Heute wieder mein aktueller Schreibbericht. Der ist in letzter Zeit etwas zu kurz gekommen.
Wie schaut es also aus, in der Schreibwerkstatt der Eva Jancak, einer, wie ich gerne sage, seit sechsunddreißig Jahren schreibenden Frau?
Bettina Balaka, hat mich an dieser Stelle einmal unterbrochen und gemeint, sie würde schon immer schreiben. Also gut, schreiben habe ich nicht in der Schule gelernt, sondern bei einem Herrn Aschenbrenner, zu dem mich meine Mutter vorher, weil ich einen Stigmatismus hatte und der mir die richtige S-Aussprache offenbar solange mit Büchern beibrachte, bis ich sie lesen konnte. Ab da hab ich auch geschrieben, literarisch aber erst ab dem Zeitpunkt meiner Matura. Da kann ich mich erinnern, daß ich das ein- zwei Jahre vorher festgelegt habe. Und seither nicht mehr aufgehört. Obwohl die Feedbacks eher negativ waren.
1978 habe ich mich getraut, die mir gut erscheinende Erzählung „Einladung zum Tee“ zwei Freunden zu zeigen und habe in meiner Erinnerung, daß sie endlos darüber nörgelten und als Schlußsatz sagten, „Du schreibst schlecht, ich kann dir aber auch nicht sagen, wie es besser geht!“
Das verfolgt mich immer noch. Nach zwanzig Büchern und nicht zu wenigen Beiträgen in Anthologien und Literaturzeitschriften.
Elfriede Haslehner war mir eine strenge Kritikerin, die letzte, die mir sagte, daß sie ihre Schwierigkeiten mit meinem Schreiben hat, war bekanntlich Christa Nebenführ.
Ich denke aber, nicht nur als Psychotherapeutin, daß jemand, der sechsunddreißig Jahre unaufhörlich schreibt, gar nicht schlecht sein kann. Vielleicht schreibt er nur anders und wenn man gleich schreit, „Das interessiert mich nicht!“, kann es sein, daß man es nicht bemerkt!
Am Anfang habe ich sicher schlecht geschrieben, wie auch Daniel Kehlmann für seinen ersten Text nicht gleich den Nobelpreis bekommen hat, aber vielleicht mehr Lob und Aufmunterung.
Ich hatte auch sicher sehr mit der Hemmung zu kämpfen und den Stimmen von außen und innen.
„Darfst du das überhaupt? Oder tue ich dem hehren Goethe nicht etwas an, wenn ich es selbst versuche?“ – O-Ton Andre Heller aus einem Ex libris Interview oder, wie mir einige Leute sagten „Es müssen ja nicht alle schreiben!“
Alle nicht natürlich, nur die, die es wollen und ich will!
Bis es aus mir herausgeflossen ist, hat es Jahre gedauert. Am Anfang war ich sehr verkrampft und bin es vielleicht noch immer. Ich kann mich erinnern, daß wir einmal bei Valerie Szabo-Lorenz gesessen sind, die erzählte, daß die Ideen nur so aus ihr heraussprudeln und sie beim Schreiben einer Geschichte schon an die nächste denkt. Wow, habe ich gedacht, das würde ich auch gern tun.
In den letzten Jahren ist es so gewesen. Ich habe geschrieben und geschrieben, so daß seit 2000 fast zwanzig Bücher erschienen sind.
In den letzten Jahren habe ich meist einen Roman und eine kürzere Erzählung in einem Jahr herausgebracht. Diesmal habe ich für die „Radiosonate“ länger gebraucht. Dafür ist das „Haus“ fast geisterhaft schnell aus mir herausgeflossen. Beide Texte sind noch unveröffentlicht.
Bei der „Radiosonate“ warte ich, weil ich es versprochen habe, eine Verlagsantwort bis Ende des Monats ab. Das „Haus“ hat noch der Alfred in Bearbeitung und ich habe mich im Februar ausgebrannt gefühlt.
Dazu kamen noch einige Schwierigkeiten mit der Bezahlung meiner Honorare, die sich aber geklärt haben dürften und die Meldungen zur Wirtschaftskrise, die auch nicht besonders stimmungsaufhellend sind und auch meine Schwierigkeiten mit dem Literaturhaus, die eine Entscheidung nötig machen.
Da habe ich mich in den Literaturquiz geflüchtet und war mit Schuldgefühlen ein paar Wochen weg.
Wußte zwar, daß ich das wahrscheinlich brauche, aber auch, mich holt niemand heraus, wenn ich es nicht selber tue. Nachdem klar war, daß ich nicht wirklich weiter als 282.900 Punkte (aufgerundet) komme, habe ich sehr unkonzentriert mit dem Konzept des „Wirtschaftsromans“ (Arbeitstitel) begonnen. Mit einem schlechten Gefühl, denn es ist dasselbe Muster.
Andererseits ist es die Eva Jancak, das, was ich kann und bin und vielleicht darf ich mir aus diesem Grund erlauben, daran zu bleiben.
Der Peter Clar schreibt auch nicht viel anders, er traut es sich aber und ist sehr selbstbewußt. Ich bin es nicht, war es schon gar nicht mit 29 Jahren. Wer weiß, wo ich heute wäre, wenn ich damals soviel Selbstbewußtsein gehabt hätte, habe ich vorgestern dem eifrigen Mailsender Stephan Eibel mitgeteilt und heute gibt es schon achtzehn Seiten und neun Szenen.
Es gibt die, in die neue Freiheit entlassene Lektorin Sophie Hunger und die Nebenstränge der Hertha Werner und des Felix Baum.
Peter Pessl hat bei seinem Himalaya-Roman Reisegefährten aus der Vergangenheit eingeführt, bei mir denke ich, könnte es eine Franka Stein sein, die Sophie Hunger am Donaukanal begegnet oder sich dort ausdenkt, die dann die entsprechenden Durchhalteparolen gibt.
Vampire sind ja derzeit in, man denke nur an die Stephenie Meyer Debatten, aber auch an einige Fragen im Literaturquiz, die mich zu dieser Idee brachten.
Zu Ostern habe ich damit begonnen und bis zur Karwoche eher lustlos vor mich hingedümpelt, die beiden Abende in der alten Schmiede haben mir aber etwas Aufwind verschafft und gestern habe ich, weil ich zu einem Supervisonsgespräch ins Donauspital mußte, in der U-Bahn und im Donauzentrum zwei Szenen verfaßt und bin nun wieder zuversichtlich.
Und um meinen Kritikern den Wind aus den Segeln zu nehmen, es gab natürlich auch ein paar Leute, denen meine Texte gefielen, einer davon war Gerald Bisinger, der mir 1987 oder 1988 geraten hat, mein „Zwischen Hütteldorf und Heiligenstadt“ doch an Jochen Jung zu schicken und auch meinen „Brief an die Herren der Akademie“ in der „Rampe“ und in einer seiner ORF-Sendungen brachte und das ist auch eine Vampirgeschichte.
Das ist der Übergang zu Elfriede Gerstl-Bisinger, an deren Ehrenbegräbnis am Dienstag, 14 Uhr, am Zentralfriedhof, Halle 2, ich nicht teilnehmen kann, weil ich Stunden habe und es auch die Besprechung für die Margaretner Kunst- und Kulturmesse gibt und was den „Wirtschaftsroman“ betrifft, da haben natürlich schon andere längst darüber geschrieben.
Elfriede Jelineks „Kontrakte des Kaufmanns“ wurde im Akademietheater gelesen und in Köln gerade uraufgeführt und Robert Menasses „Faust“-Version kommt nächsten Samstag im Staatstheater Darmstadt heraus.
Versteige dich nicht so, wird jetzt wahrscheinlich Elfriede Haslehner sagen. Ich bleibe aber trotzdem daran.
2009-04-18
Ezählperspektiven
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