Vom Ohrenschmaus in die Fünzigerjahre. Gibt es da ja im Museum auf Abruf in der Felderstraße derzeit eine Ausstellung „Die Fünzigerjahre: Kunst und Kunstverständnis in Wien“ mit einem literarischen Begleitprogramm, das heißt vier Veranstaltungen zur Literatur.
Zwei davon, nämlich Michael Rohrwassers „Die österreichische Literatur und der kalte Krieg“, sowie Andreas Okupenko liest „Texte aus den Fünfzigerjahren“ habe ich versäumt, aber „Die andere Erzähltradition. Auseinandersetzung mit Krieg und Faschismus in der Literatur der Fünfzigerjahre“ und das Podiumsgespräch mit Alexandra Millner, Daniela Strigl, Friedrich Achleitner und Franz Schuh mit der Moderation von Klaus Kastberger, in zwei Wochen habe ich mir vorgemerkt.
Am Mittwoch also die „Andere Erzähltradition“ eine Reihe von bisher unbekannten Texten der Fünfzigerjahre zum Thema „Auseinandersetzung mit Krieg und Faschismus“ und „Trümmerliteratur“, wie es Evelyne Polt-Heinzl nannte, die die Texte zusammengestellt hat.
Alexander Strobele, ein Schauspieler, der wie ich 1953 geboren ist, hat statt Cornelius Obonya, der im Programm stand, gelesen und es war sehr interessant.
War ich in diesem „Museum auf Abruf“ ja noch nie, sondern vor Jahren in einem, das näher dem Karlsplatz angesiedelt war und da habe ich eimal eine Ilse Aichinger Lesung versäumt, weil ich, schlampig wie ich manchmal bin, es falsch aufgeschrieben hatte und ein anderes Mal kam ich nicht hinein und bin mit Elfriede Gerstl in die Kettenbrückengasse gegangen, bzw. habe ich ihr geholfen, Schuhe dorthin zu tragen, weil sie damals in einem Haus in der Nähe der Apotheke eine Wohnung mit einem Kleiderlager hatte, das sie mir zeigte.
Zwei unvergeßliche Gelegenheiten, die nicht wiederkommen und dieses Museum auf Abruf, vis a vis dem Rathaus, ist viel größer, es beherbergt auch die Artothek und die erste Person, auf die ich gestoßen bin, war Alexandra Millner.
Ich bin ein bißchen in den Ausstellungsräumen herumspaziert und habe mir die Bilder der Fünfzigerjahre angeschaut. Es gab einen dicken Katalog und ein paar Stammbesucher. Die weißhaarige Dame, die, glaube ich, mit den Vornamen Elisabeth heißt und den pensionierten Lehrer, der mir einmal ein Buch abgekauft hat. Sehr wenige Besucher eigentlich für eine so tolle Veranstaltung. Da sieht man wieder das Gefälle der literarischen Veranstaltungen Wiens.
Evelyne Polt-Heinzl hat ihre Veranstaltung zweigeteilt und für beide Teile bisher eher unbekannte Werke ausgesucht und erwähnt, daß es viel mehr als die Wiener Gruppe, nämlich ein paar realistische Autoren gab, die kurz nach dem Krieg Bücher schrieben, die Anfang der Sechzigerjahre verlegt wurden und inzwischen vergriffen sind.
Ein bißchen was weiß ich davon, die Namen Jeannie Ebner und Martina Wied sind mir bekannt und Jeannie Ebner hatte beispielsweise eine sehr schöne Veranstaltung in der Berggasse mit Monika Bargmann im Juni und da waren noch viel weniger Leute.
Hans Flesch-Brunningen, Felix Hubalek, Herta Staub und Rudolf Kalmar waren mir aber nicht bekannt, das heißt Herta Staub ist das nicht das Pseudonym der Adrienne Thomas?
Und da habe ich auch eine ganz persönliche Erinnerungsgeschichte mit dem Buch „Reisen Sie ab Mademoiselle“, das ich mir einmal bei einem Flohmarkt in der Schönbrunner Straße aus einer Kiste zog, die Zuzaks um biografische Daten bat, Google gab es damals offenbar für mich noch nicht und später darauf gekommen bin, ich hab es schon sehr lang in Harland stehen.
Im zweiten Teil, den der Trümmerliteratur nannte Evelyn Polt-Heinzl Oskar Jan Tauschinski mit seinem Roman „Talmi“, der 1963 erschien, in dem er sich auf Alma Johanna König bezieht. Von Alma Johanna König habe ich ein Buch vom Flohmarkt des Richard Jurst gekauft und auch den Artikel in der Anthologie von Evelyne Polt-Heinzl „Zeitlos“ gelesen und Oskar Jan Tauschinsky kenne ich von dem Marie Curie Roman „Wer ist diese Frau?“, den mir die Kinderfeunde zu Weihnachten schenkten. Es gab dann noch Hannelore Valencak, deren „Fenster zum Sommer“ in den Siebzigerjahren im Radio war und jetzt wieder aufgelegt wurde, Robert Neumanns „Die Kinder von Wien“, das ich in den frühen Achzigerjahren gelesen habe, Hertha Pauli, Jeannie Ebner und Hertha Kräftner, alles mir bekannte Autorinnen und wieder Herta Staub, deren von Evelye Polt-Heinzl erwähnten Lebenslauf und die zitierten Gedichte sich allerdings nicht mit der Biografie von Adrienne Thomas deckten.
Die Lesung war aber sehr interessant, nachher gabs Wein, der auf einem Servierwagen im Vorraum ausgeschenkt wurde. Zehn, zwölf Stammbesucher standen herum und es gab eine interessante Diskussion.
Ich fragte Evelyne Polt-Heinzl und Alexandra Millner nach dem Pseudonym von Adrienne Thomas und erwischte beide auf dem falschen Bein. Zum Glück gibts aber inzwischen Google und so weiß ich jetzt, es ist Hertha Strauch und Adrienne Thomas ist wahrscheinlich auch eine interessante Autorin der Fünfzigerjahre.
Für mich jedenfalls, wenn auch Evelyne Polt-Heinzl meinte, daß sie nichts Neues aufzuweisen hätte.
Wieder viel gelernt über die Fünfzigerjahre und den Literaturbetrieb. Ein paar interessante Gespräche geführt, zugehört, Wein getrunken, einige Zeitschriften mitgenommen.
Jetzt freue ich mich schon auf die Diskussionsveranstaltung in zwei Wochen und finde es sehr schade, daß nur so wenig Leute den Weg in das Museum auf Abruf fanden, es gibt aber sehr viele Veranstaltungen, das weiß ich schon und man kann nicht überall sein.
2009-12-03
Die Fünfzigerjahre
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