Während in Frankfurt der deutsche Buchpreis verliehen wurde, war ich in der alten Schmiede, denn da stand Marie Therese Kerschbaumer auf dem Programm.
„Gespräche in Tuskulum“, ein Fragment, das vierte Buch, nach der autobiografischen Romantrilogie, von der ich „Ausfahrt“ und „Fern“ gelesen habe und über die Dichterin, die 1936 bei Paris geboren wurde, habe ich schon öfter geschrieben, hat sie ja mein literarisches Leben sehr geprägt und mich auch freundlich begrüßt und für das Kommen gedankt.
Es war nicht besonders voll in der alten Schmiede, eine Schulklasse ist aber gekommen, der Marie Therese Kerschbaumer einige Stelle ihres umfassenden Werkes besonders erklärt hat. Des epischen Poems, in dem es um den Klang und natürlich die Freunde geht. Die Verstorbenen Gerhard Kofler und Heidi Pataki sind in dem Buch erwähnt. Herbert J. Wimmer, Julian Schutting, Lisa Fritsch sind gekommen, beim Hinausgehen habe ich noch Christine Huber gesehen.
Es ist ja sehr beeindruckend, daß man, wenn man in die alten Schmiede geht, manchmal unter lauter bekannten Dichtern sitzt und die Wiener literarische Szene hautnah miterleben kann, obwohl die immer weniger wird, bzw. sich inzwischen verändert hat. Marie Therese Kerschbaumer zählt aber sicher neben der Elfi und der Fritzi zu den bedeutendsten Wiener Dichterinnen und hat auch eine sehr empathische Art sich auszudrücken.
Der Philosoph Rudolf Burger sollte kommentieren und das Werk, das kein Roman ist, sondern bloß vom Verlag so genannt wurde, damit es sich wahrscheinlich besser verkauft, wurde von Kurt Neumann eingeleitet, in dem es um das Universum, den Kosmos und um zweitausend Jahre Geschichte geht. Um Dante, Gerhard Kofler und die Protagonistin Barbarina, bekannt aus den anderen Bänden, die sich diesmal auch in einer römischen Kaiserin widerspiegelt.
„Aber“, erklärte Marie Therese Kerschbaumer am Beginn den Schülern „es geht um den Klang nicht um irgendwelche Inhalte. Es sind die Texte in denen wir uns treffen.“
Dann bedauerte sie, daß viele ihrer Dichterfreunde schon gestorben sind und wünschte sich Schönheit, Liebe und Unsterblichkeit, woran sich die Diskussion mit Rudolf Burger knüpfte, der das Ganze philosophisch kommentieren sollte, sich aber von der Allmacht der Poesie geschlagen gab. Er wunderte sich nur, wieso das Poem „Gespräche in Tuskulum“ genannt wurde. Marie Therese Kerschbaumer konnte es ihm erklären.
Dann ging es heim, um herauszubekommen, wer den deutschen Buchpreis gewonnen hat? Ich tippte ja auf Herta Müller und da gab es ebenfalls Sprachlosigkeit und Überraschung. Sprachlosigkeit bei Kathrin Schmidt, die, wie sie sagte, nicht damit gerechnet hat und keine Rede vorbereitet hatte.
Ich war überrascht, obwohl der Roman „Du stirbst nicht“, der Psychologin, die 1958 in Gotha geboren wurde, in dem es um das Erwachen aus dem Koma nach einer Gehirnblutung geht, ein wichtiges Thema hat und irgendwie, wie ich mich gerade informierte, auch autobiografisch ist.
Ich habe mir das Preisverleihungsvideo angesehen und auch ein bißchen über die Ein- und Ausladung chinesischer Regimkritiker gelesen. China ist ja Gastland und ich werde mir die Buchmesse, die Dienstags eröffnet wird, wieder möglichst intensiv geben und davon berichten. Ob täglich, um den lieben Otto mit meinen langen Berichten zu nerven oder Blockweise, weiß ich noch nicht, lassen wir uns überraschen und ich finde es noch immer sehr erstaulich, wer das Literaturgeflüster liest und mir Kommentare sendet.
Alte Schmiede und deutscher Buchpreis
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