Literaturgefluester

Schläfriges

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Lesung

Schlafes Krise? Die Abschlußveranstaltung zur Sommerlesereihe „Literatur und Schlaf“ mit Lesungen von Erika Kronabitter und Susanne Ayoub und einem Podiumsgespräch mit der Germanistin Gabriele Klug und dem Schlafforscher Gerhard Kloesch unter der Moderation von Christa Nebenführ gibts zwar erst am Abend in der alten Schmiede.
Antonio Fian hat aber auch ein neues Buch zu diesem Thema geschrieben. Es heißt „Im Schlaf“ Erzählungen nach Träumen und da hat der Droschl-Verlag schon am Mittwoch in das neueröffnete Theater „Nestroy Hof-Hamakom“ eingeladen.
Das Foyer war, als ich hingekommen bin, sehr voll. Es gab Wein und einige bekannte Gesichter zu entdecken. Also Herbert J. Wimmer die Hand gegeben und mir einen Platz in der zweiten Reihe gesucht.
Es sind auch bald Antonio Fian und der Droschl Lektor auf das Podium gekommen, Rainer Götz hat den Erzählband vorgestellt.
Es sind, glaube ich, sechsundfünfzig Erzählungen nach Träumen, wobei nicht ganz klar ist, was davon erst im Wachzustand dazugeschrieben wurde, da Antonio Fian keine Protokolle und keine Deutungen, sondern die Geschichten dazu schreiben wollte.
Sigmund Freud und sein berühmtes Werk wurde vom Lektor trotzdem mehrmals erwähnt, dann griff Antonio Fian zum Buch, ließ es wieder fallen und zog aus seiner Jackentasche den Text „Buchpräsentation“ heraus, den er, wie er sagte, heute erst geschrieben hat und der damit beginnt, daß es um 20. 30 im Theater Nestroyhof eine dreißigminütige Lesung aus seinem neuen Buch mit anschließender Autogrammstunde geben soll, er aber nicht beginnen kann, weil er noch auf den Bundespräsidenten und den Bundeskanzler warten möchte.
Stattdessen kam Wolfram Berger auf das Podium und begann weiter aus dem Buch zu lesen, das viele solcher Träume hat.
Antonio Fian will irgendeinen berühmten Autor übersetzen, die siebzehjährige Tochter fährt ihn aber aus der Stadt hinaus, so wird nichts aus der Übersetzung und auch nichts mit dem Vertrag mit dem Luchterhand-Verlag, da der nur Autoren nimmt, die einen Lastwagenführerschein haben, weil sich der Verlag sein Geld eigentlich durch Transporte verdient.

Antonio Fian

In einem anderen Traum will Fian eine schöne Frau vögeln und geht mit ihr in ein Privatschwimmbad und muß zusehen, wie sie ihn vertröstet, weil sie zuerst sehr viel sticken muß.
Werner Koflers „Guggile“ kommt vor und ein Kritiker, der mit seinen scharfen Bemerkungen die Lesungen immer stört, während Antonio Fian Werner Koflers Pullover wäscht, sie aber nicht bügeln will und am Schluß gibt es den Bundespräsidenten Burger und den Bundeskanzler Menasse (wenn ich die Namen nicht verwechsle), weil es die Republik Österreich seit 2001 nicht mehr gibt und man sich diese Ämter um viel Geld kaufen kann.
Dem Publikum hat es gefallen und es wurde viel gelacht dabei, während ich mir wieder einmal dachte, daß ich meine Träume, daß ich zum Beispiel nach Stockholm zum Nobelpreis fahre, aber zu spät komme, weil dort der König schon längst Antonio Fian die Krone übergeben hat, wahrscheinlich nicht bei Droschl veröffentlichen kann und bei einer Lesung auch nicht so viel Publikum kommt, solche Geschichten aber schreiben kann und auch schon geschrieben habe.

Es war aber trotzdem eine schöne Veranstaltung und ein schöner Saisonauftakt nach soviel Sommerfrische.
Es gab ein tolles Buffet mit Truthahn, Feigen, Weintrauben, Käse und ich habe zuerst meine Psychologenkollegin Brigitte Juen getroffen, die gekommen ist, weil sie im selben Haus wie Antonio Fian wohnt.
Überschneidungen zwischen meinem literarischen und psychologischen Bekanntenkreis gibt es nur selten, scheinen die Psychologen und die Psychiater, die ich kenne, ja eher zu Lesungen zu gehen, wenn sie die Autoren persönlich kennen, was auch nicht uninteressant ist.
Danach bin ich in den Keller hinuntergegangen und habe mir die Wehrmachtsausstellung „Was damals Recht war“ angeschaut, die am 1. September eröffnet wurde, da an diesem Tag vor 70. Jahren der 2. Weltkrieg begonnen hat und habe mir die hundertjährige Geschichte des jüdischen Theaters, das es jetzt im Nestroyhof wieder geben wird, durchgelesen.
Ein viel ernsteres Thema als Antonio Fians Träume, aber auch sehr interessant.
Im Theater war die Stimmung gut und viel Prominenz zu sehen, die auch mit mir gesprochen hat.
So habe ich mich mit Karin Fleischanderl über den Bachmannpreis unterhalten, Bernhard Strobel nach seinem neuen Buch gefragt, mich von Alfred mit Antonio Fian fotografieren lassen und die Verlegerin Annette Knoch, auf das Longlistenbuch angesprochen, weil sie mit Thomas Stangl ja auch auf dieser Liste steht.

Lesung

Donnerstagabend ging es weiter mit dem Schlafen, in der alten Schmiede, mit einer sehr komplizierten Gruppendynamik und vielen bekannten Gesichtern. Es haben sich zwar nicht alle über mein Kommen gefreut, denn es waren viele da, die offenbar nicht mit mir können, so daß ich mich nachher im Cafe Engländer ziemlich unbehaglich fühlte. Erika Kronabitter hat mich aber lieb begrüßt, Petra Ganglbauer, Günter Vallaster, Marietta Böning, Judith Gruber-Rizy und Ruth Aspöck, die ja übermorgen mit dem Schiff zum Donau-Delta fährt und daher weder zum Volksstimmefest noch zur Poet Night kommt, waren da. Später habe ich noch Hilde Langthaler, Hilde Schmölzer und Manfred Chobot gesehen.
Zwei Texte zum Thema Schlaf. Erika Kronabitters „Viktor“ und Susanne Ayoubs Monolog mit dem Zitat: „Ich habe mir den Schlaf nicht verdient, ich muß ihn mir kaufen“, führten zu der Diskussion mit einer Spezialistin zum Thema Schlaf in der Literatur des Mittelalters, das gibt es und einem neurophysiologischen Schlafforscher hinüber.
Vom Schlaf als Schuld und Müßiggang, wie man es früher nannte, zu der schlaflosen Gesellschaft, wo sich die Schlaflosen in ihren Betten wälzen und die Psychopharmafirmen und die Bettenstudios an ihnen Geld verdienen.
Interessant der Aspekt und das Zitat, das Christa Nebenführ von Heinrich Mann erwähnte, nämlich daß, wenn man mit dem Manuskript nicht weiterkommt, ein Mittagsschlaf von zwanzig Minuten helfen kann, Klarheit in die unscharfen Szenen zu bringen.
Das muß ich einmal ausprobieren, liege ich ja oft genug schlaflos im Bett herum.

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