Literaturgefluester

2010-03-29

Literarische Recherche

Filed under: Uncategorized — jancak @ 22:48

Unter diesen Titel fanden heute in der alten Schmiede die Textvorstellungen statt. Ursula Haas aus München, Dorothea Macheiner aus Salzburg, Manfred Wieninger aus St. Pölten, moderiert von Renata Zuniga, der Exfrau von Stephan Eibel Erzberg.
Die Textvorstellungen werden seit einigen Jahren von sogenannten Redakteuren gemacht, die sich die Bücher aussuchen, die die Autoren an die alten Schmiede schicken und den Abenden ein bestimmtes Thema geben.
Renata Zuniga ist eine davon, bei der Generalversammlung der IG Autoren habe ich ihr 2006, die „Fluchtbewegungen“ mit dem Wunsch in der alten Schmiede zu lesen überreicht. Die Bruni stand daneben, was zur Folge hatte, daß sie das Jahr darauf gelesen hat. Ich habe Renata Zuniga noch einmal ein Buch von mir gegeben, eingeladen haben mich zwei Männer. Reinhard Wegerth, 2007 mit dem Wiener Stadtroman, Friedrich Hahn, 2009 mit „Und trotzdem“, was meine These, daß die Männer solidarischer, als die Frauen sind, verstärkte. Inzwischen ist wieder ein Buch von mir an die alte Schmiede gegangen und der heutige Abend war sehr schön. Als Überraschungsgäste habe ich Robert Eglhofer und Ruth Aspöck im Publikum getroffen.
Die literarische Recherche ist ein interessantes Thema, das jeden Autor mehr oder weniger betrifft und ein sehr weites Land, denn die Texte der drei auserwählten Autoren waren durchaus unterschiedlich. Ein sehr breiter Bogen, formulierte es Renata Zuniga und Manfred Wieninger präsentierte seinen fünften Marek Miert Krimi, der ja in einer Stadt namens Harland spielt und er an sich, wie Manfred Wieninger in der Diskussion erzählte, mehr erfindet als recherchiert. Aber diesmal war es anders, diesmal spielte seine Tätigkeit als Historiker hinein und da hat er 2005, die NS Zwangslager um die Viehofener Seen entdeckt. Ungarische und ukrainische Zwangsarbeiter bauten dort die Traisen aus und so siedelte Manfred Wieninger hinter dem Harlander Bahnhof, die Ukrainische Mafia an und erfand ein Bordell in dem die Buffmutter Marek Miert Kaffee kocht und ihn von einem seltsamen Mann erzählt, der kein Sandler ist, aber herumschnüffelt und sich über allerhand Sachen, die in diesem Harland passieren, erkundigt.
„Rostige Flügel“ heißt der Krimi und klang sehr spannend. Auf die Frage aus dem Publikum „Wie lange die Autoren an ihren Romanen schreiben!“, die alle lustig fanden, antwortete Manfred Wieninger eineinhalb Jahre.
Ursula Haas hat dagegen zehn an ihren Roman „Drei Frauen“ geschrieben, beziehungsweise recherchiert und außerdem den Nikolaus Lenau Preis für Lyrik gewonnen. Bei „Drei Frauen“ geht es in drei Strängen, um zwei historische Personen, nämlich die Schwester von Paul Claudel, die Bildhauerin Camille, die ein Verhältnis mit Auguste Rodin hatte und im Irrsinn endete, weil den Frauen vor hundert Jahren ihre Kreativität noch nicht gestattet war. Die zweite Frau ist die Fotografin und politische Aktivistin Tina Modotti, beide 1943 verstorben und 1943 kam die Ich-Erzählerin Lenka zur Welt, die sich von der Hausfrau zur Schriftstellerin emanzipiert, ihre männliche Muse hat sie aber auch und genau das hat die Langzeitrecherchiererin mit ihrem drei Frauen Roman, den sie als sehr musikalisch bezeichnete, bezweckt.
Die dritte Recherchiererin war Dorothea Macheiner, die ich vor einigen Monaten mit einem anderen Text in der Gesellschaft für Literatur hörte, diesmal wurde ihr Buch „Fra Jean – eine Vermutung“ vorgestellt und daran hat sie zwei Jahre in Malta recherchiert und drei an dem Buch geschrieben, in dem sie, wie in der Einleitung erwähnt wurde, mit wachsender Sensibilität und energetischen Schwingungen zwei Welten Maltas miteinander in Verbindung brachte, nämlich die matriachalischen Tempeln und die patriachalen Malteser Ritter an Hand ihres Großmeisters Fra Jean.
Dorothea Macheiner scheint in diese Arbeit eine große Liebe und viel Begeisterung hineingesteckt zu haben und hat das Buch auch vor kurzem in Malta vorgestellt.
Das Publikum war sehr interessiert und die Zusammenstellung der Autoren war wirklich interessant. Ein breiter Bogen und sehr penible Rechercherierer, während ich eine schnelle Schreiberin bin, die gar nicht so viel recherchiert, ein bißchen aber schon und so war es auch sehr interessant zu erfahren, wie das die anderen machen, die Geduld zehn Jahre an einem Buch zu schreiben, habe ich sicher nicht.

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