Zum achtzehnten Mal fand nun schon dieses Festival zwischen dem Cafe Landtmann und dem Burgtheater statt und ist, wie die Veranstalter betonten, ein großer Erfolg geworden, das vom literarischen Leben Wiens nicht mehr wegzudenken ist.
Wie Frau Heidegger mag man sich nun fragen, was es bringt, da Nonstop zuzuhören?
Die Veranstalter hatten beim Opening auch die Antwort.
„Rund um die Burg“, soll das Buch und das Leseverhalten fördern. Es gibt ein großes Bücherzelt, das ebenfalls rund um die Uhr geöffnet ist und wenn man das Programm betrachtet, war es, wie die Poet Night, nur auf einem viel höheren Mainstreamniveau und das Honorar wird auch höher sein.
Gelesen haben die große Namen. Erika Pluhar hat eröffnet, dann kam Hugo Portisch, dem es in seiner Pension in die Toskana zog, wo er nun Oliven pflanzt, gefolgt von den Lebensansichten Peter Michael Lingens, der auch Siebzigjährig, seine Meinungen über Sex, Politik, ect, für seinen jüngsten Sohn Erich niederschrieb, damit aber sicher einen Verkaufserfolg hat, denn Biografien bekannter Männer lesen sich ja gern.
Natürlich gab es auch Literatur und weil ich irgendwie ehrgeizig bin, leiste ich mir diesen Spleen, am Freitagabend mit einer großen Tasche, mit Broten, Kaffee und einem Pullover hinzugehen und als Einzige, außer dem Fotografen und vielleicht der Veranstalterin, die Nacht durchzuhalten.
Das ist interessant, leicht ist es nicht und so ist es mir am Anfang auch nicht gleich gelungen und ich bin einige Male, um halb zwei oder drei am frühen Morgen, wenn es kalt und die Erotik-Nacht nicht besonders aufregend war, gegangen und habe mich dann jedesmal geärgert. Vier, fünf oder sechs Mal habe ich es inzwischen geschafft, auch wenn es immer noch ein wenig peinlich ist, wenn mich dabei jemand sieht.
Der Fotograf weiß es inzwischen, aber bei Rolf Schwendter habe ich vor ein paar Jahren sehr herumgestottert und heute ging es mir mit Zdenka Becker, die bis Mitternacht da war und um acht Uhr Morgen gelesen hat, ähnlich.
Begonnen hat es mit Erika Pluhar, dann kam die Eröffnung mit den Herren von Raiffeisen und der Wien Holding, die das Ganze sponsern, dem Wissenschaftsminister und einem Vertreter des Bürgermeisters und Marie-Christine Giuliani, die den Abend moderieren sollte, hat die Herren damit genervt, als sie fragte, was sie gerade lesen?
Sachbücher der Minister und die Sponsoren, der Herr Gemeinderat hat Julya Rabinowichs „Spaltkopf“ aus der Jackentasche gezogen.
Dann kam Peter Henisch mit seinem neuen Roman „Der verwirrte Messias“, den ich sehr mag und Andre Kurkov aus der Ukraine mit „Der Milchmann in der Nacht“, wo sich eine stillende Frau, die Milch abpumpen läßt, in der dann die Politiker baden. Kurkow mag ich auch sehr gern.
Die Bücher der Kurier- oder Profil-Redakteure interessieren mich weniger. Ausnahme war Susanne Scholl, die Russland Expertin des ORF mit ihrem Portraitbuch „Rußland mit und ohne Seele“.
Antonio Fians Buch habe ich schon gekannt. So ging es bis Mitternacht, Peter Rosei hat da noch gelesen und der Verleger Jochen Jung aus seinem Beziehungsroman „Das süße Messer“.
Um Mitternacht gibts die Kriminacht, da war ich vorige Woche auch zu übereifrig und habe sowohl Eva Rossmann, als auch Thomas Raab schon gehört, Alfred Komarik mit seinem neuen „Polt“ aber nicht. Simon Polt bekommt ein Kind von seiner Freundin Karin, genauso, wie der Lemming, Serien Held von Stephan Slupetzky „Lemmings Zorn“, ob das ein Zufall ist, weiß ich nicht.
Es gab noch einen Krimi von einer Elisabeth Herrmann „Die letzte Instanz“, der in Berlin spielt, mehr weiß ich nicht, denn da bin ich weggeschlafen.
Es gab im Vorjahr eine Diskussion mit Otto Lambauer, ob man bei „Rund um die Burg“ schlafen darf?
Ich darf natürlich, kann es aber erfahrungsgemäß immer nur sehr kurz, jeweils für ein paar Minuten und meistens in der Nacht am wenigstens, das geht zu Mittag besser. Aber gestern war es nicht so kalt und jetzt sind auch die Erotik-Nächte interessanter. Da gibt es inzwischen ein paar junge Autoren, die sehr interessant schreiben. Am Anfang wurde eher Herzmanovsky-Orlando gelesen, das habe ich, als fad in Erinnerung.
Diesmal begann Karin Rick in einem glänzend schwarzen Kleid und die ist ja sehr engagiert und hat früher ihre Bücher im Milena Verlag gehabt. Da kam dann gleich die Enttäuschung, nämlich Jan Kossdorffs „Sunnyboys“, denn Milena ist ja kein Frauenverlag mehr.
Jan Kossdorff steht mit seinem Buch, wie er betonte, auf der Independent Liste und das ist mir ein Rätsel, denn so toll habe ich das Reihenvögeln nicht gefunden, aber ich habe eine eher konservative Sexualität.
Es folgte Ingrid Schramm mit „Die Liebespriesterin“, die hat Anni Bürkl schon in ihrem Blog vorgestellt, das hat mich auch nicht vom Sessel gerissen, dafür waren aber Doris Lerches erotische Gedichte sehr originell.
Dann kam Peter Gruber und hat mit seinem „Sommerschnee“ ein Almtagebuch vorgelesen, weil er seit vierzehn Jahren im Dachsteingebiet Senner ist.
Um halb sechs kamen Mieze Medusa und Markus Köhle und die haben mir leid getan, daß sie in einem leeren Zelt ihren Poetry Slam bzw. das ebenfalls bei Milena erschienene Buch „Doppelter Textpresso“ vorstellen mußten.
Nachher war es auch sehr interessant und leer, nämlich die Literaturwerkstatt Holunder mit ihrem Theodor Kramer Gedichtprogramm.
Dann habe ich Zdenka Becker im Bücherzelt erklärt, daß ich ein bißchen verrückt mit meinem Literaturmarathon bin, die ihr Buch „Taubenflug“ über eine Tochter, die nach dem Begräbnis ihrer Mutter in die Bratislaver Wohnung kommt und dort eine Taube und im Kasten Briefe findet, die ihr ihr Jugendfreund zwischen 1960 und 1980 schrieb, die ihr die Mutter nie gegeben hat und daran knüpft sich dann die Handlung, vorstellte.
Um neun kam Julya Rabinowitsch, da bin ich auch weggeschlafen, aber ihr Buch habe ich schon bei einigen Lesungen gehört.
Dann kam mit Ina Wißgott, eine pensionierte Ärztin, die sich bei Ärzte ohne Grenzen engagiert und nicht nur von dem Elend schrieb, das die Frauen in Afrika durch die Beschneidungen erleben, sondern auch davon erzählte, wie sie in die Pension gemobbt wurde. Etwas Berührendes habe ich vergessen. Nämlich Uschi Fellner von der Zeitung News bzw. Woman, die hat eine junge Lehrerin vorgestellt, die voriges Jahr durch einen Unfall ihren Mann und ihre zwei kleinen Kinder verlor und das in sehr beeindruckenden Mails verarbeitet hat.
Samstag Mittag kommt immer eine Stunde die Schule für Dichtung, dann wirds wieder voll.
Julian Schutting war da und Vladimier Vertlieb und wieder ein paar Autoren für den Mainstream- und den Sachbuchgeschmack. Werner Schneyder, Harald Schume, Armin Thurnher.
Am Schluß gibts immer ein musikalisches Programm des Volkstheaters. Diesmal hat Maria Bill sehr gekonnt Edith Piaf vorgestellt.
Wenn man im Zelt sitzt, versäumt man zwar den Smalltalk draußen. Ich habe aber ein paar interessante Gespäche geführt und mich mit einigen Autorenkollegen unterhalten. Es gab wieder die „Edlen Tropfen“ zu verkosten und ich habe viel gelernt. Die Bücher muß ich mir dann gar nicht mehr kaufen. Außerdem habe ich beim Nach-Hause-Gehen zwei gefunden, nämlich einen alten Simmel und Manuela Stefanis „Das Haus am Olivenhain“, was sehr gut zum Hugo Portisch passt.
2009-09-19
Rund um die Burg
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