, geht es mir auch besser mit dem Literaturbetrieb, das habe ich kürzlich Alfred Goubran geschrieben und das stimmt auch.

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