Am Dienstag wurden, habe ich bei meiner Rückkehr gelesen, in Klagenfurt bei einer Pressekonferenz die Namen bekannt gegeben, die heuer bei dem Wettbewerb lesen dürfen und da mich im vorigen Jahr die Blogberichte zwischen den Lesungen auf die Idee zum Literaturgeflüster gebracht haben, will ich über diese sicher wichtige Literaturveranstaltung schreiben, die es seit 1977 gibt und die zuerst ziemlich angefeindet war, sich inzwischen aber als der Literaturpreis durchgesetzt hat, bei dem alle lesen wollen, weil dort die Verlage und die Medien sind.
Als 1977 Humbert Fink und Marcel Reich Ranicky auf die Idee zu dieser Veranstaltung kamen, hatten sie es schwer, Teilnehmer zu finden. Sie haben, glaube ich, die Großen angeschrieben und die haben nach der Reihe abgesagt. Die IG-Autoren haben in einem ihrer Bücher darüber berichtet. Die Idee der öffentlichen Lesung und der Life-Kritik ist von den Autorenverbänden als entwürdigend abgelehnt worden.
Ich hätte, glaube ich, immer gerne lesen wollen und habe mich auch zweimal dafür „beworben“, obwohl man das am Anfang gar nicht konnte. Zumindestens offiziell hieß es, du mußt eingeladen werden und das hat Brigitte Guttenbunner aus dem Arbeitskreis schreibender Frauen, die 1978 oder 1979 gelesen hat, auch so gemacht. Sie hat ihren Text „Hände falten“ hingeschickt und ist eingeladen worden. Den ersten Preis hat bekanntlich Gert Jonke gewonnen und dann war es, glaube ich, zu DDR Zeiten, auch die Gelegenheit für die DDR Autoren, sich im Ausland zu präsentieren und an Westgeld zu kommen, sie wurden rundum eingeladen, zumindest hat mir das Kerstin Hensel so erzählt, wie ich sie 1989 anläßlich ihrer Lesung persönlich kennengelernt habe.
Die Österreicher waren, finde ich, immer unterrepräsentiert, jedes Jahr werden zwei oder drei auserwählt, heuer sind es vier, einmal hat Ludwig Laher ganz allein gelesen und da hat mir Ruth Aspöck gleich gesagt, er wird den Preis nicht gewinnen.
Und den sogenannten Bachmannpreis Preis haben bisher auch nur zwei Österreicher bekommen, nämlich Gert Jonke 1977 und 1995 völlig überraschend Franzobel, den vorher kaum jemand gekannt hat und der dadurch berühmt geworden ist.
1996 bin ich hingefahren, habe mich in ein Hotel eingemietet und mir die Veranstaltung angehört und das war sehr spannend. Die Texte hat man damals aus Verlagsgründen nicht bekommen, wenn man nicht angemeldet war.
Jetzt kann man sie sich im Internet ausdrucken, es war aber interessant mitzuraten. Josef Winkler ist zum zweiten Mal angetreten, Lydia Mischkulnig, Richard Obermayr, Arno Geiger, Felizitas Hoppe, Yoko Tawada etc. haben gelesen und ich bin bis zum Ende mit der Meinung der Jury konform gelegen. Mir hat der Text von Yoko Tawada am besten gefallen, dachte aber, das trauen sie sich nicht, der Winkler, der aus seinem Indientext gelesen hat, wird den Preis bekommen. Dann tauchte aber ganz am Schluß Jan Peter Bremer mit seinem Monolog „Der Fürst spricht“ auf und alle waren begeistert, was ich nicht verstanden habe.
Seit einigen Jahren kann man sich die Veranstaltung im Internet anschauen, was ich regelmäßig betreibe und habe dadurch schon viele deutsche Autoren und Autorinnen kennengelernt, deren Texte es später billig bei der Buchlandung gibt.
Der Text, den Arno Geiger 1996 gelesen hat, der damals noch ganz unbekannt war, hat mir sehr gefallen, er hat dann bald ein paar Bücher bei Deutike gehabt. 2004 hat er noch einmal gelesen, ist auch nicht so besonders aufgefallen, hat dann aber mit seinem Roman „Es geht uns gut“ einen großen Erfolg gehabt.
Das Lesen dort ist also schon sehr wichtig und jetzt hat sich die Einstellung dazu auch total verändert und seit einigen Jahren braucht man auch die Empfehlung eines Verlages, damit man sich bewerben darf.
Was ich wieder nicht ganz verstehe, denn was passiert, wenn ich es ohne trotzdem tue? Vorher habe ich keine Antwort bekommen, bekomme ich jetzt eine Mahnung und einen Strafbescheid?, habe ich, als es eingeführt wurde, gefragt, was von Michaela Mondschein nicht verstanden wurde.
Nun ja, man darf sich mit einer Verlagsempfehlung bewerben und jeder Juror darf zwei Autoren vorschlagen. Für die jungen Autoren ist es sicher eine Chance, auch wenn sie nicht gewinnen und es gibt seit einigen Jahren auch den Literaturkurs, für die noch Jüngeren und Klagenfurt ist, so heißt es, der schönste Betriebsausflug der Literatur und es gibt, glaube ich, auch eine eigene Fußballmannschaft.
2005 habe ich mich mit Harald Klauhs von der Presse angelegt, als der ein paar Tage bevor der Wettbewerb begonnen hat, meiner Meinung nach sehr abgehobene Kommentare von sich gegeben hat und alles sehr viel besser wußte.
Damals haben Susanne Heinrich gelesen und Gerhild Steinbuch und Gabriele Petricek nicht, weil deren Text schon veröffentlicht war.
Für mich ist es trotzdem spannend und ich verfolge den Wettbewerb mit großer Begeisterung und habe mir heute gleich, als ich meine Mails durchhatte, die Namen der vierzehn Auserwählten angesehen, vier Österreicher bzw. Österreichinnen sind dabei, von denen ich Linda Stift und Andrea Winkler kenne, beide sehr begabte Nachwuchsautorinnen. Dann noch Phillip Weiß und Caterina Satanik aus Österreich, die, wie ich gelesen habe, noch nie etwas veröffentlicht hat, vielleicht ist sie das Wundertalent, aber wie erwähnt, die Preisträger sind meistens Deutsche und einer wird pro Veranstaltung regelmäßig niedergemacht, wie im letzten Jahr der Schweizer Pedro Lenz.
Es ist aber eine wichtige Veranstaltung, auch wenn es daneben noch sehr viel anderes gibt und das habe ich damals auch Harald Klauhs gemailt. 2006 hat Kathrin Passig völlig überraschend den Hauptpreis gewonnen und dazu gesagt, sie hätte den Text auf die Veranstaltung hin konstruiert.
Es stellt sich natürlich auch die Frage, wie das der Bachmann gefallen hätte und was der Preis überhaupt mit ihr zu tun hat? Lyriker dürfen ja nicht lesen.
Cornelia Travnicek hat herausgefunden, daß von den zehn angekündigten Literaturkursplätzen (jetzt heißt es bis zu zehn in der Ausscheibung) nur neun vergeben wurden.
Das ist interessant, in Zeiten wie diesen wird überall eingespart, das gehört offenbar zum Zeitgeist.
Ich frage mich, was passiert, wenn alle, die sich jetzt darüber ärgern und gerne die Vertretung für den verlorenen Zehnten wären, hinfahren, sich mit einem Schild in den Park vor das ORF Theater setzen, ihre Texte lesen und sich selber ihren Preisträger suchen?
Mit entsprechender Unterstützung ließe sich sicher ein bißchen Action daraus machen, in den Siebzigerjahren hätte sich vielleicht auch Josef Haslinger als Ersatzlektor angeboten und wenn dann noch das Fernsehen in der Nähe ist …
Ja, das sind die Stoffe aus denen meine Romane sind, darüber oder über etwas Ähnliches habe ich schon geschrieben und es sind auch die sozialen Aspekte, die mich interessieren.
Bachmannpreisgeflüster
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