Literaturgefluester

Zehn Jahre Frauenraum

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Am Frauentag Terminkollisionen. Ich wollte in die Kammeroper zur Wiener Vorlesung mit einer lyrischen Suite von Hanna Fuchs und Alban Berg, hatte aber eine Stunde, also dachte ich, geh ich zu den wilden Worten, dann schickte mir Hilde Schmölzer ein Mail, daß sie bei der langen Nacht der Künstlerinnen im Kosmos Theater liest und am Morgen gabs was im Leporello zur Kosmos Jubiläumswoche, so habe ich mir das Programm angesehen, umdisponiert und mich erinnert…
Denn wie die Geschichte lehrt, 1997 gabs das erste Frauen Volksbegehren, ein Jahr später einen Verein für weiblichen Spielraum namens Link unter Barbara Klein, die einen Frauenraum a la Virginia Woolf forderte. Als die Anfragen bei den Politikern nichts nützten, das leerstehende Pornokino Rondell in der Riemergasse besetzte und zehn Tage lang ein Non Stop Programm bot. Es kam die Polizei und räumte, der Verein machte auf der Straße weiter. Stellte, wie am Freitag eine Bühne auf den Ballhausplatz und forderte die Frauen auf zu lesen und Programm zu machen. Das drang zu mir, so habe ich „Die Verwechslung“ mit einer tollen Lichtbeleuchtung gelesen, daß ich die Zuhörer nicht gesehen habe, Aloisie Roth kennenlernte, die glaube ich, einen Bachmann Text vortrug. Am Abend nach der Vorstellung ist Josef Hader gekommen und hat seine Solidarität erklärt. Grace M. Latigo, eine staatenlose Slowakin hat moderiert und irgendwann hat es geholfen…
Das Pornokino ist zwar an das Porgy und Bess gegangen, was Annas Schulfreundin Sarah, deren Mutter Jazzsängerin ist, selbstverständlich fand. Barbara Klein bekam das Kosmos Kino, 2000 wurde, mitten in der blau schwarzen Aufregung eröffnet, ich glaub, ich war bei dem berühmten Baustellenfest und hab der Barbara Klein geschrieben, daß ich lesen will.
Es gab Montags immer ein Frauentreffen, wo man seine Anliegen vortragen konnte, so daß ich einmal mit der Bruni eine Frauenlesung organisierte, die in ein Frauenfest der Grünen hineingepresst wurde. Das war kompliziert und mühsam, stattgefunden hat es an einem dieser Einkaufssamstage im Dezember, die Elfriede Gerstl hat unter anderen gelesen und die Bruni sich gesorgt, daß wir keine Zuhörer haben und wollte absagen.
Grace M. Latigo, eine sehr engagierte Kämpferin, hat anfangs mitgearbeitet, wurde aber irgendwann entlassen, was große Empörung auslöste und keine Unterstützung der KPÖ Betriebsrätin Heidi Ambrosch fand.
Ansonsten gabs im Kosmos Frauenraum, wie ich bei der Eröffnung hörte, engagierte Frauenkunst. Ein paar Mal bin ich dort gewesen, vor einer Wahl gab es eine politische Diskussion von welcher Partei, die Frauen am besten vertreten werden, ich glaub, es war die KPÖ, die ersten drei Jahre hieß es Frauenraum, dann wurde es in Kosmos Theater umbenannt. Die Milena Widerstandsanthologie wurde 2000, während der Poet Night vorgestellt und ich bin vom Siebenstern ins Kosmos gependelt und umgekehrt.
Frauen hatten in den ersten Jahren einen um 30 % verbilligten Eintritt, weil sie weniger verdienen, bis sich die Männer darüber beschwerten. Weil ich kaum ins Theater gehe und das mit dem Lesen nicht so recht klappte, war ich in den letzten Jahren nicht mehr dort. Das letzte Mal bei einer Aufführung der Lesefrauengruppe unter Hilde Schmölzer von Virginia Woolf.
So daß es fast ein deja vue Erlebnis war, kurz nach sieben die Stufen hinabzusteigen. Es hat aber erst um acht angefangen. Vorher gabs eine Straßeninstallation, wo Cynthia Schwertsik weiße Wäsche wusch und ich habe mich mit einer Frau vom Lesetheater unterhalten, bzw. beobachtet, wie sie mit einem der wenigen Männer flirtete.
Es gab eine Ausstellung zur Geschichte mit vielen bunten Fotos und ein Buch „Das Theater mit dem Gender“, richtig, das heißt jetzt so, das von Johanna Dohnal herausgegeben wurde. Die hätte am Mittwoch bei der Podiumsdiskussion auftreten sollen, jetzt gab es eine Schweigeminute und einen Ehrenplatz mit einer Rose und einer schwarzen Schleife.
Stadtrat Mailath-Pokorny und Stadträtin Sandra Frauenberger haben eröffnet. Barbara Klein habe ich fast nicht mehr erkannt, sie mich aber auch nicht.
In der Pause gabs ein paar Aufstrichbrote und zu wenig Sekt, ich erwischte gerade noch ein Gläschen, unterhielt mich mit Dagmar Fischer, Elfriede Haslehner und der Bruni und als ich bei Bettina Frenzl bedauerte, daß die Fotos so hoch aufgehängt waren, daß ich sie nur hüpfend betrachten konnte, antwortete sie „Der Stadtrat ist halt so groß…“
Nach der Pause wurde der Jubeläumsfilm gezeigt, in dem auf die Geschichte hingewiesen und ein paar Leute interviewt wurden: Barbara Klein, engagierte Mitarbeiterinnen, Josef Hader und als Buhmann, der Kritiker Wolfgang Kralicek vom Falter über den alle lachten, auch nicht sehr lustig.
Ansonsten aber feierlich. Barbara Klein bekam von ihrem Team eine Torte. Petra Unger präsentierte ihre neue Reihe über Pionierinnen und Zukunftsfrauen. Dann gabs noch eine Frauenband mit Life Musik, da bin ich aber schon gegangen und beim offenen Bücherschrank gabs was von Ilse und Fritz.
Von Ilse Kilic war übrigens auch etwas auf dem Ausstellungsvideo, das ich mir in der Pause angesehen habe. Bei der langen Nacht der Künstlerinnen am Samstag bin ich nicht dabei, vielleicht hätte ich aber lesen dürfen, wenn ichs gewußt und mich angemeldet hätte..?

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