Obwohl ich jedem erzählt habe, daß ich nicht auf das Begäbnis gehe, weil ich Stunden habe und am Nachmittag auch die zweite Vorbesprechung für die Margaretner Kunst-und Kulturmesse „ART-Margareten“ stattfindet, habe ich heute Vormittag kurzfristig umdisponiert, zwei Stunden verschoben, auf die Sitzung verzichtet und bin in Richtung Zentralfriedhof aufgebrochen.
Das heißt, vorher habe ich noch eine Szene meines Wirtschaftsromanes geschrieben, die 3. Felix Baum Szene ist es, glaube ich. Und ich weiß schon wieder etwas weiter.
Leider hatte ich nur ein Notizbuch aber keinen Kugelschreiber in der Tasche (weil die erst beim Taschner war und daher ausgeräumt), das heißt, ich muß mir jetzt noch was aufschreiben, damit es nicht verloren geht.
Denn ich will den ausrangierten Postbeamten mit Valerie auf eine Reise gehen lassen und Sophie Hunger findet am Donaukanal zwei Leidensgenossen nämlich Franka Stein und Karl Lackner, die sie fortan begleiten und für das ganze will ich mir diesmal wirklich viel Zeit lassen, damit etwas Neues entstehen kann.
Denn Ungeduld ist meine Schwäche und etwas woran ich noch arbeiten kann.
Das Thema Schreibblockaden scheint auf den Blogs ohnehin das große Thema, denn ich habe in den letzten Tagen zwei Artikel gefunden, einer von einer Siebzehnjährigen und deren Ratschläge zielen auch in die Natur und raten zum Spazierengehen.
Aber ich wollte über das Begräbnis schreiben. Ein langer Weg auf den Zentralfriedhof und dann noch lang in die Halle habe ich gedacht, weil das beim Pataki-Begräbnis und dem der Valerie auch so war, daß man vom zweiten Tor endlos zu der Halle gegangen ist.
Die Halle 2 war aber viel näher und so war ich früh daran, konnte mich ins Kondolenzbuch eintragen und habe auch einen Platz bekommen.
Viele Bekannte, die meisten schwarz gekleidet, ich bin bei dem hellen Leiberl geblieben, weil erstens nicht katholisch, zweitens nicht verwandt und so besonders befreundet waren wir auch nicht.
Rolf Schwendter hat für die GAV gesprochen, Elfriede Jelinek eine Rede geschickt, Renald Deppe hat die Musik gemacht, viele Gedichte und berührende Worte der Tochter, die erzählte, daß sie sich mit ihrer Mutter erst in der letzte Woche besonders verbunden und nahe gefühlt hat. Die Enkelkinder haben sich über die vielen Anwesenden gefreut, weil das die Oma gewollt hätte.
Franz Schuh wies auf die Armut der Fünfziger- und Sechzigerjahre hin, die auch ein Ehrenbegräbnis nicht wettmachen kann.
Es gibt da ja die Geschichte von der Wohnung die nicht heizbar war und dem Beamten, der meinte, daß kein Anspruch auf eine Gemeindewohnung besteht, weil man ja auch im Park oder im Cafehaus schreiben kann, worauf sie nach Berlin gegangen ist.
Kurt Neumann hat Gedichte gelesen und Herbert J. Wimmer, dann ging es mit Elfriede Haslehner und Mechthild Podzeit-Lütjen vorbei am Grab der Heidi Pataki zu der Beerdigung.
Ich glaube, das war ziemlich genau vor drei Jahren, daß dieses Begräbnis gewesen ist. Als ich alle Hände gedrückt hatte, bin ich wieder zum Grab der Valerie gegangen, denn die liegt ja im Ehrengrab ihres Mannes und das ist genau neben dem von Hermann Schürer. Ob das Wilhelm Szabo freuen würde?
Eine Frau fragte,“Wer wird denn hier begraben?“
„Aha, die Dichterin, das habe ich schon gehört.“
Als ich das letzte Mal da war, haben einige Reporter oder Amerikaner das Falco-Grab gefilmt.
Das war der Abschied von der kleinen leichten Dame, die wie ich hörte, am Schluß nichts mehr essen konnte und ein Baum werden will.
schöner tot sein
ein baum werden
vögel zu gast haben
das wär was
worauf man sich freuen könnte
aus „Mein papierener Garten“, Gedichte und Denkkrümel, das ich bei Judith Gruber-Rizys Frauentagslesung Mütter und Tochter vorigen Jahr wahrscheinlich gegen „Und Trotzdem“ mit ihr getauscht habe, aber leider bisher noch nicht dazu gekommen bin, es zu lesen. Denn die ganzen Gedichte, die sich mit dem Tod beschäftigen sind darin enthalten. Das obige, das auch auf den Partenzettel abgedruckte, 2005 geschriebene, aber auch „schöner sterben“, und
„es wird licht, es wird Ostern“
…ich glaube fest daran
daß es auch april wird
auch wenn ich nicht mehr da bin….
2003 geschrieben, wenn ich das früher gewußt hätte, es hätte noch besser zum Osterspaziergang gepasst.
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